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  • Auf Umwegen in die Türkei

    November 2, 2021 in Georgia ⋅ ⛅ 14 °C

    Das Überschreiten der Ländergrenzen hat uns in den letzten Tagen so einiges an Straßenkilometern abverlangt. Bei den Fotos hab' ich euch einen Screenshot hinzugefügt, auf dem ersichtlich wird wie wir quasi "mit der Kirche um's Kreuz" von Jerewan nach Kars gefahren sind.

    Wir haben ja schon früher auf unserer Reise mitbekommen, dass es aus politischen Gründen zwischen Armenien und der Türkei keine Grenzübergänge gibt, somit war klar, dass wir nochmals zurück nach Georgien müssen.
    Infolge der Pandemie waren die Verkehrsverbindungen zwischen Armenien und Georgien leider deutlich reduziert, weshalb wir wieder zurück nach Tbilisi sind und von dort weiter nach Achalziche fahren mussten.

    Die Türkei und Georgien teilen sich an sich drei Grenzübergänge auf dem Landweg. Bei einem wussten wir bereits, dass er für Touristen derzeit nicht passierbar sei. Bei dem zweiten, den wir für unsere Weiterreise gewählt habe, gab es letztlich auch keine guten Nachrichten. Am Samstag trafen wir zwei Reisende aus Tschechien, die uns erzählten, dass sie gerade an der Grenze abgewiesen worden seien. So blieb nur der Grenzübergang an der Schwarzmeerküste, um auf dem Landweg in die Türkei zu gelangen.

    Bevor wir nun wieder längere Zeit sitzend in Bussen verbringen würden, verweilten wir verbrachten zunächst mal einige Tage in der netten Kleinstadt Achalziche, wo wir uns in einer kleinen Wohnung mit Blick auf die Rabati-Festung einquartierten. Unsere herzlichen Gastgeber Sergej und Katja luden uns gleich nach unserer Ankunft zu einer kleinen Jause mit selbstgemachtem Brot, Käse, Topfen, Sulz und zahlreichen Gläsern fruchtigen Pflaumenvodka ein. Und nach dem Essen gab uns Sergej, ein leidenschaftlicher, pensionierter Hochzeitsmusiker, auf seinem E-Piano noch internationale Lieder zum besten und animierte uns solange zum Tanzen bis wir vier tatsächlich durch ihre kleine Wohnung hoppten. ;-)

    Am Wochenende besuchten wir die Rabati-Festung in dessen Mauern auch eine Moschee beherbergt ist und die Synagoge im Ort sowie die zahlreichen georgisch-orthodoxen Kirchen machen deutlich durch welch unterschiedliche kulturelle und religiöse Einflüsse die Länder des Kaukasus über die Jahrhunderte und Jahrtausende geprägt wurden.
    Am Sonntag - an Claudias Geburtstag :-) - ließen wir es uns gut gehen. Ein gemütliches Frühstück, ein schönes Abendessen, schöne Telefonate mit lieben GratulantInnen und untertags ein wunderbarer Ausflug in die Höhlenstadt Vardzia - die alles hat was man braucht um eine Bevölkerung von 2000 Menschen zu beherbergen - Apotheken, Weinkeller, Kirchen, ... - und auch jetzt leben vier Mönche in den Höhlen, deren Terrassen mit Blumenkisteln und Wein schön grün gestaltet sind.

    Am Dienstag zogen wir schließlich weiter. Um 7h30 in der Früh blickten wir wehmütig auf das Straßenschild in Achalziche, dass die türkische Grenze in 18 km anzeigte. Für uns sollte es nun ein anderer Weg werden.
    Der Tag hat allerdings zäh begonnen, statt wie von uns (und auch einem spanischen Reisenden) vermutet, fuhr das erste Marschrutka nicht um 8h30 sondern erst um 11 Uhr nach Batumi an die Schwarzmeerküste. Die an sich fünfstündige Fahrt dauerte an diesem Tag schließlich sieben Stunden. Unser Marschrutka blieb nämlich unglücklicherweise 100 km vor Batumi am Straßenrand stehen. Der Fahrer stieg aus und öffnete die Motorhaube. An sich ein Szenario, dass wir schon öfter miterlebt haben. Diesmal schien es aber etwas ernsteres zu sein. Ironischerweise bekam Claudia noch am selben Morgen von Marschrutkafahrern erzählt, dass sie die Kleinbusse, die sie oftmals aus Deutschland importierten und dann noch gut zehn Jahre in Verwendung haben. Auch die vielen Stände am Busbahnhof in Achalziche mit allerlei KFZ-Zubehör kam uns während der Wartezeit wieder in den Sinn.

    Schließlich hielt einige Zeit später vor uns ein weiteres Marschrutka. Es wurde ein Abschleppseil montiert und die Fahrt fand ihre Fortsetzung. Das wir allerdings die gesamten 100 km nach Batumi auf diese Weise zurücklegen würden, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Und auch nicht, dass das Abschleppseil bis dahin noch dreimal reißen und neu verknotet werden würde.

    Aber letztlich erreichten wir Batumi um 18 Uhr. Von dort ging es dann weiter mit einem Stadtbus an den Grenzübergang Sarpi.
    Unkompliziert wanderten wir durch das flughafenähnliche Grenzgebäude und erreichten so ein neues Land. Die Türkei - das mittlerweile 10. Land auf meiner Reise.
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