• Judith: Kapitel 3- Cala Napoletana

    September 6 in Italy ⋅ 🌙 23 °C

    Michel hat mich gerade informiert, dass er schon wieder am nächsten Post arbeiten.
    So ein Streber.
    Bisher haben wir wieder ausgeschlafen, diesmal aber wirklich.
    Heute wollten wir wieder einen Strand auf Caprera auschecken. Google sagte 54 min mit Fahrrad. Auf ging’s.
    Nach ca 15 min kamen wir an eine Schranke. Mit meinem Duolingo Italienisch Stufe 1 Abschnitt 8 hatte ich das Schild sofort übersetzt: „Betreten zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto nicht gestattet“. Klarer Fall. Michel checkte es aber nochmal mit dem Translater gegen. Gut so. „Zu Fuß, mit Fahrrad oder Pferd war der Zugang gestattet.“ Schlecht für mein italienisches Selbstvertrauen, gut für unseren Strandplan.
    Für den nächstes Wegabschnitt wären Mountainbikes eindeutig besser gewesen, aber wir kämpften uns den Berg hoch. Wir waren uns schon sicher, dass wir diesmal wohl wirklich die Italiener mit ihren Autos und Rollern angehängt hatten. Oben angekommen kam dann die Ernüchterung. Sie waren schon vor uns da. Parkende Autos und Scooter. Aus dem nirgendwo kam eine Straße und eine Strandbar. Hier kehrten wir auf ein kühles Getränk ein, bevor wir uns an die letzten 2 Kilometer machten. Doch der Weg wurde nur noch zu einem kleinen Pfad und auf den ersten Metern zogen wir schon den Unmut einer Italienerin auf uns. Verstanden hab ich sie nicht, ich sag, ja Duo Score 1, aber es war eindeutig nicht freundlich.
    Dann stießen wir noch auf einen Deutschen, der uns entschieden davon abriet, mit dem Fahrrad den Weg weiter zu fahren. Ich vertraute ihm, Michel war nicht überzeugt. Aber wir ließen die Räder zurück und gingen zu Fuß weiter. Eine gute Entscheidung. Es wurde noch zu einer richtigen Wanderung. Zum Glück hatten wir unsere Profi-Wanderschuhe an.
    Aber die Strapazen haben sich wirklich gelohnt. Wir wurden mit einer traumhaften Bucht belohnt. Türkises, glasklares Wasser umgeben von steilen Felsen.
    Unter Wasser war es auch einfach herrlich. Es war deutlich lebendiger als gestern. Viele Fische, beeindruckende Felsformationen auch unter Wasser.
    Der Rückweg kam mir deutlich länger vor. Aber dafür in Abendsonne. Meine liebste Stimmung und Tageszeit. Wir nahmen die neu entdeckte Straße runter und sparten uns so eine Mountainbikeabfahrt.

    Das Städtchen la Maddalena ist mir vom letzten Jahr noch sehr gut in Erinnerung geblieben. Genau wie die Pizza, die ich dort gegessen habe. Aber der Entdeckerdrang war größer und wir folgten einem Schild in eine Gasse abseits der Hauptstraße zu einer Trattoria. Nach dem kleinen Übersetzungs-Fauxpas tippte ich die Speisen der Tageskarte lieber in mein Handy ein. Es ist hier nicht üblich, englische Karten zu bekommen. Oder dass die Kellner versuchen, auf Englisch zu sprechen. Man verständigt sich auf Italienisch und mit Händen. Die Bedienung redete dann noch auf uns ein und wir wussten am Ende beide nicht, wozu wir eigentlich nun ja gesagt hatten. Es kam eine super leckere Foccacia. Die beste, die ich je gegessen habe. Es lohnt sich manchmal einfach ja zu sagen.

    Zum Abschluss gab es noch einen Cocktail in der Bar, die wir letztes Jahr entdeckt hatten. Letztes Jahr hatten sie noch eine außergewöhnlich schöne Karte, mit kleinen Zeichnungen und Geschichten . Die hatten sie dieses Jahr leider nicht mehr. Nur noch eingescannte, verpixelte Fragmente. Der Cocktail hat trotzdem geschmeckt. Zurück ging es wieder den Berg hoch. Dass wir hier alles mit dem Fahrrad machen, ist einerseits gut, aber andererseits kann ich so meine ganzen schönen flatterigen Kleider nicht so richtig tragen. Gestern hab ich es gewagt und mir das Kleid kunstvoll hochgebunden. Leider ist es trotzdem nicht gut gegangen und am Ende hing es in der Bremse. Naja, das gute an Flatterkleidern ist, dass man das Loch nicht auf den ersten Blick sieht.

    Morgen ist Abreisetag, wobei wir noch lange nicht alle Strände hier gesehen haben. Eigentlich ist La Maddalena echt einen eigenen Urlaub wert. Ich kann die Italiener verstehen.
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