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- Day 81–82
- September 15, 2024 at 10:00 AM - September 16, 2024
- 1 night
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 146 m
GermanyAuetal-Rolfshagen52°14’8” N 9°8’54” E
Rolfshagen

3.002 TAGE AUF UNSERER LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 130 km/ Gesamt 363.821 km /Ø121,19 km)
14.09.2024
Wohnmobilstellplatz
Am Freibad Sonnental
31749 Auetal
Deutschland
Seit einigen Tagen haben sich die Prioritäten in dem Vierundzwanzigstundentag verschoben, der an Mitternacht neu sich vor mir ausbreitet. Natürlich bedingt durch den plötzlichen Kälteeinbruch, sicherlich verursacht von unser beider Verletztlichkeit, aber auch durch ein neues Nach - Denken.
Es ist mir zuletzt schon aufgefallen, dass ich manchmal resümierend sozusagen im Raum stehen bleibe. Einfach in einem Gedanken verfangen bin, der sich mir in inneren Bildern aufdrängt. Nichts Verfängliches, so wie wenn jemand sein Leben an sich vorbeilaufen lässt. Eher so ein stiller Strom, wie wenn jemand das Licht aus und einschaltet, sodass im Raum noch ein Schimmer der Helligkeit verbleibt.
Dann wird es dunkel, und ich kann wieder sehen. Der innere Augenblick ist zuende gedacht, und meine äußeren Augen erkennen Bilder, die mich erfreuen. Es war ja nicht die erste Mühle auf der ausgewiesenen Landstraße, aber doch die, die sich geradezu aufgedrängt.
Schon von weitem sehe ich, wie schön sie ist, besonders die Kombination von grün im Gras und den niedrigen Hügeln der Teutoburger Waldes, der sich ins Wesertal hinabrutschen lässt, kleine Dörfer an seinen Flanken. Rechts hinter der Mühle Kraniche im Landeanflug, gerade mal eine Handbreit über den Bäumen.
Hinter der Mühle ein Haus, auch weiß gestrichen. Dort endet der Weg, und dahinter ist ein grüner Wiesenhügel. Wer bewacht hier wen, und wer schützt den anderen. Oder sind sie eine Einheit, wie Bruder und kleine Schwester.
Ich gucke nach einem freien Spaziergang. Früher habe ich gedacht, Privatwege seien ein norwegisch-holländisches Problem, aber mittlerweile gibt es europaweit Menschen, die abseits wohnen, und die Feldwege zur Hauptstraße in Privatwege umgewandelt haben, wo du nie weißt, wann der Hofhund bellend um die Ecke kommt.
Ich bitte Gott um einen stillen Weg für uns Zwei, denn Hundebegegnungen sind im Moment überhaupt kein Vergnügen mehr. Die Menschen schauen überrascht, in welchem grollenden Ärger Hilde anderen Hunden begegnet. Die Ängstlichkeit nach der ersten Attacke eines Hundes, der sie trotz Unterwerfung nicht losgelassen hat, hat sich in einen heftigen Zorn verwandelt.
Gott schenkt uns einen Schotterweg zwischen einem Feld und einen Wasserlauf unter Bäumen. Genug zu schnüffeln und zu gucken, kein Mauseloch, von der ich sie fernhalten müsste, aber ein Bauer hinten auf dem Feld. Ländliche Idylle vor einem stillgelegten Fabrikgelände, dessen hohe Türme warnend wie Fingerzeige in den blauen Himmel ragen.
Veltheim hat also nicht nur eine Mühle von früher mitgebracht, sondern auch ein altes Kraftwerk. Kurz vorher waren wir an der Burg über Vlotho, die zwar hoch über dem Ort liegt, aber waldgeschützt wenig Blicke ins Tal der Weser ermöglicht.
Vor einiger Zeit bin ich mal von der Autobahn nach Rinteln unter einer hohen Brücke Richtung Totenmann gefahren, das im dichten Nebel sich lange verborgen hielt. Heute kommen wir an die Kreuzung mit den Abzweig ins Tal zu diesem "Mann", und auf den Berg unter der Brücke, wo ein kleines Männchen von einem anderen Stern vielleicht, erstaunt auf die Häuser blickt, die unter dem hohen Bogen der Brücke stehen.
Wieder eine Kombination wie bei der Mühle, merkwürdig dass mir dies heute so auffällt. Nunja, bei uns ist es ja ähnlich, wobei es auch nicht klar ist, wer auf wen und wann aufpassen muss.
In Rolfshagen habe ich im letzten Jahr Natalie und ihren Sohn getroffen, die aus dem verschneiten Norwegen kamen, um hier im April ihre Batterien für die Reise ins sonnige Spanien aufzuladen. Heute kommt einer von der Mosel zurück nach Hannover, und der andere aus Krefeld fährt vielleicht an die Ostsee.
Die toughen Bürger des Auetals gehen abends noch im Sonnentalfreibad schwimmen, obwohl die Wassertemperatur nur unwesentlich höher als die Landwärme ist. Wir bauen den Bus für die Nacht um, das heißt, ich muss Hilde dazu bewegen, den Platz fürs Bettzeug kurz freizugeben.
Zwischen Berg und Tal bleiben uns nur wenig Möglichkeiten, um spazieren zu gehen, dann erfolgt die Fütterung des Tigers. Denn das ist jetzt auch neu, dass Hilde richtig gierig geworden ist, was das Fressen betrifft. Es erinnert mich an meine "jugendlichen" Fastenkuren einer Frau zuliebe, die immer mit hungrigen Episoden zuende gegangen sind, sodass mir irgendwann klar war, als Sohn eines Kochs und einer Hauswirtschafterin bin ich für 'Leben im Limit' schlecht geeignet.
Jetzt im Alter hat das keine Bedeutung mehr, die Eltern sind lange tot, und das Essen gerät zu einer sättigenden Nebensächlichkeit im Sinne Ghandis. Essen, um zu leben, und nicht umgekehrt.
Es wird früh dunkel, und da meine Lesebrille auch den Gang ins Vergessen genommen hat, kann ich noch ein bisschen ins Licht des Handys schauen und Pläne machen, die der Schlaf mit in seine Traumwelt nimmt. Bis am Morgen die Sonne scheint.Read more
Jan Cux
Endlich mal wieder ein Stellplatz mit Bänken
Jan Cux
Eine schöne Aufnahme
SchönwetterwandererSchade, dass Hilde die Attacke so schlecht verarbeitet, hoffe sie findet bald wieder Vertrauen.