• Sehestedt

    29–30 Nov 2024, Jerman ⋅ ⛅ 2 °C

    3.077 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 125 km/ Gesamt 372.346 km / Ø121,00 km)

    Wohnmobilstellplatz
    Nordostsee - Kanal
    24814 Sehestedt
    Deutschland

    Auf dem kleinen Parkplatz an der stark befahrenen Landstraße nach Kappeln erwischt mich plötzlich ein heller Strahl an der Schulter. Als ich meinen Kopf drehe, kommt für einen kleinen Moment die Sonne durch die Wolken. Ob die Regenzeit nun ein Ende hat.

    Immer noch ist es sehr stürmisch und dunkle Wolkentürme stapeln sich bedrohlich am Himmel, die aber wiederholt den ein oder anderen Sonnenstrahl nicht verhindern können. Wir haben uns den Weidenfelder Ostseestrand als Ziel ausgesucht. Er kommt unmittelbar südlich des Olpenitz-Resorts, sozusagen das Sahnestückchen der sonst eher einfachen Strandidylle.

    Man braucht Münzen, um überhaupt auf den Parkplatz fahren zu dürfen, und ich bin fast schon dabei umzudrehen. Nein, nein, parken Sie dort und gehen mit Ihrem Hund an den Strand. Im Winter ist alles frei, sagt mir eine entgegenkommende Autofahrerin.

    Wir sind alleine auf dem Parkplatz, und stolpern die paar versandeten Stufen hinauf auf dem Weg durch die schmale Dünenlandschaft. Ich lasse Hilde's Leine los und staune. Als wäre ich im Süden, so weich der Sand und wild die Wellen der Ostsee. Die Skyline von Olpenitz liegt in einem Sonnenbad und der Himmel ist spektakulär.

    Wir sind alleine. Eine halbe Stunde ganz alleine am Strand. Ich kann es kaum fassen. So ein schöner Ort nur für uns. Ich drehe Videos, für unseren Youtube-Kanal, den Status, die Storys. Einfach ein kleines Mitbringsel von einem deutschen Strand, wohlwissend, dass Strände in der Winterzeit gerade in sind, die weitaus schöner und spektakulärer sind.

    Meine Bilder sind vielleicht nice, wie jemand abends schreibt, wie immer nice, ein kleines Kompliment. Aber nur ein Ausschnitt aus unserem Leben, ein sonniger Ausschnitt. Der weiche Sand endet am Schild "Kitestrand" und wird hart, was viel leichter für mich zum Gehen ist.

    Bevor ich merke, dass es nicht mehr lange gut geht mit dem Laufen, drehe ich um. Die dunklen Wolken haben sich über die Szenerie gelegt, es beginnt zu regnen, die Skyline liegt im Schatten, die Sonne ist verschwunden. Im weichen Sand rutschen meine Schuhe weg, die Wellen rollen laut ans Ufer, Hilde strebt in einem Bogen meiner diagonalen Linie zum Parkplatz entgegen, der Wind fegt seitlich auf uns zu.

    Am Surfstrand parken einige junge Menschen, um die Stimmung auszutesten. Sie suchen andere Bedingungen als wir, der Regen stört sie nicht. Wir aber haben unseren Spaß gehabt, einen feinen Strandspaziergang für uns alleine, ein besonders schönes Geschenk.

    Übers Land fahren wir südwärts, die ausgewiesenen Plätze an Steilküsten kann man wohl nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichen. Schubystrand und Damp bieten Schranken an, wenn die geschlossen sind, gibt es auch kein Stranderlebnis. Und überhaupt, Videoüberwachung, Kennzeichenerfassung, Parkgebühr. Hier sind wir ganz bestimmt falsch.

    Am Strand bei Booknis ist der Meer graugrün und still, so wie das Land leer von Menschen im Winterschlaf dämmert. Dagegen beherrscht das Gut Karlsminde die Landschaft hinterm Meer, die wenigen Fahrzeuge zeichnen Spaziergänger aus, die im Bogen durch einen kleinen Wald zum freien Strand spazieren.

    Das Langbett oben an der Straßenkreuzung ist frei zugänglich und einsam. "Das Langbett in Karlsminde ist ein Hünengrab, welches ursprünglich aus der Jungsteinzeit um etwa 2.500 vor Christus stammt. Als Hünengrab bezeichnet man im Norddeutschen Megalithanlagen, die aus Findlingen oder großen Steinen bestehen. Hüne bedeutet hierbei Riese, es ist somit sinngemäß ein 'Grab für Riesen'. Tatsächlich ist es jedoch schlichtweg eine riesige Grabanlage, die durch große Findlinge verschlossen wurde.

    Das 56 Meter lange Langbett von Karlsminde wurde zwischen den Jahren 1976 und 1978 restauriert. Heute ist es ein imposant wirkendes, archäologisches Denkmal, ein wahrhaft steiniges Kunstwerk, welches für Interessierte öffentlich zugänglich ist und besichtigt werden kann. Es besteht aus Findlingen mit einem Gewicht von jeweils bis zu 2,5 Tonnen.

    Die Kammern des Grabs waren einst eine letzte Ruhestätte. Für das Leben 'auf der anderen Seite' übergab man den scheidenden Menschen landwirtschaftliche Geräte, wertvollen Schmuck und Tongeschirr in die Ruhestätte.

    Innerhalb des Hügelmantels vom Langbett in Karlsminde wurden außerdem Urnengräber aus der Eiszeit gefunden, die belegen, dass die Grabstätte bis nach Christi Geburt genutzt wurde. Umgeben von hohen, grünen Bäumen liegt das Langbett Karlsminde idyllisch ruhend zwischen den Gütern Hohenstein und Ludwigsburg. Auch heute spürt man dort noch die entspannte Ruhe inmitten schöner Natur."

    https://www.ostseefjordschlei.de/regionen/schwa…

    An die Strände weiter unten in der Eckernförder Bucht kann ich aufgrund einer Baustelle nicht fahren. Und da es langsam dunkel wird, nehmen wir noch ein Stück Hafen in der Stadt mit und erleben einen grandiosen Sonnenuntergang am Nordostsee - Kanal, wo wir übernachten. Unsere zweite ruhige Nacht. Das bietet sich einfach an. Drum herum die Küste zu erfahren und abends hierher zurückkommen, für einen letzten Spaziergang, einen ruhigen Schlaf, Schiffen nachträumen, die morgens aus dem Nebel kommen.
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