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  • Day 4

    Balinese Medicine Course

    April 29, 2016 in Indonesia ⋅ ☀️ 29 °C

    Ich lunche im Atman - ein organic café voll von gebräunten, hippen Yoga-Menschen an iPads oder macbooks. Quasi das Äquivalent zum Berliner Hipster Café, alles sehr durchgestylt und daher nicht so mein Fall. Lecker ist trotzdem, Salat und Saft.
    Leider dauert alles etwas lange und dann bin ich spät dran für meine Balinese Medicine Class. Ich suche ein Roller-Taxi und natürlich sind dann keine da, wenn man unbedingt eins braucht. Als ich eins finde, zeige ich ihm, wo ich hin will, ist gar nicht weit, und sage "10.000?" - "Ah nooo, 35!" - "Ok 15." - "No, 25." - "Ok let's do 20." - "No 25 is good price, let's go Miss." Da ich es eilig hab, steige ich auf. Hab ich mich grade wirklich geärgert, weil er mir nicht noch 35 Cent entgegen gekommen ist? Die Maßstäbe verschieben sich.
    Kurz nach zwei komme ich an und es erwarten mich mein Tourguide Mari, dazu noch Rika (hehe) und ein sehr schüchterner junger Typ, der unsere Class abhält. Zum Glück springen Mari und Rika immer mit ein, denn er spricht nicht wirklich Englisch. Aber zeigt uns alles sehr gewissenhaft. Mit dabei ist Ena aus Japan, die ganz begeistert ist und immer mit großen Augen "ooooh" sagt.
    Los geht's. Wir stellen her: Balinese Jamu (Heiltee), healing body scrub, body oil, body mask. Alles aus Zutaten wie Ingwer, Galagant, Kokosöl, Nelken, Aloe Vera - also Sachen, die direkt von der Insel kommen.
    Zuerst Jamu: Drei Arten Ingwerwurzel werden geschält und gehackt, dann mit Wasser im Blender gemixt und dann 15 Min. gekocht. Total einfach, und wenn man jeden Tag eine Tasse trinkt, bleibt man gesund. Stimmt bestimmt wirklich.
    Healing body scrub: Spannend - Reis, Ingwer, Nelken, Koriandersamen, klein hacken ("make it small like rice") und dann mit Reiswasser zermörsern. Das ist harte Arbeit und die Profis nehmen uns das nach einer Weile ab. Als die Paste fertig ist, fragen sie uns, ob wir die direkt ausprobieren wollen, dort im Laden. Wir sind uns beide unsicher, aber (zum Glück) kommt in dem Moment die Besitzerin Lilir rein. "Yes, you have to try here! Then you already know how to do it. The others young and shy, they don't know to push you. But I'm mother, I know what is best. Yes do it here!" Also los, und es ist fabelhaft: Mari und Rika können mit jeder Spa-Masseuse mithalten und wir bekommen einmal Peeling plus Massage für Rücken und Nacken. Das ganze muss dann einwirken "so that medicine goes into your body". Es wird ganz warm - "yes, we call it Balinese tiger balm, because makes warm when it goes in." Nach ca. 10 Minuten ist bei Ena schon alles getrocknet, bei mir nicht. Lilir sagt zu mir "ooh you tired or stressed. Then medicine takes longer to go in. It's our way of diagnosis. We put on external and then we know if you sick. You just tired, but will be better tomorrow. Some people, it never dries even after one hour! Too many chemicals in the body and on the skin then, medicine cannot go in. Very bad."
    Außerdem bekommen wir kleine Kleckse auf die Schläfen und zwischen die Augenbrauen, "for headache go away", und hinter das rechte Ohr, "for jetlag after airplane".
    Während alles einwirkt, geht's weiter: Body oil aus Blüten (Magnolien und Frangopani) und Pandasa-Gras - mit Kokosöl 5 min kochen, "but don't open pot or aroma goes away", und dann durch ein Sieb geben, fertig ist ein wunderbar nach Bali duftendes, leuchtend grünes Öl.
    Zum Schluss machen wir die denkbar einfache Body Mask: Aloe Vera und frische, harte Maiskörner im Mixer pürieren. Durch das Wasser der Aloe Vera wird das eine ziemlich flüssige Masse, natürlich auch sehr healing.
    Mari wäscht mir das body scrub ab und macht die Maske drauf. Lässt die trockenen, nimmt sie ab und dann kommt das Öl, nochmal inklusive Massage. Ich bin im Himmel und besonders schön ist es, Lilir beim Erklären zuzuhören. Es kam inzwischen ein witziger spiritueller Herr rein (Ananda aus dem Iran, lebt jetzt in Wien), der Parfum bzw. essential oils wollte und alles durchprobiert hat mit jeweiliger Erklärung. Und dann eine eigene Mischung angefordert hat, wo immer noch mehr rein sollte. Und in jedem zweiten Satz etwas so Hippie-mäßiges gesagt hat, wie zb. als Lilir erzählt, dass sie ihren Beruf liebt - "It was the divine that guided you". Oder als ich sage: "We're learning about Balinese herbs and medicine" - "I thank you. And you should thank yourselves too for having this experience." Oder mich am Ende fragt: "Do you dance? Oh you should. It will open up things inside you." Alles in andächtig-spirituellem Tonfall. Großartig!
    Super ist auch Lilir: Seit 1993 macht sie mit ihrem Mann die Herbal Walks und hat den Garten, mit dem sie die Leute mit Medizin versorgt. Als die Nachfrage immer größer wird, fangen sie an, Heiltee und Cremes richtig zu produzieren. Inzwischen sind sie 25 Leute mit eigener Produktionsstätte inkl. großer Destillieranlage und dem Laden. Dort gibt's von Cremes und Massageöl über Seife und Shampoo bis zu gemahlenen Kräutern einfach alles, was man aus Pflanzen machen kann. Das ganze ist von der Regierung gefördert und Lilir unterrichtet traditionelle Heilkunde auch an Unis.
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