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  • Day 397

    Medellin

    September 9, 2023 in Colombia ⋅ ☁️ 26 °C

    Nach Jardín ging es nach Medellin. Nur für einen Tag versteht sich, denn wir sind ja im Zeitstress...
    Ich wäre gerne etwas länger in dieser vibrierenden Stadt geblieben aber eben.
    Am Morgen gingen wir ins Zentrum. Das gefiel den Damen aber bereits nach zwei Minuten nicht mehr (also gefühlt haben wir überhaupt gar nichts gesehen, zum Glück war ich schon ein mal in der Stadt).

    Ich schlug vor, wir könnten die U-Bahn bis zu den Seilgondeln nehmen und mit diesen über die Stadt fahren. Doch Rebecca hatte einen anderen Plan. Sie wollte die längste Outdoor-Rolltreppe der Welt (oder sowas in der Art) sehen.
    Die gabs in der Comuna 13. (Eigentlich San Javier und eine der 16 Comunas der Stadt)
    Ich wusste nicht viel über das Viertel und so liessen wir uns von einem Guide überreden, uns – natürlich gegen entsprechende Bezahlung – herum führen zu lassen.

    Die Comuna 13 hat eine faszinierende Geschichte, die von Gewalt, Armut und sozialer Ungerechtigkeit geprägt war, aber auch von außergewöhnlichem Widerstand und Wandel. In den 1980er und 1990er Jahren war die Comuna 13 ein Hotspot für die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenkartellen und paramilitärischen Gruppen. Denn die Lage des Viertels ist durch den Zugang zu der Hauptroute, die zu den Häfen im Pazifik führt, strategisch wichtig.
    Daher war das Viertel lange ein Kriegsgebiet und wurde zuerst von Pablo Escobar und dann bis 2008 von der FARC beherrscht und was das einzige so städtische Gebiet, das die Guerilla-Gruppe kontrollierte. Es galt lange als das gefährlichste Viertel in der gefährlichsten Stadt der Welt. (Zwischen 1980 und 1991 verzeichnete Medellín mit knapp 400 Morden auf 100 000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate der Welt.)

    2002 zog die Regierung einen Schlussstrich und stürmte das Viertel mit Panzer und Helikoptern, was ziemlich blutig endete, war es doch eines der am dichtesten besiedelten Vierteln der Stadt. Vor allem Zivilisten kamen ums Leben. Bis heute gelten dutzende, wenn nicht hunderte als vermisst.

    Seither hat sich das Viertel geändert. Nun ist es vor allem für die langen Rolltreppen, die Grafitis, Strassenkünstler, die Musik und Kunst bekannt. Es hat hier viele Touristen, Menschen führen Shows auf, trinken Bier, Kinder spielen in den engen Gassen Fussball. Ausser den Mahnmalen der Grafitikünstler an den Hauswänden lässt nichts mehr an die Gewalt von früher erinnern.

    Nach der Führung fuhren wir noch mit der Seilbahn hoch und wieder runter. Es gab aber noch eine viel längere Seilbahnstrecke, die ich eigentlich schon am Morgen machen wollte. Also fuhren wir dahin. Ganz zum Leidwesen der Damen, die damit sichtlich unzufrieden waren.
    Schliesslich konnten wir nicht zurück in das Restaurant, in das Rebecca wollte, da es jetzt zu weit weg war. Naja die beiden fanden dann doch noch eine schlechte Pizzabude, für die wir an nur 40 anderen, vermutlich billigeren aber sicher besseren Restaurants vorbei liefen. Sie hatte eben gute Online-Bewertungen.
    Und dann mussten wir auch schon ins Bett, da es am nächsten Tag auf einen Ausflug nach Guatapé ging, da wir eben zu wenig Zeit hatten, Guatapé richtig anzuschauen...
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