• Killings Fields und Tuol Sleng

    21 maart 2019, Cambodja ⋅ ⛅ 30 °C

    Bitte nicht wundern, es werden heute zwei Footprints online sein. Es gibt viel zu erzählen und ich glaube das Thema Khmer Rouge verdient einfach ein eigenen Footprint. Aber Achtung, es ist nichts für schwache Nerven.
    Ich bin mit einem Tuktuk-Fahrer verabredet und es geht pünktlich los.
    Wir treffen nach einer knappen dreiviertel Stunde am Choeung Ek ein, den Killing fields bei Phnom Penh. Eine Gedenkstätte.
    Dieses ist das bekannteste, aber über ganz Kambodscha liegen hunderte verteilt, von denen man bis heute weiß. Gerade im Norden ist das Land so vermint, dass dort auch noch einiges an Massengräbern versteckt liegen könnte.
    Während der knapp vier Jahre des Pol Pot-Regimes wurden die Menschen systematisch aus den Städten vertrieben und ohne Vorkenntnisse zu landwirtschaftlicher Zwangsarbeit über min. 12 Stunden mit kaum zu Essen geknechtet. Es sollte ein kommunistischer Bauernstaat errichtet werden. Innerhalb von 48h wurden alle Städte "evakuiert". Danach gab es nur noch das Leben auf dem Land. Menschen mit weichen Händen, Brillen und/oder universitärer Ausbildung galten als Gefahr und wurden verhaftet. In einem dieser Gefängnisse wie Tuol Sleng wurden sie gefoltert und zu aberwitzigen Geständnissen gezwungen, um schließlich außerhalb der Stadt auf den sogenannten Killing fields hingerichtet zu werden. Ca. ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung kam so oder durch die Zwangsarbeit zu Tode. Mein Fahrer hat seinen Vater und Großvater unter dem Regime verloren. So geht es vielen kambodschanischen Familien. Viele haben bis heute vor allem psychisch unter den Folgen zu leiden.
    Die Killing fields sind meist Zufallsentdeckungen nach der Befreiung durch die Vietnamesen.
    In Choeung Ek wurde zunächst versucht, alle Massengräber auszuheben und allen eine letzte Ruhe zukommen zu lassen. Dafür wurde eine Stupa errichtet, in der die Gebeine aufgebahrt sind. Es waren zu viele und daher hat man sich entschlossen sie dort in Frieden liegen zu lassen. Nach starken Regenfällen treten immer noch Knochen und Kleidung zu Tage. Leider sind auch Kinder unter den Toten. Sie wurden an den Füßen festhaltend gegen einen Baum geschleudert und so umgebracht.
    Es ist unvorstellbar und zutiefst bedrückend, was hier passiert ist.
    Es lief nach dem Prinzip: "lieber einen Unschuldigen aus Versehen getötet, als einen Feind aus Versehen am Leben gelassen".
    Im Gefängnis kommen dann noch mehr heftige Geschichten dazu. Auch Bilder werden gezeigt. Zum Beispiel wie man bei Entdeckung des Gefängnisses Tote vorgefunden hat. Aber auch Fotos von den bereits Verstorbenen wurden gefunden. Es wurde alles systematisch dokumentiert. Und wird so zu einem bedrückenden Zeitzeugnis. Es gibt wohl auch einige Ausländer unter den Opfern. Zum Beispiel Journalisten oder Reisende.
    In Tuol Sleng kann man diese Fotos und die Zellen der Insassen noch hautnah erleben. Entweder wurden sie in Einzelhaft 1x1,5m großen Zellen provisorisch aus Ziegelsteinen in ehemaligen Klassenzimmern errichtet. Man sieht sogar noch die Tafeln. Oder aber sie wurden in größeren Zellen zu mehreren aneinander gefesselt liegend interniert.
    Ein riesiger Folterapparat und Genozid von Kambodschanern an Kambodschanern. Unvorstellbar.
    Und selbst nach Stürzung des Regimes sahen viele westliche Länder, auch Deutschland(!), die Khmer Rouge 1979 noch als die rechtmäßige Regierung an.
    Haben wir nichts aus unserer Geschichte gelernt? Die Verantwortung bleibt. Auch weiterhin.
    Erst in den 2000ern kam es zur Anklage der letzten noch Lebenden Regime-Führer. Pol Pot war da bereits tot.
    Auf den ersten drei Fotos seht ihr Aufnahme des Killing field. Die Dellen sind ausgehobene Massengräber. In der Stupa liegen aufgebahrt tausende Schädel von Opfern.
    Die anderen Bilder sind aus Tuol Sleng.
    Meer informatie