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  • Day 124

    Tauchschein in Ko Tao

    October 16, 2023 in Thailand ⋅ ☁️ 30 °C

    Das Leben unter Wasser kannte ich nur aus dem Fernsehen, aus kleinen Teichen und Aquarien. Dabei ist unser Planet blau. Unvorstellbare Arten leben hier, und einige der schönsten gibt es in Südostasien. Ko Tao ist berühmt für günstige Tauchkurse und bunte Unterwasserwelten. Also hin da. 9000 Baht ist mir das Tauchen lernen allemal wert.

    Eigentlich dürften wir gar nicht da unten sein, sagt mein Tauchlehrer. Deshalb sind wir auf unsere Ausrüstung angewiesen. Maske, Atemregler, Luftflasche, Weste, Flossen und mehr lernten mein australischer Tauch-Buddy und ich am ersten Tag kennen. Wir lernten, wie man unter der Oberfläche atmet, umherschwebt, den Druck auf den Ohren ausgleicht und in verschiedenen Situationen reagiert. Im Theorieteil werden einige Schreckensszenarien detailliert beschrieben, darunter die Dekompressionskrankheit und vier verschiedene Lungenverletzungen. Wenn man sich nicht blöd anstellt, geht aber alles gut.

    Es ist viel zu verarbeiten, was in dem dreitägigen Kurs passiert. Außer dem theoretischen Teil und den Übungen im Pool sind vier Tauchgänge vorgesehen. Glücklicherweise verstehe ich mich fantastisch mit meinem Tauch-Buddy und unserem Kursleiter. Beide sind sehr hilfsbereit, geduldig und geben mir ein sicheres Gefühl.

    Am zweiten Tag hüpfen wir zum ersten Mal ins türkis-blaue Wasser und schon der Blick von der Oberfläche nach unten verrät mir, wie schön es gleich wird. Erstmal geht es abwärts, zunächst an einem für Anfänger vorgesehenen Tau. Ich habe noch mit der Ausrüstung und dem Druckausgleich zu kämpfen, doch schaffe ich es auf die vorgesehene Tiefe von zwölf Metern. Ich wusste, dass Fische alle möglichen Farben und Größen haben können. Theoretisch wusste ich auch, wie Korallen und Seesterne aussehen. Aber all das mit eigenen Augen zu sehen, übersteigt jede Vorstellungskraft. Wie ein Astronaut fühlte ich mich, isoliert von der Menschheit und ihren Sorgen, bloß auf meinen Atem, meine Begleiter und unsere direkte Umwelt konzentriert. Zu hören ist nur mein Atem, der in schimmernden Blasen über mir verschwindet, und ab und zu ein weit entfernter Schiffsmotor. Ein Schwarm kleiner bunter Fische schwimmt unbeirrt direkt an uns vorbei. Sehen so Aliens aus? Ich hoffe es, dann können wir alle Ufos reinlassen und in Frieden mit ihnen leben. Als ich glücklich an die Oberfläche zurückkehre, denke ich an den Fischmarkt in Bali zurück. Irgendwie seltsam, aber gleichzeitig auch logisch, denke ich.

    Auch beim zweiten, dritten und vierten Tauchgang ist uns das Glück gewogen. Die Sicht durch das Salzwasser ist glasklar und ein Schwarm kleiner Barracudas schwimmt uns über den Weg. Von den Seeigeln, Muscheln und Clownfischen mal abgesehen. Nach drei vollgepackten Tagen hatten wir uns das Zertifikat “Open Water Diver” verdient. Überall darf ich nun bis zu 18 Meter tief tauchen, und das Zertifikat gilt sogar für immer. Euphorisiert wanderte ich noch am selben Nachmittag einen steilen Berg zu einem Aussichtspunkt hoch und gönnte mir einen Mango-Shake. Oben lernte ich ein nettes Pärchen kennen und zusammen beobachten wir, wie die Sonne blutrot wurde, bevor sie ins Meer eintauchte.

    Seekrank war ich bisher überhaupt nicht geworden, doch hatte ich selbst am Tag nach dem letzten Tauchgang das Gefühl, dass sich die Welt in Wellen auf und ab bewegt. Als das vorbei war, kamen fiese Magenprobleme auf, die eine Woche anhielten. Zusätzlich gab’s auch noch Schnupfen. Hatte ich etwas falsches gegessen? Hatte ich meinen Körper mit dem Tauchkurs überfordert? Vielleicht beides? Jedenfalls war ich kurz davor, zum Arzt zu gehen, als es endlich besser wurde. An meinem letzten Abend auf Ko Tao ging es mir wieder so gut, dass ich mir einen langen Strandspaziergang unter Palmen im Sonnenuntergang zutraute. So konnte ich gar nicht anders, als doch noch Frieden mit der Insel zu schließen.
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