• Ein Tag voller Geschichten in Battambang

    November 7 in Cambodia ⋅ ☁️ 28 °C

    Heute stand ein kompletter Tag in Battambang auf dem Plan – und was für einer! Unser Tuk-Tuk-Fahrer, den uns gestern ein Grab-Fahrer vermittelt hatte, holte uns pünktlich um 10 Uhr am Hotel ab. Vom ersten Moment an war klar: Der Typ ist ein Goldstück – freundlich, ruhig, null aufdringlich und einfach ehrlich sympathisch. Einer, dem man wirklich gönnt, dass er mit seiner Arbeit ein bisschen was dazuverdient.

    Los ging’s in den Norden der Stadt, wo wir zunächst über einen lokalen Food-Market geschlendert sind. Unser Fahrer hat uns geduldig alles erklärt, was da so lag – von Früchten über Fische bis hin zu Dingen, die wir lieber nicht zu genau identifizieren wollten. 😅
    Zur Stärkung hat er uns Sticky Rice gekauft – und später sogar noch die Variante im Bambusrohr, bei der der Reis direkt im Bambus gegart wird. Überraschend lecker!

    Während der Fahrt sind uns immer wieder Stände aufgefallen, an denen kleine Tiere auf dem Grill lagen. Erst dachten wir, es wären Vögel oder vielleicht Frösche – bis unser Fahrer uns erklärte, dass es gegrillte Ratten sind. 😳
    Er meinte ganz selbstverständlich, dass das hier eine lokale Delikatesse sei – er selbst habe früher auch schon mal Ratte gegessen, aber „seit vielen, vielen Jahren nicht mehr“. Angeblich schmecke sie wie Hühnchen. Wir haben dankend abgelehnt – ich als Veganerin sowieso.

    Danach wurde es ernster: Wir besuchten die Killing Fields von Battambang. Unser Fahrer erzählte uns dort seine persönliche Geschichte – seine Eltern wurden während der Khmer-Zeit getrennt, die Mutter floh nach Thailand, der Vater in den Dschungel, und er selbst wuchs bei den Großeltern auf. Erst letztes Jahr, nach 44 Jahren, hat er seine Mutter wiedergetroffen. Das hat uns wirklich berührt, und den Besuch an diesem Ort umso eindrücklicher gemacht. Der ehemalige Tempel, der als Gefängnis genutzt wurde, das Mahnmal, der stille See – alles bedrückend, aber wichtig zu sehen.

    Nach dieser emotionalen Pause ging’s weiter zur Reispapierproduktion. „Fabrik“ ist übertrieben – es war eher eine kleine, einfache Werkstatt, wo wir sehen konnten, wie aus Reismehl die dünnen Blätter gebacken und in der Sonne getrocknet werden. Danach wäre eigentlich Mittagessen mit frischen Summer Rolls geplant gewesen – aber wir haben uns dann doch lieber fürs Bier entschieden (Frühstück war reichlich). Prioritäten. 🍺

    Das Highlight danach: der legendäre Bamboo Train. Eine simple Bambusplattform auf Rädern mit Motor – klingt wackelig, fährt aber erstaunlich schnell. An der Endstation gab’s das obligatorische Bierchen, ein Tuch für die nächsten Tempelbesuche, ein Armband, und dann ging’s zurück.
    Unterwegs kam uns Gegenverkehr entgegen – auf nur einem Gleis! Also mussten die anderen ihren Zug kurzerhand abbauen, zur Seite räumen und warten, bis wir vorbei waren. Zum Glück waren wir auf der Rückfahrt – da hat man Vorfahrt!

    Und dann passierte’s: Platten am Tuk-Tuk! Unser Fahrer war völlig aufgelöst, hat sich tausendmal entschuldigt, während wir das Ganze eher witzig fanden. Also saßen wir am Straßenrand, beobachteten das „Reifenreparatur-Kunstwerk“ und waren ehrlich beeindruckt, wie er mit einfachsten Mitteln alles wieder hinbekam. Nach 15 Minuten ging’s weiter, als wäre nie etwas gewesen.

    Am Nachmittag zeigte er uns noch das muslimische Viertel, eine wackelige Hängebrücke (perfekt für ein paar Fotos) und eine kleine Obstfarm. Dort durften wir verschiedene Früchte probieren – einige kannten wir nicht mal vom Namen her, aber alles schmeckte köstlich.

    Zum Abschluss fuhren wir zu den Killing Caves. Wandern oder Jeep? Die Entscheidung war schnell gefallen – 10 Dollar Jeepfahrt, weil wir schon wieder halb zerflossen sind vor Hitze. 😅 Oben angekommen, gab’s erneut ein Mahnmal mit Schädeln und Knochen – bedrückend, aber wichtig für das Verständnis dieses Landes.

    Und als hätten wir noch nicht genug erlebt, wartete zum Sonnenuntergang die Bat Cave. Schon vor 18 Uhr hörte man das Quieken aus der Höhle, dann – plötzlich – schossen Millionen Fledermäuse in einer schwarzen Welle in den Himmel. Der ganze Horizont war in Bewegung. Absolut spektakulär!

    So endete unser Tag: verschwitzt, erschöpft, voller Eindrücke – aber total glücklich. Battambang hat uns überrascht. Wir hätten nie gedacht, dass man in dieser Stadt so viel erleben kann – Geschichte, Natur, Emotion und Abenteuer in einem Tag.
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