• Urft

    1–2 de out., Alemanha ⋅ ⛅ 7 °C

    (English Version Below)

    Am Nürburgring ist Hochbetrieb. Überall kurven private Sportwagen herum, neben uns jagt ein Porsche über die abgesperrte Bahn. Jeder für sich ist das Motto, ohne Gegner gibt es nur Gewinner.

    Einer steht vielleicht ein Stück weiter den Berg runter auf einem Parkplatz. Verlassen. Ein stiller Sieger. Noch ein Stück zurück hat einer seinen Anhänger platziert, wie es scheint ein Mix zwischen Hausrat und den Resten von einem Bauernhof.

    Am Morgen sind wir in Vielbach aufgewacht. Die Sonne strahlt den Neubau an, ein Stern wandert über den Giebel. Daneben die Kühe auf ihrer Wiese, die Sonne blinkt durch die geöffnete Seitentür, Sandra begrüßt uns im Vorbeifahren.

    Da um neun eine Schulklasse kommt, verdrücken wir uns nach einem lieben Abschied früh und fahren nach Isenburg auf einen Parkplatz, der noch ganz im Schatten der Hügel liegt, und uns mit den letzten vier Grad begrüßt, die noch über Null geblieben sind

    Noch einmal kommt die Sonne über den Berg, nach einem erholsamen Vormittagsschläfchen bekomme ich einen langen, freundlichen Anruf aus dem Süden Frankreichs. Ich freue mich, dass es dort unten gut geht, während ich heute einen schwierigen Tag antreffe. Nichts gravierendes, einfach nicht das gute Gefühl von gestern. Hilde ist unruhiger, ihre Ohren sind heiß, sie atmet schneller. Vermutlich nur die warme Sonneneinstrahlung, aber doch gleich auch ein Sorgentröpfchen oder drei.

    Man kann sich schnell an einen Zustand gewöhnen, aber kaum passt nicht mehr alles zusammen, verfällt das ganze Netz. Später entspannt sich die Situation, wir machen einen schönen Spaziergang an dem grünen Feld, kurz vor der kleinen Kapelle von Minkelfeld.

    Kirchen gibt es in unterschiedlichen Formen, sie haben für mich etwas Blickfängliches, bei dem ich manchmal anhalte. Genauso wie an verschiedenen Parkplätzen, von denen wir Spaziergänge machen, in kalter Sonne, bei leichtem Wind, während es im Schatten schon nächtlich wirkt.

    Es gibt einen Gedächtnisplatz bei Blankenheim für die Opfer der Flutkatastrophe 2021. Ein merkwürdiger Ort mit frisch gepflanzten, jungen Bäumen an einem Asphaltweg und an einer Wiese. Ein unscheinbarer, sehr nüchterner Gedenkstein, vielleicht ein halbes Dutzend Schiefertafeln zum Gedenken einzelner Opfer, die mir erst auffallen, als wir rückwärts an den Bäumen vorbeifahren.

    Denn an einen Wendepunkt hat keiner gedacht, und da das außerhalb des Ortes liegt, kommen wohl nur wenige zu Fuß. Die Hundetafel wirkt deplatziert, denn tatsächlich bietet sich hier eine schöne Spazierrunde an. Einmal im Geviert mit gemähtem Gras, denken sich auch zwei Teams im Gleichschritt, an deren Auto ich mich eben schon vorbeidrücken musste.

    Die Idee für diesen Ort war sicher eine gute, selbst die Ausführung könnte man befürworten, aber leider wirkt es so, wie mittendrin beendet. Hier draußen wird keiner gestorben sein, gedenken könnte man besser vor Ort, da wo der Tod dem Menschen begegnet ist. Am Fluss, zwischen den Häusern, an der Tür.

    Der alte Bahnhof außerhalb ist ein anderer Gedächtnisort am Ende der Straße. Ein Stück weiter, zwischen Weyrer Wald und Urfttal finden wir einen Platz für die Nacht. Die Temperatur soll wieder fallen, aber heute haben wir Strom und eine heiße Tasse Tee zur Nacht, ein bisschen Standheizung am Abend.

    Beim Abendspaziergang treffen wir eine freundliche Nachbarin, die Hilde begrüßt, während ihr Hund vorwurfsvoll aus dem ersten Stock bellt. Nebenan füttert eine Frau ihren Hund hinterm Wohnmobil, auf unserer anderen Seite sitzt ein älterer Herr vor einem geöffneten Buch.

    Mittendrin schläft Hilde schon, während ich schreibe. Kein Hochglanztag, eher ein Gedankenstolperer mit Happy End.
    ---
    The Nürburgring is in full swing. Private sports cars are circling everywhere, and a Porsche is speeding along the closed-off track next to us. It's every man for himself; without rivals, there are only winners.

    One car might be parked a little further down the hill in a parking lot. Abandoned. A silent winner. A little further back, someone has parked their trailer, seemingly a mix of household goods and the remains of a farm.

    We woke up in Vielbach this morning. The sun is shining on the new building, a star is moving across the gable. Next to it are the cows in their meadow, the sun glimmering through the open side door. Sandra greets us as we drive by.

    Since a school class is arriving at nine, we sneak off early after a fond farewell and drive to Isenburg to a parking lot still completely shaded by the hills, greeting us with the last four degrees of above-zero temperature.

    The sun rises over the mountain once more, and after a restful morning nap, I receive a long, friendly call from the south of France. I'm glad things are going well down there, while today I'm facing a difficult day. Nothing serious, just not the good feeling I had yesterday. Hilde is more restless, her ears are hot, she's breathing faster. Probably just the warm sunlight, but also a drop or three of worry.

    You can quickly get used to a situation, but as soon as everything doesn't fit together, the whole network collapses. Later, the situation relaxes, and we take a lovely walk along the green field, just before the small chapel in Minkelfeld.

    Churches come in different shapes; they have something eye-catching for me, which I sometimes stop at. The same applies to various parking lots from which we take walks, in the cold sun, in a light breeze, while it already feels like night in the shade.

    There's a memorial site near Blankenheim for the victims of the 2021 flood disaster. It's a strange place with freshly planted young trees along an asphalt path and a meadow. An inconspicuous, very sober memorial stone, perhaps half a dozen slate plaques commemorating individual victims, which I only notice as we reverse past the trees.

    Because no one thought of a turning point, and since it's outside of town, probably only a few people come on foot. The dog sign seems out of place, because this actually offers a nice walk. Once in the square with mown grass, two teams, whose car I just had to squeeze past, are also thinking of walking in step.

    The idea for this place was certainly a good one, and even the execution could be supported, but unfortunately, it seems like it ended midway through. No one will have died out here; it would be better to commemorate on site, where death encountered humanity. By the river, between the houses, at the door.

    The old train station outside is another memorial site at the end of the road. A little further on, between Weyrer Wald and Urfttal, we find a place to spend the night. The temperature is supposed to drop again, but today we have electricity and a hot cup of tea for the night, and a little auxiliary heating in the evening.

    During our evening stroll, we meet a friendly neighbor who greets Hilde while her dog barks reproachfully from the first floor. Next door, a woman is feeding her dog behind the camper van, and on our other side, an elderly man sits with an open book.

    In the middle of it all, Hilde is already asleep as I write. Not a stellar day, more like a stumble of thoughts with a happy ending.
    Leia mais