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  • Day 136

    Begegnungen am Wegesrand - Teil 15

    July 14, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 21 °C

    Es hat vor kurzem zu regnen begonnen, als ich auf die Bar "Kilometro 15" zusteuere. Eigentlich hoffe ich darin auf einen trockenen, warmen Platz, denn langsam durchdringt die Feuchtigkeit meine Sachen und mir wird kalt. Allerdings ist es im Inneren der Bar aus irgendeinem Grund ein gutes Stück kälter als draußen, also mache ich kehrt. An der Tür kommt mir Addie entgegen.
    "Draußen ist es wärmer", sage ich. In dem Moment kommt auch Sam die Straße hinunter und gemeinsam entscheiden wir uns für eine Runde Tee, bevor wir draußen auf der überdachten Terrasse Platz nehmen.
    Als wir unseren Tee abkühlen lassen, tritt ein älterer Pilger zu uns an den Tisch.
    "Kann ich mich zu euch setzen?"
    Wir machen ihm Platz.
    Der Mann heißt Jan und kommt aus Belgien, wo er seinen Weg vor über vier Monaten begonnen hat.
    "Ich habe unterwegs entdeckt, dass ich Gehen nicht leiden kann", erklärt er uns. Ich muss mir das Lachen verkneifen. Wie kann man von Ende Februar bis Mitte Juli auf dem Weg sein, ohne es zu mögen?
    "Aber ich liebe die Erlebnisse und Begegnungen. Alles drumherum. Um das zu bekommen, muss man Gehen. Deshalb tue ich es."
    Meine Belustigung wandelt sich in Bewunderung und ich beginne, den Belgier irgendwie zu verstehen. Auch mir liegt am Camino so viel mehr als nur das Gehen. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, tausende Kilometer zu wandern, ohne das Wandern ansich zu genießen.
    Als wir uns von Jan verabschieden, hat es immerhin aufgehört zu regnen. Ich denke auf dem Weg nach Lavacolla noch länger über den Belgier und seine Beweggründe und Willensstärke nach, die ihn so weit getragen haben.
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