• Michel Bober
  • Judith Schwalb

Sardinien 2025

Mit Wohnmobil im dritten Jahr in Folge nach Sardinien. Baca lagi
  • Permulaan perjalanan
    29 Ogos 2025

    Tag 1 Hund duschen, Abschied, Quiznight

    29 Ogos, Jerman ⋅ ⛅ 22 °C

    Es ist soweit, Judiths und mein großer Urlaub 2025 steht an. Wir waren ja um Himmelfahrt mit Amélie schon eine Woche in Italien, dann waren nur Ami und ich noch kurz in Schweden und Ende Februar waren Judith und ich mit ihrer Großfamilie eine Woche in Dänemark.

    Alles war schön, aber auch kurz. Jetzt haben wir drei Wochen am Stück und das ist in fast jeder Hinsicht ein Traum. In fast jeder Hinsicht. Drei Wochen weg von der Tochter getrennt sein ist nämlich hart, zumindest für ein Trennungselternteil, bei dem das Kind nicht überwiegend lebt. So meine eigene Erfahrung und dies weiß ich auch von mehreren Bekannten. Das Elternteil, bei dem das Kind überwiegend lebt, vermisst das Kind natürlich auch bei 3 Wochen Trennung, aber freut sich mehr über die kurzzeitige Freiheit. Ich glaube es liegt an dem Phänomen, dass die Eltern Kind Beziehung eigentlich eine zutiefst unzerbrechliche und unerschütterliche ist und sein soll. Dass diese Grundfeste aber durch eine Scheidung schwer ins Wanken gerät. Man sieht sich nicht automatisch jeden Tag, man ist nicht automatisch da, wenn die Teenager schlechte Laune wieder verflogen ist und man sich einfach so wieder lieb hat, man kommt sich morgens nicht in die Quere im Bad. Versteht mich nicht falsch, ich und meine Tochter waren vom ersten Lebensmonat an extrem verschworen. Nach zwei Wochen hatte ich sie schon mit in der Fußballkneipe und von da an waren wir immer mega strong zusammen. Was ich sagen möchte ist, die Beziehung zwischen Trennungselternteil und Kind, ist nicht automatisch unzerbrechlich und nicht automatisch selbstheilend und nicht automatisch ohne Zweifel. Damit sie so ist, muss man viel mehr Aufwand betreiben, viel mehr Zeit einplanen, viel mehr Wege gehen (fahren) und selbst dann ist man nicht jeden Tag abends wieder zusammen. Puh, viel zu viele Worte. Lange Rede kurzer Sinn:
    Dieser Aspekt macht mir dieses Jahr extrem zu schaffen.
    Aber ansonsten freue ich mich wie die Sau auf 3 Wochen Urlaub!!

    Es ist also Freitag. Ursprünglich wollten Judith und ich heute schon so weit sein, dass wir abends, nach der 4. Camp Quiznight, die wir veranstalten, losfahren könnten. Aber das hat nicht geklappt.
    Wir beide haben extrem viel Stress auf Arbeit gehabt, dann mussten wir - na klar - die Quiznight vorbereiten und in den verbleibenden wenigen Stunden wollten wir die Sardinien Tour vorbereiten. ABER:
    an dem einen Abend muss ich für meinen Vater alte Ton-Aufzeichnungen von mir mit meiner Oma, seiner Schwiegermutter, raussuchen. 18 bis 23 Uhr, 100% Feierabend weg.
    Nächster Tag, mega lang gearbeitet, dann Nachtdienst im Heim.
    Dann bekomme ich viiiiiel zu spät Info, dass es in Groß Wittensee Probleme mit dem Internet gibt..2 komplette Feierabende weg, aber Problem gelöst. Judith, die eh immer erst spät abends zu Hause ist, hat zusätzlich noch, mehrfach nach Feierabend, ihren armen Herrn Papa im Krankenhaus besucht. Die verbleibenden viel zu wenig Stunden gingen dann nur noch in die Quiznight Vorbereitung.
    Okay, Wassertank gereinigt und aufgefüllt habe ich schon dazwischen bekommen.

    Es ist also Freitag und Hilde wohnt bei uns, weil Wieben mit Amélie auf Amrum zelten. Da ich am letzten Tag vor Urlaub immer unendlich viel schaffen muss, nehme ich Hilde mit auf Arbeit, um zeitlich flexibler zu sein. Bei der morgendlichen Gassirunde wälzt die sich aber so derartig in 'was auch immer stinkende Jauche', dass ich sie danach mehrere Minuten lang duschen muss. Tja schade. Nun sehen meine Rendsburger Kollegen sie zu ersten Mal und sie ist nass und stinkt und lädt nicht grade zum kuscheln ein. Die Geschäftsstelle in Eckernförde kennt sie schon lange und hier ist sie 10 bis 20 extra Streicheleinheiten gewohnt und erwartet diese auch. Pech für sie 🤷🏽
    Nach getaner Arbeit bringe ich sie nach Groß Wittensee, wo ich ganz kurz Améliechen sehe nachdem sie aus Amrum zurück kommt und bevor ich losfahre. Natürlich lasse ich mir einen schönen Amrumbericht geben.

    Dann geht es nach Hause und hier muss noch die Musikrunde für die Quiznight vorbereitet werden.
    Im Anschluss schnell nach Gammelby zu mein liebe Mama und mein lieben Smart Acim,. Wasser bunkern.
    Nahtlos weiter nach Kiel und Judi vom UKSH abholen, um dann knapp zum Quiz kommen zu können.

    Trotz kleiner Startschwierigkeiten war es eine sehr schöne Quiznight. Wir hatten dummerweise alle Fragen zu Hause vergessen und haben das erst um 20:58 Uhr gemerkt. Aber Judi hat das Problem super schnell und super schlau gelöst, so dass das Quiz pünktlich starten konnte.

    Da wir Brenda nun eh nicht vorbereitet haben, schlafen wir uns beide erst einmal aus, frühstücken sehr gut und begeben uns dann gemütlich Richtung Süden. Erster Pflichttermin ist Mittwochabend "die Fähre in Genua bekommen". Ich freue mich riesig und bin gespannt wo und zu wem wir am Ende faktisch gefahren sein werden. Stand Freitag 01:30 Uhr nachts ist alles offen und alles möglich. G E I L

    PS: ich halte mich die nächsten Tage kürzer. Das musste selbsttherapeutisch nur mal kurz raus.
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  • Tag 2 - Katerchen, pack die Badehose ein

    30 Ogos, Jerman ⋅ 🌙 19 °C

    Heute wird es ein kleiner Footprint, denn es gibt nicht wirklich viel zu berichten.

    Der Spruch von gestern Nacht "das erste von zu vielen Bieren" tauscht, mit dem ersten Augenaufschlag am Morgen, sein neckisches Zwinkern mit einer Todesfratze. Mir p l a t z t der Schädel. Das crazy. Denn eigentlich habe ich vergleichsweise wenig Bier getrunken, vier kleine oder so. Aber ich habe auch ein bisschen verstopfte Nase und hatte bis 07:30 Uhr auch nicht viele Stunden Schlaf bekommen, nach Erstellung des ersten Footprints spät in der Nacht.

    Judith, auch körperlich alles andere als gesund, ist also sofort Partnerin in Crime, als wir beschließen, dass wir nicht nach dem Frühstück los fahren, sondern "vor heute Abend" 😎

    Bis wir um 17:45 Uhr losfahren steht frühstücken, Wäsche zu Ende machen, Aufräumen, Putzen, doch nochmal nach Groß Wittensee fahren, weil ich T-Shirts und Jacke der Lütten beim Aufräumen finde, mit Hilde versöhnen, Bier kaufen, Brenda von innen und außen (Fahrräder) bepacken, die Eltern spontan als Post- und Pflanzenverwalter hijacken, mini kurz streiten, duschen und dann endlich losfahren.

    Lustiger Nebenaspekt, drei Leute erinnern mich daran die Badehose einzupacken. Wer wissen will warum, kann dies in der Italien-Reise jetzt im Mai nachlesen. Und ich denke mir die ganze Zeit durch meinen üblen Kopfschmerz hindurch "Katerchen, denk bloß an die Badehose, sonst musst du wieder einen KIK finden!"

    Erst einmal fahren wir nach Kiel Gaarden, zu Judis jüngster Schwester Marie (siehe Sardinien Reise 1, dort taucht sie viel in unseren Footprints auf), die uns geilerweise eine Action Cam ausleiht, damit wir unsere Unterwasserentdeckungen endlich mal beweiskräftig präsentieren können. Danke!! 😘

    Dann fahren wir endlich wirklich Richtung Süden und setzen uns das ambitionierte Ziel "Hauptsache durch den Elbtunnel!"
    Noch vor dem Elbtunnel wird klar, dass wir es auch nicht wesentlich weiter schaffen werden, da wir beide hungrig wie die Waschbären sind und zusätzlich auch noch ziemlich fritte.

    So sucht Judith uns ein schönen Landgasthof heraus bei dem wir gut deutsch essen und als Gegenleistung auf dem Parkplatz schlafen können. Der Gasthof Vossbur geht gerne darauf ein und eröffnet uns auch noch, dass sie Wohnmobilisten fest eingeplant haben und fragen gleich, ob wir dann morgen auch das Frühstücksbuffet nutzen wollen.
    ... Unsere Entscheidung kann dann an Tag 3 nachvollzogen werden.

    Als Tagesabschluss machen Judi und ich noch was richtig gutes. GNV, unsere Fährlinie, bietet uns an, dass wir Gebote auf ein Upgrade unserer Fährbuchung abgeben können. Aktuell haben wir den Schlafsessel für 9,-.
    Wir geben unser Angebot für eine Suite mit Meerblick ab, belasten die Kreditkarte mit unserem Angebot schon und müssen nun abwarten ob wir einen Zuschlag bekommen, oder ob wir auf dem "Pullman Sitz" bleiben. Find ich richtig geil.

    Gute Nacht.
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  • Tag 3 - Tiger, Stau, Weinfest am Rhein

    31 Ogos, Jerman ⋅ 🌙 21 °C

    ... ja na klar sind wir am Gasthof Vossbur stehen geblieben und haben gleich noch das Frühstücksbuffet mit genutzt. Was für ein rattengeiler Start in den Urlaub. Geiles Abendessen, mega Stehplatz mit Mitnutzung der Gasthof Toilette und dann auch noch ein sehr gutes Frühstück. Die arbeiten auf jeden Fall mit einem sehr guten Fleischer zusammen, soviel steht fest.

    Sowohl gestern Abend, als auch heute morgen waren die lautesten Gäste... DIE IMKER. Da waren irgendwie 13 Imker, die da eine kleine Tagung oder einen Workshop geFEIERT haben. Unter anderem 'die Insta Imkerin ' .... muss ich nochmal erstalken. Aber hier war meine erste von zwei Tagesschwächen. So kenne ich mich gar nicht. Ich wollte sie na klar unbedingt auf Mitschi und Lara und Wikend Honig ansprechen. Habe es aber einfach nicht geschafft im Sinne von, einfach nicht gemacht!?! Später am Tag, soll sich meine Selbstentfremdung in diesem eigentlichen Stärkenbereich von mir aber noch potenzieren!! 🤕

    Frühstück mega! Und dann entscheiden wir spontan, da dort überall Straßenschilder zum Baumwipfelpfad Himmel Heide weisen, genau dort hin zu fahren. Da war Jessi kürzlich erst mit den Haus II Süßis. Und wenn wir schon mal hier sind...
    Richtige Entscheidung. Der Pfad geht über einem Tierpark her und man kann sich entscheiden ob man ein Doppelticket (Baumwipfel und Tierpark) oder nur eins von beidem kauft. Wir haben nur den Baumwipfelpfad + Waldlehrpfad gekauft, aber es war mega gut. Und was soll ich sagen. Ich habe zwei Tiger gesehen. Der Urlaub kann somit gar kein komplett Reinfall werden. Ich war als Kind der absolut durchgecrackteste Tigerfanboy Fünftausend. Und ich war hier und heute nicht mit z.B. den Haus II Süßis da und konnte somit auch 20 min warten und gucken und beobachten, bis ich die Katzen gefunden habe. Dann war da noch Hilde mit Wolfsohren, Polarfüchse, Grauwölfe, die heftig geheult haben. Ich war hin und weg.

    Zugegeben, danach wurde der Tag etwas schlechter. 474 km vom Heide Himmel bis nach Mainz in über 8h. Wir sind nicht Autobahn gefahren, sondern gestanden. Stimmung dennoch gut, denn wir haben keinen Zeitdruck, aber nagen und ermüden tut so ein Scheißautobahntag schon.

    Ein Highlight haben wir aber eingebaut. Im Dezember 2017 musste ich auf eine Schulung gehen und es war kein Platz in unserer Agentur für Arbeit Bildungs- und Tagungsstätte Timmendorfer Strand frei, also musste ich, über Schnee und Eis, in die Bildungs- und Tagungsstätte Northeim fahren. Seitdem ist es mein Ziel auf dem letzten Parkplatz vor Northeim ein Bier zu trinken. Heute habe ich es endlich gemacht. Schaut in die Bilder um dieses Life Goal zu verstehen.

    Wir haben also jede Menge Zeit unsere Zielstadt zu diskutieren. Heidelberg? Pro: super schön, contra: kennt Judi schon und wir wären erst gegen 21 Uhr da. Marburg: pro, will Michel immer mal schon gesehen haben, contra: kennt Judi schon und ist eigentlich zu nah, Ankunft um 18 Uhr herum. Bad Homburg: pro, liegt "bang on Line" (Grüße an alle Straight Line YouTube Fans), soll schön sein, contra: hat keinen Fluss. Rüdesheim? Pro: soll schön sein und hat ein Stadtfest, contra: liegt ein bisschen ab vom Schuss und contra, das Stadtfest scheint eher in Richtung Jahrmarkt zu gehen. So geht es, ohne scheiß über Stunden, nicht durchgängig, aber immer wieder und immer wieder ohne Entscheidung. Dann sieht Judith, dass es im Mainzer Stadtpark ein Weinfest gibt und die Entscheidung fällt zeitgleich und einstimmig.

    Das war wirklich schön. Hatte ein bisschen was vom Schlosspark bei der Kieler Woche. Wir haben drei leckere Weine getrunken, viel gesungen und ein bisschen gekuschelt zu Robbie Williams Angels. Es war ein sehr schöner Abend, direkt am Rhein, obwohl wir von dem ehrlich gesagt nicht wirklich etwas mitbekommen haben. Aber ich will die Selbstentfremdung von oben noch einmal aufgreifen. Kapp & Cino, so ein Event- und Hochzeitsinger Duo bitten für das nächste Lied drei gestandene Männer auf die Bühne. In meinem Kopf sofort "lets fucking go, time to shine!" ... aber dann will ich kurz abwarten, dass sich natürlich keiner meldet um dann den Helden zu spielen. Pustekuchen, sofort schnellen die Arme hoch und als Kapp dann bemerkt, dass der eine Arm an einer Frau hängt, komme ich immer noch nicht aus meiner Schockstarre heraus. So stehen am Ende zwei Männer und eine Frau auf MEINER BÜHNE und ich stehe wie klein Tim ohne Lolli vor der Bühne. Und von den dreien war auch nur einer eine richtige gute Bühnensau. Das wird mir noch einige Tage nachhängen 🤷🏽

    Vielleicht ergeben sich noch andere offene Bühnen, auf denen sich meine Rampenlichtsucht befriedigen lässt. Wer weiß.

    Jetzt erst einmal mitten in Mainz schlafen.
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  • Tag 4 - Jagd nach Sonne und Entspannung

    1 September, Jerman ⋅ ☁️ 18 °C

    Um kurz vor 6 Uhr ist für uns die, eigentlich super gute Nacht, schon beendet. Na dann, denken wir uns, gehen wir kurz durch den Park und schauen uns den Sonnenaufgang über dem Rhein an. Timing eigentlich super. Wäre es zumindest gewesen, wenn wir an den Rhein ran gekommen wären. So mussten wir sehr weit laufen, bis wir endlich zu einer Fußgängerüberquerung über die Bahntrasse kommen konnten. Die hatte die perfekte Höhe und eine schöne Mauer zum drauf sitzen. Leider war der Weg zu weit und wir konnten nur die Reste bestaunen.

    Nach einem schönen Spaziergang direkt am und im Rhein und der wahnsinnig aufregenden Abbiegebeobachtung, die ich im einzigen Video dieses Footprints festgehalten habe, sind wir dann zu Judiths Opa nach Holzgerlingen gefahren, mit Umweg über Lidl Karlsruhe. Ach das war wieder keine schöne Fahrt. Erst geht unser Hörbuch aus, weil die Vorbesitzer das Autoradio an die Wohnraumbatterie angeschlossen haben, die sich während der Fahrt leider nicht auflädt und somit am 3. Fahrtag leer ist, dann regnet es und dann reiht sich wieder ein Stau an den nächsten. Anstrengend.

    Dafür war es bei Judiths Opa Werner richtig schön. Vor einem Jahr haben wir uns das erste Mal gesehen und da hat er zumindest keinen Michel Fanclub gegründet. Heute stimmte die Chemie zwischen uns schon deutlich besser.

    Von Judiths Opa aus sind wir nur 12 min weiter gefahren und haben einen Saunatag in der Mineraltherme Böblingen verbracht. Wir sind beide immer noch so müde, dass wir bestimmt 4x oder 5x eingeschlafen sind. In den Saunen, auf den Liegen. Egal wo.

    Es ist eine unglaublich schön angelegte Therme, die keine Wünsche offen lässt. Und das für 25,-€
    Das gibt es in SH nicht. So kleine und feine Saunen wie der HotSpot in Eckernförde oder das Fjordarium in SL kosten vllt ein bisschen weniger bis ungefähr gleich viel, sind aber Amateurliga, während Böblingen sich nicht vor Holstentherme, Ostseetherme oder Dünentherme verstecken muss. Im Gegenteil. Ich würde sagen, die Holstentherme und das Vabali sind größer und bieten unterm Strich mehr. Kosten aber auch 50% bzw 100% mehr. Also wirklich Applaus.

    Da in der Sauna Handys streng verboten sind und ich auf jedes Verbot peinlich genau achte, gibt es keine Fotos von Judith auf der Schaukelliege oder den schönen Bepflanzungen im Saunagarten.

    Pünktlich nach der Sauna geht der Regen erneut los. Stressig für die kurze Stunde auf der Autobahn gen Süden und kostenlosen Stellplatz mit Stromautomaten. Denn bei Werner hatten wir zwar 1-2h Strom getankt, aber wir müssen wahrscheinlich bis Mittwoch Abend durchkommen. Von daher lieber nochmal 8h Strom für 1,-€
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  • Tag 5 - Rottweil war kein Rheinfall

    2 September, Jerman ⋅ ☁️ 17 °C

    In Oberndorf, auf einem kostenlosen, städtischen Wohnmobilstellplatz, hatten wir Strom und eine sehr gute und lange Nacht. Morgens ist das erste was ich lese, dass unser Upgradeangebot von GNV angenommen wurde und wir jetzt nicht auf den Pullman Sitzen schlafen, sondern in einer Suite mit Meerblick. Cool.

    Wir wollen den ersten kurzen Turn des Tages machen und zwar suchen wir einen schönen Spot zum frühstücken. Und den wollen wir spontan entlang der Route zum Gotthardtunnel finden. Und ich Held wundere mich, warum wir an 5 Autobahnschildern vorbei fahren, bis ich checke, dass ich wieder einmal eine Fahrradroute eingegeben habe. Aber egal, so sehen wir noch herrlichste (!) Natur und landen direkt in Rottweil. Den Testturm (starker Name) kannten wir schon von der Stellplatzsuche am Vortag. Ein 246m hoher Fahrstuhltestturm von Thyssenkrupp. Der ist aber im Moment gesperrt, weil der Panorama-Fahrstuhl kaputt ist. Lol

    Also fahren wir nach Rottweil rein, denn wir haben noch nicht gefrühstückt. Hier sehen wir sofort, dass wir uns den Ort genauer anschauen müssen. Ein Parkplatz ist recht schnell gefunden und auf diesem frühstücken wir erst einmal schnell. Naja, ich frühstücke schnell und Judi fängt an zu essen, nachdem sie einen kompletten Obstsalat in ihr Müsli geschnibbelt hat und ich schon fertig bin.

    Rottweil wäre eine 10 von 10, wenn nicht fast überall Autos fahren dürften. Aber so ist es immer noch wirklich schön. Wir beten erst einmal eine Runde in der Kapelle am hohen Turm, der leider total eingerüstet ist. Drehen dann eine Runde und trinken dann zwei Kaffee beim Asiaten "zum Mohren". Der Asiate heißt offiziell anders, aber die denkmalgeschützte Fassade catcht mich natürlich mehr.

    Kurz vor der Schweiz tanken wir noch in Singen und kaufen eine SD Karte für Maries Insta 360.

    Kaum über die Grenze, entschließen wir uns spontan zum Rheinfall zu fahren. Und sagen uns, 'kurz hingehen, einen Kaffee trinken und weiter, Hauptsache durch den Gotthard kommen und am besten bis Italien durch.'
    Es kam anders. Wir bestaunen den Rheinfall stundenlang und ich zweifle an dem Verstand des 16 jährigen Michels, der diesen auf der Klassenfahrt 9. Klasse total langweilig fand. Hmm.
    Dann gehen wir sogar noch eine kleine Rundwanderung, die sich zu verlockend angeboten hat. Was wir nicht machen ist, 5,- CHF/Kopf für die Aussichtsplattform unten in der Gischt ausgeben. Aber heute sind wir die Spatzen auf dem Feld, die sich um nichts Sorgen und dennoch versorgt werden. Nette Aussichtsbootfahrer haben ihre Karten nämlich griffbereit am Wegesrand drapiert, so dass wir nochmal umdrehen und uns gefühlt mitten in den Wasserfall stellen. Geil.

    Der Rückweg ist auch super schön und führt über eine Fußgängerbrücke zurück auf das Ufer wo P1 bis P4 sind. Aber der Rückweg bekommt gleich noch einen Mini extra Footprint.

    Wir fahren tatsächlich erst ca. 18:30 Uhr aus Schaffhausen los Richtung Gotthard. Aber was sollte uns beunruhigen, wir haben ja alle Zeit der Welt. Und so halten wir um 19:20 Uhr auch schon wieder an und machen uns eine Gnocchi Pfanne, denn nach dem Müsli in Rottweil hatten wir nichts mehr gegessen. Als wir in den letzten Zügen sind, checkt Judi mal eben die Verkehrslage vor dem Tunnel und sieht "heute ab 22 Uhr bis 5 Uhr gesperrt" !!! 💀💀💀

    Das ist in 1h50m und wir brauchen 1h15m dorthin. Wie sagt der Mexikaner immer so schön: 'Too close for comfort'

    Und dann will ich eigentlich gar nicht weiter schreiben. Zwar ist spätestens um 21:10 Uhr klar, dass wir es locker schaffen sollten und das tun wir auch und sind um 21:30 Uhr am Tunnel, aber dann sind wir tatsächlich das allerletzte Auto, dass von Norden nach Süden durchkommt. Sekunden bevor wir in den Tunnel fahren, fährt ein PKW von Süden kommend auf die Betonabsperrung zwischen den beiden Fahrbahnen (der Gotthard ist nur einspurig), überschlägt sich und bleibt zwischen Absperrung und dem letzten Meter Tunnelwand auf dem Dach liegen. Ich vermute 20 Sekunden früher und wir wären direkte Augenzeugen gewesen, die (die Augenzeugen und Ersthelfer) gehen aber gerade erst zum Wrack hin und rufen die Rettungsdienste an. Die Südspur ist also physisch dicht und beide Spuren werden auf Rot gestellt 20 Sekunden nachdem wir reingefahren sind. Hinter uns niemand mehr.

    Das hat uns ziemlich mitgenommen, vor allem auch die Frage, hätten wir zusätzlich noch mehr helfen können oder müssen? Sehr sicher objektiv nicht, aber es dreht sich dennoch im Kreis.

    Kurz nach Mitternacht haben wir Mailand hinter uns und gehen jetzt schlafen.
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  • Fatih, der Brückenspringer *Tag 5*

    2 September, Switzerland ⋅ ☀️ 19 °C

    Der Rundwanderweg, um den Rheinfall herum, führt direkt vor dem Wasserfall über die Eisenbahnbrücke und 1km hinter dem Wasserfall über eine Fußgängerbrücke.

    Als wir uns der nähern kommt Fatih grade mit dem Fahrrad an, macht sich badefertig und springt von der Brücke. Also nicht im Storror oder Schlappen Stil, die Brücke ist nicht wirklich hoch, aber fand ich trotzdem cool.

    Als wir auf der Brücke ankommen, will er seinen zweiten Sprung machen, wird aber - na klar - von mir vollgequatscht, ob ich ihn filmen soll und ihm es dann schicken soll. Seine herzerwärmende Antwort: ein Schulterzucken und ein Genuschel, welches ich als "warum nicht" und Judith als "lieber nicht" verstanden hat. Ich glaube deswegen ist sie auch weiter gegangen, ich bin aber bei Fatih geblieben und habe ihm das Ergebnis gezeigt. Naja, jetzt sind wir Freunde und schreiben uns über WhatsApp.
    Während wir unsere junge Freundschaft vertiefen und übers Reisen mit Teenagern reden, sehe ich auf der anderen Seite der Brücke, dass Judith sich einen älteren Herren als Fotografen eingestellt hat und mitten im Fotoshooting ist. Leider hat sich die Situation aufgelöst bevor ich sie festhalten konnte. Näheres dazu wird Judith in einem ihrer Footprints sicher schreiben, wenn sie sich denn irgendwann bequemt und anfängt.

    Der Mann ist im letzten Video kurz zu sehen, als er sich badefertig macht. Er ist nämlich ein schon etwas längerer Freund von Fatih. Somit ist er also doppelt auch mein Freund
    a) Judiths Fotograf
    und
    b) der Freund meines Freundes Fatih, der Brückenspringer
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  • Tag 6 - Kurzer Sprung zur Fähre

    3 September, Itali ⋅ ☀️ 24 °C

    Den Tag 5 haben wir um kurz nach Mitternacht auf einem ganz normalen Parkplatz in Gropello Cairoli beendet. Irgendwann gingen die Kirchturm Glocken los, die Judiths Nacht viel zu früh beendet haben, aber ich habe bis locker fast 10 Uhr friedlich geschlafen.

    Der Ort hat nichts touristisches, aber das ist manchmal ja wirklich das Beste. Einen Cappuccino und einen Americano für zusammen 2,30€? Das bekommt man in den Tourispots selten.

    Da wir ewig viel Zeit haben, bis wir an der Fähre sein müssen, halten wir auch noch mitten im Land im nirgendwo an und essen eine kleine Mini Pizza.

    Mehr gibt es heute gar nicht zu erzählen. Wir waren 90min vor Check In am Hafen, ein vollkommen neues Gefühl! Und unsere ergaunerte Suite ist so was von geil. Reisen wie die Fürsten. Jetzt ist das Internet bald weg, denn wir legen in 17 min ab. Was also noch fehlt und heute noch kommt, ist Bier, Kniffel, Qwixx. Aber diese Spielszenen auf der Fähre sind in den anderen Reisen schon hinreichend mit Fotos belegt worden. Heute nur ohne Améliechen 💔
    Kuss Kuss Kuss nach Groß Wittensee
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  • Tag 7 - Angekommen. Erstmal La Maddalena

    4 September, Itali ⋅ ☀️ 26 °C

    Es war eine wirklich herrliche Nacht. Klar können wir auch Pullman Sitze, haben wir ja schon gemacht, aber in der Suite haben wir wirklich erstklassig geschlafen.

    Ein klein bisschen ärgerlich war unsere Verspätung. Eigentlich sollten wir um 07:45 Uhr in Porto Torres anlegen, dementsprechend früh haben wir den Wecker gestellt. Dann legten wir, aus uns vollkommen unklaren Gründen, aber erst um kurz nach 9 Uhr an. Wir hätten viel länger schlafen können 🤷🏽

    Auf Sardinien war unser festes Ziel erst einmal auf die Insel La Maddalena zu kommen, mit dem Hintergrund, dass die Insel ein Traum ist, die Stadt ein Traum ist, die Strände ein Traum sind und die unbewohnte Nachbarinsel, Caprera, ebenso ein Traum, mit vielen Traumstränden, ist.
    Unseren favorisierten Campingplatz, auf dem wir auch 2024 waren, konnten wir online nicht buchen. Der Sache haben wir aber nicht getraut. Wollen wir doch mal sehen! Mit der Sicherheit, dass wir einen schlechter gelegenen Platz sicher buchen könnten, setzen wir also von der Wildschwein Stadt Palau (vergleiche die Sardinien Reise 2023 und Amélies Wildschwein Schock) nach La Maddalena über und fahren persönlich zu unserer Platzwahl Nr 1 hin.
    -> Eine Nacht auf einem Standardplatz ginge, danach Abfahrt, da am Wochenende ein Event stattfindet.
    Nach 5 Tagen auf der Straße, ist eine Nacht nicht das was wir nun dringend benötigen. Also fahren wir zu Platz Nr. 2

    Der hat zwei Vorteile und zwei Nachteile.
    V1 - er ist näher an Caprera und wir müssen nicht immer erst über den hohen Berg im Zentrum der Insel, um mit Fahrrad auf die Nachbarinsel zu kommen.
    V2 - mit Fahrrad sind wir in Null Komma Nichts in der Stadt La Maddalena
    N1 - er hat keinen Strandzugang
    N2 - er ist zwar kein hässliches Kind, aber sicher auch kein schönes

    Naja, wie in allen Footprints bleiben wir offen und ehrlich. Judiths Laune hat, durch das Campingplatz-Downgrade, einen kleinen Dämpfer erhalten. Denn "wer auf Sardinien nicht mit einem Vorderrad im Meer steht, hat etwas falsch gemacht." Und so war nicht der ganze Tag wirklich schön und ausgelassen und unbeschwert. Unterm Strich können wir den großen Mittelteil des Tages auch gerne ausschneiden und aussortieren.

    Aber da wir uns lieben und auch mit schlechter Laune lieber zusammen als auseinander sind, starten wir mit Rad auf die Nachbarinsel Caprera, die mit einem klapprigen Straßendamm mit La Maddalena verbunden ist.

    Dort kennen wir bisher nur den Strand an dem Lost Place Robinson Club “Spiaggia di Cala Garibaldi" (vergleiche Sardinien 2024) und heute starten wir unsere Strandtestungstour mit der Cala Degli Inglesi (Bucht der Engländer). Und sie ist wunderschön. Jetzt ist Sardinien,. herrlich! Direkt wird eine kleine Runde zusammen geschnorchelt und dann bin ich alleine weiter gezogen. Es gab viele schöne Fische zu sehen, scheinbar bin ich Atmungs- und Tiefentechnisch in ziemlich guter Form, aber von so wirklich geilen Küstenfischen habe ich keinen entdeckt. Keinen Rochen, keinen Kraken, keinen Hai (daran glaube ich aber auch eh nicht, vllt an der Südküste...?, aber wer nicht sucht findet auch nicht). Dennoch war es herrlich. Wenn das Wasser warm genug ist, könnte ich stundenlang Schnorcheln.

    Ach ja, morgen soll ich einen Helm tragen. Wir sind nämlich wieder knapp am Ersthelfer vorbei geschrammt. Bei der Selfie Aufnahme auf dem Sandweg auf dem Fahrrad, hören wir nämlich schon eine Frau stöhnen und jammern, die sich richtig die Schläfe aufgehauen hatte. Sie muss auf die Seite geknallt sein und hatte eine Sonnenbrille auf, deren Bügel sich dann satt in die Schläfe gerieben hatte. Die Sonnenbrillenreste lagen noch in einer beachtlichen Blutlache auf der Straße, die ab genau der Stelle wieder asphaltiert war. Naja, ich hätte morgen eh einen Helm aufgesetzt, denn wenn wir einen neuen Strand erkunden wollen, egal ob auf Maddalena oder Caprera, müssen wir über einen Berg. Besser ist das wohl. Mal schauen, ich will mich wegen der trotteligen Radfahrerin aber auch nicht zu schnell festnageln lassen. Ich sag immer: "auch Fallen muss gelernt sein!" und das habe ich schmerzhaft gelernt, mit BMX Rad in der Kieskuhle.

    Fastforward:
    Kochen (Reis mit Butterchicken Curry)
    Bier
    Wein
    Campingplatz Bar
    Bier
    Qwixx (mega versöhnlich mit einem super schwachen 88 zu 88 Unentschieden)
    Bier

    Ab ins Wohnmobil, in dem traumhaften Wissen "Morgen müssen(!) wir gar nichts und Brenda wird keinen Kilometer, nicht einmal einen Millimeter, bewegt."
    Keine Kirchglocken in der Nähe, aber Hunde, die das Verfassen dieses Footprints (22;30 Uhr bis 23:20 Uhr) durchgängig mit Hintergrund-Bellen untermalen. Maaaaal schauen. Aber kein Wecker, keine Tour, kein Termin, keine Fähre, kein Stau... was, außer Streit, sollte den Tag morgen gefährden? Und streiten tun wir nie. Stimmt doch, Amélie, oder?
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  • Judith: Kapitel 1- Die Anreise nach Sard

    4 September, Itali ⋅ 🌙 22 °C

    Letztes Jahr hab ich mein Reisetagebuch auch auf der Fähre gestartet, wieso nicht an altes anknüpfen und es wieder so machen. Nun sitze ich auf Deck in der Sonne und tippe meine ersten Zeilen. Michel hat ja schon gut vorgelegt mit seinen Post. Ihr kennt also die Reiseetappen. Bisher haben wir die Reise ähnlich erlebt, ich muss hier also gar nicht so viele Gegendarstellungen schreiben.
    Das Laternenfest war in Bad Homburg, bei so vielen Optionen, die wir an dem Tag durchdacht haben, kann man auch mal durcheinander kommen. Aber es geht ja hier auch weniger um Fakten sondern mehr um die gefühlte Wahrnehmung des Erlebten und natürlich die zwischenmenschlichen Beziehungen. Aber auch hier bin ich ja bisher bei Michel ganz gut weggekommen. Nur eine Sache finde ich übertrieben. Die Verwunderung und Freude, dass wir so pünktlich an der Fähre waren. Ja, ich bin nicht bekannt für meine Pünktlichkeit, im Gegenteil. Aber bei Reisen bin ich extra pünktlich. Flüge, Züge, Fähren, da bin ich eher 2h zu früh als in Stress zu geraten. Just saying.

    Die Anreise zur Fähre fühlt sich selbst schon wie ein kleiner Extra-Urlaub an. Einfach Treiben lassen und gucken, wie es sich entwickelt, hat sehr gut funktioniert. Die erste Übernachtung am Landgasthof, der Baumwipfelpfad, das Mainzer Weinfest, der Besuch bei meinem Opa, die Therme und Schaffhausen. Dann die ersteigerte Suite. Es jagte ein unerwartetes Highlight das andere.

    Mittlerweile sind wir auf Sardinen angekommen und es ist abends. Heute kam dann bei mir ein kleiner Laune-Absturz. Wie es immer so ist mit den Erwartungen. Bis zu Sardinien hatte ich gar keine Vorstellungen oder Erwartungen an die Reise. Und ich denke, genau hier liegt das Geheimnis. Es kam alles auf uns zu. Es war alles einfach schön und überraschend.
    Jetzt, das dritte Mal auf Sardinen, komme ich natürlich mit Erfahrungen und Wünschen an. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass wir wieder auf der kleinen vorgelagerten Insel La Maddalena starten wollen. Erstmal ankommen, entspannen und das Insel-Archipel erkunden. Letztes Jahr waren wir 2 Nächte hier und wollten unbedingt noch mehr von den traumhaften Stränden sehen.
    Der Campingplatz letztes Jahr war super schön, direkt am Meer gelegen. Noch in Deutschland hatten wir für unseren angefragten Zeitraum für dieses Jahr eine Absage bekommen. Aber wir beschlossen trotzdem hinzufahren. Oft haben sie für spontan Anreisende noch Plätze frei. Und wir hätten tatsächlich für eine Nacht einen Stellplatz bekommen. Nicht mit Meerblick wie letztes Jahr, aber immerhin. Morgen hätten wir aber direkt wieder abreisen müssen, da am Wochenende ein Event auf dem Campingplatz stattfindet. Wir wollten ja aber erstmal ein paar Tage ankommen und beschlossen, den zweiten der zwei vorhandenen Campingplätze hier auf der Insel anzusteuern. Dieser hatte auf unsere Anfrage deutlich positiver reagiert und geschrieben, dass wir einfach vorbeikommen könnten, es sei keine Reservierung erforderlich.
    So war es dann auch. Wir bekamen einen Platz. Der Campingplatz liegt nicht direkt am Wasser, dafür aber nahe der nächsten kleinen Insel, die über eine Brücke erreichbar ist. Für mich trotzdem ein Launeknick, da ich mich ja auf den anderen Platz direkt am Meer hatte stehen sehen.
    Ich brauche eh immer ein bisschen Zeit, um mich an einen Platz zu gewöhnen. Erstmal rattert mein Hirn alle möglichen besseren Alternativen durch, die eventuell da gewesen wären. Dazu kam dann auch noch, dass wir mitten in der Mittagshitze ankamen. Es war einfach alles schwierig. Michel konnte da auch nichts retten.

    Nach dem Aufbau hat er mich dann trotzdem mitgenommen zum ersten Strand, der ca 6 km entfernt ist. Auf dem Weg haben wir dann den nächsten Unfall gesehen. Eine Fahrradfahrerin war gestürzt und hatte sich ordentlich den Kopf angeschlagen. Aber auch hier waren wieder genug Helfer vor Ort, wir fuhren also mit ungutem Gefühl weiter. Ab morgen wird dann von der ganzen Reisegruppe Helm getragen. Beschluss.
    Zunächst dachten wir, man käme nur mit Fahrrad zum Strand und hatten uns schon gefreut, dass es daher sicher sehr leer sein würde. Es gab allerdings doch eine Zufahrt für Autos. Und die wurde von den Italienern rege genutzt. Es war also ziemlich voll. Dennoch ein traumhafter Strand mit herrlichem Wasser.

    Es gab allerdings keinen Schatten, so dass wir nach 2h gut durchbraten die Rückfahrt antraten. Wir, naja Michel, kochte und ich machte Salat. Danach spielten wir noch eine Runde quixx in der Bar des Campingplatzes.

    Morgen können wir entspannt ausschlafen und dann schauen, was der Tag so bringt. Keine Erwartung, keine Enttäuschung.

    Achja, was hat es mit dem Fotografen auf der Brücke in Schaffhausen auf sich. Ich hatte verstanden, dass der Brückenspringer auf Michels Frage, ob er ihn filmen solle, mit ,Lieber nicht‘ oder so was geantwortet hatte. Dass Michel ihn dann trotzdem beim Sprung gefilmt hat, war mir natürlich hochgradig unangenehm. Dann ließ er auch noch nicht locker und quatsche ihn weiter an. Da nahm ich lieber Abstand und ging schon mal auf der Brücke voraus. Naja, während Michel also einen neuen Freund kennenlernte, genoss ich die Abendsonne in der Mitte der Brücke. Hier wurde ich dann von einem älteren Herr angesprochen, ob er nicht ein Foto von mir machen solle. Ich lehnte dankend ab ,Lieber nicht‘. Doch damit gab sich der Herr auch nicht zufrieden. Ich musste an Michel und den armen Brückenspringer denken, die am Ende ja auch zu einander gefunden hatten, rückblickend ja viel freiwilliger als ich zu dem Zeitpunkt angenommen hatte, und willigte auch ein. Er machte gleich eine Reihe von Fotos, schlug mir noch vor, in die Schweiz zu immigrieren, so wie sein Freund der Brückenspringer, der aus der Türkei stamme und Mathematikprofessor sei. Er verabschiedete freundlich, um das zweite Mal in diesen Tag im Rhein schwimmen zu gehen. Doch zuvor sollte er noch auf einen neuen Freund des Brückenspringers treffen. Eine kleine feine Geschichte. Exkurs Ende.

    So nun bin ich auch aktuell. Dann können Michel und ich ab morgen wieder unbeeinflusst von einander parallel hochladen.
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  • Tag 8 - Schnorcheln am Oktopus Kopf

    5 September, Itali ⋅ 🌬 25 °C

    Man soll den Morgen nicht vor dem Morgen loben.
    Gestern Abend schwärmte ich noch von "kein Wecker, kein Kirchturm" machte mir, wenn überhaupt, über Hunde Gedanken. Aber du darfst nie die Natur und erst recht nicht die eigenen Fehler unterschätzen.

    Fehler 1:
    Der Wecker war eben doch noch an, weil ich ihn ja auf der Fähre gebraucht hätte, wäre sie nicht so verspätet gewesen.
    Fehler 2:
    In Sardinien 1 ist uns fast die Markise weggeflogen, als Amélie ganz allein in Brenda war. Sie wurde von den Nachbarn gerettet, die geistesgegenwärtig Heringe in die Bodenverankerung reingejagt hatten. Gestern beim Aufbau mache ich mir noch aktiv Gedanken um die Verankerung, gucke einmal kritisch gen Himmel und entscheide "näää, hier weht kein Lüftchen!"
    Natur:
    Es stürmt.

    Der Wecker bimmelt zuverlässig und dennoch fälschlich und ich höre den Sturm. In dem allerersten Aufwachmindset, das bei mir immer ultra faul ist und die einzige Prämisse hat, 'versuche so lang es geht im Bett zu bleiben!', rede ich mir ein, dass das die Autos von der Straße sind, die so einen Lärm veranstalten.
    Als ich nach der 7. oh 8. Sturmböe doch mal nachschaue, ist meine Nacht um deutlich vor 8 Uhr beendet.
    Nachdem die Markise vorerst windfest ist, später am Tag muss sie noch ganz eingefahren werden, da es zu heftig weht, ist an Schlaf nicht mehr zu denken.

    Der Rest des Tages war aber dann wirklich schön. Wir erkunden die Bucht am Oktopuskopf und schnorcheln diesmal komplett zusammen für 45 min. Dieser Strand und die Bucht liegen auf einer noch viel kleineren Nachbarinsel, Isola Giardinelli, die auch mit einem befahrbaren Damm mit Maddalena verbunden ist.

    Die traumhafte Marie hat uns ihre Insta 360 Kamera geliehen und so gibt es heute ein paar Unterwasserbilder. Leider bin ich mit der 360 noch ein blutiger Anfänger, so dass ich die Krake, die wir gesehen haben, nicht aufs Bild bekommen habe. Sie war aber auch super schnell weg unter einem Stein verschwunden.

    Ich habe auch die komplette Anfahrt mit Maries Kamera gefilmt und mit überwiegend Zeitraffer auf 4-5 min "gekürzt". Auf dem Video geht wunderbar hervor, wie heftig beliebt die Strände dieser Zwergeninsel sind. Es war gerammelt voll (Italien ist in der letzten Woche Sommerferien!) und die Autos fahren in die unmöglichsten Pisten rein 😅.
    Da das Video viel zu lang ist, packe ich es in den letzten Slide, dort kann es gut ignoriert werden.

    Ein anderer Schnorchler hat einfach eine Krake gefangen und getötet. Da ich nicht zu viel Zeit in die Videobearbeitung stecken wollte, habe ich diese Videosequenz noch nicht rauskopiert. Liefere ich nach.
    Ich weiß nicht, hat mich gestört. Im Mai in Levanto hat mich ja auch ein professioneller Harpunenjäger zu Tode erschreckt und der hat natürlich auch die beliebten Speisetiere entnommen, aber was der Typ da heute gemacht hat, war 100% nicht waidgerecht. Hat mich geärgert.

    Auch wenn wir nicht viel gemacht haben heute, waren wir dennoch zu müde um abends in die Stadt zu fahren. Daher sind wir wieder in unsere Bar, haben eine Kleinigkeit gegessen, Judith tatsächlich Oktopus und ich eine Lasagne und haben gekniffelt. Judi hat mich vernichtend geschlagen 🤷🏽

    So. Wecker wird jetzt noch einmal kontrolliert, Markise ist noch eingefahren, Hunde sind mittlerweile verstummt. Wer weiß, vllt kann ich richtig dick ausschlafen.
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  • Judith: Kapitel 2- Der Tag der Oktopoden

    5 September, Itali ⋅ 🌬 23 °C

    Jetzt ist Michel mit seinem footprint wieder vorgeprescht. Ich hab ihn aber noch nicht gelesen. Morgen starte ich den nächsten Versuch, gleichzeitig hochzuladen.
    Gestern stand ganz im Zeichen des Oktopus. Das ist laut Duden der richtige Genitiv Singular. Plural ist dann schon interessanter: hier geht Oktopusse oder Oktopoden (näher an griechischen Herkunft orientiert). Falls ihr euch das schon mal gefragt habt, oder auch nicht.
    Ich hatte vorsorglich Ohrstöpsel in der Nacht reingenommen. Man weiß nie wann die umliegenden Hunde oder Kinder den Tag beginnen wollen. Da hab ich lieber mein eigenes Timing. Daher hab ich zwar Michels Fährenwecker mitbekommen, der viel zu früh für Urlaub um 7 Uhr klingelte, aber nichts von den ordentlichen Sturmböen, die an unserer Markise rüttelten. Nachdem uns auf Sardinen mal fast die Markise weggeflogen ist und nur durch das beherzte Eingreifen unser damaligen Nachbarn gerettet wurde (keine schöne Erfahrung für Amélie, die allein beim Wohnmobil war), sind wir aber zumindest mit Heringen ausgestattet. Michel sicherte also die Markise und ich schlummere weiter. Nach einem Müsli-Frühstück mit Milch, die den Euter eigentlich schon zu lange verlassen hatte, blieben wir erstmal im Schatten und kamen richtig an. Michel fuchste sich in die 360 Grad Kamera ein und ich studierte einen Reiseführer. Hab ich ewig nicht gemacht, aber manchmal haben so old school Sachen auch ihren Charme. Eine echte physische Karte vor sich zu haben, das hat schon was. Jetzt klinge ich so, als ob ich diese Zeiten gar nicht mehr kenne. Nee, ich sehe zwar so aus, aber so jung bin ich dann doch nicht. Ich kann mich noch gut an die erste USA-Reise mit meinen Opa und Annika erinnern. Einer von uns war der Navigator auf dem Beifahrersitz, hatte den riesigen ADAC-Atlas auf dem Schoß und gab die Route vor. Kein Navi, kein Handy. Kann man sich gar nicht mehr vorstellen.

    Da es zwar windig war, aber trotzdem super heiß, warteten wir die Mittagshitze ab, machten eine kleine Siesta und brachen dann gegen halb 4 zu unserem nächsten Strand, dem Oktopuskopf-Strand, auf. Die Fahrt seht ihr sicher bei Michel als Video. An ihm ist echt ein Vlogger verloren gegangen und jetzt mit der insta360 hat er auch noch das passende Equipment. Ich bin sowieso der Meinung, dass Michel und Amélie da eine Karriere hätten. Michel als old school vlogger und Amélie bei tictoc.
    Die Fahrt zum Strand war wieder abenteuerlich. Die Italiener fahren einfach anders. Keine Rücksicht auf Verluste. Es gibt einen schmalen Weg? Dann wird mit Gewalt bis nach vorne zum Strand gefahren. Mitten drin ein armer Deutscher mit seinem VW-Bus, der nicht mehr vor oder zurück konnte und alles verstopft hat. Michel wünschte ihm noch viel Erfolg und wie schlängelten uns mit den Fahrrädern durch.
    Der Strand war wieder traumhaft schön. Verständlich, dass er gut besucht war. Hier auf LaMaddalena machen scheinbar die Italiener selbst Urlaub. Man sieht nur vereinzelt ausländische Kennzeichen. Nächste Woche beginnt in Italien, genau wie in Schleswig-Holstein, wieder die Schule. Dann wird es sicher ein bisschen leerer. Nachher wollen wir mal den groben weiteren Verlauf der Reise planen. Vielleicht bleiben wir einfach noch ein bisschen hier. Noch fühlt es sich alles herrlich frei und nach „alles ist möglich“ an. Drei Wochen Urlaub sind einfach toll. Ich glaub auch, für mich ist es der längste Urlaub seit der Schulzeit.
    Das Schnorcheln war auch erfolgreich. Wir haben einen lebendigen Oktopus gesehen und den qualvollen Tod eines anderen Oktopus. Das war grausam mit anzusehen. Ein anderer Schnorchler hat in mit bloßen Händen getötet und ihn quasi aufgerissen bzw. zerrupft. Uhhh. Ich glaub nicht, dass das nach Textbuch war.
    Wir haben dann noch ein bisschen gelesen, aber es war auch am Strand ziemlich windig.
    Um 17:45Uhr, als hätte eine nicht hörbare Glocke den Strandtag beendet, fingen plötzlich alle Italiener an, zusammenzupacken und aufzubrechen. Wir genossen noch ein Weilchen den leeren Strand und traten dann wieder den holperigen Rückweg an.
    Zurück auf dem Campingplatz beschlossen wir, doch nicht ins Städtchen zu fahren, sondern lieber hier vor Ort zu essen. Wir waren einfach zu fertig. Als ich polpo auf der Tafel las, dachte ich mir, wie passend für den Tag. Aber als ich dann den zerstückelten Oktopus auf meinem Teller liegen sah, musste ich doch mehrmals schlucken. So spurlos war der Tag dann doch nicht an mir vorüber gegangen. Hoffen wir nur, dass dieserArtgenosse einen schnelleren Tod gestorben ist.
    Ich zog Michel noch bei einer Runde Kniffel ab und der Tag war schon wieder vergangen.
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  • Tag 9 - Neapolitanische Bucht

    6–12 Sep, Itali ⋅ ☀️ 25 °C

    Was ist das mit dem Ausschlafen? Ich bekomme es nicht hin. Was heute der Grund war, weiß ich nicht mehr. Ich muss aber noch etwas lustiges von gestern Abend verpetzen. Judith ist nämlich eine Einschlafgigantin, aber auch eine regelrechte Einschlaflügnerin. Achtet:
    Heute auf dem Weg zur Cala Napoletana erzählt mir die liebste Judi, als wir uns mit den Rädern grade so richtig einen Bergschotterweg hochquälen, dass wir ja gestern Abend ein Video gestartet hatten, wo einer bei einem Rad-Ultra-Race ja sein Fahrrad einen Berg hat hochtragen müssen und, so erzählt die Göttin weiter, dass sie mehr als diese erste Szene nicht mehr mitbekommen habe, da sie sofort eingeschlafen sei. Okay, schöne Geschichte denkt man sich, ABER. Das Video ging exakt 24:24 min. Bei Minute 23 fragte ich Judith, ob sie überhaupt noch wach sei. "Jaaa, klar!", kam die prompte und überzeugte Antwort, "aber jetzt merke ich, wie ich langsam müde werde." 😂😂
    Ich lach mich so kaputt, weil das passiert andauernd. Judith lügt wie gedruckt, wenn sie schon eingeschlafen ist und durch die Frage "schläfst du schon?" Wieder geweckt wird. Ich finde das so lustig.

    Wir starten wieder richtig langsam in den Tag. Spätes kleines Frühstück und dann ganz langsam abfahrbereit für den nächsten Stand machen. Zwischendurch sprechen wir noch einen groben Plan für die kommenden Tage ab. Wir bleiben wohl nicht länger auf La Maddalena, aber mal sehen.

    Google sagt, wir brauchen mit Fahrrad 55min für 8km. Schön wär's. Allein für die letzten 2km, vor denen strategisch klug noch eine Bar platziert ist, brauchen wir schon 25 min. Allerdings ohne Räder. Hier könnte ein geübter Mountainbiker mit einem entsprechenden Fahrrad fahren und würde es toll finden. Aber in unserem Fall ist weder Personal noch Material dafür geeignet.

    Beide Wegteile auf Caprera sind aber unglaublich toll gewesen. Mit Rad durch den Naturschutzwald war schon super, die Wanderung durch diese schroffe Natur mit den immer wiederkehrenden Ausblicken auf Traumbuchten, noch ein Stück schöner.

    Obwohl die Neapolitanische Bucht wirklich abgelegen ist, ist sie dennoch ziemlich gut besucht. Naja na klar, hier in Maddalena gibt es täglich ca 300 Sportboote, die man sich ausleihen kann um die zahllosen Buchten gut erreichen zu können.

    Nicht einsam, aber unglaublich schön. Und wir haben einen schönen Platz am Strand nur für uns alleine. Naja, die kleine schwanzlose Eidechse 🦎 darf hier auch mit uns verweilen.

    Der Rückweg war ebenso schön und ebenso lang, jedoch hatten wir auf dem Hinweg die Ziegen (vergl. Sardinien 2024) bisher nur gerochen, teilten wir uns später ein kleines Stück der Strecke.

    Nach einem kurzen Akklimatisierungs-Bier-bzw.-Lillet-Stop, ging es für uns gleich weiter in die Stadt, denn heute ist sehr sicher unser letzter Abend auf La Maddalena. Und wie im letzten Jahr sind wir immer noch und immer mehr angetan. Es ist so eine süße, schöne und auf eine gewisse Art auch pulsierende Stadt. Einfach schön.

    Zurück am Campingplatz sind wir erst kurz vor Mitternacht und haben heute extreme Anstrengungen in größter Hitze hinter uns gebracht. Ohne Lügen legt sich Judith sofort schlafen.

    Ich folge ihr jetzt. Hoffentlich hat die Sonnencreme gehalten. Irgendwie spannt mein Gesicht grade ein wenig ... Morgen muss ich mal in den Spiegel gucken.
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  • Judith: Kapitel 3- Cala Napoletana

    6 September, Itali ⋅ 🌙 23 °C

    Michel hat mich gerade informiert, dass er schon wieder am nächsten Post arbeiten.
    So ein Streber.
    Bisher haben wir wieder ausgeschlafen, diesmal aber wirklich.
    Heute wollten wir wieder einen Strand auf Caprera auschecken. Google sagte 54 min mit Fahrrad. Auf ging’s.
    Nach ca 15 min kamen wir an eine Schranke. Mit meinem Duolingo Italienisch Stufe 1 Abschnitt 8 hatte ich das Schild sofort übersetzt: „Betreten zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto nicht gestattet“. Klarer Fall. Michel checkte es aber nochmal mit dem Translater gegen. Gut so. „Zu Fuß, mit Fahrrad oder Pferd war der Zugang gestattet.“ Schlecht für mein italienisches Selbstvertrauen, gut für unseren Strandplan.
    Für den nächstes Wegabschnitt wären Mountainbikes eindeutig besser gewesen, aber wir kämpften uns den Berg hoch. Wir waren uns schon sicher, dass wir diesmal wohl wirklich die Italiener mit ihren Autos und Rollern angehängt hatten. Oben angekommen kam dann die Ernüchterung. Sie waren schon vor uns da. Parkende Autos und Scooter. Aus dem nirgendwo kam eine Straße und eine Strandbar. Hier kehrten wir auf ein kühles Getränk ein, bevor wir uns an die letzten 2 Kilometer machten. Doch der Weg wurde nur noch zu einem kleinen Pfad und auf den ersten Metern zogen wir schon den Unmut einer Italienerin auf uns. Verstanden hab ich sie nicht, ich sag, ja Duo Score 1, aber es war eindeutig nicht freundlich.
    Dann stießen wir noch auf einen Deutschen, der uns entschieden davon abriet, mit dem Fahrrad den Weg weiter zu fahren. Ich vertraute ihm, Michel war nicht überzeugt. Aber wir ließen die Räder zurück und gingen zu Fuß weiter. Eine gute Entscheidung. Es wurde noch zu einer richtigen Wanderung. Zum Glück hatten wir unsere Profi-Wanderschuhe an.
    Aber die Strapazen haben sich wirklich gelohnt. Wir wurden mit einer traumhaften Bucht belohnt. Türkises, glasklares Wasser umgeben von steilen Felsen.
    Unter Wasser war es auch einfach herrlich. Es war deutlich lebendiger als gestern. Viele Fische, beeindruckende Felsformationen auch unter Wasser.
    Der Rückweg kam mir deutlich länger vor. Aber dafür in Abendsonne. Meine liebste Stimmung und Tageszeit. Wir nahmen die neu entdeckte Straße runter und sparten uns so eine Mountainbikeabfahrt.

    Das Städtchen la Maddalena ist mir vom letzten Jahr noch sehr gut in Erinnerung geblieben. Genau wie die Pizza, die ich dort gegessen habe. Aber der Entdeckerdrang war größer und wir folgten einem Schild in eine Gasse abseits der Hauptstraße zu einer Trattoria. Nach dem kleinen Übersetzungs-Fauxpas tippte ich die Speisen der Tageskarte lieber in mein Handy ein. Es ist hier nicht üblich, englische Karten zu bekommen. Oder dass die Kellner versuchen, auf Englisch zu sprechen. Man verständigt sich auf Italienisch und mit Händen. Die Bedienung redete dann noch auf uns ein und wir wussten am Ende beide nicht, wozu wir eigentlich nun ja gesagt hatten. Es kam eine super leckere Foccacia. Die beste, die ich je gegessen habe. Es lohnt sich manchmal einfach ja zu sagen.

    Zum Abschluss gab es noch einen Cocktail in der Bar, die wir letztes Jahr entdeckt hatten. Letztes Jahr hatten sie noch eine außergewöhnlich schöne Karte, mit kleinen Zeichnungen und Geschichten . Die hatten sie dieses Jahr leider nicht mehr. Nur noch eingescannte, verpixelte Fragmente. Der Cocktail hat trotzdem geschmeckt. Zurück ging es wieder den Berg hoch. Dass wir hier alles mit dem Fahrrad machen, ist einerseits gut, aber andererseits kann ich so meine ganzen schönen flatterigen Kleider nicht so richtig tragen. Gestern hab ich es gewagt und mir das Kleid kunstvoll hochgebunden. Leider ist es trotzdem nicht gut gegangen und am Ende hing es in der Bremse. Naja, das gute an Flatterkleidern ist, dass man das Loch nicht auf den ersten Blick sieht.

    Morgen ist Abreisetag, wobei wir noch lange nicht alle Strände hier gesehen haben. Eigentlich ist La Maddalena echt einen eigenen Urlaub wert. Ich kann die Italiener verstehen.
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  • Tag 10 - Ab aufs "Festland" / Dorgali

    7 September, Itali ⋅ ☁️ 26 °C

    Der Tag ist wirklich übersichtlich zu rekapitulieren.

    Wir bauen morgens in aller Ruhe ab, da wir rechtzeitig aufstehen um die Auscheckzeit 10:30 Uhr zu schaffen.
    Ach ja, natürlich checken wir um 10:30 Uhr, wo wir fast fertig sind, dass die Auscheckzeit in Wirklichkeit 10 Uhr ist. Aber das ist in Italien ja so, richtig klischeehaft, überhaupt kein Problem.

    Unsere Planung sieht dann am Ende wie folgt aus:
    - Strand! (Trinity, unseren bisherigen Favoriten aus 2024)
    - Abreise von La Maddalena
    - positionieren für Morgen Schluchtwanderung

    Und genau so machen wir es. Der Trinity Strand liegt in einer engen Sackgasse, die uns letztes Jahr ein paar graue Haare verschafft hat. Daher fahren wir Profis den Großteil der Straße rückwärts und parken so weit auf den Randstreifen wie es geht, ohne - wenn man Judith fragt - ganz knapp ohne das Brenda umkippt 😂. Sie kann sich wirklich so unglaublich geil frei Sorgen ausdenken!

    Der Strand ist nach wie vor herrlich, ist nun aber von der napoleonischen Bucht auf Rang 2 verdrängt worden. Hier sind wir heute ohne Schnorcheln am Start, gehen aber zweimal lange ins Wasser, da wir in der absoluten Mittagshitze dort sind. Ein abschließender Snack in einer gerammelt vollen Strandbar, vor der man besser jeden Zeitdruck und jeden Wunsch nach klaren Strukturen abstellt. Naja, klare Strukturen gibt es. Es gibt ein Bestell- und Bezahltresen und eine Essensausgabe, die per Mikrofondurchsage zur Essensabholung auffordert. Aber beim Rest, Tisch finden, Stühle klauen, Tisch verteidigen... da kämpft jeder für sich.
    Da es in der Bar - siehe Video - sehr laut und wuselig ist und gefühlt jeder 5. Italiener 'Michele" heißt und ich meine bzw Amélies Gladbach Mütze aufhabe, gebe ich meinen Namen mit "Borussia" an. Keine Gefahr der Verwechslung!

    Naja, es klappt alles hervorragend, bis auf den Zeitaspekt. Denn am Ende warten wir fast 45 min auf die erlösende Durchsage "Borussia!" Aber, ich möchte ja ein ehrliches Tagebuch führen. Dadurch, dass in dieser Bar so viel passiert ist, es so laut war und man angespannt seine Durchsage nicht verpassen wollte, haben wir uns von diesen 45 min maximal 4 min unterhalten. Der Rest war staunen, belauschen, lauschen und beobachten. Anderen geht es natürlich gleich und bei manchen Durchsagen entsteht ein übertrieben großer Jubel am entsprechenden Tisch. Total gut!

    Wir zielen also Richtung Schlucht (Details morgen) und suchen uns, wieder aus dem old school Reiseführer von Judiths Chef, das Bergstädtchen Dorgali als Zwischenziel heraus. Dieses ist nämlich nur 14km von der Basisstation der Schlucht entfernt.

    Eine sehr urtümliche und interessante Stadt. Ein schöner Abend.

    Jetzt stehen wir vor den verschlossenen Toren der Basisstation, im Grunde auf einer etwas ausgeprägteren Haltebucht der SS125 Straße Richtung Tortoli.
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  • Judith: Kapitel 4- Strand und Berge

    7 September, Itali ⋅ 🌙 22 °C

    Wie sagte Michel heute so schön: „Das Leben eines Wohnmobilisten ist voller Abschiede.“ Und so hieß es für uns heute auch Abschied nehmen von La Maddalena. Aber nicht ohne nochmal einen weiteren Traumstrand zu besuchen, den Bassa Trinita Beach. Hier waren wir letztes Jahr schon und kannten daher auch die schwierige Parksituation in einer Einbahnstraße. Diesmal wendete Michel schon sehr früh und fuhr rückwärts bis zu einem geeigneten Parkplatz. Naja, so richtig geeignet war der Platz auch nicht. Brenda stand so schief, ich hatte ernsthaft Angst, dass sie umkippt. Aber auf Brenda ist Verlass auch in widrigen Umständen. Und das Parkproblem hatte Michel so auch sehr galant gelöst.

    Während die arme Brenda also schief stehend auf uns wartete, genossen wir wieder den herrlichsten Strand. Ich wiederhole mich, aber die Strände und das Wasser sind einfach ein Traum. Diesmal ohne Schnorchel sind wir einfach ein bisschen umher gepatscht und geschwommen. Dabei entdecken wir eine Beachbar, die wir dann auf dem Rückweg gleich besuchten. Mit der Idee waren wir nicht allein. Sie war gerammelt voll. Schritt für Schritt ergatterten wir erst einen Platz, dann Getränke und nach weiteren 45 min bekamen wir unser Essen. Nichts für schwache Nerven, da muss man schon im italienisches Lebensgefühl angekommen sein.

    Müde fuhren wir zur Fähre, stellten uns glatt in die Reihe einer falschen Fährgesellschaft und legten dann um 15:45 Uhr mit der richtigen Fähre ab.

    Mit einem kurzen Einkaufsstop fuhren wir weiter in ein kleines Bergdorf namens Dorgali. Hier zahlte sich die Lektüre des Reiseführers aus. Ein schönes kleines Städtchen und gutes Kontrastprogramm zum Strand. Es schmiegt sich in die Berge und wirkt noch sehr authentisch. Nach einer kurzen Erkundung der Innenstadt kehrten wir in eine Pizzeria/ Sportbar ein. Ein Konzert, das die Deutschen wohl sehr anspricht. Denn hier trafen wir auf gleich mehrere deutsche Besucher.
    Die Preise für Pizza waren echt in Ordnung, dafür langten sie bei den Bierpreisen ordentlich zu. Irgendwas ist ja immer. Aber sehr zu Michels Freude gab es ichnusa nonfiltrata am Fass.

    Jetzt stehen wir am Basis Camp für eine Schluchtenwanderung. Morgen gibt’s es Outdoor-Action.
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  • Tag 11 - Die Schlucht Gola Gorropu

    8–16 Sep, Itali ⋅ ☁️ 28 °C

    Heute wäre ich fast gestorben.

    Gestern Abend standen wir ja schon vor dem Basiscamp der Gorropu Schlucht. Das war eine ruhige und gute Nacht, obwohl 5m neben der SS125, eine ausgewiesene Motorradstrecke. Die fahren aber eher tagsüber. Unser Plan war, zur Schlucht wandern und mit Jeep zum Auto zurück bringen lassen. Dafür mussten wir aber ersteinmal 7km weiter fahren, zum Pass Ghenna Silana, dann runter wandern und unten Bescheid geben, ob wir einen Transfer haben wollen oder nicht.

    Ich mach es kurz, denn unterm Strich sind wir einfach nur runter gewandert, die Schlucht bestaunt(!), gegen den Transfer entschieden und wieder hoch gewandert.

    Das Ding war nur, dass wir auf dem Hauptweg schon 700 Höhenmeter überwinden mussten und am Ende, mit der Kletterei in der Schlucht bei 950 HM pro Tour, sprich bei fast 2000 für den Tag gelandet sind. Und bevor ich ein bisschen über die Schlucht schreibe, lass uns kurz über BMI und Ausdauersport sprechen. Als ich noch nicht im adipösen Bereich war, war ich trotzdem nie wirklich dünn. Konnte mich aber im Joggen auf ganz gute Ergebnisse trainieren, Halbmarathon unter 1:59 war mein größter Erfolg. Dann habe ich zuletzt seit Mai 2024 13kg abgenommen und freue mich darüber, bin aber offiziell noch im knapp noch adipösen Bereich. Und man kann es sich als ganz dünner Mensch nicht vorstellen, buchstäblich jedes Kilo mehr oder weniger merkst du bei Ausdaueranstrengungen. Und so bin ich auf dem Rückweg immer langsamer geworden. Bei Kilometer 4 berghoch wollte und konnte ich einfach nicht mehr und bin nur noch gekrochen. Andere überholen einen in normalen Schritttempo und man denkt sich nur "WIE????"
    Es war eine wirklich tolle Wanderung, aber ich mit meinem Gewicht und untrainiert war absolut an meiner Grenze. Judith ist auch ohne Fahrrad BergBossin, ist aber freundlicherweise bei mir geblieben.

    Die Schlucht ist an der extremsten Stelle 5m breit und 500m hoch. Das ist schon richtig wuchtig und beeindruckend.

    Beim Verlassen haben wir uns dann eben gegen den Jeep Transfer entschieden und haben an der dort entspringenden Flussquelle noch eine lange Pause gemacht, in der Judith auch noch in einen Flusspool gesprungen ist.
    Der Rückweg wird nicht weiter beschrieben, ich habe ein bis drei kurze Videos in diesen Footprint gestellt, die meinen Verfall hoffentlich ein bisschen einfangen.

    Zum Abend sind wir dann 150km weiter gezogen, nach Fordongianus, zu den heißen Thermalquellen, die die Römer auch schon erschlossen hatten. Das gucken wir uns morgen auch noch im Hellen an.
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  • Judith: Kapitel 5- Die Gorropu-Schlucht

    8 September, Itali ⋅ ⛅ 32 °C

    Unsere angekündigte Outdoor-Action hatte es in sich. Wir hatten ja direkt vor den Toren des Basislagers der Gorropu-Schlucht übernachtet, von wo aus die Jeeps starten. Die Schlucht liegt im Supramonte-Gebirge und gehört mit ihren 500m hohen Felswänden zu einer der tiefsten Schluchten Europas. Der Zugang zur Schlucht wird morgens erst um 10 Uhr geöffnet. Es war aber wieder wirklich warm und wir beide waren schon gegen 7 Uhr wach und starteten langsam in den Tag. Kurz dachten wir, wir werden von einer Drone ausspioniert, aber es waren doch nur riesige Wespen, die über unser geöffnetes Dachfenster flogen. Weniger creepy, aber auch nicht ideal.
    Um halb 10Uhr war dann schon ordentlich Trubel am Lager und Michel checkte unsere Optionen aus. Wir fuhren zum 7km entfernten Pass und starteten unsere Tour von dort. Dann hieß es 700m den Berg hinab in die Schlucht absteigen. Diesmal waren wir auf die Wanderung auch vorbereitet und hatten tatsächlich Wanderschuhe an. Die waren auch nötig, denn es wurde schon ein ganz schönes Geklettere.
    Unten angekommen gab es eine kurze Einweisung und dann ging es in einem Trupp voll Deutscher los. Die Schlucht entpuppte sich als deutscher Touri-Magnet. Man hörte eigentlich nur deutsch, vereinzelt ein paar Italiener und Franzosen. In der Schlucht gab es drei Abschnitte: grün-geführter Weg, gelb-ohne vorgegebenen Weg, rot-technisch. Wir schafften es bis zum Eingang zur technischen Passage, bis zum roten Punkt, der Stopp signalisierte. Hier trafen sich dann alle Deutschen wieder. Denn wir halten uns natürlich an die Regeln. Den Italienern wird vermutlich in der italienischen Einweisung gesagt, dass sie weiter klettern können und dann ihre Ruhe vor den Deutschen haben, die sich nicht getrauen gegen Regeln zu verstoßen.
    Vor dem Eingang der Schlucht gab es dann die Möglichkeit, die Wasservorräte mit frischem Quellwasser aufzufüllen und ein kühles Bad zu nehmen. Das nutze ich, bevor wir den Rückweg antraten. Wir hatten die Wahl, entweder 1h den Fluss entlang zur Jeep-Einsammelstelle zu laufen. Von dort wären wir dann zum Base Camp gefahren worden. Oder wieder zu Fuß den Berg hoch zurück zum Pass zu laufen. Wir entschieden uns für zweiteres und machen uns auf den Weg bergauf. Der kam uns beiden deutlich länger vor und am Ende brauchten wir auch gut 2h hoch. Michel hatte zum Schluss hin ordentlich zu kämpfen, aber das hat er sicher ausführlich in seinem footprint aufgearbeitet. Aber während ich an seiner Stelle vermutlich gejammert hätte, hat er sehr still gelitten.

    Am Ende haben wir an dem Tag 1000 Hochmeter bergab und 1000 bergauf zurückgelegt. Ein richtig gutes Gefühl.

    Michel belohnte sich erst mit einem Video, dass Amélie ihm geschickt hatte und dann gönnten wir uns in dem gegenüber liegenden Motorrad Treff ein kühles Getränk und ein Panini.

    Nachdem wir das Wetter gecheckt hatten, entschieden wir uns weiter Richtung Süden zu fahren und zunächst einmal eine alte römische Siedlung anzusteuern. Dort gibt es die Ruinen eines altes Thermalbad zu sehen und man kann selbst im heißen Wasser baden. Das Wasser ist kochend heiß und wird in einen Fluss geleitet. Hier hat man kleine Pools mit Steinen abgegrenzt, in denen sich das kochende Wasser mit dem kälteren Flusswasser mischt und so für Badewannen-Feeling sorgt. Und so nahmen wir nach den Strapazen des Tages noch ein muskelentspannendes, heißes Bad.
    Das Städtchen an sich ist nicht besonders schön und auch der Stellplatz versprüht keinen Charme. Aber das Erlebnis war trotzdem total besonders und die Bar am Fluss war auch wirklich nett.

    Als wir wieder in Camper waren, kam dann doch nochmal Stress auf. Es roch nach Abgasen. Michel nahm mich erst nicht richtig ernst, stellte aber dann das Gas aus. Irgendwas stimmt mit der Abluft des Kühlschranks nicht. Er verhält sich eh schon den ganzen Urlaub komisch und kühlt nicht so runter wie gewohnt. Total nervig, und das an einem so heißen Tag.
    Wir haben ja keine Klimaanlage in Brenda und wenn dann gar kein Lüftchen geht, wird es einfach sehr heiß in Brenda. Und so erwartete uns eine heiße Nacht.
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  • Tag 12 - Agriturismo und 🇩🇪➕🇨🇭

    9 September, Itali ⋅ ☁️ 29 °C

    Mein Morgen beginnt 2,5h früher als Judiths Morgen, nach einer unfassbar heißen Nacht. Ich habe mich alle 35 min von links nach rechts geworfen und jedes Intervall dazwischen mit waschechten Albträumen aufgefüllt. Darum habe ich um 07:30 Uhr dankbar gar nicht mehr versucht noch einmal einzuschlafen. Als die schöne Judith dann in den Tag gefolgt ist, hatte ich schon eine Google Maps Route zu einem Campingplatz, mit Zwischenstopp an unseren Penguins Titelbild Restaurant. Dieses Restaurant, welches wir schon vor Sardinien 1 (2023) kannten, ist ja sinngebender Ankerpunkt unserer Reise. Neben der Google Maps Route ist die Buchungsseite des Zielcampingplatzes schon in meinem Browser auf, quasi fehlt nur noch der Click auf "Buchung abschließen".

    Alles lieb gedacht, aber nicht gut angekommen. Bis wir deutlich nach 13 Uhr uns für das weitere Vorgehen geeinigt haben, sind es keine schönen Stunden. Beide schlecht geschlafen, beide hungrig, der Dicke von uns beiden mit dem Muskelkater des Todes ihm sein Vadder und der Kühlschrank macht immer noch zicken. Dennoch schaffen wir einen liebevollen, wenn auch grundangestrengten Spaziergang durch diese mega alte Römersiedlung Fordongiani. Der Ort ist einfach nicht schön, nicht sexy, wahrscheinlich sein Glück. Sonst würden diese Thermalquellen sicherlich mehr Influencer anziehen, wie man es aus anderen Thermalquellen kennt. Aber hier ein schönes Foto zu schießen, ist eine echte Challenge. Trotzdem empfinden wir eine kleine Verliebtheit in den Ort. Ich zumindest.

    **Kurzer Exkurs:
    Jeder Wohnmobilist oder Vanlifer, der nicht ausschließlich auf Campingplätzen steht weiß, dass er von einem gewissen Prozentsatz der Einheimischen gehasst wird. Mal mehr %, mal weniger. Man versucht als logischerweise so wenig Anstoß zu liefern, wie irgendwie geht. Sollte man meinen!
    Aber hier sehen wir den stumpfesten Camper EU West.
    Es gibt einen offiziellen, hässlichen Stellplatz, auf dem wir, eine Münchener Familie und ein italienisches Paar, mit denen wir uns gestern noch das Thermalbecken geteilt haben, stehen. Dann gibt es noch einen Parkplatz an der geilen Bar in der Rage against the Machine läuft, genau am Fluss, wunderschön, aber eigentlich ohne Camping. Da sitzt eine Familie vor ihrem Wohnmobil, kleines Feuerchen am Start und ... brace yourself ... einem laut knatterndem Benzin-Generator, für die Stromversorgung des Wohnmobils. Der lief gestern um 20:30 Uhr, um 22 Uhr auch noch und heute um 12 Uhr auch noch. Wow. Also da fällt mir nichts mehr zu ein. Dumme, der Natur des Menschen widersprechende Regeln muss kein Mensch einhalten, da bin ich in der ersten Reihe der Demo, aber so etwas turnt mich ja richtig ab.
    Exkurs Ende**

    Schlussendlich lösche ich meine Google Maps Route und wir fahren zu einem sehr nahegelegenem Bauernhof, den wir auf Park4night mit ganz guter Bewertung finden. Die Details der Entscheidungsfindung erspare ich euch, teilweise werden sie in den kommenden Tagen auch noch klarer werden. Denn neben dem Traumrestaurant, haben wir noch einen anderen fixen Termin im Kalender und noch einen Wunschcampingplatz und das muss irgendwie in eine schlüssige Route passen.

    Hier kommen wir zeitgleich mit einem Schweizer Paar (Dana und Wendelin) an, die wirklich Stoßstange an Stoßstange mit uns auf den Bauernhof fahren und die witzigerweise auch nicht vorher gebucht haben. Und hier warten auf uns Inge und Stefan aus dem Rheinland (sie Gladbach Fan).

    Die Rahmenbedingungen:
    Es ist nicht mehr so schwül wie in der Nacht und am Morgen, dafür sengend heiß. Aber Stefan und Inge laden uns gleich unter ihre Korkeichen ein, die einen lindernden Schatten spenden. Meine Hoffnung auf den Bauernhof war, früh ankommen und dann leckt mich alle, ich zocke Handy und lese und nichts anderes.

    Am Ende reden wir zu 6. von 16 Uhr bis 19:50 Uhr unter den Korkeichen und von 20 - 23 Uhr beim 4 Gänge Menü des Bauernhofes, das mit 30,- pro Kopf sozusagen das Ticket für den Stellplatz ist. 60,- Euro für eine Nacht ist, bei Gott, nicht wenig, aber die Zeit, Liebe und Qualität, die der komplett englischfreie Bauer in das Menü gesteckt hat, plus 0,66 l Bier und 0,75 l Wein, den wir beim ankommen direkt mit den Schweizern bekommen haben, ist es das allemal wert.
    Nicht umsonst hat der Hof diverse Tourismuspreise gewonnen und wird auf YouTube gehyped. Deswegen waren auch die beiden anderen Paare hier, und ich als kleiner YouTube Suchtie gucke in dem Thema von draußen durchs Fenster. Hab leider vergessen wie der Kanal heißt. Ich wette Judi recherchiert das für ihren Footprint nach. Hoffentlich.

    Sehr satt und mit voller sozialer Batterie legen wir uns jetzt im fetten Regen schlafen. Wie das klingt im Alkoven versuche ich jetzt noch einmal auf Video fest zu halten. Hoffentlich kommt es rüber.
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  • Judith: Kapitel 6- Agriturismo

    10 September, Itali ⋅ ☁️ 21 °C

    So, ich muss ein bisschen Gas geben. Daher gleich der nächste Footprint.

    Wir blieben für die Nacht in Fordongianus und schliefen bei Hitze so gut es ging aus. In der Nacht hatte es sich nicht wirklich abgekühlt und es war heute auch wieder einfach nur drückend heiß. Trotzdem guckten wir uns zu Fuß das kleine Städtchen an, was teilweise in manchen Straßen wirklich sehr verlassen wirkt. Wir fanden einen kleinen Laden, kauften leckere Brötchen und frühstücken das erste Mal in diesem Urlaub kein Müsli im Camper. Bei unserem Streifzug entdeckten wir ebenfalls ein Geburtstagsbanner für einen 100-Jährigen. Kleiner Exkurs: Auf Sardinien gibt es eine Region, die zu den sogenannten Blue-Zones gehört. Insgesamt gibt es 5 solcher Zonen, in denen die Menschen überdurchschnittlich alt werden. Auf Sardinien ist das besondere, dass auch die Männer ein hohes Alter erreichen. In den sardischen Bergen leben weltweit die meisten 100-Jährige Männer. Als Gründe führen die Forscher die bäuerlichen Berufe und damit einhergehende Bewegung bis ins hohe Alter, die pflanzenreiche Ernährung und das rege Sozialleben an.
    Einen von ihnen haben wir vermutlich heute getroffen, denn als wir vorbei am Banner um die Ecke bogen, saß dort ein sehr alter Mann auf einem Stuhl an der Straße und grüßte uns mit einem „buongiorno“. Das war bestimmt das Geburtstagskind.

    Bei einem kurzen Kaffeestop an der Bar finalisierten wir den weiteren Plan für die kommenden Tage und machten uns dann auf zu einem Bauernhof. Der lang nur 20 min entfernt und wir kamen zusammen mit einem anderen Campervan aus der Schweiz an. Nachdem der Besitzer sich nicht aus der Ruhe bringen ließ und erstmal 15 min weiter kochte und seine Gäste bewirtete, empfing er uns dann aber freundlich auf italienisch und bot uns gleich Getränke an. Die ließen wir uns mit den Schweizern schmecken und trafen später noch auf ein weiteres Paar aus der Nähe von Bonn. Witzigerweise hatten beide anderen Paare das gleiche YouTube Video gesehen, in dem dieser Platz wohl wärmstens empfohlen wurde. Eigentlich sind Michel und ich sehr bewandert in der YouTube Szene, aber zumindest ich hatte von dem Kanal noch nie was gehört. Wir hatten es einfach bei park4night rausgesucht.
    Da es immer noch unglaublich heiß war, verbrachten wir den Nachmittag gemeinsam im Schatten einer Korkeiche und aßen dann auch zusammen ein typisch sardisches Menü, welches der Gastgeber zubereitete. Es war einfach ein schöner, geselliger Abend. Morgen geht’s weiter in den Süden wieder an die Küste.
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  • Tag 13 - Ankunft auf Sant' Antioco

    10 September, Itali ⋅ 🌧 24 °C

    Wir bleiben ehrlich. Es war ein durchmischter Tag, um mit dem CD Titel von meiner geliebten Band Five Iron Frenzy zu sprechen "Upbeats and Beatdowns" trifft es ganz gut.

    Mit sehr guten Emotionen verabschieden wir uns bei unseren 4 Agriturismo Freunden, die um 09:30 Uhr noch beim Frühstück saßen. Wir hatten uns gegen das Frühstück entschieden, was die Hälfte von uns entspannt ausgehalten hat.
    Der Abbau geht schnell und auch wenn alles klitschnass ist (Badehandtücher die eigentlich draußen trocknen sollten, Campingstühle, die nach gefühlten 3 Liter Wein nicht mehr reingerettet wurden), fahren wir 150m gut gelaunt in Richtung Süden. Dann bleibe ich auf der Schotterpiste am Berg hängen, springe im strömenden Regen umher um eine Lösung zu finden, denn Brenda kann nicht vorwärts und hinter uns ist ein Baum. Ich bekomme es dennoch irgendwie gelöst und wir fahren tanken. Aber mit deutlich gedämpfter Laune, denn die Markise wurde deutlich beschädigt in meinem miesen Manöver. (Beatdown 1)

    Dann haben wir als Ziel die Insel Sant' Antioco, quasi die Spiegelung ganz im Südwesten von La Maddalena ganz im Nordosten. Da der ganze Südwesten, außer Cagliari, für uns ein weißer Fleck ist, sind wir freudig gespannt.

    Einen Zwischenstopp müssen wir aber noch in einem Reisebüro in Oristano machen, denn ich will ja unbedingt zum Fußball und kann mir keine Karten online kaufen. Cagliari Calcio hat nun 3 Accounts von mir und die Ticketseite ist so extrem schlecht, dass ich nicht zum online Kaufabschluss gekommen bin. Sie wollen einen Fiscalcode und einen Geburtsort haben, haben dafür aber nur ein Feld. Egal was du eingibst, eins der Pflichtfelder ist nachher leer und du bleibst im Bestellvorgang stecken, mit dem Hinweis auf fehlende Pflichtfelder, aber ohne die Möglichkeit die Felder noch einmal zu bearbeiten. Ich habe es mit mehreren Browsern und mehreren Geräten, inklusive Computer, probiert und drei neue Accounts erstellt, da der Fehler ja bei mir liegen musste. Tut er aber nicht. (dieser Beatdown begleitet mich jetzt schon seit mehreren Tagen)
    Wir müssen also in einen offiziellen Ticketverkaufshop gehen und da ist der naheliegendste ein Reisebüro in Oristano.
    "Ja, Tickets können wir kaufen, aber nur in bar, der nächste Bankomat liegt an dieser Adresse!"
    27 min Fußmarsch durch eine mittelschöne Gegend im Regen später haben wir tatsächlich meine ersten Karten für ein Serie A Spiel (geil, Upbeat!)

    Auch die anschließende Fahrt läuft gut und wir kommen müde auf der neuen Insel an, so kurz nach 15 Uhr.
    Hier ist alles ein bisschen rougher und ein bisschen weniger touristisch und hier bin ich so gut wie offline 🤕💀
    Aber der Platz an sich ist total liebevoll angelegt und wir fühlen uns erst einmal sehr wohl. Entscheiden uns, für unsere Verhältnisse, recht schnell für einen Stellplatz und brauchen dann noch einmal ca. 60 min um uns umzuentscheiden. Aber ich glaube, wir haben uns gut umentschieden.

    Dann kommt aber der richtige Beatdown. Nachdem ich ziemlich aufwendig die Markise ausgefahren bekomme, entdeckt Judith, dass der Baum vom Morgen tatsächlich auch die Außenhülle beschädigt hat. Da es eine so dumme Unaufmerksamkeit und eine schlichtweg schlechte Rettungsaktion von mir war, schlägt mir diese Entdeckung ordentlich aufs Gemüt.

    Man muss also zu extremeren Mitteln greifen, um die Laune wieder auf ein urlaubsangemessenes Niveau zu bringen. Richtig: Schnorcheln!
    Und obwohl wir hier komplett am offenen Mittelmeer sind und zwischen uns und Afrika nur noch ein Katzensprung liegt, ist die Unterwasserwelt auch hier der reine Wahnsinn. Ich muss noch ein paar ganz neue und ziemlich große Fische nachrecherchieren, was bei kaum Internet eher nervig ist, aber ich bin begeistert. Ich hoffe es wird noch mal windstill und ruhiges Wasser, denn am Ende der Bucht geht es richtig tief runter. Da konnte ich heute bei aufgewühlter See nicht wirklich etwas sehen. Aber herrlich!

    Ach, ich will auch nicht nur rumheulen, aber der Tag lief auch nach dem Schnorcheltrick schwierig weiter. Der Abfluss tropft in die Besteckschublade, ist schnell repariert, aber braucht man auch nicht. Dann kochen Judith und ich, in aufsteigender Stimmung extra schnell um im Sonnenuntergang zusammen zu essen und buchstäblich in dem Moment wo wir den Tisch decken parkt ein neuer Nachbar genau vor dem Sonnenuntergang. Na klar, ist sein gutes Recht. Wir klauen dem Stellplatz über uns auch einen Teil der Sicht, aber vllt kennt ihr das, wenn Beatdown 1-3 erfolgreich verarbeitet, abgearbeitet oder einsortiert sind, dann reicht auch manchmal ein kleiner Beatdown 4, um einen so richtig zu treffen.

    Es war dennoch ein schöner Abend, dass Essen war lecker und in der wirklich schönen Beachbar habe ich Judi in Qwixx geschlagen.

    Ich freue mich jetzt ehrlich gesagt aufs Bett und morgen scheint die Sonne wieder in jeder Hinsicht.
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  • Judith: Kapitel 7- Regenzeit Südwest

    10 September, Itali ⋅ ☀️ 24 °C

    Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein. Es muss auch Regen geben. Den hatten wir heute. Regen auf Sardinien, Niederschlag bei Judith und Michel. Aber nach dem Regen folgt bekanntlich wieder die Sonne. Während unseres Abendessens musste Michel gestern schon zu Brenda sprinten und alle Fenster schließen , weil der erwartete Regen kam.
    Es regnete die Nacht hindurch, was später noch zu Problemen führen sollte. Die Eimerkonstruktion, um die kriminelle Stromsteckerkonstruktion abzudecken, hielt aber zumindest und es flog tatsächlich keine Sicherung raus.

    Wir hatten uns abends gegen das Frühstück vor Ort entschieden und konnte so wieder schön ausschlafen- wobei ich ja nun lese, dass nur ich ausschlafe. Das bekomme ich ja gar nicht so mit. Nach einer absurden Traumnacht brauchte ich das aber auch. Michel hab ich beide Träume schon ausführlich berichtet, das muss als Aufarbeitung reichen. Hier erspare ich mir die Abhandlungen: Von Baumafia über Vergewaltigung bishin zu Wiederbelebung von Hunden (u.a Hilde) war alles dabei. Ich bin auf jeden Fall 2x fix und fertig nachts aufgewacht.

    Wir fingen gegen 9 Uhr an zusammenzupacken und tranken noch unser gesundes Zitronen-Essig-Flohsamenwasser. Was ist da denn schon wieder los btw? Ich hab schon öfter Flohsamen gekauft und das war bisher nie ein Problem. Nun waren wir in Deutschland in 2 Läden und beides Mal waren sie restlos ausverkauft. Am Ende haben wir dann Flohsamenpulver gekauft, was sich richtig merkwürdig mit Flüssigkeit verhält. Damit könnte man alles verdichten. Vielleicht auch Löcher in einer Wohnmobilhaut?
    Naja, wir zwei healthy Mäuse verabschiedeten uns dann noch von unseren Mitcampern und machten uns auf den Weg auf eine neue kleine Insel im Südenwesten. Es regnete und dann kam eins zum anderen, Michel wird sicher berichten. Wir gerieten in eine unangenehm Situation. Fast hätten wir uns richtig festgefahren und wir wissen ja noch aus Frankreich, wie aufgeschmissen wir dann sind. Das konnte Michel gerade noch abwenden, dafür kamen wir einem Baum gefährlich nah. Zunächst dachten wir, es wäre nur der Kurbelkasten der Markise kaputt, der eh schon einen weg hatte. Aber jetzt mit Leiter auf dem neuen Campingplatz haben wir noch Löcher in der Seite des Alkoven entdeckt. Nicht groß, so dass sie hoffentlich mit Spachtelmasse geschlossen werden können. Sowas zieht natürlich die Laune runter, bei uns beiden. Braucht man nicht. Zusammen mit dem Kühlschrank und der abgebrochenen Öse der Markisenkurbel, die nächste Baustelle.
    Kommen wir aber zu den positiven Momenten des Tages. Michel hatte gestern verzweifelt versucht, online Karten für ein Fußballspiel in Cagliari am Samstag zu kaufen. Long story short: es war einfach nicht möglich. Das bestätigte uns heute auch nochmal die Dame aus dem Reisebüro in Oristano, einem 30,000 Einwohner-Städtchen, wo wir schlussendlich die Tickets nun gekauft haben. Naja, eigentlich haben wir die Tickets bei ihrem Kollegen gekauft, der aber kein Englisch konnte. Ich staune. Das hätte ich bei einem Reisebüro jetzt nicht erwartet. Aber die Italiener ziehen es knallhart durch. „No inglese“ und dann reden sie einfach weiter italienisch mit einem. Interessanterweise und ich weiß nun nicht wie mein Feministen-Herz das findet, zahlen Frauen im Stadion einfach mal 20€ weniger für die Karte. Mein Schwaben-Herz freut sich zumindest.
    Das weitere Highlight ist der Campingplatz, den Michel für uns rausgesucht hat auf Sant‘Antioco. Er ist im Westen gelegen, also schöne Abendstimmung und Sonnenuntergang, und einfach hübsch angelegt. Wir durften uns einen Spot aussuchen, zogen aber dann doch nochmal um, weil es dort soooo viele Ameisen gab. Dafür waren wir nach Italien im Mai einfach nicht bereit. Auf dem neuen Platz leben deutlich weniger Ameisen und wir haben bzw. hatten einen traumhaften Blick auf die Bucht. Doch 10 min vor Sonnenuntergang, wir saßen friedlich mit einem Gläschen Rotwein und sardischen Teigtaschen beim Essen, wurde der Stellplatz vor uns bezogen. Nun haben wir ein fettes Wohnmobil vor der Nase und einen deutlich eingeschränkteren Blick. Auch das nicht zu ändern, aber Timing ist manchmal ne bitch.
    Ich bin ab und zu kurz aufgestanden und hab um den Van rumgeschaut. Versöhnlicherweise ist die Sonne auch nur in den Wolken verschwunden und nicht im Meer.

    Michel ist auch schon die Bucht abgeschnorchelt und kam begeistert wieder. Ich hab bisher nur ein bisschen geplantscht. Aber die Bucht auch hier wieder traumhaft schön. Ganz anders, schroffer und noch felsiger. Ihr merkt, ich bin einfach ein Sardinien-Fangirl. Es ist je Region immer anders, aber immer traumhaft schön.
    Hier bleiben wir auf jeden Fall 2 Nächte.

    Den Abend lassen wir nun an der Strandbar bei einer Partie Quixx ausklingen. Und nach dem Tag lasse ich natürlich Michel gewinnen.
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  • Tag 14 - Die Eidgenossen sind zurück

    11 September, Itali ⋅ ☀️ 26 °C

    Ich schwöre, dies wird der kürzeste Footprint.

    Die Nacht war hart. Da es beim ins Bett gehen noch nicht gesichert trocken war, muss das Dachfenster über dem Bett zu bleiben. Der restliche Wohnraum war nachts eigentlich okay temperiert, aber der Alkoven wieder zu warm.
    Um 3 Uhr 4 Uhr checke ich die Wettervorhersage und traue mich das Dachfenster aufzureißen. Herrlich kühle Nachtluft strömt ein und ich schlafe sehr wohlig wieder ein und wache im nächsten Moment wieder auf, na klar, von Regengeräuschen. Oh man, Fenster wieder zu. Und nun kommt die nächste Kleinigkeit, an die man denken muss, noch erschwerend hinzu. Wer lange im Wohnmobil (ohne Klimaanlage) schlafen will, muss im Dunkeln die Rollos schön weit geöffnet haben, damit es eine Luftzirkulation gibt, muss diese aber logo mit oder vor dem Sonnenaufgang wieder ganz schließen, damit es nicht zu hell wird.
    Ich schließe also nicht nur das grade geöffnete Dachfenster wieder, sondern schließe auch alle Rollos. Doppelt schlecht für die Temperatur.

    Nach unserem obligatorischen Flohsamen Stoffwechselbooster, den ich als professioneller Trinker natürlich immer in 0,8 Sekunden einfach wegknocke, lassen wir uns wieder einmal viel Zeit bis wir mit unseren Strandtrips wieder loslegen. Und zu unserer ehrlichen Freude stehen plötzlich die Schweizer vom Bauernhof auf unserem Platz und ziehen schräg gegenüber ein.

    2,9km liegt unser Ziel Spiaggia Cala Lunga nur entfernt, aber leider reicht die Strecke für 1,5 biestige Berge. Die eine Rampe ist so steil, dass ich ohne Witz in den 1.(!) Gang schalte. Der gibt tatsächlich überhaupt keinen Vortrieb mehr und kann im Flachen auch von einer Stubenfliege getreten werden. Aber geil. Nach zwei Tagen ohne Puls von 180, zwar nur eine kurze, aber knackige Anstrengung.

    Die Bucht nebenan ist wunderschön, zumindest für die Augen über und unter Wasser. Für die Nase ist sie nur mittel. Es riecht eher streng nach rottendem Tang.

    Aber das Schnorcheln wieder einmal einfach nur herrlich. Diese Ruhe und vollkommene Ausblendung von allen anderen Dingen, die ich in diesen 40 min wieder habe. Wirklich nur schön. Und auch wenn kein Angeberfisch heute gesichtet wurde, waren es dennoch abertausende schöne Küstenfische. Und von den 40min waren 35 Hand in Hand mit Judi, ach, "Augenblick, verweile doch!"
    Nicht das ich Judith nicht schon mehr als genug verehre, auch in den Footprints, aber heute war sie wieder zu stark. Da tauche ich in eine Höhle rein, die natürlich nur im Eingang lichtdurchflutet ist und dahinter im Kontrast sehr dunkel wirkt, und Judi kommt einfach hinterher 😍.

    Leider komplett ohne Foto ist meine old school per Hand Waschaktion. Ich bin mir nicht so sicher wie gut mir das gelungen ist, aber es hat Spaß gemacht.

    Mehr passiert heute nicht.

    Um 19 Uhr gehen wir mit Dana und Wendelin ins Restaurant eine sehr leckere Pizza essen und sitzen dabei so hoch über dem eigentlichen Campingplatz, dass uns heute niemand die Sicht auf den Sonnenuntergang im letzten Moment zuparken kann!
    Danach sitzen wir noch bis kurz vor 23 Uhr in der Beachbar, die leider immer schon um 21:30 Uhr schließt und schnasseln weiter. Einfach schön.

    Judith und ich müssen nun noch entscheiden, ob wir eine Nacht verlängern oder morgen abreisen.
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  • Judith: Kapitel 8- Cala Lunga u. Reunion

    11 September, Itali ⋅ 🌙 23 °C

    Heute habe ich kaum Fotos gemacht. Es war aber auch einfach ein entspannter Tag.
    Michel hat beim Markt noch Brötchen ergattert und wir haben zusammen mit zahlreichen Wespen spät gefrühstückt.

    Gegen späten Mittag sind wir eine Bucht weiter über einen Berg zum nächsten Strand gefahren und haben dort geschnorchelt. Der Strand war schön, aber es hat deutlich nach Algen gestunken. Heute mal keine 5-Sterne Google-Bewertung von mir. Beim Schnorcheln hatte ich heute auch so meine Problemchen. Erst hatte ich Sonnencreme im Auge, dann Wasser eingeatmet und irgendwie lief meine Brille ständig voll Wasser. Da war einfach der Wurm drin.

    Die Überraschung des Tages: Wir haben neue Nachbarn. Plötzlich standen Dana und Wendelin vor uns und haben den Stellplatz schräg gegenüber bezogen. Die Freude war gegenseitig und wir haben uns abends zum Pizza essen verabredet. Witzig, wie schnell man sich verbunden fühlt. Dann gab es noch einen Mirto Sour in der Strandbar. Wieder eine richtig schöne Begegnung!
    Mirto ist ein typisch sardischer Likör, der aus den Myrte-Beeren, 96-prozentigem Alkohol, Zucker und Wasser hergestellt wird.

    Ansonsten ist nicht viel passiert. Michel hat mit der Hand gewaschen. Ich hab eine Haarkur gemacht. Wir haben uns schon mit dem nächsten Urlaub beschäftigt. Der Tag ist so dahin geflogen.

    Morgen haben wir die Option hier zu verlängern. Ich denke, das werden wir auch tun. Der Platz ist schön und es gibt noch einen Naturpool, den wir uns angucken wollen.
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  • Tag 15 - Arco dei baci - Is Praneddas

    12 September, Itali ⋅ 🌬 26 °C

    Mit - wie immer - viel Abwägen und hin und her überlegen, haben wir eine Nacht verlängert und uns dann den Tagesplan zurecht gelegt. Zur Debatte standen
    - mit Fahrrad ganz in den Norden der Insel und dann mit Fähre auf die Nachbarinsel Isola di
    San Pietro fahren (14km bis zur Fähre und die Berge hier kennen wir ja schon)
    oder
    - zu den Naturpools wandern
    Zweiteres wurde es dann, nicht zuletzt weil der bärtige Teil von uns, so heftig ins Mittagstief geschleddert ist, dass 30km Bergfahrt bei knallender Sonne eher abschreckend wirkte.

    Die Wanderung habe ich auch auf Komoot geteilt, sie war toll und dieser Felsbogen mit den Pools, a t e m b e r a u b e n d! ! !
    Ich habe ihn sofort zu meiner Liste der Lieblingsplätze auf der Erde hinzugefügt. Die letzten Meter muss man ein bisschen klettern und nicht jeder, der bis zur Kletterpassage kommt, traut sich dann tatsächlich die letzten Meter, aber es lohnt sich.

    Bei den Bildern muss man bedenken, dass die Felsen die perfekten Felsen zum drüber laufen sind, auch wenn das Meer drüber spült. 100%iger Gripp. Daher sieht die Passage über die überspülte Meeresflanke der Pools gefährlicher aus, als sie es war.

    Als wir kamen, waren wir nur zu fünft dort. Manchmal sind wir auch kleine Glückskeksis.

    Als es dann voller wurde, hatten wir schon genug vom Tauchen und Springen und konnten die Neuankömmlinge beobachten. Ich liebe die Menschheit, wie wir zeitgleich so unterschiedlich sind und dann doch wieder so unfassbar gleich.
    Der eine kommt, guckt kurz, springt sofort rein, der andere testet ersteinmal jeden etwaigen Einstieg und ist faktisch erst 12 min nach Ankunft im Wasser.

    Und so saßen wir dort eine lange Zeit, links von uns die heute wieder wellige See, vor uns der Arc und die Pools und rechts von uns eine steile Felswand.
    Sollte ich auf dem Sterbebett an diesen Ort zurück denken, würde ich wetten, dass ich mehr als einmal hier gewesen sein werde.

    Der Abend ist schnell erzählt. Da Judi und ich beide schon an unseren Footprints schreiben, verpassen wir das Zeitfenster um noch selbst zu kochen. Ab einer gewissen Uhrzeit ist der Hunger und der Appetit einfach so groß, dass ein eigener Kochvorgang unmöglich zeitlich und nervlich noch verkraftbar wäre. Wir gehen also wieder hoch in die Selbstbedienungs Pizzeria und bestellen eine Pizza und einen Burger... und verpassen fast den Sonnenuntergang. Judith kann grade noch rechtzeitig auf die Terrasse sprinten und ich muss Kopf und Handy auf den Verkaufstresen legen, um den Turbountergang noch halb zu sehen :-)

    Das Essen nehmen wir mit in die Beachbar, wo es noch ein Ignusa Non Filtrata gibt (läuft mittlerweile schon durch meine Venen) und wo Dana und Wendelin später zu uns stoßen und wir wieder bis in den späten Abend reden (Spiele haben wir dabei, aber von uns Vieren haben nur zwei Lust zu spielen 😆).

    Morgen geht es in die Hauptstadt und zum Fußball. Ich habe eine Vorfreude in mir, die schon eher mit dem Adjektiv "kindliche" versehen werden müsste.

    Wenn jeder Urlaubstag wäre wie heute, könnte ich gerne mehr als 30 Urlaubstage/Jahr haben. Heute haben sich unsere Nachbarn, nicht die Schweizer, unheimlich lang und ernst gestritten. Ich glaube das hat Judi und mich schwer beeindruckt, denn wir waren heute zu 100% harmonisch und verliebt. Kein Streit, kein Augenverdrehen, nicht einmal ein bisschen genervt sein. Irgendwie spooky, aber irgendwie auch ganz schön. Ob ich mich daran gewöhnen könnte oder möchte... hm,. wahrscheinlich nicht. 👩🏼‍❤️‍💋‍👨🏽
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  • Judith: Kapitel 9- Arco die Baci

    12 September, Itali ⋅ 🌙 24 °C

    Zu aller erst : Happy Birthday to Annika! Wir haben dich lieb und heute oft an dich gedacht ❤️

    Heute war ich einfach nur begeistert. Der Naturpool war so unglaublich schön. Ich hatte die gute Idee, man muss sich ja auch selbst Anerkennung schenken können, diesmal zu den Naturpools zu wandern, statt das Fahrrad zu nehmen. Schon nach den ersten 10 min hatte es sich ausgezahlt. Wir hatten einen herrliche Blick über die schroffe Küste und das Meer. Wir kamen über einen Pfad zu der Grotta Blu, die ihrem Namen alle Ehre macht. Hier endete nur leider der Tramelpfad. Da ich was so Wege an Klippen angeht, nicht ganz so schwindelfrei bin und das auch nicht zu Michels Stärken zählt, war für uns klar, dass wir auch nicht waghalsig irgendwo an Felsen längs klettern. So sind wir wieder ein Stück zurück und über ein verlassenes Grundstück weiter. Das Gebäude war schon total verfallen. So kamen wir unverhofft zu einer kleinen Lost Place Erkundung. Man sah gleich, dass es wirklich mal sehr schön gewesen sein muss. Ich tippe auf Architektur der 70er Jahre? Viel Beton, da kenne ich ja Liebhaber. In meinem Kopf entwickelte sich auch gleich, ein kompletter Plan:
    1. Grundstück kaufen
    2. Haus wieder herrichten, möglichst nah am Original,
    3. ein kleines Nebengebäude errichten, damit Familie und Freunde auch kommen können
    4. einen Deal mit unserem Campingplatz machen, dass sie, wenn wir nicht da sind, das Haus vermieten
    5. (Michel brachte die Mafia ins Spiel) sicherstellen, dass der Campingpatz gute Kontakte zur Mafia hat
    Ich finde das ist eine solide Sache. Jetzt muss ich nur noch den Eigentümer recherchieren.

    Naja, wir mussten dann irgendwie vom eingezäunten Grundstück wieder runter und zum Glück sind wir von der Meerseite gekommen, denn am Tor hingen zahlreiche Verbotsschilder, da hätte ich mich nicht aufs Grundstück getraut.

    Durch diese Aktion waren wir eh schon abseits des Weges und das zogen wir weiter durch. Wir kamen so direkt an der sogenannte Felsnadel vorbei. Zu dem Naturpool mussten wir dann auch nochmal klettern. Aber das hat sich so gelohnt. Über die Felsen bricht das Meer immer wieder rein und der Pool ist ordentlich tief. Ich hab auch einen ganz schönen Fisch gesehen. Leider bin ich auf dem Gebiet nicht bewandert. Ich hab einen kleinen Streit mit ChatGPT. Bisher haben wir ihn noch nicht gemeinsam identifiziert.
    Es gab auch einen inoffiziellen Bademeister, der auf alle aufgepasst hat. Das war sehr entzückend. Er kommt von hier, spricht kein Wort Englisch, aber fühlte sich für alle Anwesenden verantwortlich. Mir hat er extra nochmal gestikuliert, dass ich vom Felsen keinen Kopfsprung machen darf. Da bestand heute aber keine Gefahr. Ich war, was das Felsenspringen anbelangt, so schissig drauf. Eigentlich war es eine relativ sichere Nummer. In der Mitte war es mehrere Meter tief. An den Seiten gab es aber auch noch Felsen im Wasser. Dummerweise hatte ich mir bei Instagram irgendwann mal ein Reel über eine Querschnittsgelähmte angesehen, die sich bei einem Sprung verletzt hatte. Dann spuckte mein Algorithmus mir natürlich mehrere solche tragischen Unfallgeschichten aus. Und das macht ja was mit einem. Mich hat es heute ängstlicher gemacht. Ich brauchte am Ende drei Anläufe bis ich den Sprung gewagt hab.
    Das war auf jeden Fall ein großes Highlight bisher, in dem großen Pool an Highlights, die wir bisher erlebt haben.
    Nun sind wir zurück und müssen uns um Essen kümmern. Es gibt drei Optionen:
    1. nochmal Pizza im Restaurant
    2. Burger im Restaurant
    3. selber Nudeln kochen.
    Es ist noch alles offen. Später sind wir dann nochmal auf einen Mirto Sour mit unseren schweizer Freunden in der Strandbar verabredet.
    Nachtrag: es ist überraschenderweise eine Mischung aus 1 und 2 geworden. Für Michel nochmal Pizza und für mich einen sardischen Friesen Burger.
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