Transatlantik 2018

november - december 2018
22 Tage ereignisreiche Monotonie: Ich habe es überstanden. Aber nicht nur das. Das Erlebnis der engen Gemeinschaft mit vier Freunden und das unmittelbare Ausgesetztsein an die Kräfte der Natur hat mich extrem beschenkt. Läs mer
  • 25fotavtryck
  • 3länder
  • 25dagar
  • 117foton
  • 0videoklipp
  • 8,2kkilometer
  • 3,1kkilometer
  • Dag 21

    19. Tag auf See: Donnerstag 6. Dez.

    6 december 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 25 °C

    Endlich Morgengrauen nach einem heftigen Hack. Im Dunkeln ging alles so schnell: Plötzlich zog eine Sturmfront mit 7 Bft auf. Jemand aus der Crew fuhr eine Patenthalse. Ohh, das darf eigentlich gar nicht sein bei unseren losen Wanten: höchst gefährlich! Gott sei Dank hielt die nach vorne gespannte Bullentalje das Schlimmste auf. Sie gab zwar nach, da ihr Block vorne einfach aus dem Deck geschränzt wurde. Dann aber gab es noch einen kleinen, sekundären Halt. So schlug der Baum nur mit voller Wucht knapp über die Schiffsmiite und nicht vollends durch bis in die gegenüber liegenden Wanten. Ich wurde im schlimmsten Moment geweckt und musste sofort ran auf Deck, um einzugreifen. Kurbeln was das Zeug hält mit so viel Druck: Da geht der Puls ordentlich hoch. Und in 10 Sekunden bin ich bis auf die Unterhosen durchnässt. Dieser Passatregen ist wie ein total intensiver Spray!

    Heute ist Chlaustag, wiklich? Bei 25 Grad Lufttemperatur haben wir da ein kleines Problem mit unserer Vorstellung. Aber einen entscheidenden Vorteil haben wir: Unser Skipper Urs trägt das ganze Jahr über Samichlausbart. Heute entrollt sich sogar spontan das rote Bimini des Schiffes, so dass unser Chlaus perfekt aussieht mit roter Kutte!

    Jetzt wird klar, dass uns die stürmische Nacht doch einen ordentlichen Schaden beschert hat: Die Reffleine der Gross-Rollanlage ist fast durchgerissen; muss bei gefiertem Gross an einer scharfen Kante in der Mastdurchführung vorbei, und der Kantenschutz hat unbemerkt Reissaus genommen. Urs und ich reparieren einen halben Tag lang. Nach vier Stunden ist die Geduldsarbeit mit den zu legenden Windungen an der Spindel im Mast geschafft. Dankbar!

    Immer wieder kommen wir an goldfarbenen, schwimmenden Pflanzenteppichen vorbei. Es muss einen Hydrophytenart sein, die ohne Verwurzelung auskommt und sich treiben lässt. Die Teppiche werden nach Westen hin immer grösser. Rolf, unser Phytospezialist kann keine Bestimmung vornehmen, aber probiert muss werden. Schmeckt salzig, wen wundert's.

    Zum Essen gibt es heute Fische Nr. 7 und 8: So fein! Es scheint wieder eine Makrelenart (Brasse) zu sein. Sie sind aber deutlich kleiner als die bisherigen Goldbrassen. Und mit ihren herzigen Glubschaugen wären sie in jedem Kinderspielzimmer ein Augenfang. Wir essen sie trotzdem.
    Läs mer

  • Dag 22

    20. Tag auf See: Freitag 7. Dez.

    7 december 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 27 °C

    Was für ein bezaubernder Sternenhimmel war dies wieder in der Nacht: 360 Grad Sicht und die 3 bis 5 Sternschnuppen, die schon bald zur Gewohnheit geworden sind. Nach einer sehr gemächlichen Fahrt durch die Nacht geht es am Tag ebenso gemächlich weiter. Jetzt ist sogar eine Kombination von Segel- und Motortrieb möglich, da wir mit nur noch 300 sm bis Martinique rechnen und unsere Dieselvorräte halten sollten.

    Am Nachmittag taucht fröhlich eine ganze Schule von Delphinen auf: Lassen sich heute bestens fotografieren und filmen.

    Ich mache Kartoffelsalat für die Mannschaft. Es sind fast unsere letzten frischen Reserven. Spannend, wir mir das Rezept sozusagen Schritt für Schritt in den Sinn kommt. Jetzt muss es einfach gelingen. Zuhause macht dies eher Helene: Geschwellte Kartoffeln im Dampfkochtopf (auf der Place of Rest vorhanden) - 8 min sind das doch, oder? Bouillon darüber leeren usw.

    Am Abend freuen wir uns wieder mal am Gesang aus vollen Männerkehlen. Hier draussen auf dem Atlantik Gott für seine grossen Taten zu loben, tut einfach gut. Und wir wissen uns von Gott getragen in all den Schwierigkeiten, die wir zu bewältigen haben. Er hat uns vor Schlimmerem bewahrt!
    Läs mer

  • Dag 23

    21. Tag auf See: Samstag 8. Dez.

    8 december 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute haben wir zur Abwechslung wieder richtig viel Speed, jetzt sogar mit Schmetterlingsegeln platt vor dem Wind: Martinique, wir kommen!

    Heute haben unsere beiden Fischer den ganzen Tag über erfolglos ihre Köder gebadet. Die vielen Bisse der vergangenen Tage sind offensichtlich nicht selbstverständlich!

    In Richtung Antillen nimmt der Verkehr offensichtlich zu - wenn man da überhaupt schon von Verkehr reden kann: Heute allein haben wir so viele Schiffe gesichtet wie vorher fast auf der ganzen Reise, nämlich drei.

    Wir essen sogar am zweitletzten Tag auf See noch frisch: wunderbar zubereitete Kürbisspeise von Iwan. Der Butternut-Kürbis hat sich in der Wärme wirklich gut gehalten, aber markiert jetzt das ultimative Ende unserer Frischreserven.

    Dann wieder mal Filmabend ab meinem Sony-Tablet: "Nichts zu verzollen". Schliesslich landen wir ja im Falle von Martinique tatsächlich in Frankreich. Da kann der amüsante Film über die "Franzaken" zur Einstimmung nicht schaden.
    Läs mer

  • Dag 24

    Letzter Tag auf See: Sonntag 9. Dez.

    9 december 2018, Caribbean Sea ⋅ 🌬 26 °C

    Heute Abend werden wir Martinique erreichen, juhui! Kaum zu glauben. Wie sich das anfühlen wird, nach 22 Tagen zum ersten Mal wieder Land zu sehen?

    Die Nacht war ruhig mit leidlich guter Fahrt. Jetzt am Morgen geht es erst richtig los mit halbem Wind und 7 Bft. Wir schrammen an einer Regenzelle vorbei und nehmen ungerefft allen Speed mit, den wir abholen können. 8 Knoten kurzzeitig sind nicht schlecht.

    Möglicherweise zum letzten Mal auf dem freien Wasser sehen wir einen eindrücklichen Regenbogen.

    Die gute Fahrt hält den ganzen Tag über an. Da kommen wir so richtig ins Loben und singen, begleitet von meiner Gitallele, ein Worshiplied nach dem andern. Damit ist nicht genug: Delphine stimmen mit uns ins Lob Gottes ein - grandios!

    "Laaand in Siiicht!!! 35 sm entfernt hat Skipper Urs den 1400 Meter hohen Vulkan Mount Pelée entdeckt. Was für eine Euphorie! Tatsächlich, wir haben unser Ziel, Martinique, direkt vor Augen. Bis jetzt waren GPS und Kompass unsere Hilfsmittel auf die wir uns verlassen mussten, auch wenn wir mit unseren Augen überhaupt keine Veränderung feststellen konnten. Wir fuhren im Glauben, jetzt können wir schauen!
    Läs mer

  • Dag 25

    23. Tag Landfall: Montag 10. Dez.

    10 december 2018, Martinique ⋅ ⛅ 25 °C

    Es reichte am Vorabend wegen der früh einsetzenden Dunkelheit nicht mehr, den nächsten Hafen am südlichen Ende von Martinique, Port de Plaisance bei Le Marin, anzusteuern. So ankerten wir vor der "Grande Anse des Salines" Bucht, der längsten oder schönsten Bucht der Insel, wie man uns gleich an Land erklären wird. Doch die Nacht war extrem unruhig mit mächtigen Böen und Schwell, der uns zum letzten Mal nochmals kräftig durchschüttelte. Ja, der Anker war gleich nach dem Setzen noch 35 m geslippt, hielt dann aber die ganze Nacht über an seiner neuen, selbst gewählten Position durch.

    Jetzt haben wir m Port de Plaisance in Le Marin einklariert. Wow, wir haben es geschafft und nach 22 Tagen wieder festen Boden unter den Füssen. Ein grosses Glücksgefühl und viel Dankbarkeit umgeben die Crew während dem ganzen Tag. Die anfallenden Arbeiten wie Segel bergen, Wäsche waschen usw. gehen irgendwie unsortiert mit viel Gemächlichkeit von statten.

    Am Folgetag inspiziert ein Fachmann der Werft die "Place of Rest" und beurteilt das stehende Gut. "You lucky man" sagt er dreimal hintereinander zu Skipper Urs. Dass der Mast mit dem schlechten Zustand von Wanten (die Salinge lassen sich nach vorne und hinten fast wie Flügel bewegen) und Stagen nicht von oben gekommen ist, nehmen wir als Wunder Gottes dankbar entgegen: We are lucky men! Geschafft!
    Läs mer