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  • Arabische Gastfreundschaft

    December 13, 2021 in Oman ⋅ ☀️ 19 °C

    Wir verlassen am Freitag nach dem Besuch des Ziegenmarktes die Stadt Nizwa.

    Es folgen drei wunderbare Nächte im Zelt und unter freiem Himmel.
    Am Freitag besuchen wir die so genannten „Bienenkorbgräber“. Vor etwa 5000 Jahren in der Hafit-Zeit wurden im Raum um Al Ayn sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten hunderte Grabbauten (so wird vermutet) errichtet. 5000 Jahre trotzen sie hier den Umwelteinflüssen, wie zahllosen Erdbeben. Präzise liegt hier Stein über Stein um teilweise fast unbeeindruckt die Zeiten zu überdauern.
    Seit mindestens 5000 Jahren haben sich also Menschen auf dem selben Flecken Erde bewegt wie wir es hier tun. Wie viele Menschen sind hier wohl schon über diesen Boden spaziert? Wie viele Menschen vor uns haben sich ähnliche Fragen über das Leben und die Welt gestellt?
    In Verbindung mit den beeindruckenden Kalksteinfelsen und dem immer wieder gewaltigen Sternenhimmel (Sorry Daniel, aber ich kann dir den Oman wirklich nur sehr empfehlen :-) spüren wir wieder, wie klein und unbedeutend wir doch sind. Und das in einem sehr positiven Sinn.
    Wir sind ein kleiner Teil des Universums, ein kleines Puzzlestück dieses großen Ganzen und haben auch da unsere Aufgaben. Die Aufgaben des Menschseins liegen denke ich auch darin, sich mit den Fragen des Menschseins zu beschäftigen, wie sich auch die Menschen vor 5000 Jahren bereits mit dem Tod und dem was danach sein wird auseinandergesetzt haben und ihm, wie in diesen Bauten ersichtlich wird, eine große Bedeutung zugeschrieben haben.

    Mit einer besonderen Stimmung verlassen wir diesen Ort wieder und fahren noch ein Stück weiter zum Wadi Damm in dessen Nähe wir unser Zelt aufschlagen und die Nacht verbringen.
    Am Tag darauf wandern und bouldern wir den Canyon hinein. Es ist ein weniger besuchter Wadi und so treffen wir nur auf wenige Touristen und manche Einheimische, die uns wie so oft bereits im Oman Willkommen heißen und uns hilfsbereit befragen, ob wir etwas brauchen würden und uns einfach melden sollten, falls wir Hilfe bräuchten.
    Es ist ein entspannter Tag und wir genießen die Zeit im kühlen Schatten. Am Abend schlagen wir am Ausgang des Wadis unser Zelt auf, machen ein Lagerfeuer mit Palmenblättern und backen das erste Mal – wie zuletzt in der Wüste – Brot über dem Lagerfeuer. Mehl, Wasser und Salz, Holz und Palmenblätter und etwas Zeit lassen uns ein einfaches, aber sehr leckeres und nicht minder besonderes Abendessen genießenn. Dazu gibts noch einen Topf Linsendal gewürzt mit swanetischen Salz aus Georgien. Keep it simple - das mag ich besonders :-)

    Am Sonntag fahren wir am Morgen mit unserem Auto weiter in Richtung Jebel Shams Plateau. Im Oman sieht man viele Allradautos und das hat schon seinen Grund und für so manche Straßen ist es auch unerlässlich. Nachdem die allerdings echt teuer sind, haben wir uns entschieden es mit einem gewöhnlichen Auto zu versuchen. Auf dem Weg zum Plateau hinauf, waren wir uns allerdings nicht ganz sicher, ob es klappen würde – zu unterschiedlich waren die Erfahrungsberichte, die wir darüber gelesen haben. Letztlich hat es allerdings wirklich gut geklappt und so parkten wir dann wenig später unser Auto neben einem Haufen Offroadfahrzeugen ;-)

    Am Plateau wanderten wir zunächst am so genannten „Balcony Walk“ zu einem verlassenen Dorf mit unglaublichen Tiefblicken in den größten Canyon des Omans, immer wieder mit Blick auf den höchsten Punkt des Omans – einer Radarstation des omanischen Militärs am Jebel Shams Gipfel auf 3009 m. Das verlassene Dorf war eindrucksvoll. Ein Pool oberhalb des Dorfs ermöglichte die Wasserversorgung. Man kann noch gut die angelegten Terrassen für den Anbau von Obst und Gemüse erkennen und die Haltung von Ziegen sorgte für die Versorgung mit Milch und Fleisch. Zugleich boten die Felsüberhänge neben einem kühlenden Schatten auch Schutz vor den Witterungseinflüssen.
    Und gerade in diesem verlassenen Dorf im Oman treffen wir auf eine Familie, die aus Maria Taferl und Grein stammt und mit ihren Kindern seit diesen Jahres in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt. So wissen wir nie, welche Wege sich da in unserem Leben immer wieder kreuzen.

    Dieser letzte Satz trifft dann ganz besonders auf den Sonntagabend am Plateau des Jebel Shams zu. Es fällt nicht leicht, dass was wir da erlebt haben in Worte zu fassen.
    Wir waren auf der Suche nach einem Zeltplatz und haben einen wunderbaren Ort auf einer Felsstufe hinab in Richtung Canyon gefunden. Gerade haben wir uns Kaffee gemacht und uns gedacht, dass wir hier einen entspannten Abend alleine verbringen würden. Allerdings sollte es dann doch anders kommen, als kurze Zeit später ein großes Geländefahrzeug angefahren kam und zwei junge Männer ausstiegen. Einer, in traditionell omanischem Gewand – einem dishdasha, der sich uns später als Jallal vorstellen sollte sowie ein Mann aus Saudi Arabien (Hamad), der uns zunächst noch fragt, ob wir „crazy“ seien, als er unseren Zeltplatz sieht und uns danach Videos von einem Berg in Saudi Arabien zeigt, wo tiefster Winter herrscht und ein alter Mann mit einem Kamel herumwandert.
    Kurze Zeit später sitzen wir bereits auf ausgerollten Teppichen am Boden vor seinem Geländefahrzeug und sehen zu, wie er frischen Kaffee mit Kardamon, Safran und Nelken mahlt und uns einen arabischen Kaffee zubereitet. Zu uns stoßen schließlich noch Dave aus den Vereinigten Staaten und sein omanischer Tourguide Majid. Zum Kaffee werden dann Datteln und noch weiteres frisches Obst gereicht.
    Während die Sonne langsam untergeht, wir von den beiden warme pakistanische Kleidung bekommen und wir versuchen ihnen dabei zu helfen, wie man „Austria“ ausspricht, sodass sie nicht wieder denken wir kommen aus Australien, bekommen wir ein Gefühl dafür, was arabische Gastfreundschaft bedeutet.
    Noch mehr als dann begonnen wird das Abendessen zu kochen. Es wird ein „Cocktail“ aus arabischen Kabsa, Hummus mit Salat und Fladenbrot und unserer Pasta, die wir in unseren kleinen Jetboil-Gaskochtöpfen kochen.
    Lustigerweise erzählt uns schließlich Dave, dass er in den USA vor seiner Pensionierung für die CEO von Jetboil gearbeitet hat – prompt machen wir ein Foto davon, dass er seiner ehemaligen Chefin zukommen lassen wird :-D
    Wir sitzen noch lange auf den Teppichen von Jallal und Hamad. Sie bringen uns noch Decken und sogar Polster und bieten uns auch an hier bei ihnen schlafen zu können. Wir genießen mit ihnen gemeinsam noch den Nachthimmel, sehen unzählige Sternschnuppen – manche so groß, dass sie schon fast an ein Feuerwerk erinnern, andere erscheinen wiederum zart, klein und sind nur ganz kurz zu sehen.
    Wir machen uns dann auf den Weg zu unserem Zelt, lassen noch etwas die Zelttür offen und sehen in den Nachthimmel, während wir völlig überwältigt von den Eindrücken unseres Abends und dem was Gastfreundschaft bedeuten kann, langsam einschlafen.
    Am nächsten Morgen gegen 6:30 weckt uns Hamad zum Sonnenaufgang. Wir genießen ein gemeinsames Frühstück machen noch Fotos und verabschieden uns schließlich, wobei sich unsere Wege an dem Tag nochmals kreuzen sollten.
    Mit Jallal und Hamad trinken wir einige Stunden später in Bahla nochmals einen Kaffee, als sie an uns auf der Straße vorbeifuhren, prompt stehen blieben und sich zu uns setzten.
    Dave und Majid sind uns dann beim Besuch des Fort in Bahla auch nochmals über den Weg gelaufen. :-)

    Nach dem Besuch des Forts hieß es für uns dann unseren Weg zurück nach Maskat anzutreten.
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