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  • Day 116

    Steward Island, 17-20.12.2018

    December 21, 2018 in New Zealand ⋅ ☁️ 13 °C

    Auf Steward Island hatte ich mich schon seit Tagen gefreut. Drei Tage wollte ich auf der drittgrößten Insel Neuseelands, die südlich der Südinsel liegt und bekannt für Kiwis, Pinguine und sehr viele andere Vogelarten ist, verbringen.
    Mit einer Fähre bin ich am Montagnachmittag auf die Insel übergesetzt, was eine schaukelige Angelegenheit war. Eine Stunde später hatte ich dann die Insel erreicht. 300 Einwohner leben hier, doch außer einzelnen Häusern, der sehr überschaubaren "Stadt" Oban mit wenigen Geschäften und ein paar Untetkünften bildet der Rakiura Nationalpark den Großteil der Insel.
    Gleich am ersten Abend wurde ein großer Wunsch von mir erfüllt: ich konnte Zwergpinguine beobachten, die jeden Abend in der Dämmerung um ca. 21 Uhr an den Hafen geschwommen kommen, wo sie im Sommer nisten. Ich habe mich direkt in die putzigen Tiere verliebt, es ist echt zu süß, wie sie ihre Flügel zur Seite ausstrecken und auf den Steinen entlangwatscheln.
    Der Hauptgrund für den Besuch auf Steward Island ist jedoch für viele das Kiwi-Beobachten. Kiwis sind die Nationaltiere Neuseelands, es handelt sich dabei um ziemlich große, aber flügellose Vögel mit extrem langem Schnabel, mit dem sie Insekten und Würmer aus dem Boden ziehen. Allerdings bekommt man sie nur sehr selten zu Gesicht. Zum Einen, weil sie nachtaktiv sind, zum Anderen aber, weil in den letzten Jahrzehnten immer mehr Tiere in Neuseeland eingeführt wurden, die es hier ursprünglich gar nicht gab. Vor einigen Jahrhunderten gab es nur Vögel auf Neuseeland, wodurch sie kaum natürliche Feinde hatten und sich deshalb bei vielen Arten, wie auch beim Kiwi, die Flügel im Laufe der Zeit weg entwickelt haben. Neuartige Feinde wie Ratten, wilde Katzen, Possums etc., haben jedoch dafür gesorgt, dass viele Vogelarten heutzutage vom Aussterben bedroht sind. Auf Steward Island wird sehr darum gekämpft, all diese "Eindringlinge" zu beseitigen, indem überall Gift und Fallen ausgelegt werden, um die Vögel zu schützen. Deshalb werden hier mittlerweile wieder über 15.000 Kiwis gezählt, weshalb es gute Chancen gibt, einen Kiwi zu sehen.
    So bin ich gleich am Montagabend mit ein paar Anderen losgezogen, ausgestattet mit roter Folie, das wir vor unsere Taschenlampen geklebt haben, da Kiwis kein rotes Licht sehen können. Nach ein paar Stunden mussten wir jedoch resigniert aufgeben, wir konnten einfach keinen finden. Glücklicherweise hatte ich ja noch zwei andere Nächte Zeit.
    Die nächsten Tage war das Wetter nicht besonders toll, es war ziemlich kalt und regnerisch, was mich jedoch nicht davon abgehalten hat, am Dienstag eine große Wanderung zum "Maori Beach" zu unternehmen, die mich durch Regenwald an traumhaften Buchten mit türkisblauem Meer vorbei geführt hat. Es war meine erste Wanderung alleine in Neuseeland, was auch mal eine schöne Erfahrung war.
    Am Mittwoch bin ich mit einer Fähre zur kleinen Nachbarinsel Ulva Island übergesetzt. Auf Ulva Island ist die Vogelvielfalt nochmal größer als auf Steward Island, man fühlt sich wie im Dschungel, die Luft ist von dem unterschiedlichsten Gezwitscher erfüllt. Ich habe mir eine Broschüre gekauft, mithilfe deren ich stundenlang Vögel gesucht und bestimmt habe. Tatsächlich habe ich unheimlich viele entdeckt, teilweise sehr farbenfrohe, teilweise sehr große, papageienähnliche oder auch andere flügellose Vögel - aber wieder keinen Kiwi, obwohl man ihn hier teilweise sogar tagsüber sehen kann. Als die Sonne nachmittags rausgekommen ist, habe ich mich für ein paar Stunden einfach an den Strand gelegt und mich gesonnt, es gibt hier die schönsten Strände, an denen nichts los ist.
    Alleine die Fährenfahrt zwischen Ulva und Steward Island hat sich gelohnt, ich konnte ein paar Delfine sehen, ebenso riesige Albatrosse, die die Fähre umkreist haben.
    Da der Mittwochabend meine letzte Chance war, einen wilden Kiwi zu sehen, habe ich mich nach meinem alltäglichen abendlichen Besuch bei den süßen Pinguinen nochmal auf die Suche gemacht. Schon nach wenigen Minuten habe ich ein paar Leute getroffen, die mir signalisiert haben, dass ich leise näher kommen soll. Tatsächlich waren hier zwei Kiwis im Gebüsch, die mit ihren langen, spitzen Schnabeln im Boden gewühlt haben. Nach einem kurzem Streit ist der eine Kiwi weggerannt, der andere hat sich jedoch durch uns Beobachter nicht stören lassen und hat ganz in unserer Nähe weiterhin herumgehackt. Im Gegenteil, nach einer Weile ist er sogar auf den Weg gelaufen und mir fast über die Füße getrampelt, bevor er schließlich im Dickicht verschwunden ist, wo er für uns nicht mehr sichtbar war. Ich habe dann noch ein paar Minuten weiter gesucht, habe aber keine weiteren Kiwis mehr gefunden, aber es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, einen Kiwi in freier Wildbahn zu sehen. Sie sind größer als ich dachte!
    Auch wenn ich hier nicht wohnen wollen würde, weil Steward Island einfach sehr abgelegen ist, habe ich mich absolut in die Insel mit ihrer Tiervielfalt verliebt. Trotzdem hat mich die Fähre auf einer noch wilderen Überfahrt als auf der Hinfahrt wieder zurück auf die Südinsel transportiert, wo ich die Nacht in Invercargill, der größten, aber nicht sonderlich interessanten und schönen Stadt der Südinsel in einem ungewöhnlich leeren Hostel verbracht habe.
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