• Judith: Kapitel 1- Die Anreise nach Sard

    September 4 in Italy ⋅ 🌙 22 °C

    Letztes Jahr hab ich mein Reisetagebuch auch auf der Fähre gestartet, wieso nicht an altes anknüpfen und es wieder so machen. Nun sitze ich auf Deck in der Sonne und tippe meine ersten Zeilen. Michel hat ja schon gut vorgelegt mit seinen Post. Ihr kennt also die Reiseetappen. Bisher haben wir die Reise ähnlich erlebt, ich muss hier also gar nicht so viele Gegendarstellungen schreiben.
    Das Laternenfest war in Bad Homburg, bei so vielen Optionen, die wir an dem Tag durchdacht haben, kann man auch mal durcheinander kommen. Aber es geht ja hier auch weniger um Fakten sondern mehr um die gefühlte Wahrnehmung des Erlebten und natürlich die zwischenmenschlichen Beziehungen. Aber auch hier bin ich ja bisher bei Michel ganz gut weggekommen. Nur eine Sache finde ich übertrieben. Die Verwunderung und Freude, dass wir so pünktlich an der Fähre waren. Ja, ich bin nicht bekannt für meine Pünktlichkeit, im Gegenteil. Aber bei Reisen bin ich extra pünktlich. Flüge, Züge, Fähren, da bin ich eher 2h zu früh als in Stress zu geraten. Just saying.

    Die Anreise zur Fähre fühlt sich selbst schon wie ein kleiner Extra-Urlaub an. Einfach Treiben lassen und gucken, wie es sich entwickelt, hat sehr gut funktioniert. Die erste Übernachtung am Landgasthof, der Baumwipfelpfad, das Mainzer Weinfest, der Besuch bei meinem Opa, die Therme und Schaffhausen. Dann die ersteigerte Suite. Es jagte ein unerwartetes Highlight das andere.

    Mittlerweile sind wir auf Sardinen angekommen und es ist abends. Heute kam dann bei mir ein kleiner Laune-Absturz. Wie es immer so ist mit den Erwartungen. Bis zu Sardinien hatte ich gar keine Vorstellungen oder Erwartungen an die Reise. Und ich denke, genau hier liegt das Geheimnis. Es kam alles auf uns zu. Es war alles einfach schön und überraschend.
    Jetzt, das dritte Mal auf Sardinen, komme ich natürlich mit Erfahrungen und Wünschen an. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass wir wieder auf der kleinen vorgelagerten Insel La Maddalena starten wollen. Erstmal ankommen, entspannen und das Insel-Archipel erkunden. Letztes Jahr waren wir 2 Nächte hier und wollten unbedingt noch mehr von den traumhaften Stränden sehen.
    Der Campingplatz letztes Jahr war super schön, direkt am Meer gelegen. Noch in Deutschland hatten wir für unseren angefragten Zeitraum für dieses Jahr eine Absage bekommen. Aber wir beschlossen trotzdem hinzufahren. Oft haben sie für spontan Anreisende noch Plätze frei. Und wir hätten tatsächlich für eine Nacht einen Stellplatz bekommen. Nicht mit Meerblick wie letztes Jahr, aber immerhin. Morgen hätten wir aber direkt wieder abreisen müssen, da am Wochenende ein Event auf dem Campingplatz stattfindet. Wir wollten ja aber erstmal ein paar Tage ankommen und beschlossen, den zweiten der zwei vorhandenen Campingplätze hier auf der Insel anzusteuern. Dieser hatte auf unsere Anfrage deutlich positiver reagiert und geschrieben, dass wir einfach vorbeikommen könnten, es sei keine Reservierung erforderlich.
    So war es dann auch. Wir bekamen einen Platz. Der Campingplatz liegt nicht direkt am Wasser, dafür aber nahe der nächsten kleinen Insel, die über eine Brücke erreichbar ist. Für mich trotzdem ein Launeknick, da ich mich ja auf den anderen Platz direkt am Meer hatte stehen sehen.
    Ich brauche eh immer ein bisschen Zeit, um mich an einen Platz zu gewöhnen. Erstmal rattert mein Hirn alle möglichen besseren Alternativen durch, die eventuell da gewesen wären. Dazu kam dann auch noch, dass wir mitten in der Mittagshitze ankamen. Es war einfach alles schwierig. Michel konnte da auch nichts retten.

    Nach dem Aufbau hat er mich dann trotzdem mitgenommen zum ersten Strand, der ca 6 km entfernt ist. Auf dem Weg haben wir dann den nächsten Unfall gesehen. Eine Fahrradfahrerin war gestürzt und hatte sich ordentlich den Kopf angeschlagen. Aber auch hier waren wieder genug Helfer vor Ort, wir fuhren also mit ungutem Gefühl weiter. Ab morgen wird dann von der ganzen Reisegruppe Helm getragen. Beschluss.
    Zunächst dachten wir, man käme nur mit Fahrrad zum Strand und hatten uns schon gefreut, dass es daher sicher sehr leer sein würde. Es gab allerdings doch eine Zufahrt für Autos. Und die wurde von den Italienern rege genutzt. Es war also ziemlich voll. Dennoch ein traumhafter Strand mit herrlichem Wasser.

    Es gab allerdings keinen Schatten, so dass wir nach 2h gut durchbraten die Rückfahrt antraten. Wir, naja Michel, kochte und ich machte Salat. Danach spielten wir noch eine Runde quixx in der Bar des Campingplatzes.

    Morgen können wir entspannt ausschlafen und dann schauen, was der Tag so bringt. Keine Erwartung, keine Enttäuschung.

    Achja, was hat es mit dem Fotografen auf der Brücke in Schaffhausen auf sich. Ich hatte verstanden, dass der Brückenspringer auf Michels Frage, ob er ihn filmen solle, mit ,Lieber nicht‘ oder so was geantwortet hatte. Dass Michel ihn dann trotzdem beim Sprung gefilmt hat, war mir natürlich hochgradig unangenehm. Dann ließ er auch noch nicht locker und quatsche ihn weiter an. Da nahm ich lieber Abstand und ging schon mal auf der Brücke voraus. Naja, während Michel also einen neuen Freund kennenlernte, genoss ich die Abendsonne in der Mitte der Brücke. Hier wurde ich dann von einem älteren Herr angesprochen, ob er nicht ein Foto von mir machen solle. Ich lehnte dankend ab ,Lieber nicht‘. Doch damit gab sich der Herr auch nicht zufrieden. Ich musste an Michel und den armen Brückenspringer denken, die am Ende ja auch zu einander gefunden hatten, rückblickend ja viel freiwilliger als ich zu dem Zeitpunkt angenommen hatte, und willigte auch ein. Er machte gleich eine Reihe von Fotos, schlug mir noch vor, in die Schweiz zu immigrieren, so wie sein Freund der Brückenspringer, der aus der Türkei stamme und Mathematikprofessor sei. Er verabschiedete freundlich, um das zweite Mal in diesen Tag im Rhein schwimmen zu gehen. Doch zuvor sollte er noch auf einen neuen Freund des Brückenspringers treffen. Eine kleine feine Geschichte. Exkurs Ende.

    So nun bin ich auch aktuell. Dann können Michel und ich ab morgen wieder unbeeinflusst von einander parallel hochladen.
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