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  • Day 214

    Taupo, 28.03.2019

    March 29, 2019 in New Zealand ⋅ ⛅ 20 °C

    Um 6 Uhr klingelte heute morgen der Wecker. Mit gemischten Gefühlen habe ich die Zelttür geöffnet und rausgeschaut: Zu sehen war ein fast wolkenloser Sternenhimmel. Eigentlich hatten wir strömenden Regen und einen wolkenverhangenen Himmel erwartet, wie es sämtliche Wetterberichte angekündigt hatten.
    Damit hatten wir nicht gerechnet, haben dann aber schnell unser Zeug zusammengepackt und sind in den Tongariro Nationalpark gefahren, wo wir die beliebteste Wanderung Neuseelands in Angriff nehmen wollten: das 19,4 Kilometer lange Tongariro Alpine Crossing. Da man hier etwa 900 Höhenmeter hoch und 1200 wieder runter wandern muss, ist gutes Wetter die Grundvoraussetzung.
    Viel war am Parkplatz nicht los, wir haben allerdings einen Shuttlebus fahren sehen, der einige Leute zum Startpunkt gefahren hat, sodass wir beschlossen haben, es trotz der schlechten Wettervorhersage zu machen. Wir hatten aber auch strahlenden Sonnenschein als Laura und ich uns zu zweit auf den Weg gemacht haben.
    Die erste Stunde führte uns recht flach durch eine Art felsige Heidenlandschaft, bei der uns in der Sonne schon recht warm wurde. Dann haben wir uns jedoch einer riesigen dunklen Wolke angenähert, die zusammen mit Warnhinweisen am Wegrand und auf den Toiletten, dass man bei schlechtem Wetter unbedingt umdrehen sollte, nicht sehr ermutigend war. Da aber nun doch einige andere Wanderer unterwegs waren, haben wir uns weiter auf den nun sehr steilen Weg auf einen Vulkan hinauf gemacht. Nach der ersten Ansteigung befanden wir uns zwar mitten in der Wolke, was man an sehr dichtem Nebel und feinsten Wassertröpfchen in der Luft gemerkt hat, in der Kraterlandschaft, in der wir uns nun befanden, haben wir uns jedoch wie auf einem anderen Planeten gefühlt. Alles was man in dem begrenzten Sichtfeld gesehen hat, war rotbrauner Sand, gleichfarbige Steine und aufragende Steilhänge.
    Nach etwas mehr als 8 Kilometern hatten wir die schlimmsten Ansteigungen geschafft und waren nun auf dem Roten Krater angelangt. Viel gesehen hat man leider immer noch nicht, man konnte nur erahnen, dass es sich um einen ziemlich tiefen Krater handeln musste. Immerhin haben wir ihn durch die austretenden Schwefelgase bestens gerochen und auch das rote Gestein lies sich an einer Stelle erkennen.
    Im Folgenden ging es dann ziemlich steil runter, was deutlich angenehmer was als das Hochlaufen über Gerölllandschaften. Immer noch kam ich aus dem Staunen kaum heraus, trotz (oder gerade wegen dem Nebel) sah die Landschaft so einmalig aus. Auch gerade als zwei extren türkisblaue Seen vulkanischem Ursprungs aus dem Nichts vor uns aufgetaucht sind, habe ich beschlossen, dass diese Wanderung definitiv jede Anstrengung wert ist.
    Die "Ferne-Planeten"-Landschaft hielt noch eine ganze Weile an, bevor sie sich plötzlich in eine lila-gelbe Heidenlandschaft verändert hat. Hier hätte man wohl eine kilometerweite Sicht über den Tongariro Nationalpark haben können, wir befanden uns aber immer noch in der Wolke, sodass alles etwas gespenstig wirkte.
    Die letzten Kilometer führten uns durch einen typischen neuseeländischen Dschungel-Wald. Obwohl dieser ständige Landschaftswechsel motiviert hat, kamen uns die letzten zwei Kilometer endlos vor. Nach sieben Stunden wandern mit nur einer kleinen Mittagspause aber vielen Fotosstopps (oben auf dem Vulkan war es mit ca. 4°C zu kalt um lange stehen zu bleiben) taten uns doch ziemlich die Füße weh, zumal es meine bisher längste Wanderung war. Dennoch war es mit Abstand die tollste Strecke, die ich bisher gelaufen bin, ich habe mich tatsächlich wie in einer anderen Welt gefühlt und war total fasziniert von diesen Mondlandschaften, die wir durchquert haben. Ein klarer Tag wäre sicherlich besser gewesen, um die ganzen Seen und Krater richtig zu sehen, der Nebel hat aber alles ziemlich mystisch erscheinen lassen.
    Viola, die die Wanderung schon vor einigen Monaten gemacht hatte, hat uns am Nachmittag am Endpunkt des Crossings wieder eingesammelt. Viel bewegen wollten wir uns anschließend nicht mehr, sodass wir uns noch schnell dem Nieselregen untergestellt haben und uns dann auf den Weg zu einem Campingplatz gemacht haben. Nachdem wir nach der vermeintlich sehr regenreichen letzten Nacht nicht schwimmen gegangen sind, haben wir uns ohne zu zögern wieder fürs Campen entschieden - man wird definitiv entspannter, wenn man eine Weile in der Natur unterwegs ist.
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