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  • Day 154

    El Calafate

    March 4, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 6 °C

    Bienvenidos a la Patagonia! Unser Landeanflug auf El Calafate dauerte eine gefühlte Ewigkeit - unter uns nichts als Steppe und der grün leuchtende Río Santa Cruz🏞. Als Charles Darwin vor beinahe 190 Jahren in diese Gegend kam, war die Anreise noch nicht so komfortabel. Zu Fuss, zu Pferd und zu Wasser waren er und seine Begleiter dem patagonischen Wetter über Wochen hinweg ausgesetzt🌦.

    Wir hingegen durften schon vom Flugzeug aus die karge und dennoch wunderschöne Landschaft mit dem riesig wirkendenden Lago Argentino bestaunen. Dieser ist fast dreimal so gross wie der Bodensee. Der grösste See Argentiniens wird von mehreren Gletschern gespiessen und hat dasselbe türkisfarbene Wasser wie der Brienzersee bei uns zuhause🤩. El Calafates kleiner Flughafen liegt zwanzig Kilometer vor der Stadt am Ufer des Sees. Bereits die Landung war für uns spektakulär. Es fühlte sich in dieser menschenleeren Region fast so an, als würden wir mitten in der Steppe landen🛬. Was für ein Start in unser nächstes Reisekapitel!

    El Calafate ist für viele Reisende der Ausgangsort für mehrtägige Trekkings, Klettertouren an den steilen Felswänden rund um El Chaltén sowie Ausflüge zum weltberühmten Gletscher Perito Moreno⛰️🥾🧗‍♀️. Besonders letzterer lockt auch zahlungskräftigere Touristen in Patagoniens Süden und liess die Stadt in den letzten Jahren kräftig wachsen. Inzwischen gibt es hier alles, was das Touristenherz begehrt - inklusive Casino, edlen Modeboutiquen, Uhrenshops und Luxushotels🎰🛍⌚️. An gewissen Ecken ähnelte El Calafate einigen weitaus exklusiveren Touristenorten wie Sankt Moritz oder Zermatt.

    Wir hatten El Calafate lediglich als Zwischenstopp eingeplant und wollten unsere Zeit in Patagonien mehrheitlich im gebirgigeren El Chaltén verbringen🏔. Aufgrund der Bargeldthematik (siehe Western-Union-Beitrag) und der zum Anreisezeitpunkt bereits ausgebuchten Kajaktour, wurden aus zwei letztlich fünf Nächte (drei zu Beginn und zwei zum Schluss unseres Patagonienaufenthalts). Leider waren die ersten drei Tage wettertechnisch etwas durchzogen. Zwar gab es jeden Tag etwas Sonnenschein. Daneben mussten wir aber auch immer unsere Regenjacke griffbereit halten, da das Wetter innerhalb weniger Minuten komplett wechseln konnte☔️.

    Um trotz den Wetterkapriolen etwas von der Umgebung zu sehen, buchten wir eine halbtägige Jeep-Tour in die nahegelegene Estancia Huyliche und von dort aus zum Aussichtspunkt Cerro Huyliche. Die Estancia zählt mit etwas mehr als 30'000 Hektaren (!) zu den kleineren Farmen der Region. Auf den riesigen Flächen züchten die Inhaber Schafe, Rinder und Pferde🐏🐄🐎. Da das Land weniger fruchtbar ist, als beispielsweise in der Schweiz, benötigen die Farmer pro Tier wesentlich mehr Fläche. Zum Beispiel braucht ein Schaf braucht
    im Durchschnitt vier Hektaren Weideland. Die Gauchos müssen ihre Herden somit über sehr grosse Distanzen zusammenhalten und überwachen 🤠🐴.

    Der Jeep-Ausflug beinhaltete ein typisches Gaucho-Barbecue bei einem kleinen Refugio. Gekocht wurde stilecht auf dem offenen Feuer. Die servierten Fleischbrötchen schmeckten köstlich und auch vom offerierten Malbec gönnten wir uns zwei Gläser🍷😉. Obschon das Wetter nicht wirklich mitspielte, genossen wir den Ausflug in diese rauhe Gegend.

    Ein weiterer Höhepunkt hätte unsere Kajaktour auf dem Río Santa Cruz werden sollen. Einen halben Tag lang wollten wir in die Fusstapfen Charles Darwin's treten und genau wie er im Kajak die Wildheit Patagoniens erleben🛶. Zusammen mit einem argentinischen Pärchen sassen wir an unserem zweitletzten Tag in Patagonien bereits eineinhalb Stunden im Jeep, als uns der Guide nach kurzer Inspektion des Flussabschnitts verkündete, dass aus Sicherheitsgründen die Kajaktour ausfallen werde. Zwar hatten wir für einmal wunderbares Wetter erwischt, aber der Wind bliess bereits um zehn Uhr morgens mit mehr als vierzig Stundenkilometern und gegen Mittag rechnete der Guide mit noch stärkeren Böen. Neben einen zu hohen Sicherheitsrisiko wäre die Fahrt bei so viel Wind zwar ein Abenteuer, aber ganz sicher kein Vergnügen mehr gewesen.

    Auch ohne Flussabenteuer war die Fahrt durch die endlose Steppe ein tolles Erlebnis. Wir durften grosse Herden Guanakos beobachten, sahen dann und wann Rinder durch die Büsche streifen und an einer Flusschlaufe tauchte wie aus dem Nichts ein weissgetünchtes Farmhaus auf. In diesem Haus und weiteren kleineren Gebäuden wohnen während der Saison die Gauchos, Schafscherer und Bediensteten der Besitzerfamilie. Wer hier lebt, muss die Einsamkeit mögen, denn in die nächste Siedlung ist man mit dem Auto geschlagene zwei Stunden unterwegs😯.

    Anstelle auf dem Wasser verbrachten wir den restlichen Tag am Wasser und besuchten die für ihren Vogelreichtum bekannte Laguna Nimez. Diese war zwar malerisch gelegen und wir durften tatsächlich verschiedenste Wasservögel aus der nächsten Nähe bestaunen - nach drei Tagen Nationalpark in Südbolivien vermochten uns die paar dutzend Flamingos aber nicht mehr zu beeindrucken🦩. Reisen kann einem manchmal auch ganz schön anspruchsvoll werden lassen (oder war es halt doch ein bisschen der Frust über die abgesagte Kajaktour?).
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