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  • Day 24

    ... in der Goldgrube

    May 4, 2019 in South Africa ⋅ ☀️ 21 °C

    So interessant das Haus und die Umgebung davon ist, es doch seeehr rustikal… Wenn 4 Betten unterm Dach stehen und dazwischen kaum Platz für Koffer. Und die Treppe tatsächlich von ungelenkten Menschen wie mir nur rückwärts und auf allen vieren zu begehen ist, dann macht der nächtliche Toilettengang im dunkeln absolut keinen Spaß…
    Deshalb ist besonders im Nachhinein Jürgen’s Wunsch hier nur 2 Nächte zu bleiben und die letzten beiden in Jo-burg zu vebringen, besonders willkommen. Ich denke – bei jedem. Wir machen noch ein paar Bilder und Videos in diesem naturbelassenen reserve und suchen Jürgen auf, um ihm den Schlüssel zu geben und uns noch mal für den vorgestrigen Abend zu bedanken. Wir haben als Dankeschön für die tolle Einladung vorgestern, 3 Flaschen guten Wein und eine Schachtel Pralinen geholt und mit einem sehr netten Dankesbriefchen an Jürgen und Zay im Haus stehen lassen.
    Weil wir ja gestern so früh fertig waren in sun city, stand kurz die Diskussion im Raum, ob wir noch nach Jo-Burg zu der Goldmiene fahren sollen. Gottseidank haben wir uns aus Zeitgründen dagegen entschieden, denn heute erleben wir – im Gegensatz zu den letzten 3 Wochen – was es heißt Stadtverkehr einer Millionen-Großstadt zu haben. Für weniger als 120 km brauchen wir 2,75 h. Obwohl wir wieder recht früh – noch vor 08:30 h – gestartet sind. Egal – wir haben ja Zeit. Sind wir doch durch die Entscheidung wegen dem Aufwand für den platten Reifen die big daddy dune zu streichen und wegen dem auf Superreiche beschränkten Tswalu Kalahari Park auch diesen Wegpunkt nicht anzufahren – unserer Zeitplanung voraus. Jo-Burg war für mich in meiner Planung ein zeitlicher Reservepuffer, für den ich – außer der Goldmiene – keinen anderen Wegpunkt geplant hatte. Jo-Burg schien mir für jede Art von Aktivität zu gefährlich. Was sich m.e. nach auch so bestätigt hat.
    Nur Olaf läßt sich von hohen Mauern überall, mit nichtüberwindbarem Stacheldraht, von lückenfreier Kameraüberwachung und Häusern, in denen sich die Menschen selbst hinter Gittern einsperren, security-Streifen, die ununterbrochen patrollieren, abgeschrankten Vierteln und elektronischen Sicherheitsvorrichtungen mit Polizeialarmierung nicht abschrecken. Vorgenannte Sicherheitseinrichtungen sind in den verschiedenen Häusern nicht ‚oder‘ installiert – sondern findet man in jedem Haus der Viertel - die wir durchfahren - die ‚nur und-Variante‘. D.h. die komplette oben beschriebene Palette an Sicherheit findet man in jedem Haus. Und das vermittelt meines erachtens nach nicht das gewünschte Gefühl von Sicherheit, sondern von ständiger Gefahr. Die Leute hier leben in ihren selbstgewählten und selbsteingerichteten Gefängnissen. Muß man weg – zur Schule, zur Arbeit, einkaufen etc – verriegelt und verrammelt man sein Haus für die Zeit, schaltet es elektronisch scharf. Dann setzt man sich in sein Auto, verschließt von innen – erst dann öffnet man das Eisentor für die Ausfahrt. Kommt man bei seinen Freunden am Haus an, muß man anrufen, damit man sich identifiziert, dann bekommt man das Tor geöffnet – und erst wenn das Tor wieder verschlossen ist, entriegelt man sein Auto, öffnet die Türen und steigt aus. So ähnlich auch bei den letzten Unterkünften von uns – vor allem jetzt bei der hier in Jo-Burg. Wir stehen vor der ‚Marion’s Lodge‘ (gut ge-ratet bei booking) das schwere Eisentor ist geschlossen und geht nicht automatisch auf oder man zieht eine Parkkarte für die Einfahrt oder drückt einen Knopf – nein es stehen groß 2 Tel.-nrn. Die eine soll jemanden erreichen, der das Tor öffnet – nachdem er sich über die sichtbare Überwachungskamera von der wahrscheinlichen Seriösität des Anrufers überzeugt hat. Nach dem Öffnen kommt sofort jemand vorbei und checked und prüft ob alles ok ist. Die 2. Nummer ist die Nummer des Überwachungsdienstes… Und diese Lodge befindet sich in einem ‚guten Wohnviertel‘ – ca 2 km von hier wurden wir bereits von Überwachungskameras erfasst und erst dann öffnete sich eine Straßenschranke für die Weiterfahrt in dieses Viertel. Und die Mauern um die Häuser und Grundstücke sind ca 3 m hoch, bevor der ca 70 cm gefährliche Stacheldraht und/oder Elektrozaun beginnt. An der Rezeption sehe ich, dass auf dem Überwachungsbildschirm > 20 Aussenbilder zu sehen sind. Und die hop-on – hop-off Busunternehmen, die die Touristen im roten, Doppeldecker-Cabrio-Bus durch die Stadt chauffieren, werben damit, dass die Haltestellen sicher sind und man vom Personal unterstützt wird. Mmmmmh – wie macht man in einer solchen Umgebung Haltestellen sicher – und wie kann Personal einem helfen, wenn man Profi-Bösen oder hungrig-verzweifelten Menschen oder ‚zu-allem-Entschlossenen‘ oder ‚gefühlskalten-bis-gefühlserloschenen Menschen‘ oder klaren Ziel-Tätern gegenübersteht??? Jedenfalls werde ich mit Jo-Burg nicht wirklich warm – ‚Paradise-of-Gangster‘ scheint mir gefühlt eine positive Beschreibung für eine nicht selten bis oft recht gefährliche Hölle zu sein. Mit großer Wahrscheinlichkeit für Straftaten nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden und eine geringen Aufklärungsquote. Wenn die Polizei hier selber Angst hat, würde mich das nicht wundern. Von möglicher Korruption ganz zu schweigen.
    Jedenfalls erreichen wir gegen 11:xx h den Gold Reef Park. Anders als wir erwartet haben, ist dies ein bunter Vergnügungspark mit Fahrgeschäften, die einem das Blut zum kochen bringen sollen. Zum parken werden wir eingewiesen und laufen dann Richtung Kasse. Der Park hat 2 Schwerpunkte: 1 x die Fahrgeschäfte – zum 2. wiederaufgebaute, historische Häuser mit voller Innenausstattung aus der Zeit des Jahrhundertwechsels vom 19. Jahrhundert. Und die stillgelegte tiefste und werthaltigste Goldmiene aller Zeiten und der gesamten Welt. Diese förderte Gold bis zu einer Tiefe von sage und schreibe 3.774 m – das waren sogar noch > 2.000 m tiefer als der Meeresspiegel – mit Stollentemperaturen von 58° C, die für die Arbeit runtergekühlt werden mußte. Diese Miene hier hatte einen Ertrag von 1,4 Millionen kg reinen Goldes (ein kleiner Promilleteil davon für uns, würde uns reichen….) und war eine der ertragsreichsten auf der Welt. Sie wurde in den 70er Jahren geschlossen und machte ca 30.000 Arbeiter arbeitslos. Um diesen Ertrag zu generieren mußten 16,7 km3 (Kubikkilometer !!!!!) Erdreich aus der Miene herausgeholt werden.
    Goldgestein bringen auch Olaf, Jürgen und Fritz wieder mit zu Tage, als sie nach Ihrer – mit Licht-Helm ‚bewaffneten‘ - Einfahrt in die tiefen Arbeitsstätten unter Tage wieder auftauchen. Mit einem guten Eindruck unter welchen – heute kaum vorstellbaren Bedingungen – hier vor 130 Jahren gearbeitet wurde. Südafrika ist ein an Bodenschätzen unglaublich reiches Land. Diamanten, Gold, Kohle. Gestern waren wir im Diamanten-Bergwerk – heute Goldstollen. Und Kohle? Das sparen wir uns. Lange Jahrzehnte war Südafrika der mit weitem Abstand größte Goldlieferant der Welt. Ob das heute noch so ist, weiß ich leider nicht – ich glaube, sie wurden auf den 2. Platz verdrängt.
    Nachdem ich als fast einziger Weisser in hunderten oder tausenden von ‚dunkelhäutigen Menschen‘ 1-2 Std für die Tickets angestanden bin, macht sich lunch-Hunger bemerkbar. Dieser wird mit einem Hähnchen-Burger und einem Eis zum Schweigen gebracht – mit einer Sauce, die so scharf war, dass es einem die Geschmacksnerven für ne Stunde abtötete. Dann sind wir mit Goldmiene und ‚Miners Town‘ fertig und laufen zum Auto. Wir stellen fest: es ist offen ;-((( - ups!!! Aufgebrochen??? Nein – es fehlt nichts. Nur vegessen abzuschließen – vom besten Fahrer südlich der Sahara. Vieles unserer Elektronik war sichtbar: Navi; mein handy, mein ipad usw. Aber wie gesagt: es fehlt nichts. D.h. trotz des oben genannten übergroßen Kriminalitätsrisikos, muß einem nicht zwingend was passieren – auch wenn man die Bösen förmlich dazu einlädt. Oder weil der Parkplatz ja im Rahmen der Parkplatzeinweiser be-/überwacht ist. Und wie – das erleben wir bei der Ausfahrt zum 2. Mal. Das 1. Mal war bei der Ausfahrt aus sun city.
    Bevor uns die Ausfahrtschranke geöffnet wird kommt der security Mann und will den Autoschlüssel sehen. Und zwar nicht nur sehen, sondern: Motor ausmachen; Schlüssel abziehen; ihm zeigen und wieder mit dem Schlüssel starten. Erst dann ist er zufrieden und öffnet die Schranke. Olaf – unser Autoschlosser erklärt: heute werden viele Autos elektronisch geklaut. Man kann mit entsprechender Hardware in der Nähe stehen, das Signal des Schlüssels aufnehmen, die Türe dann mit dem PC öffnen und das Auto ebenso mit dem PC starten und wegfahren. Geht das Auto aus oder wird ausgemacht, müßte es auf demselben Wege wieder mit dem PC gestartet werden, weil man ja keinen Original-Schlüssel hat. Der berechtigte Fahrer hat aber einen funktionsfähigen Schlüssel, mit dem er das Auto wieder startet, wenn er es ausgemacht hat. Also ist der Wachmann zufrieden, wenn er erlebt, das das so gemacht wird. Einfach aber wirkungsvoll – für mich aber eben auch nicht gerade vertrauenserweckend für die Gegend in der man hier ist. … bevor man hier den Finger in die Nase steckt, scheint man überlegen zu müssen, ob das in irgendeiner Art und Weise eine sicherheitstechnische oder –gefährdende Relevanz haben könnte…
    Danach kommt die weiter oben schon mal beschriebene Anfahrt zu Marions Lodge – der Unterkunft, die offenbar sicherheitstechnisch ausgestattet ist, dass sie Fort Knox nicht wirklich viel nachsteht. Ist man erst mal drin, kann man sich durchaus wohl fühlen – von den schweren Innen-Gittern mal abgesehen. Pool und nette Zimmer; es ist ja auch warm > 24° C. Olaf will schwimmen gehen, zieht sich die Badehose an – und ändert seine Meinung zu ‚mit einem Bier innerlich schwimmen‘. Und wird dabei von Jürgen unterstützt. In booking war angegeben, dass es hier ausser pool auch Spa- und Wellness gibt. Fritz und ich buchen ein treatment: Massage zur Vorbereitung auf den langen Flug nach Deutschland. Denn Fritz klagt schon lange und oft über starke Rückenschmerzen und ich habe noch gut das letzte Jahr im Kopf, als ich nach 10.000 km solche Rückenprobleme hatte, dass ich mich 1 Tag quasi gar nicht bewegen konnte. Wir werden also nach gefühlten 200 Auto-h mal wieder gerade gebogen und für die engen Flugzeugsitze ‚eingestellt‘. ..
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