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- Jun 30, 2024, 8:58 AM
- 🌬 28 °C
- Altitude: Sea level
Caribbean Sea 11°34’42” N 61°42’52” W
Die Flucht geht weiter
![](http://d2k8htqlk8yn1a.cloudfront.net/img/flags-png/ocean.png)
Wir haben uns nach Grenada geflüchtet und haben uns hier in Sicherheit gewähnt. Doch je näher der Sturm kommt, umso unsicherer werden wir. Gestern Abend haben wir uns mit Werner und Resi abgesprochen, heute Vormittag noch einmal zu beratschlagen, wie wir uns verhalten sollen, da die Hurrikanverhersage den Sturmverlauf immer südlicher sieht. Wir entscheiden gemeinsam, rasch nach Süden außerhalb der Hurricanebahn zu Segeln. Die Zeit scheint uns ausreichend, da der Kern des Sturmes erst am Montag um 14 Uhr über Grenada sein soll, und wir nur 14 h bis Trinidad zu fahren haben. Der Plan war also sonntags um 14:00 Uhr zu starten, um Montag Morgen mit dem Sonnenaufgang am Ziel in Trinidad anzukommen.
Gegen 10 gehen wir ins Bett. Es wird für mich eine unruhige Nacht. Ständig werde ich wach, zwinge mich zur Ruhe, schaue bewusst nicht aufs Handy auf die Wettervorhersagen. Morgens gegen 5:00 Uhr höre ich draußen ein komisches Geräusch, irgend ein Knacken, ganz ungewöhnlich, ich habe dieses Geräusch vorher noch nicht gehört. Ich stehe auf und schaue nach. Direkt hinter uns geht ein Boot Anker auf. Ich blicke mich um: Ganz viele Lichter von ausfahrenden Booten sind zu sehen. Jetzt kann ich nicht mehr anders, schaue mir die aktuellen Wetterdaten an, ich bin ja jetzt eh hellwach. Und bloß gut, der Hurrikan hat inzwischen weiter an Fahrt aufgenommen. Zog er die letzten Tag mit bis zu 20 Ktn vorwärts, so sind es jetzt bis zu 35 kt. Er wird also viel eher eintreffen.
Inzwischen ist mein Puls auf hundert, eine Entscheidung muß getroffen werden. Ich wecke Doris, berichte ihr von meinen neuen Erkenntnissen und bitte sie, unser Buddyboot auch gleich zu informieren. Sie melden sich aber nicht. Schnell lasse ich unserer Dinghi runter und brause rüber. Da sind sie auch schon an Deck. Schnell besprechen wir die Situation. Ich renne offene Türen ein, auch Werner hatte sich schon Gedanken gemacht und wollte mich noch gegen Mitternacht anrufen, hat es aber aus Rücksicht nicht getan. Egal, jetzt müssen wir schnell handeln….
Um 5:30 Uhr holen wir den Anker auf. Die „Horizon“ hat etwas Probleme, ein Motor funktioniert nicht. Wir fahren nochmal zurück zu ihr. In dem Moment kommt der Anker aus dem Wasser. Jetzt also volle Kraft Richtung Meer und Segel setzten. Als wir aus der Bucht rauskommen empfängt uns eine kräftige Welle und Wind mit bis zu 25 Ktn. Wir fahren im ersten Reff und sehen teilweise 10 Ktn. Speed auf der Logge. Das ist gut so, denn wir haben 84 sm vor uns und wollen im Hellen ankommen. Zusätzlich müssen wir noch mit einer starken Strömung von ca. 2,5 Ktn rechnen, die uns nach Steuerbord versetzt und wir dadurch noch eine größer Strecke zu bewältigen haben.
Gleichzeitig mit uns sind noch viele weitere Boote aufgebrochen. Einige davon kennen wir persönlich. Und auch Stunden später starten immer noch viele Boote, diese werden allerdings erst in der Nacht eintreffen.
Wir sind jetzt erst einmal froh, diese Entscheidung heute Morgen so zügig und einstimmig getroffen zu haben. Der Hurrikan hat bereits die Stufe 4 erreicht und dreht immer weiter nach Süden.
Inzwischen hat der Wind hier draußen abgeflaut, er weht nur noch mit ca. 10 - 12 Ktn. Um unser Ziel noch bei Tageslicht zu erreichen, ist das zu wenig, ich schalte einen Motor dazu. Kurz vor Trinidad kommt noch eine Regenwand angezogen, die auch wieder reichlich Wind und starke Böen mit sich bringt. In einer Rauschefahrt fliegen wir unserem Ziel entgegen und können glücklich in einer kleinen geschützten Bucht, die erstaunlicherweise noch vollkommen leer ist, unseren Anker fallen lassen. Schnell noch den Anker Abtauchen, und dann ein Ankerbier trinken. Bei der Kontrolle sehe ich, dass der Grund nicht optimal ist. Er besteht zum größten Teil aus abgestorben, kleinen Korallenteilchen und hartem Sand. Da der Wind hier nicht so stark werden soll, entscheiden wir zu bleiben. Wir gehen auf ein Bier zu unseren Freunden aufs andere Boot und werden auch gleich zum Abendessen eingeladen.
Die Nacht verläuft ruhig, es weht kaum Wind und ich kann diesmal sehr gut schlafen. Auch am Morgen ist alles in bester Ordnung. Um 11:30 Uhr beginnt es allerdings mit einem Mal an zu Blasen: Ich kann 30 kt in Böen auf der Anzeige erkennen, aber unser Anker hält. Bei unseren Freunden leider nicht. Sie müssen Ankerauf Gehen, was bei einem Grundwind von 20 kt nicht schön, aber möglich ist. Sie kreuzen in der Bucht hin und her und lassen sich vom Wind treiben. Die Wellen sind niedrig und so ist das kein Problem. Nach zwei Stunden lässt der Wind nach, und wir haben unseren ersten schweren Hurrikan überstanden. Die „Horizon“ ist auch wieder fest im Grund verankert.
P. S. Auch unsere Freunde in Grenada haben den Hurrikan gut überstanden. Er ist kurz vor der Insel etwas nach Norden abgezogen und hat dadurch nicht die schrecklichen Auswirkungen vom Hurrikan „Ivan“ gehabt.Read more
Traveler Dass ihr euch aber auch gleich zu Beginn so einen schweren Hurrikan "aussuchen" müsst... Wir sind froh, dass für euch und eure Freunde alles gut gegangen, waren unentwegt in Gedanken bei euch - noch mehr als sonst😉🤗
Traveler Danke ihr lieben. Es ist schön zu wissen, dass jemand an uns denkt und mit uns fühlt. 😊
Gut gemacht und dann hilft das Glück. Schön zu wissen, dasss ihr wohlauf und safe seid. [Gorm]
Traveler Danke Gorm. Manchmal muss man dem Glück etwas nachhelfen 😉