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  • Swanetien im Großen Kaukasus

    October 3, 2021 in Georgia ⋅ 🌧 10 °C

    Nach etwa 4,5 stündiger Fahrt mit einer Marschrutka (Kleinbus) von Poti über Zugdidi erreichen wir die kleine Bergstadt Mestia (1450 m) in der nordöstlichen Region Swanetien in Georgien.

    Zahlreiche Baustellen zeigen einen durch den Tourismus immer mehr auflebenden Ort, der von Wäldern in goldenen Herbstfarben und schneebedeckten Felsengipfeln des Kaukasusgebirges umringt wird und indessen Mitte etwa tausendjährige Wehrtürme in den Himmel ragen.

    Wir verbringen unsere vier Nächte in Mestia in einem der unzähligen Guesthouses, wo wir uns die Küche und den Gemeinschaftsraum mit einer georgischen Großmutter teilen. In ihrer Küche steht, wie in vielen anderen swanetischen Häusern ein großer Holzofen, der zum Heizen des gesamten Hauses genutzt wird - und auch zum Kochen 😉
    In unserem Zimmer hatten wir zusätzlich noch einen elektrischen Heizkörper, der machte es bei sonst schon sehr kühlen Temperaturen unter 10° deutlich angenehmer. Lediglich das WC und Bad, dass außerhalb des Haupthauses lag, blieb weiter ein sehr kühles Unterfangen.

    Am Donnerstag hab ich eine Wanderung zu den Koruldiseen unternommen. Innerhalb weniger Stunden gelangt man so auf eine Höhe von 2800 Metern. Auf dem dortigen Plateau darf ich mich - umgeben von 3000er, 4000er und 5000er-Gipfeln weiterhin sehr klein fühlen. Bei 0° und mehreren Zentimetern Schnee darf ich den Winter schon richtig spüren.

    Am Freitag statten wir dem Kino in Mestia einen Besuch statt. Wir sehen uns den swanetischen Film "Dede" (dt. Mutter) an. Der international ausgezeichnete Film (u.a. auf den Filmfestspielen in Cannes) gibt mit zahlreichen Schauspielern aus dem Dorf Uschguli Einblick in das stark auf Traditionen und Glauben basierende Leben in oberswanetischen Dörfern zu Beginn der 1990er Jahre. Die Regisseurin, Mariam Khatchvani, die auch das Kino in Mestia betreibt und uns am Ende des Films für Fragen zur Verfügung steht, thematisiert anhand der Biografie ihrer Großmutter vor allem die Frauenrolle dieser Zeit. Ein wirklich eindrucksstarker Film!
    Diese Eindrücke werden am Samstag durch den Besuch von Uschguli nochmals verstärkt.

    Mit einem Jeep fahren wir am Samstagmorgen entlang der in den Schieferfelsen geschlagenen Straße von Mestia etwa 700 Höhenmeter zum Dorf Uschguli hinauf, dass auch zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Während der Fahrt erzählt uns der Fahrer, David, dass die Straße aufgrund einer Mure erst vor wenigen Tagen gesperrt war. Auch Starkregen und der dann reissende Fluss dürfte eine Herausforderung für den Straßenbau hier darstellen. Das wird vor allem klar ersichtlich, als wir an einem Straßenstück vorbeifahren, dessen Unterbau von den Wassermengen vollständig weggespült wurde. Die großen Baufahrzeuge, die wir dann passieren, scheinen deshalb nur die logische Konsequenz zu sein.

    Als wir durch das Dorf spazieren, entdecken wir einen Hauptdarsteller des Films, dem wir Tags davor noch auf der Leinwand zusehen durften. Kurze Zeit später begleitet uns ein Schäferhund durch das Dorf zu einem kleinen Hügel, an dem wir eine Pause machen und uns essen kochen.

    Abseits unserer Ausflüge durften wir die georgische Küche genießen - neben Katchapuri (mit Käse gefülltes Brot), Khinkali (Teigtaschen) und vielen anderen vegetarischen Leckereien gönnten wir uns an einem Morgen auch ein reichhaltiges, georgisches Frühstück von unserer Guesthouse-Oma. 😋

    Aufgrund der regnerischen Aussichten für die kommenden Tage änderten wir unsere Pläne und es ging für uns am Sonntag schließlich mittels Marschrutka weiter nach Tbilisi (Tiflis). Nach 11 Stunden Fahrt erwartete uns in der georgischen Hauptstadt eine sehr schöne Überraschung - aber dazu das nächste Mal mehr 😃
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