Australia
Fremantle Ferry Port

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Travelers at this place
    • Day 374

      Mit dem Kanu unter Fremantle

      January 19, 2020 in Australia ⋅ 🌙 29 °C

      Am nächsten Tag ging es für uns zum Sightseeing (und zum Kauf einiger Mausefallen!!) nach Fremantle, einer Küstenstadt südlich von Perth.

      Fremantle, oder kurz "Freo" ist eine alte Hafenstadt aus dem 19. Jahrhundert mit viel kolonialer Historie und besonderer Atmosphäre. In manchen Straßen scheint die Zeit ein wenig stehengeblieben zu sein, aber dennoch hat die Moderne schon lange Einzug erhalten und macht die Stadt durch diesen Mix einfach liebenswert.

      Seit langem hatten wir uns nochmal dazu entschlossen, eine Tour zu buchen und da wir deshalb an diesem Tag leider nicht so viel Zeit hatten, beschränkten wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch Fremantle zum Roundhouse und auf das historische Gefängnis.

      Es war gar nicht so einfach, sich für eine der vielen Touren zu entscheiden, die das berühmte Gefängnis anbot. Wir entschieden uns dennoch recht schnell für eine Kombi aus der "normalen" Besichtigung und einer "Tunnel-Tour".
      Die Besichtigung des Fremantle Prisons war informativ. Es wurde 1831 erbaut und war von 1855 sogar bis 1991 in Betrieb. Das Gebäude an sich ist imposant und sehr gut erhalten.

      Bei einem Aufruhr im Jahre 1988 ist zwar ein Teil des Gefängnisses durch einen Brand zerstört worden, es wurde aber renoviert, damit es weiterhin genutzt werden konnte. Das Gebälk in dem Teil des Gefängnisses was nicht zerstört wurde, besteht noch aus dem Holz von 1831.

      Weit aus interessanter war die anschließende "Tunnel-Tour" (leider durften hier keine losen Gegenstände, wie Kameras und Handys mitgenommen werden, ein paar Bilder finden sich aber z.B. auf: https://fremantleprison.com.au/tours/tunnels-tour/).

      Die unterirdischen Tunnel wurden damals Ende des 19. Jahrhunderts von Häftlingen in Zusammenarbeit mit der Stadt in den Kalkstein gegraben, um die Wasserversorgung der stetig wachsenden Stadt zu sichern. Versuche, Regenwasser aufzufangen, gestalteten sich hier nun mal als sehr schwierig, da es nicht regelmäßig regnet und so musste damals eine Alternative gefunden werden.

      Das Tunnelsystem ist ziemlich groß und befindet sich nur teilweise unter dem Gefängnis. Größtenteils verläuft es unterhalb von Gebäuden und Straßen von Fremantle. Mehr als die Hälfte der Tunnel stehen fast einen Meter unter Wasser, sodass man sich auf einigen Abschnitten nur mit einem Kanu fortbewegen kann.

      Die Tour-Gruppe war angenehm klein. Sie bestand nur aus acht Leuten plus dem Guide. Nach einem kurzen Video über die Geschichte der Tunnel und eine Sicherheitsunterweisung ging es auch schon los: wir tauschten unsere Flipflops gegen Gummistiefel, bekamen einen Staubanzug an und uns wurde ein Klettergeschirr mitsamt Helm verpasst, denn.... es ging ca. 15 m über eine Leiter senkrecht unter die Erde. Aber keine Sorge! Wir waren selbstverständlich mit Kletterkarabinern am Geschirr gesichert, sodass ein Fallen absolut unmöglich war. Zudem kletterte niemand alleine, sondern hatte direkt an der gegenüberliegenden Leiter einen Kletterbuddy. So konnten wir zusammen den Abstieg wagen ;)

      Der Guide war echt super sympathisch. Er erklärte alles und erzählte die Geschichte dahinter in einem klaren und sehr guten Englisch. Er verpackte gerade die Sicherheitsunterweisung sehr humorvoll, sodass sich die Stimmung richtig lockerte.

      Als wir alle nacheinander unten ankamen und dort standen war es schon etwas eigenartig. Man kommt ja nicht mal eben so 15 Meter unter die Erde. An den Wänden des Schachtes befanden sich noch unheimlich viele fossile Muscheln, die weit über hunderttausend Jahre alt sind.

      Kurz darauf hieß es für uns alle, Licht anschalten und im Entengang hintereinander durch den Tunnel watscheln, ohne sich den Kopf an der Decke oder den Holzbalken zu stoßen. Dabei kamen wir an einer alten Pumpe vorbei, die unter den damaligen erschwerten Bedingungen eingebaut wurde, um das Wasser aus dem unterirdischen Reservoir nach oben zu befördern.

      Bevor wir alle in Zweiergruppen in die Kanus stiegen, hieß es für uns alle Lichter aus und ruhig sein. Es war so stockfinster in diesem Tunnel, sodass man die eigene Hand vor Augen nicht sah. Ohne visuelle Ablenkungen, achteten wir viel mehr auf die akustischen Signale, die von außen durch den scheinbar abgeschirmten Tunnel drangen.
      Zunächst dachten wir, dass das leise Rauschen, was wir vernahmen, das Meer wäre. Dem war aber nicht so. Das was wir durch die 15 Meter dicke Decke hörten, war der Straßenlärm. Wir befanden uns direkt unterhalb der Hauptstraße auf der Autos, Busse und schwer beladene Trucks entlang fuhren.

      Als wir Beide zusammen in unserem Kanu saßen und hinter dem Guide her paddelten, entdeckten wir alte Wurzeln von Bäumen, die aus der Decke ragten, alte steinerne Plaketten, auf denen die Gravur kaum mehr zu erkennen war und einen Notausgang mit Leiter nach oben vom Bau damals. Wir fühlten uns schon wieder ein wenig wie Indiana Jones :)
      Nachdem wir alle wohlbehalten aus den Kanus stiegen und uns wieder unten im Schacht sammelten, hieß es wieder: Klettergeschirr mit Karabinern sichern und mit dem Kletterbuddy senkrecht die 15 Meter an der Leiter nach oben klettern.

      Als wir nach der Tour wieder ans Tageslicht kamen, brannte die untergehende Sonne gleißend hell in unseren Augen. Tja, so etwas kommt vor, denn wir waren schließlich über zwei Stunden unterhalb der Erde unterwegs.
      Diese Tour war einfach nur wahnsinnig interessant und wirklich mal was komplett anderes. Absolut sein Geld wert!

      Wir waren die letzten Besucher des Tages auf dem Gefängnisgelände und da es langsam schon zu dämmern begann, machten wir uns hungrig und müde wieder per Bus und Bahn auf den Rückweg zum Caravanpark.

      Knapp 1,5 Stunden später wieder dort angekommen schauten wir selbstverständlich erst einmal nach der Maus, fanden sie jedoch nicht. Also bleib uns nichts anderes übrig, als die neuen Mausefallen mit Erdnussbutter und Toastbrot zu bestücken und in der Küche zu verteilen, in der Hoffnung, sie über Nacht einzufangen.

      Gute Nacht...
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    You might also know this place by the following names:

    Fremantle Port, Fremantle Ferry Port

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