• 1200 recht eintönige Kilometer

    27 février 2024, Australie ⋅ 🌬 26 °C

    Glücklicherweise bin ich in der komfortablen Situation, Reiseplanungen allein gestalten zu dürfen. Denn Rainer ist das Planen zu wider. Mit dem Wissen, dass
    lange Strecken zu überwinden für uns kein Problem darstellt, entstand die zugegeben ambitionierte Idee von Perth nach Melbourne mit dem Auto selbst zu fahren.
    So begann die Tour mit viel fantastischen Küstenabschnitten und täglich interessanter Landschaft.
    Ab Esperance hat dies nun ein Ende. Bis Ceduna, auf der Ostseite der Great Australian Bight, gilt es einen nichtssagenden Abschnitt ganz ohne Highlights zu überwinden. Einzig die Nullabor Plain, also der baumlose Teil des abgelegenen Eyre Highways, den Mr. Eyre als erster Mensch überquert hat, wird im Netz als abenteuerlich und absolut einsam gehypt.
    Nach dem uns 2017 schon die Fahrt über die von der Zivilisation abgelegene Gibb River Road so gut gefallen hat, freuen wir uns auf dieses spannende Abenteuer.
    Für alle Eventualitäten gut gerüstet (mit einigen Bechern Cupnoodels 😂und genügend Wasser) verlassen wir Esperance Richtung Norseman, unserer ersten Station.

    Norseman hat nicht nur eine strategisch ausgezeichnete Lage - es liegt auf der Nord-Süd-Achse zwischen Kalgoorlie und Esperance sowie der West-Ost-Achse zwischen Perth und Adeleide - sie gehört auch zu den reichsten Gemeinden. 1894 nämlich, als ein Pferd namens Norseman nachts am Baum scharrend am nächsten Morgen aber zum Erstaunen seines Besitzers lahmte, nahm das Glück seinen Lauf. Zwischen seinen Hufen stakte ein beachtlich großes Stück Gold. Ab dann lief es ab wie in jeder Goldgräberstadt dieser Welt. Nur dass man hier noch heute Gold findet.
    Ok. Zurück zu uns.
    Norseman ist ein übersichtlicher Ort. Es soll hier Einwohner geben. Aber außer die drei Angeatellten im Motel und die Kassiererin im IGA ist der Ort menschenleer. Auf dem kombinierten Motel/Camper-Areal ist nicht viel los. Ohnehin scheinen alle spätestens kurz nach 8pm ins Bett zu gehen.
    Am nächsten Morgen geht’s straff gen Osten. 639 Kilometer Highway stehen heute auf dem Plan.
    Wer an Einsamkeit denkt, der irrt. So viel Verkehr haben wir in den letzten Wochen zusammen nicht erlebt. Camper, Roadtrains, Radfahrer sogar Fußgänger sind unterwegs. Sollte man hier ne Panne haben - keine Sorge - spätestens nach drei Minuten kommt jemand vorbei und wird sicherlich helfen.

    In Mundrabilla’s Roadhouse übernachten wir in der ersten Nacht. Für 150AUD gibt es zwei Betten mit sauberer Bettwäsche und ebensolchen Handtüchern. Den Rest möchte ich hier nicht näher beschreiben 🙊.

    Die Strecke am Tag zwei ist kurz. Nur 300 Kilometer sind es bis zum Nullabor Roadhouse. Unterwegs gibt es weitere Roadhouses, die leckeren Cappuccino zubereiten können, einige Zugänge zur Steilküste, ein paar Ruinen einer von Dünen fast einverleibten Telegrafenstation und ein Mysterium einer besonderen Art, auf die niemand eine Antwort weiß. Denn kurz vor der Grenze gibt es eine Zeitverschiebung von 45 Minuten. Sie wird auf einem Schild ausgewiesen. Weitere 45 Minuten verlieren wir beim Überschreiten der Grenze von Western Australia nach South Australia. Streng nach Adam Ries genommen, macht das 1.5 Stunden. So weit so logisch. Aber als wir im Nullabor Roadhouse ankommen, beträgt die Zeitdifferenz 2.5Stunden 😳 Wir fragen ob es hier vielleicht eine Sommerzeit gibt. Aber davon hat noch niemand gehört.

    Das Zimmer im Roadhouse ist nett und sauber. Das Einzige, das schockt, ist das Schild am Eingang, auf dem hingewiesen wird, dass man heute geschlüpfte Schlangen am Roadhouse entdeckt hat und man aufpassen soll auf keine zu treten🙊
    Nun gut. Auch das überlebe ich.

    Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem fotogenen Sonnenaufgang bevor der Tag zum stärksten Gewitter- und Starkregentag wird, an den ich mich in meinem Leben erinnern kann. Bis in die Tiefe Nacht, sogar noch als wir schon Ceduna sind, hält das Unwetter an. Und ob man es glaubt oder nicht. Als wir Penong, einem gottverlassenen Ort vor Ceduna erreichen, macht dieses bedrohliche Naturspektakel eine knappe halbe Stunde Pause. Zeit genug um die bedeutendste Windmühlen-Ausstellung Australiens zu besichtigen. Hier steht sie: die 35“ große und damit Australiens größte Windmühle, die vermutlich bis 1940 noch im Einsatz war. Mehrere Millionen Liter Wasser hat sie aus 152 Metern Tiefe pro Tag gefördert.
    Wir schaffen es gerade so noch trockenen Fußes das Auto zu erreichen, bevor Petrus es wieder krachen lässt.

    In Ceduna checken wir in ein Motel ein und… Ich mach‘ mal Schluss mit labern. Das wird eine neue Geschichte 😎
    En savoir plus