Satellite
Show on map
  • Day 137

    Santiago de Compostela

    July 15, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C

    Ich betrete die Altstadt gemeinsam mit Maru, Addie, Amy und Sam. Maru und ich kennen den Weg. Wir waren beide schon Mal hier.
    Der Weg auf die Praza do Obradoiro, den Platz vor der Kathedrale, führt uns ein paar Stufen hinunter. Unten steht eine Gestalt, die mir sofort bekannt vorkommt: es ist Hanneke, die Niederländerin, mit der ich mich in Frankreich angefreundet habe und die ich zum letzten Mal in Saint-Jean-Pied-de-Port gesehen habe, bevor sie auf den Camino Francés verschwunden ist. Sie wusste, dass ich heute ankomme, und hat mich bereits erwartet.
    Hanneke zieht mich an sich und gratuliert mir. Dann sehe ich auch schon Sarah und Alyssa von der anderen Seite der Praza winken, auf der es von Menschen wimmelt. Wir fallen uns alle in die Arme und als Addie mich fest umarmt, kommen mir ein paar Tränen. Auch Sam gibt mir eine Umarmung und gratuliert mir.
    "Du hast es geschafft!", höre ich immer und immer wieder. Es ist überwältigend. Geschafft? Was habe ich geschafft? Das hier ist doch das Ende, das ich so lange versucht habe, hinauszuzögern!
    Aber es fühlt sich nicht an, wie das Ende. Ich weiß, dass mir noch ein paar Tage bleiben werden. Für mich und ein paar andere geht es noch an die Küste. Trotzdem stehen Abschiede bevor.

    Wir treffen Nathalie und Eva wieder und während wir auf dem Platz zusammensitzen und plaudern, geht Sam erst einmal telefonieren. Er hat nach über einem Monat zum ersten Mal sein Handy wieder eingeschaltet und will seiner Mutter bescheid geben, dass er noch am Leben ist.
    Etwas später machen wir uns auf den Weg ins Pilgerbüro. Dort erhalte ich von einem deutschen Freiwilligen meine Compostela und das Distanzzertifikat ausgehändigt. Der junge Mann macht große Augen, als ich ihm meinen Startpunkt mitteile und verkündet, dass das die weiteste Distanz ist, die er einem Fußpilger bescheinigt hat, seit er dieses Monat hier angefangen hat. Da er keine Daten für den Weg von Wien hat, fragt er mich einfach, wie viele Kilometer ich verzeichnet habe, und schreibt die von mir genannte Zahl auf das Zertifikat: 3433km.

    Anschließend feiern wir mit Bier und Sangría in einer Bar. Leider müssen sich Till und sein Vater Martin bald verabschieden - sie fliegen noch heute Nachmittag nach Deutschland zurück.
    Der Rest von uns checkt später in ein großes Airbnb ein. Aber vorher gibt es noch ein Wiedersehen: Shanti ist aus Finisterre zurück und stößt kurzzeitig zu unserer Gruppe hinzu! Ich freue mich riesig.
    Und dabei soll es nicht bleiben. Abends bekommen wir Besuch von zwei Caminofreunden, die ich schmerzlich vermisst habe: Seán und Carlota. Beide waren bereits in Finisterre und feiern seit Tagen das Ende des Caminos. Hier in Santiago nochmal mit ihnen vereint zu sein, wärmt mein Herz.
    Außerdem ist die Truppe wieder beisammen, mit der ich die lustigste Zeit auf dem ganzen Weg hatte: Seán, Shanti, Maru, Sam und Nathalie. Einen letzten Abend können wir noch gemeinsam verbringen, mit Wein, Bier, Kartenspielen und Geschichten vom Weg. Wir haben wahnsinnig viel Spaß.
    Read more