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  • Der Tempel Prasat Preah Vihear

    February 27, 2022 in Cambodia ⋅ ☀️ 29 °C

    Nachdem die Minibusverbindungen und Sammeltaxis derzeit im ganzen Land stark eingeschränkt sind, führt uns unser Weg zunächst mal von Kratié in den Westen in die Stadt Siem Reap. Besonders einprägsam war für uns die „Ladegutsicherung“ der beiden Mopeds auf der Rückseite des Kleinbusses.
    Während unserer Fahrt durchquerten wir zahlreiche kleine Dörfer. Die im ganzen Land verbreiteten Holzhäuser auf Stelzen, vereinzelt gemauerte Häuser und sehr häufig sahen wir in den Dörfern auch ein großes Schulareal auf dem die Kinder in ihren Schuluniformen herumliefen und es je nach Altersstufe einen großen Parkplatz für unzählige Fahrräder oder Mopeds gab. Vereinzelt fuhren wir auf (noch) unasphaltierten, sehr sandigen Straßen, aber auch auf diesen sahen wir schon Straßenbauarbeiten und es wird vermutlich nicht mehr allzu lange dauern bis die gesamte Straße über Asphalt führt. Claudia kann sich noch gut an ihre erste Reise durch dieses Land vor zehn Jahren erinnern. Damals war die Hauptstadt Phnom Penh oftmals der einzige Verkehrsknotenpunkt aufgrund noch fehlender Verbindung über das ländliche Gebiet. Auch der Mekong war in früheren Jahren weit mehr Verkehrsader als er es heute aufgrund der schnelleren Straßenverbindungen über Land ist. Vieles hat sich in dieser Hinsicht in den vergangenen zehn Jahren verändert.

    Von Siem Reap nehmen wir am Freitag Vormittag ein weiteres Sammeltaxi, dass uns in die Provinzstadt Preah Vihear bringen soll. Um 7:45 sind wir beim (Freiluft-)Büro und Abfahrtsort des kleinen Transportunternehmens. Um kurz vor 8:30 meint die Chefin, dass der Bus heute etwas spät sei, aber er in 15 Minuten da sein sollte. Kurz vor 9 steigen wir in einen Minibus mit diesem fahren wir statt stadtauswärts ins Zentrum hinein, wo wir 5 Minuten später in ein 7-Sitzer-Auto umsteigen. Nachdem noch nicht alle Plätze belegt sind, fahren wir noch einige Passagiere abholen und nachdem noch getankt und die Reifen aufgepumpt wurden, verlassen wir schließlich um 9:45 tatsächlich Siem Reap.
    Zwischenzeitlich sind wir 14 Menschen in diesem Auto (11 Erwachsene, 3 Kinder) und das absurdeste und durchaus bedenkliche - sogar der Fahrer teilt sich seinen Sitzplatz mit einer Passagierin.

    In Preah Vihear City angekommen, essen wir zunächst zu Mittag und machen uns dann auf die Suche nach einem Moped mit dem wir die verbleibenden etwa 120 Kilometer bis zur kambodschanisch-thailändischen Grenze im Norden zurücklegen möchten.
    Allerdings erteilt uns ein Mopedgeschäft nach dem anderen eine Absage. Aber es hat uns doch Mr. Hang von der Touristeninformation telefonisch zugesichert, dass wir ein Moped mieten könnten. Kurze Zeit später haben wir das Glück, dass wir Mr. Hang vor Ort im Tourismusbüro treffen und mit ihm die Situation zu besprechen. Rasch wird klar, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt hat. Er bietet uns gerne eine geführte Tour mit einem Moped an. Das Mieten von Mopeds durch Ausländer sei in dieser Region allerdings (noch) nicht üblich.

    Plan B ist schließlich ein weiteres Sammeltaxi in das Dorf Sra Em. Nach einer rund einstündigen Wartezeit – während dieser selbst die Dame des Busbüros (verständlicherweise) eingeschlafen ist – sind wir sehr erstaunt als wir einen großen Bus aus Phnom Penh ankommen sehen. Es ist Freitagnachmittag und die zahlreichen aussteigenden Männer lassen uns vermuten, dass sie womöglich von ihrer Arbeit in der 300 Kilometer entfernten Hauptstadt für das Wochenende die rund 5-stündige Fahrt auf sich genommen haben, um das Wochenende zu Hause bei ihren Familien zu verbringen.
    Eine weitere Busstunde später erreichen wir schließlich Sraem und hier - wie auch schon den ganzen Tag - rufen uns Kinder (und zum Teil auch Erwachsene) laut und freudestrahlend „Hello!“ zu und winken. Ihre Freude und Herzlichkeit ist dabei so ansteckend, dass wir es ihnen nur gleichtun können :-)

    In Sraem wackeln wir in ein Guesthouse, gehen abends noch was essen und fallen schließlich müde aber positiv gestimmt ins Bett. Es war ein Reisetag, wo eigentlich ziemlich vieles anders und vor allem langwieriger kam als erwartet und dennoch waren sehr schöne und aufregende Eindrücke und Einblicke, die wir in diesem Teil Kambodschas bekommen haben.

    Am Samstag erreichen wir schließlich nach einer weiteren Tuk-Tuk- und Mopedfahrt das Ziel unseres „Wochenendausflugs“ – den Tempel Prasat Preah Vihear.
    Dieser ursprünglich hinduistische Tempel wurde zur Blütezeit des einst mächtigen Khmerreich von Angkor 1150 fertiggestellt. Die Lage ist wirklich traumhaft. Auf einer 625 Meter hohen Erhebung, die die heutige Grenze zu Thailand bildet, blickt man wunderbar auf das Kambodschanische Becken hinunter.

    Die Region, die wir an diesem Wochenende durchqueren, war ein von den Roten Khmer stark beeinflusstes Gebiet in dem sich erst 1998 die letzten Einheiten ergaben. Unser Reiseführer betont auch sehr, dass wir auf keinen Fall auch im Gebiet des Tempels die markierten Wege verlassen sollten, da im ganzen Land nach wie vor Landminen im Boden vergraben sind und unzählige Khmer noch heute Opfer von Landminen sind und bei der Explosion ihre Beine verlieren. Die Regierung versucht nach und nach die Landstriche zu entminen.
    Die Grenzregion war vor rund zehn Jahren neuerlich eine Konfliktregion vor allem der seit 2008 von der UNESCO als Weltkulturerbestätte deklarierte Tempel war immer wieder Konfliktgrund zwischen Kambodscha und Thailand und so wundern uns die zahlreichen uniformierten, aber sehr freundlichen Beamten auch nicht, die auf dem gesamten Tempelgelände herumspazieren.

    Am Tempelgelände selbst treffen wir auf viele Khmer-Familien, die hierher einen Wochenendausflug machen und die nach wie vor für sie wichtige religiöse Stätte verehren, indem sie Räucherstäbchen anzünden und Blumen vor den Statuen Ganeshas (Hindu-Gott oft dargestellt als Elefant) und Buddhas niederlegen.

    Und als wir gerade den Ausblick genossen haben und ich gerade etwas am Gelände herumspaziere, höre ich neuerlich ein lautes „Hello!“ rufen – und nachdem gerade nicht besonders viele Touristen im Land sind und an diesem abgelegenen Winkel des Landes noch viel weniger, konnte ich mir sicher sein, dass ich gemeint war ;-)
    Ich drehte mich um und erblickte eine Familie, die mich nachdem ich das „Hello!“ erwiderte zu sich winkten. Rasch drückten sie mir ein (deutsche) Bierdose in die Hand und ihre ersten zwei Fragen waren: „Wie alt bist du?“ und „Wie groß bist du?“ :-D
    Es wurden gleich fleißig Fotos gemacht. Einer nach dem anderen stoß mit mir an, stellte sich neben mich und es wurde lachend ein Foto gemacht. Kurze Zeit später kam auch Claudia dazu und durfte ebenso als Fotomodell herhalten :-D

    Es scheint so, als wären wir „weiße Riesen“ für sie mindestens gleich interessant wie sie für uns :-D Was das ganze allerdings durchaus angenehm macht!
    Großeltern, Kinder, Enkelkinder, … die ganze Familie, die ansonsten über ganz Kambodscha (u.a. Phnom Penh, Preah Vihear, Kampong Chhnang, Kampot, Siem Reap) war hier beisammen – natürlich wurde dann auch noch ein gemeinsames Foto mit allen gemacht - so ein herzlicher und freudestrahlender Empfang dieser Khmer-Familie :-)
    Am Abend ging es schließlich wieder zurück ins Guesthouse und am Sonntag fuhren wir einem weiteren Sammeltaxi (5 Plätze, 8 Erwachsene) zurück nach Siem Reap, wo wir jetzt mal wieder etwas bleiben werden.

    Ganz liebe Grüße an euch nach Europa :-)
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