• Hohwacht

    15–16 mar., Alemania ⋅ ☁️ 3 °C

    3.183 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 72 km/ Gesamt 386.647 km / Ø121,47 km)

    Parkplatz
    Hohwachter Bucht
    Deutschland

    Heute morgen ist mir nach alter Musik. Bob Dylan in Budokan. Da waren wir noch alle jung. Und die meisten waren auch schlank, vital und lebenshungrig. Manches davon habe ich mir behalten können, aber wenn es morgens um sieben Uhr noch zwei Grad hat, dann mag ich erstmal nur einen kleinen Morgenspaziergang, was Hilde gar nicht gefällt.

    Aber ich verspreche ihr einen schönen Abschiedsspaziergang, wie gestern morgen in Scharbeutz. Auf dem Weg beginnt es zu regnen, und ich schaue kurz gedanklich zu meinen Sandalen runter, ob die Socken wohl wasserdicht sind. Dann fängt es an zu schneien. Und als wir am Meer sind, hat sich der Himmel entspannt.

    Einige Spaziergänger, eine handvoll Hunde, deren männliche Spezies Hilde gut in Erinnerung behält, weil ihre Läufigkeit sie gerade auszeichnet. Wir laufen bis runter zur Therme, die an diesem, für viele, ungemütlichen Tag gut besucht ist. Dann winken wir Good-Bye, ich drehe die Nase vom Bus Richtung Norden, weil wir uns heute Abend schon mit Ute in Hohwacht treffen. Sie kommt von Berlin über Kiel, wo sie einen Termin hat, während Schnee das Land belegt, zu uns. Bis zuletzt habe ich noch vermutet, dass sie die kleine Reise mit uns absagen würde, weil die Temperaturen einfach ziemlich unwirtlich sind, was ich gut verstehen würde.

    Als die Landstraße bei dem Uhu rechts in den Wald abbiegt und sich deutlich verkleinert, liegt Schnee. Wir sind auf der Nordsüdroute von Kiel angelangt, und hier ist dann auch Winter. Also eigentlich war es ja auch vorher so, nur die weiße Schicht skizziert die Situation überdeutlich.

    Am Abzweig nach Hohwacht ist alles wieder normal, in der Ferne liegt die dunkle Masse Wasser zum Horizont hin, die sich deutlich vom Land abgrenzt. Während wir auf dem Parkplatz auf Ute warten, klart der Himmel auf und lässt seine Schäfchen über das blaue Firmament laufen.

    Ute ist durchgefroren, weil sie für ihren Termin schon zwei Stunden draußen verbracht hat. Für unseren Abendspaziergang zieht sie sich gleich mehrere Schichten Bekleidung an, während ich nur einen dickeren Pullover über den Tagespullover ziehe, für Hilde reicht ihr kurzes, aber dickes Fell aus. Es macht einfach einen großen Unterschied, ob man dauernd draußen lebt, oder nur mal sporadisch.

    Aber das rechne ich ihr hoch an, dass sie mal wieder ein paar Tage mit uns unterwegs ist, denn wir reisen doch etwas anders. Hilde freut sich diebisch, dass wir spazieren gehen und auch ganz alleine am Strand unterwegs sind, während die Wellen wild sich überschlagen.

    Es ist windig geworden und draußen auf dem Meer wird sich der Bruder noch ein bisschen mehr aufgefrischt haben. Der Himmel ein Gedicht in Farben und Bildern, wir haben uns viel zu erzählen, sehen wir uns doch nur ein oder zweimal im Jahr. Hilde hält Kontakt, auf dem Rückweg nimmt Ute mir die Leine ab, denn der Rücken schmerzt, wenn Hilde zieht. Und in der Dämmerung zuckt das ein oder andere Kaninchen aus seinem Versteck im grünen Gras.

    Ute hat zuhause eine scharf und gut gewürzte Suppe für uns vorbereitet, die sie jetzt aufkocht, und in den blauen Bus mitbringt. Wir sitzen noch lange zusammen, Hilde hat sich zusammengerollt, der nächste kleine Markknochen ist sauber ausgeleckt, ist immer ein kleines Fest an Gerüchen und Geschmack.

    In der Nacht wandert der Mond. Als ich einmal rausschaue, ist der Himmel voller Stern, später sind Wolken aufgezogen, am Morgen haucht im Osten ein zartes Licht über die Dächer der Häuser, ein neuer Tag beginnt. Ich habe eine dunkelrote Kerze angezündet, die sich gut zum grauen Tag macht.
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