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  • Day 19

    Estancia Monte Dinero

    March 23 in Argentina ⋅ ☁️ 9 °C

    Wir sind hier in einer ganz anderen Welt! Der südlichsten Estancia Argentiniens! Die Estancia Monte Dinero liegt geschützt in einer Senke des unwegsamen, scheinbar endlosen Geländes. Aber eben doch nicht endlos, denn wir befinden uns an der süd-östlichsten Spitze des amerikanischen Festlands.
    Die Estancia Monte Dinero besteht aus einer Gruppe von Häusern, Schuppen und Ställen. Ein kleines Dorf, das hier vor den Winden geschützt ist. Von den Hügeln aus kann man die Magellan Straße sehen.
    1880 gründeten Thomas Greenshield und seine Frau Emma McMunn hier die Lucacho Sheep Farming Company, benannt nach einem Aonek'enk (Ureinwohner, auch bekannt als Tehuelches). Greenshield starb leider schon 10 Jahre später und seine Witwe Emma heiratete ein zweites Mal: Arthur Wellington Fenton, ebenfalls ein Ire und der erste Arzt der Provinz Santa Cruz, der seine Patienten „vom Pferderücken aus“ behandelte. Nun verband er die Medizin mit der Schafzucht. 1896 wurden Emma McMunn 20.000 ha Land übertragen, wie aus einer Urkunde hervorgeht, Vielleicht hing das mit der Geschichte zusammen, die uns Kevin erzählt hat: dass Ende 19. Jh der argentinische Regierung, Geld und/oder Land an die Bewohner vergab, die dafür bestätigten, dass sie Argentinier sind (und so das Land Argentinien war und nicht Chile). Das ist mal eine unblutige Gebietsbeanspruchung.
    Warum heißt die Estancia „Monte Dinero“?
    Es war Arthur Fenton, der die Estancia so (um-) benannte, nach dem gleichnamigen Hügel, der „Dinero“ (Geld) hieß, weil man lange Zeit glaubte, dass es an der Küste der Meerenge Gold gibt, das von den zahlreichen spanischen Galeonen und Piratenschiffen stammt, die hier Schiffbruch erlitten hatten. Eine Art ozeanisches Manna, das zur Legende wurde und ab 1870 einen relativ kurzen "Goldrausch" auslöste.
    Auf dem Gipfel des Monte Dinero, einem sanften Hügel, der von der Estancia aus zugänglich ist, verläuft heute die Grenze zwischen Argentinien (wo wir sind) und Chile - parallel zur (und vor der) Magellan Straße.
    Wir sind in der sogenannten La Casa Grande unterkommen und fühlen uns in eine andere Zeit „gebeamt“. Wir befinden uns am Ende des 19. Jh. Als Greenshield und Emma McMunn hier landeten, brachten sie ihr Haus (zerlegt natürlich) mit allen Möbeln auf dem Schiff mit. Ganz sinnvoll, denn hier gibt es keine Bäume, um ein solches Haus zu bauen. Die Sala ist also "made in Europe". Die Dielen sind alt und knarren. Die 2 Sessel und das Sofa haben geschnitzte Arm- und Rückenlehnen. Der Tisch ist ein alter See-Koffer. Die Holztüren zu den angrenzenden Räumen (heute Gästezimmer) sind von Emma McMunn bemalt worden.
    Heute tragen die Gästezimmer Namen aus der Familie. Wir schlafen im "Arthur". Es hat ein altes Ehebett, dessen Kopfteil schon recht wackelig ist, einen nicht ganz so alten Gas-Kamin, ein schickes Badezimmer mit einer freistehenden Badewanne mit Greifvogel-Füßen. Ich habe gelesen, dass der prächtige Kamine in unserem Zimmer (und im Zimmer "Emma“) von der „Artique“ stammen, einem der vielen Schiffe, die in den tückischen Gewässern der Meerenge gesunken sind (in ihrem Fall ist 1884).
    Zum originalen Haus gehört auch ein Raum, der direkt an die Sala angrenzt und heute ein kleines Familienmuseum beherbergt. Karla hat alles fotografiert: ein altes Reise-Grammophon mit Platten-Koffer, verschiedene Radios, Gewehre, Bücher (darunter wohl auch ein medizinisches Buch von Arthur Fenton), kugelrunde Steine, mit denen die Ureinwohner mit Steinschleudern jagten, steinerne Pfeilspitzen aus uralten Zeiten, Porzellangeschirr, Golfschläger aus Holz, Kinderspielzeug, Urkunden und je ein Foto von Arthur und Emma, den Gründern. Ganz beeindruckend!
    Im Laufe der Zeit ist La Casa Grande gewachsen und macht seinem Namen alle Ehre. Es gibt noch ein Billiardzimmer (für Karambolage-Billiard), einen Speisesaal für viele Gäste mit einem wahnsinnigen Grill und einer Küche, in der Martin für uns all-abendlich zaubert (heute: super leckere Kürissuppe und Lamm auf Schokoladensauce mit Risotto) Und nicht zu übersehen: die riesigen Zedern vor und neben dem Haus - tolle Bäume!
    Geführt wird die Casa Grande heute von Kevin, einem Fenton in der 5. Generation. Kevin ist der Hotelmanager und erzählt uns gern die Geschichte seiner Familie und der Farm.
    Die Farm ist heute 26.000 Hektar groß und erstreckt sich bis zur südlichsten Spitze, dem Cabo Virgenes. Es geht wie vor 150 Jahren immer noch um Schafzucht und Wollproduktion. Begonnen haben die Fentons mit Corino Schafen, einer Kreuzung aus Corriedale und Merino, die nicht nur Wolle, sondern auch Fleisch für den Verzehr lieferte. Seit 2013 züchten sie nur noch die australische Merino Schafe. Ist bekannt, oder? Sie produzieren eine sehr feine Wolle, die sogar für Dessous verwendet wird. Und außerdem sind sie total knuffig! Natürlich gibt es dazu auch Hunde. Jazz, den pfiffigen Border Collie, haben wir kurz kennengelernt. Da Vinci braucht nicht eifersüchtig zu werden.
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