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  • Day 9

    Biketour durch Dschungel und Reisfelder

    June 15, 2022 in Indonesia ⋅ ⛅ 27 °C

    Heute kann ich meine Füße ein bisschen schonen, denn ich habe mich für eine Biketour angemeldet. Ich bin schon ganz gespannt. Ich werde in der Nähe meiner Unterkunft von unserem Guide Wayan eingesackt, wir nehmen noch ein sympathisches deutsches Pärchen mit und dann geht es weiter in den Norden. Wir stoppen kurz an den bekannten Tegallalang Reisterassen, danach geht es weiter nördlich auf unsere Mountainbikes. Herrlich mal wieder ein Sattel unter dem Hintern zu haben - meine Füße feiern mich dafür! Die 22km Tour ist auch bei der Hitze gut machbar. Es geht größtenteils bergab entlang schattiger Straßen (deren Qualität natürlich eher nicht dem europäischen Standard entspricht 😝) und zwischendurch auch ein bisschen bmxmässig crosscountry. Ich bin einfach nur überwältigt von der Vielfalt der Natur. Hier wächst einfach alles: überall Reis und Tropenfrüchte (wir sehen Papaya, Durian, Jackfruit, unzählig viele Mandarinen und natürlich Bananen), außerdem auch Tomaten, Salat und Kohl und zahlreiche Blumen für die Opfergaben. Zwischendurch auch immer wieder Hühnchenställe, Schweine und Kühe. Wayan erzählt uns, dass in anderen Regionen Balis auch viele Sojabohnen und Erdnüsse, Kaffee, Erdbeeren und auch immer mehr Avocado angebaut werden. Uns ist gemeinsam tatsächlich kein Lebensmittel eingefallen, das importiert werden müsste. Phänomenal! So ein lebendiges Lexikon dabei zu haben, das mir geduldig und gut gelaunt jede Frage beantwortet, ist für mich natürlich ein Traum. Unterwegs legen wir zuerst einen Stop an einem Familienhaus ein. Jede Familie hat ihren eigenen Tempel und es ist konkret geregelt, wo welches Gebäude zu finden ist. Tempel im Norden, die Ältesten in der Küche im Süden. Auch die Namen der Kinder und deren Reihenfolge sind vorgegeben. Es gibt nur 4 Namen: Wayan/Putu/Gede (der Älteste) Made (Mitte)/Kadek (der Zweite), Nyoman (der jüngste), Ketut (Geflogter). Hier stehen auch wieder ein paar Körbe herum, unter denen Hähne gefangen sind. Ich frage nach, was es damit auf sich hat: die Käfige dienen dazu, die Hähne für die bevorstehenden Hahnenkämpfe aggressiv zu machen. Okay - mehr will ich gar nicht wissen. Wir radeln weiter und machen einen weitere Zwischenstopp in einem Camp. Hier hocken die Männer auf dem Boden und spiessen Hackfleisch auf Satayspieße. Okay … definitiv nix für europäische Mägen. Wir bekommen Bali Kopi - wie gewohnt, ordentlich stark und dazu gibt es grüne Mini Pandan Pancakes. Sie sehen aus wie kleine Seerosenblätter oder Ufos und schmecken fabelhaft. Pandanblätter erinnern mich optisch ein bisschen an Mini-Yukapalmen. Sie werden in Indonesien als Gewürz und Färbemittel verwendet und schmecken ein kleines bisschen wie Vanille. Nach dem kurzen Zwischenstopp geht es wieder aufs Rad, wir stoppen auch in Taro (die Stadt, in der auch die Tempelbauer sitzen) und Wayan erklärt uns, dass die Tempel schwarz sind, weil Vulkanstein verwendet wird. Macht Sinn! Ich dachte zuvor die ganze Zeit, dass die Steine einfach mal eine Reinigung gebrauchen könnten.
    Zum Ende der Fahrt schlängeln wir uns mit den Fahrrädern immer wieder um Planen, die mitten auf der Straße liegen und auf denen Reis getrocknet wird. Das gefällt den Hühnern natürlich auch gut. Auch Mopeds fahren geschickt um die Planen herum und bei Autos - tja … einfach mal drüber. Unseren letzter Stopp vorm Mittagessen legen wir an einem Reisfeld ein, das gerade von Frauen beerntet wird. Das passiert alles noch per Hand. Wir fragen nach: für 3 Felder, die in etwa so groß sind wie unser Grundstück in Vreden, brauchen die Frauen 3h 😳. Mit einer Handsichel und 4 Frauen, die den Reis aus den Ähren schlagen. Wir dürfen sogar kurz mithelfen …. Da zögere ich natürlich nicht lang.
    Grundsätzlich scheint Reis recht ergiebig zu sein: alle 3-4 Monate kann Reis geerntet werden. Nach der Ernte wird das Feld in Brand gesetzt und vor der neuen Aussaat werden die Felder geflutet. Das alles ist schon ziemlich faszinierend. Vielleicht werde ich doch noch zum Reisfan? Reis bekommt in Deutschland auf alle Fälle eine zweite Chance in meiner Küche ☺️
    Wir beenden unsere Tour am Green Kubu Café. Total entspannt hier und mitten in den Reisterrassen gelegen ♥️
    Es gibt Nasi Goreng mit Spiegelei, Tofu und Tempeh.
    Als ich nach einem Messer frage, ist Wayan verwirrt. Wofür ich ein Messer brauche 🤔? Na für den Tofu …
    In Bali sind Messer scheinbar überbewertet. Wayan isst Hähnchenbollen und zeigt uns wie er mit der Gabel das Fleisch löst. Den Reis und das Hähnchenfleisch schaufelt er auf den Löffel. Er ist total verblüfft, dass (und wie) wir Reis mit der Gabel aufspießen können. Zuhause isst er übrigens mit der Hand („this is like a formal test for me“). Feste Essenszeiten gibt es in Bali übrigens keine und gemeinsame Essbereiche ebenso wenig. Die Leute essen, wann und wo sie hungrig sind. Deshalb auch die vielen Warungs. Frühstück (Reisporrodige) gibt es in der Regel auch schon außerhalb. Nachdem wir mit dem Bulli zurück nach Ubud gebracht werden, chille ich ein bisschen am Pool. So viele faszinierende Eindrücke, die ich erstmal verarbeiten muss 😝 Anschließend streune ich noch ein bisschen durchs dragonfly und schleiche mich einfach mal auf die aktuell ungenutzte Yoga-Shala hinauf. Die Aussicht ist traumhaft, es ist mucksmäuschenstill und wird schon dunkel. Ich finde eine Yogamatte, mache mein eigenes Ründchen und liebe es. Leider muss ich zum Abendessen noch mal los. Ich pilgere wieder quer durch die Stadt zum Buda Bali, wo es sich ganz entspannt isst. Hier ist wieder alles bio und ich bekomme zum ersten Mal (Lime & Mint) Soda. Ich feiere die Kohlensäure 😝
    Als ich zurück gehen möchte, fängt es wieder an zu regnen. Ich bestelle mir ein Gojek und komme noch vor dem nächsten großen Schauer am Dragonfly an. Glück gehabt. Heute Nacht geht es draußen richtig rund, es stürmt, regnet und gewittert… ziemlich beeindruckend hier in meiner Holzhütte. Mein Badezimmer ist schon geflutet, aber drinnen bleibt es zum Glück trocken (und ich bin verwundert auch relativ Mückenfrei…) ich feiere meine Kopfstirnlampe 😝
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