A 22-day adventure by Bert Read more
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  • Day 9

    Grande, Gigi, bravo!

    June 9, 2023 in Italy ⋅ 🌧 20 °C

    Gigi klebt in einer Schlucht an einem Kletterfelsen und schnauft sich die Wand hinauf. Sein Climbing-Buddy sichert ihn und feuert bei jedem erreichten Vertikalababsatz an: Grande, Gigi, bravo! Finden wir übrigens auch! +++ Wir sind in Ulassai, Provinz Ogliastra, etwa 20 km westlich von Torre di Bari, also im Landesinneren. Von der Küste steigt das Gelände recht schnell an, deswegen sieht es hier geradezu alpin aus. Den Kletterfelsen entdecken wir auf unserem Dorfrundgang eher zufällig. Alles ist in ein fast mystisches Lischt getaucht, denn es wird zunehmend trübe. Das wiederum verleiht dem an den Felsen geklebten Dörfchen mit bunt angemalten Häusern einen besonderen Charme. Der Metzger mit der Zeitung in der Hand vor seinem Laden, die Balkone mit weggerosteten Böden und der weiße Cinquecento. Das sardische Kaleidoskop ist perfekt.Read more

  • Day 9

    Fließende Erde

    June 9, 2023 in Italy ⋅ 🌙 17 °C

    „Gairo” kann mit „fließender Erde” übersetzt werden. „Gairo vecchio“ ist der von seinen Bewohnern aufgegebene Ursprung dieses Orts und gehört in jede gut sortierte Sammlung verlorener Orte. 1951 wurde er nach mehreren Unwettern, Erdrutschen und Überschwemmungen von seinen Einwohnern verlassen. Auch wir erreichen die Dorfreste mit einsetzendem Regen und als alleinige Besucher, was die Sache geisterhaft und magisch macht. Scrolled durch die Bilder, und Ihr seht selbst, was gemeint ist. +++ Der immer stärker werdende Regen treibt uns zurück in den Bulli und reduziert unsere Bestände an trockener Kleidung und nutzbarer Schuhe beträchtlich. Zurück an der Küste finden wir den Campingplatz La Pineta, der im unteren Bereich unter Wasser steht. Immerhin: Direkt neben dem Waschhaus und der Pizzeria ist es zwar nicht gerade idyllisch, aber wenigstens trocken. Rike knüpft Kontakte und ermittelt, dass eine Familie mit Kindern hier vier Wochen verbringt. Dafür gibt es wahrlich keinen Grund.Read more

  • Day 10

    Unfreundlicher Bulle

    June 10, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 22 °C

    Es drückt auf die Stimmung, wenn es regnerisch ist und noch mehr, wenn die Temperaturen in der Heimat über denen des eigenen Reiselands liegen. Zudem verlangt die Enge des Bullis nach einem Gegenpol: Wir verspüren das dringende Bedürfnis, uns einmal wieder Weite zu verschaffen und etwas zu wandern. Zusammen mit Gianna Nannini, Eros Ramazotti und Zucchero schrauben wir uns in erfreulichen Serpentinen hoch nach Taquisara (780 m); es ist einer der drei neuen Orte, die aus der (in einem früheren Footprint berichteten) Umsiedlung aus dem aufgegeben Weiler Gairo hervorgegangen sind, freilich ein sehr kleiner. Die Wanderung (Rother-Prädikat „Top“) startet an einem Minibahnhof einer vermutlich nur selten verkehrenden Schmalspurbahn, was überrascht, denn das Gelände ist zwar motorrad-, aber nicht eben eisenbahnfreundlich. Die Strecke ist mit gut 4 Stunden angegeben, einer Zeitvorgabe, die wir in jüngeren Jahren regelmäßig schlagen konnten, mittlerweile jedoch kaum mehr schaffen, aber das ist eine andere Geschichte. Der Weg ist unerwartet aufwändig angelegt, mit aufgerichteten Steinen fast dekorativ präpariert, führt durch eine Karstlandschaft um einen Tafelberg herum und hält das erhoffte Getier vor, das der Ziegenpeter und das Heidi gerne vorfinden, wenn sie ausschreiten. Die Geißlein zeigen sich malerisch auf Felsen arrangiert und liegen auch manchmal auf Straßen herum, wie uns auch Kühe gelegentlich den Pfad versperren. Alles sehr idyllisch, bis wir unvermittelt auf einen unfreundlichen, wenig zugewandten und insgesamt unkooperativen Bullen treffen, der eindeutig auf der falschen Seite des Weidezauns steht, etwa fünfzehnmal so viel wiegt wie wir und eine Art mürrisches, tiefes und letztlich vor allem bedrohliches Grollen und Schnauben von sich gibt. Diese Bild- und Geräuschkulisse veranlasst uns, in aller Eile verschiedene Flucht- und Verhaltensmöglichleiten durchzuspielen, von denen aber keine restlos überzeugt, so dass es am Ende gut ist, dass der Bulle nach einiger Abwägung beschließt, dass wir es nicht wert wären, von ihm über den Haufen gerannt zu werden und glücklicherweise dort verharrt, wo er steht. Wir ziehen also unbehelligt vorbei, um Verständnis bittend, dass es zu dieser Begebenheit kein Bilddokument gibt, um uns kurz darauf noch von Hirtenhunden wütend ankläffen zu lassen (der tut nix - oder vielleicht doch?). Selbst Rikes sonst unstillbarer Tierhunger ist verflogen und weicht wahrem, echtem, mühsam erlaufenen Wanderhunger. +++ Zurück am Meer finden wir einen erstaunlich wenig besuchten Campingplatz in der Nähe von Tortoli, suchen uns ein Sonnenplätzchen (unter Pinien kann es ziemlich düster sein) und Rike stellt Tim Mälzer mit ihren Kochkünsten in den Schatten: Es gibt erst Tomaten und Thunfisch mit Olivenöl (Antipasti), dann in Olivenöl angebratenen frischen Fenchel (Primi Piatti) und dann ein fluffiges, in Olivenöl gewendetes Käseomelette (Secondi Piatti). Schrieb ich schon, dass Olivenöl fantastisch schmeckt? Wir sinken müde und satt auf die Matratze des Bullis und lassen uns von den unaufhörlich anrollenden Wellen in den Schlaf schaukeln.Read more

  • Day 11

    Beschaulicher Sonntag am Pedra Longa

    June 11, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 23 °C

    (Bert) Wir bummeln, planen die nächsten Tage und machen einen kleinen Ausflug zur Pedra Longa, einer formschönen, 80 m emporragenden Felsnadel. Die Zufahrt fällt auf wenigen Kilometern rasante 400 m ab. Trotz altersschwacher, etwas schmieriger Goggles lassen sich ein paar Fischlein und Seeigel unter der Wasseroberfläche betrachten. Dann geht es aber auch schon zurück auf unseren Campingplatz Iscrixedda. Das x ist hier in Sardinien hoch im Kurs, es findet sich in einigen Ortsnamen, aber warum? Ich kann das heute nicht weiter ergründen … lazy Sunday = nur noch Pizza im Sinn = kurzer Footprint 😉Read more

  • Day 12

    Wilde Hatz auf dem Bauernhof

    June 12, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 22 °C

    (Bert) Es geht in schönen Kurven durch die Berge („Gennargentu“) nach Norden. Der Zielort an der Küste heißt Cala Gonone. Die vorgesehene Küstenwanderung zur Cala Luna streichen wir, da wir viel später ankommen als gedacht und sich (wie gestern) ein Nachmittagsgewitter ankündigt; diese Wettersituation wird uns vermutlich auch noch zwei bis drei weitere Tage begleiten und unsere Tagesplanung bestimmen. Aber Strand geht immer (Cala Fuili). +++ Später im „Porto Touristico“ von Cala Gonone herrscht reges Treiben, denn zahllose Vertriebsprofis preisen alle Arten von Bootstouren an. Wir schwanken, ob wir auch Bötchen fahren sollen, können uns dazu aber nicht recht entschließen. +++ Uns zieht es erneut in ein Agritourismo („Codula Fuili“), das mit weitem Blick etwas abseits auf einem Hügel thront und in unserem WoMo-Führer wegen seines Essens gepriesen wird. Außerdem lesen wir darin fast poetische Zeilen, denn es heißt, der Platz wäre „nachts vollkommen still und dem Sternenhimmel so nah“. Ersteres stimmt so nicht, denn rechts neben uns springt die ganze Nacht lang immer wieder ein Kompressor an. Links neben uns ist es netter, denn dort parkt ein sehr angenehmes, etwa gleichaltriges Paar aus Duisburg, ebenfalls in einem weißen Bulli unterwegs, und berichtet über seine Pläne für das nächste Jahr: Dann wolle man aufhören zu arbeiten und mit Freunden in Nepal wandern. Das klingt gut. +++ Den erwarteten Regenguss überstehen wir im Bulli, glückliche Agriturismo-Kinder beobachtend, die mit einem Bambino-Quad etwa 500mal die geschotterte Zufahrt hinauf und hinunter toben, johlend und einen kleinen Hund vor sich herjagend. Wild und herrlich. Jede deutsche Helikopter-SUV-Mutter würde die Eltern dieser beiden Jungs juristisch zur Rechenschaft ziehen oder wenigstens auf Instagram beschimpfen. +++ Das Abendessen stellt sich als großartig heraus. Ein riesiger Vorspeisenteller, zwei Primi Piatti, dann noch Spanferkel, Eis, Cafe und einen Mirto … das ist mehr, als wir bislang während unseres gesamten Aufenthalts hier in Sardinien gegessen haben. Morgen muss die heute ausgefallene Wanderung zur Cala Luna dringend nachgeholt werden.Read more

  • Day 13

    Boots and boat

    June 13, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 24 °C

    Heute fügt sich alles gut. Die Küstenwanderung von der Cala Fuili zur Cala Luna ist zwar etwas schmierig (der regelmäßige Nachmittagsregen der letzten Tage hinterlässt seine Spuren), aber wir kommen dennoch flott voran und treffen bereits um 11:45 Ihr in der Mondbucht ein. Sie ist nur zu Fuß (von wenigen) oder per Boot (von vielen) zu erreichen und ordentlich voll. Eine kurze Abkühlung, und das um 12:30 nach Cala Gorone startende Boot bringt uns wieder zurück auf Los. Das türkisfarbene Wasser, die von Grotten durchsetzte Küstenlinie, der (noch) strahlende Sonnenschein … es bieten sich perfekte Postkartenmotive. Nicht alle sind dafür empfänglich, drei Engländerinnen starren während der gesamten Bootstour nur in ihr Handy. +++ Mitten durch einen Steinbruch (Marmor) führt uns die SS 125 nach Orosei. Einige Kilometer später ist der Campingplatz „Sa Prama“ erreicht. Noch eine kurze Abkühlung im Meer und einige Verhaltensbeobachtungen italienischer Familien am Strand. Sehr stilvoll: Männer im weißen Stehkragenhemd, Gucci-Brille und Hipster-Bart. Und erstaunlich: Das fortwährende, melodische Geplapper: Was hat man sich in Italien eigentlich den ganzen Tag lang zu erzählen? Anschließend lassen wir, trocken im Bus sitzend, das nächste Gewitter über uns ergehen.Read more

  • Day 14

    Killer und Künstler

    June 14, 2023 in Italy ⋅ 🌧 17 °C

    (Bert) Nein, es ist kein Badewetter. Also Land und Leute. Oder „Killer und Künstler“, wie der Spiegel in einer Hintergrundstory zu und über Orgosolo titelt. Den Link hierzu findet Ihr am Ende dieses Beitrags, falls Ihr eintauchen möchtet. Der 4.000 Seelen-Ort hat es zunächst zu einer fragwürdigen Berühmtheit gebracht, da sich im Grunde seit etwa 100 Jahren dort immer wieder verfeindete Familien gegenseitig totschießen. Aber auch eine anarchistische Künstlertruppe siedelte sich dort 1968 an … und die ersten Mauerbilder („Murales“) entstanden. Mittlerweile sind es über 300. Sie dokumentieren das harte Landleben, feiern revolutionäre Helden (Rosa Luxemburg, Gandhi, Frida Kahlo, Che Guevarra …), klagen alles Unrecht dieser Erde an und verwandeln das einstiege Banditendorf so in eine Art kubistisches Freiluftmuseum. Szenen aus Romanen von Grazia Deledda, der sardischen Preisträgerin des Literaturnobelpreises, finden sich auf mehreren Wänden, aber auch die sardische Bank macht mit und integriert einen Geldautomaten in die bunte Wandmalerei. Leider habe ich das Füllhorn, das darin ironischerweise ebenso eine Rolle spielt, nicht mehr auf das Bild bekommen. Im Übrigen: So gewalttätig wie früher scheint es nicht mehr zuzugehen, aber die Fahrweise der Einheimischen in engsten Gassen mit verschrammten Autos lässt weiterhin eine latente, rechthaberische Wildheit aufscheinen. +++ Was noch? Vor einem Platzregen flüchten wir in eine kleine, sehr italienische Bar. Im Fernsehen flimmert die gigantische Trauerzeremonie zum Ableben Berlusconis im Mailänder Dom. „Grazie, Silvio“ ist dauerhaft eingeblendet … +++ Zum letzten Bild dieses Footprints: Am Nebentisch sitzt eine supernette Familie aus Vancouver, Italien in drei Wochen, und zwar mit allem (Rom, Como, Mailand, Toskana, …). Warum sie allerdings gerade in Orgosolo mit uns in der Bar da Candela den „pouring rain“ abwarten, bleibt am Ende offen. Wir plaudern sehr lustig miteinander, und natürlich ist Rikes seinerzeitiger Kurztrip nach Vancouver, um unseren damals 15jährigen Felix von dort mit kaputtem Downhill-Schlüsselbein nach Hause zu holen, nun eine Story. Als es vor zehn Jahren (Kinder, wie die Zeit vergeht …) passierte, war eher Alarm … Wir wünschen den Kanadiern noch eine erlebnisreiche Reise, und die fröhliche Downie-Tochter schüttelt uns lange die Hand.
    https://www.spiegel.de/geschichte/orgosolo-auf-…
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  • Day 14

    Sa Murta Bianca / Budoni

    June 14, 2023 in Italy ⋅ 🌧 20 °C

    Nur der guten Ordnung halber: Nachdem es heute abwechselnd nieselt, regnet und schüttet (hoch lebe die Mülltüte als Wetterschutz!), machen wir eine Trocknungspause. Vom schrägen und latent aggressiven Orgosolo geht es zurück an die weichgespülte Touri-Küste nach Budoni (Achim!) und dort in ein B&B mit sauberen Duschen, frischer Bettwäsche, Eiern zum Frühstück und einer humorvollen Federica, die uns von ihrer Yacht erzählt, auf die sie uns gerne einlädt, die freilich nur in ihrer Fantasie existiert.Read more

  • Day 15

    Volles Set-Up an der Costa Smeralda

    June 15, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 24 °C

    (Bert) Erstmals bauen wir das Sonnensegel auf (die Bezeichnung „Vorzelt“ wäre übertrieben, es war das günstigste Produkt dieser Kategorie bei Camping Berger, und es flattert bedenklich im Wind). Denn: Wir errichten hier auf dem Vier-Sterne-Campeggio (!!!) unser Lager für die letzten vier Sardinien-Tage. Genug herumgefahren. Das Wetter soll gut bleiben, Sonne, Meer, Klappstuhl, das klassische Programm. Ein wirklicher schöner Spot, das Gelände liegt auf einer Art Hügel, ist terrassiert und es gibt viele Stellplätze mit Blick auf das Meer. Wir ergattern einen davon, und einen reizvolleren Platz zum Blogschreiben gab es bislang noch nicht.Read more

  • Day 16

    Brutto come uno scorfano

    June 16, 2023 in Italy ⋅ 🌙 23 °C

    Im Ristorante Molo 91 im nahen Cannigione ist eine Eistheke mit frischem Fisch aufgebaut. Statt der sonst bevorzugten Dorade lassen wir uns umberaten, Scorfano wäre das richtige, ein Fisch aus hiesigen Gewässern, am besten al forno und nicht gegrillt. Der Fisch sieht garstig aus, sein Kopf ist unvorteilhaft groß und die Mundwinkel erinnern an Angela Merkel. Was ist das überhaupt für einer? LEO hilft weiter: bei Scorfano handelt es sich um einen Rotbarsch (der muss so aussehen), und interessanterweise gibt es im italienischen dazu die passende Redewendung: „hässlich wie ein Rotbarsch“ bzw. „brutto come uno scorfano“. Letztlich egal, der Fisch ist lecker und schafft es so als Tageshöhepunkt in den heutigen Footprint an einem sonst gewollt ereignisarmen Tag am Meer.Read more