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  • Day 13

    Erste Woche auf dem Trail

    November 6, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 21 °C

    Moin Moin liebe Sportsfreunde!

    Ich habe die ersten News vom Trail. Wie im letzten Blogeintrag beschrieben, habe ich Auckland am 30. Oktober früh morgens mit dem InterCity Bus Richtung Kaitaia verlassen. Gepackt und frohen Mutes habe ich beim anstehen auch bereits schon einige Gesichter ausgemacht die ebenfalls den Trail bestreiten könnten. Ich nahm allen Mut zusammen und klopfte dem grössten in der Schlange (mit Outdoor Bekleidung) auf die Schulter und bereitete mich Innerlich auf eine harte rechte vor. Schliesslich nimmt man sich ja am Anfang immer den grössten und stärksten vor um sein Revier zu markieren und keine Schwäche zu zeigen! Als er sich umdrehte und mich in Lauerstellung weit unter sich erblickte, huschte ein lächeln über sein Gesicht. Puh war ich erleichtert!😂 Wie es sich herausstellte handelte es sich bei ihm um einen 1.90 grossen Franzosen der aktuell in Montreal wohnt. Ein sehr symphatischer Zeitgenosse den ich über die nächsten Tage auch noch besser kennenlernen durfte. Natürlich bin ich jetzt schon wieder abgeschweift vom eigentlichen Thema... Also los gehts.

    Die 6.5h Busfahrt genoss ich im beisein meines neuen besten französischen Freundes und dem austauschen von Trail Infos. Die Landschaft während dem wir gen Norden fuhren war unglaublich schön und abwechslungsreich! Es gab zahlreiche Momente bei denen wir uns lächelnd anschauten und sagten, das werden wir alles noch zu Fuss zurücklegen. Während der ersten Pause gesellten sich dann auch noch weitere Hiker zu uns. Insgesamt waren es auf unserem Bus rund 9 Leute die versuchten den Te Araroa zu meistern. Somit wurden auch meine ersten Befürchtungen wahr. Die 2018/19 Saison wird ein neues Rekordjahr (Anzahl registrierte Hiker, letzte Saison rund 500, diese Saison schon über 1000). Nach einem kurzen Smalltalk ging es dann auch schon weiter mit der tollen Busfahrt. Kurz vor Kaitaia verliessen uns dann die ersten Wanderer die noch am gleichen Tag den Trail starten wollten. Ich beschloss mich dem franzosen (Adrien) ans Bein zu binden und begleitete ihn zu seinem gebuchten Hostel. Dort angekommen gesellte sich dann noch ein Engländer namens Patrick zu uns. Wir beschlossen den ersten Einkauf für die nächtsen Wandertage zusammen in Angriff zu nehmen. Im Supermarkt angekommen waren wir dann auch gleich überfordert! 😂 Ziel war, Essen für 5 Tage einzukaufen, dass die nötigen Kalorien sowie auch wenig Gewicht beinhaltete. Trotz zahlreich gelesener Blogs ist man schlichtwegs nicht in der Lage sich eine Übersicht zu schaffen. Naja dann hies es halt improvisieren! Zum Frühstück gab es bei mir; Müesli und Milch(Pulver) / Mittagessen; Wraps, Nutella, Nussmischung und getrocknete Früchte / Snacks; diverse Riegel zum ausprobieren / Nachtessen; 1kg Nudeln, Pesto und Thon eingelegt in diverse Geschmacksrichtungen. Das Foto vom ersten Einkauf habe ich eingefügt. Somit stieg mein Tragegewicht mit zusätzlichen 3 Litern Wasser auf rund 15kg hoch oder noch mehr. Es war im nachhinein zu viel... wurde aber alles vernichtet☺️. Nach dem Einkauf füllten wir die eingekauften Sachen in Ziplock Beutel ab um noch ein wenig Gewicht einsparen zu können. Anschliessend versuchten wir den Rucksack auf möglichst effiziente Weise einzupacken und auf den Start vorzubereiten. Mit einem guten Gefühl und einer Spur Nervosität gings danach früh ins Bett.

    Starttag:
    Frohen Mutes und mit ordentlich Adrenalin im Blutkreislauf assen wir unser Frühstück noch im Hostel bevor wir uns als Anhalter an den Startpunkt befördern wollten. Adrien der Franzose hatte das Glück das eine Gruppe von Froschschenkelessern ebenfalls zum Cape fahren wollte, dieses zu besichtigen und hatten genau noch für eine Person Platz. Wir wünschten ihm einen Kreuzband.... und verabschiedeten uns.. Nein natürlich nicht! 😂 Schliesslich hat jeder Mal Glück in seinem Leben. Somit waren nur noch Patrick und ich übrig. Vielleicht auch besser, da es zu 2. einfacher ist einen Hitch zu erhalten. Mit unseren beschrifteten Schildern machten wir uns Richtung Hauptstrasse auf und hofften auf eine schnelle Nummer.. äh Mitfahrgelegenheit! Also hiess es Beine zeigen, lächeln aufsetzen und den Daumen möglichst neckisch in die Luft strecken! Gesagt getan hatten wir dann nach rund 5min auch schon den ersten Chauffeur von unserem Potenzial überzeugt! Ein lustiger Zeitgenosse namens Karl der gerade unterwegs zum Cape sei und uns bis zur Hälfte mitnehmen könnte. Klasse dachten wir uns und stiegen in den Pickup ein. Es war eine wirklich unterhaltsame Fahrt bei der Karl ununterbrochen quatschte und uns seine Heimat ausführlicher erkärte. In der Hälfte angekommen liess er uns dann an der nächst gelegenen Kreuzung raus. Somit mussten wir uns wieder um eine neue Mitfahrgelegenheit kümmern. Diesmal dauerte es rund 2h bis ein ausgewanderter Ire uns 10km weiter ins nächste Dorf bringen konnte. Dort angekommen waren wir immernoch 40km vom Start entfernt. Langsam gerieten wir ein wenig in Panik da wir auch auf die Gezeiten achten mussten bezüglich Startzeitpunkt. Nach weiteren 45min nahm uns dann wieder Karl vom ersten Hitch mit und brachte uns bis auf 20km ans Ziel. Er hatte ein wenig Mitleid und versprach uns, falls wir niemanden finden würden uns auch noch bis zum Cape zu fahren. 10 Minuten später hielt dann der nächste Wagen bei uns und wir konnten dank Wolfgang einem deutschen aus Freiburg noch die letzten Kilometer hinter uns bringen. Am Startpunkt angekommen waren wir dann auch super glücklich und konnten es kaum erwarten unseren Trip zu starten. Nach dem obligaten Startfoto beim Leuchtturm, machten wir uns dann auch gleich auf die erste Etappe über 13km. Der Start war unglaublich, die aufkommenden Gefühle endlich mit dem langgeplanten Projekt zu starten und der wunderschönen Landschaft waren überwältigend! Nach einer kurzen Mittagspause brachten wir dann auch schnell den ersten Strand hinter uns und näherten uns gemächlich und ohne Stress dem ersten Übernachtungsplatz. Die Wanderung war top, lediglich der schwere Rucksack bereitete uns mit der Zeit gewisse Schwierigkeigen. Unsere Rücken waren sich eine solche Belastung einfach noch nicht gewohnt. Beim ersten Camp angekommen traffen wir dann auch wieder auf Adrien und noch 3 Neuseeländer die ebenfalls unterwegs waren. Jeder kochte sein eigenes Gericht und man tauschte sich über das erlebte und noch kommende aus. Um 19:00 Uhr ging dann auch jeder erschöpft ins Bett. Die Nacht war kurz und geplagt von Wind und den zahlreich umherschnüffelnden Opossums die versuchten unser Essen zu stehlen. Irgendwann konnte ich dann einschlafen.

    2.-5. Tag
    Der Wecker klingelte bereits schon um 5 Uhr da ich mich mit Adrien schon so früh wie möglich auf die erste grosse Strecke begeben wollte und auch um der Flut aus dem Weg zu gehen. (Patrick hatte in der Nacht einen Kampf mit mehreren Opossums, ihr Lager hatte am Morgen 2 Verluste zu beklagen😂) Nach einem kurzen Frühstück und dem einpacken der Sachen machten wir uns auf ins Ungewisse! Rund 28km standen auf dem Speiseplan. Den ersten Teil durch kleine Wälder und Hügel genossen wir noch in vollen Zügen bevor dann der monströse 90 Miles Beach in unser Blickfeld trat. Diesen Beach galt es die nächsten 3-4 Tage zu bezwingen. Die Aussicht auf den Strand war Klasse! Aber mit dem hatte es sich dann auch. Wir liefen den ganzen Tag geradeaus... keine Abwechslung und auf Sand so hart wie Teer. In der Hälfte machten wir eine Pause und beklagten uns über die ersten Schmerzen im Rücken und in den Knien. Konditionell ging es uns weiterhin hervorragend. Die zweite Hälfte gestaltete sich dann schwieriger. Der Wind begann mit voller Stärke zu wehen und machte ein Gespräch unmöglich. Jeder für sich kämpfte sich den unendlichen Strand entlang bis wir irgendwann beim nächsten Campspot angekommen sind. Dort warteten bereits schon bekannt Gesichter auf uns von der gemeinsamen Busfahrt. Völlig erledigt versuchten wir einen möglichst Windstillen Platz für das Zelt zu suchen. Ein Ding der fast Unmöglichkeit. Es gelang ein kleines stückchen Windstille hinter einem kleinen Gebüsch zu finden. Den Nachmittag verbrachten wir mit stretching, snacking und napping😂 Alle waren am Ende und wollten sich nur noch schlafen legen da am nächsten Tag 30km vor uns lagen. Gegen den Abend kamen dann noch zwei weitere Wanderer im Camp an. Sie hatten die Strecke die wir in 2 Tagen hinter uns brachten in einem durchgezogen. Einer von ihnen (Troy, USA) war ein 19 jähriger, der im Gegensatz zu uns bereits schon einen Thru-Hike (AT, USA) gemacht hat! Unglaublich! Dementsprechend nichts hatte er bei sich und lachte ein wenig über unsere Schmerzen. Der Abend beinhaltete kochen, essen und früh ins Bett.

    Den 3. Tag startete ich zum ersten Mal ganz alleine. Mit toller Musik gingen die ersten KM vorbei wie im Fluge und ich fühlte mich trotz Anlaufschwierigkeiten sehr gut und bereit für die 30km. Kurz vor dem Ende schwanden auch mir langsam die Kräfte und ich beendete den Tag gemeinsam mit der hinkenden Kate (NZ). Während den letzten km erzählte sie mir, dass sie einen schweizer Freund hat und mit ihm bald in die Schweiz ziehen wird. Wir plauderten bis wir schliesslich bei einem Zeltplatz ankamen der sogar eine heisse Dusche anbot! Auch dort trafen wir wieder ein paar alte Gesichter aus dem Bus. Nach dem wir uns setzten, konnte sich fast keiner mehr von uns erheben😂 Wir waren am Ende. Alles schmerzte und die Sonne hatte uns unglaublich Müde gemacht. Wir hatten auch schon die ersten Opfer zu beklagen, 4 Wanderer beschlossen den Rest des Strandes aufgrund von Knie und Blatern Beschwerden auszulassen und eine Auszeit in Kaitaia zu nehmen. Ich beschloss trotz aufkommender Knie Schmerzen den Rest des Strandes zu bezwingen. Die kommenden Abschnitte (17km + 14km) hätte man in einem Stück durchziehen können. Von unserer Gruppe wollte aber niemand eine schwere Verletzung riskieren uns teilte es in 2 Etappen auf. Die folgenden Tage litt ich enorm. unter Knie bzw. hinteren Knie Schmerzen und musste die Tagesstrecken langsamer angehen. Da es den anderen nicht besser ging konnte sich so langsam eine kleine Gruppe finden die auch zusammen blieb. Wir lernten uns besser kennen und lachten viel über erlebtes und Geschichten aus der Vergangenheit. Als wir am 5. Tag die 100km Grenze überquerten waren wir überglücklich, da es sich dabei auch um das Ende des langen 90 Miles Beach handelte. In Ahipara gönnten wir uns einen riesigen Burger mit Chips und einen Zeltplatz mit Küche und Dusche☺️. Wir beschlossen unseren Zero Day (Tag an dem nicht gelaufen wird) nach dem nächsten Abschnitt einzufordern. Dies bedeutete am 6. Tag noch 17km auf Strasse nach Kaitaia zu laufen und somit zurück zu unserem ursprünglichen Startpunkt. Dort geniessen wir (Troy, Sydney, Andrew USA / Adrien, FR / Patrick, England / Isi, Deutsch) derzeit unseren Restday und bereiten uns auf die nächsten 5 Tage vor. Im folgenden Abschnitt werden wir vielfach durch Wälder gehen um uns auf die Ostseite von der Nordinsel durchzuschlagen. Wir sind gespannt und pflegen noch unsere Wehwehchen!

    Bis bald! 🤗
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