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    22.–24. okt. 2024, Chile ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Wecker macht uns um Sieben wach. Eine Zeit, die so gar nicht unserem Naturell entspricht. Glücklicherweise fällt Rainer just in diesem Moment ein, dass es das Frühstück erst ab Acht gibt. Also verzögern wir das Aufstehen - das tut einfach nur gut.

    Wieder ist heute ein langer Reisetag angesetzt. Wir werden heute über den nicht so sehr frequentierten Paso San Francisco nach Argentinien fahren. Man nennt ihn auch Ruta de la 6000, die „Rute der Sechstausender“. Sie führt über den höchsten Abschnitt der Anden zwischen zwanzig !!!Sechstausendern.
    Das ist doch schon mal etwas Beeindruckendes. Wo auf der Welt gibt es sonst noch so etwas?

    Der höchste Punkt auf dem Pass befindet sich bei etwas über 4.700 Höhenmetern. Der Ojos de Salado ist mit seinen 6.893 Metern Höhe dabei nicht nur der Höchste auf der Strecke, es ist der höchste Vulkan der Welt. Das zum Grundwissen.

    Es wären nicht wir, wenn alles schon in trockenen Tüchern wäre.
    Ich habe mich auf der offiziellen Website der Grenzstationen informiert. Und da steht geschrieben, dass der Pass zwischen 8.30 und 17.30 Uhr geöffnet ist. Doch das Netz gibt viele, auch neuere schlechte Stories
    her. Natürlich wird ein Pass in dieser Höhe auch mal wetterbedingt plötzlich geschlossen. In diesem Fall müssten wir in den sauren Apfel beißen und nach mehr als drei Stunden Fahrt wieder zurück nach Capiapó fahren. Denn die letzten Übernachtungen auf der chilenischen Seite befinden sich in diesem Ort.

    Und in Argentinien? Ja das ist Problem No 2. Ich habe GoogleMaps Millimeterweise abgesucht und die erste Übernachtung etwa 120 Kilometer vor Fiambalá entdeckt. Die Hosteria Cortaderas. Es gibt natürlich keine Website. Nur eine Telefon/WhatsApp Nummer bei Instagram. Vergeblich habe ich versucht, mit denen Kontakt aufzunehmen. Aber nichts. Die Rezi in Capiapó war so nett und hat das Gleiche versucht. Mit mittelmässigem Erfolg. Per WhatsApp bekam sie dann wenigstens eine Preisliste und sie hat uns beim Auschecken versichert, dass unser Name notiert worden ist. Ok. Klingt gut - aber nicht sicher. Und wenn alle Stricke reißen sollten, gibt es zwei Refugios. Was genau das ist, werden wir auf dem Weg sehen.

    Die Fahrt auf der Ruta 31, die unweit hinter Capiapó beginnt,
    bedarf keines Navis. 255 Kilometer nur dem Strassenverlauf folgen und man erreicht den Paso San Francisco. Klingt easy.

    Es bleibt nicht aus, dass wir oft stehen bleiben - müssen. Es ist schwer zu beschreiben, was man beim Anblick dieser gigantischen Landschaft fühlt. Das muss man selbst sehen.
    Ach ja. Und dann kommt ein Abschnitt, den man hier Desierto Florido nennt. Es ist eine kleine Ecke, in der die Wüste blüht.

    Nach 90 Kilometer sehr gut asphaltierter Straße folgen vier
    Kilometer mit einer sehr rumpeligen, einst asphaltierten Strecke durch eine etwas beängstigend enge Schlucht. Mein Kopfkino ist sehr aktiv und ich sehe jeden großen Stein über mir sehr kritisch an.

    Als wir diese Quebrada verlassen, geht es auf gewohnt guter Straße weiter. Hier passieren wir die Marke der 2.000 Höhenmeter.
    Nach 182 Kilometern erreichen wir die Chilenische Grenze bei 3.802 Höhenmetern. Die Beamten arbeiten recht flott. Nicht zu vergleichen mit den Grenzabläufen im letzten Jahr.
    Gleich neben der Grenze befindet sich die erste wunderschöne Lagune im gewohnten karibischen Blau. Am liebsten würden wir hier Drohni hochschicken. Aber der Wind ist unglaublich stark.

    Auch die weitere Fahrt beglückt uns wieder mit fantastischer Landschaft. Bei um 4.200 Höhenmetern entdecken wir den ersten Büßerschnee auch Büßereis genannt. Verursacht durch ungleichmäßige Abschmelzung bei starker direkter Sonnenstrahlung und geringer Luftfeuchtigkeit in der randtropisch-subtropischen Trockenzone. Die Spitzen der Schneepyramiden zeigen Richtung Mittagssonne. (Quelle Wikipedia)

    Der Parque Nacional Tres Cruces befindet sich auf der chilenischen Seite, direkt an der Grenze. Hier stehen sie, die Sechstausender.
    Aber sie wirken so gar nicht imposant. Wir selbst befinden uns zwischen 4.500 und 4.700 Höhenmetern und die Differenz bis zum Gipfel ist recht „gering“.

    Schnappatmung - und ich übertreibe jetzt nicht - bekommen wir als plötzlich die Laguna Verde (ein leider ungeschützter Name, der wie Sand am Meer verteilt wird) in einer Höhe von 4.376 Metern auftaucht. So eine Farbe für ein Wasser haben wir definitiv noch nie gesehen. Von Verde, also grün, kann auch nicht die Rede sein. Es ist dunkles Türkis. Leider herrscht auch hier ein beißender Wind. Und so entfällt auch hier ein mögliches Picknick.

    4.747 Höhenmeter zeigt meine Watch am Pass an. Kurze Zeit später erreichen wir Argentiniens Kontrollposten bei 4.068 Höhenmetern. Auch hier verläuft der Einreisevorgang flott.

    Nun geht es deutlich bergab.
    Es ist kurz nach Vier als wir den ersten Bau, das Refugio Nr. 5 erreichen. Wir parken im Windschatten und picknicken.
    Das Refugio schauen wir uns bei dieser Gelegenheit auch an. Es ist eine sehr primitive Hütte mit Kamin und zwei Banken, auf den man mit mitgebrachten Schlafuntensilien eine sehr einfache aber geschützte Nacht verbringen kann.

    Kurz nach Fünf stehen wir vor der Hosteria. Es ist ein riesiger recht neumoderner Bau. Eine Reservierung gibt es hier nicht. Und wir müssen bangen nichts zu bekommen. Hier läuft alles recht langsam ab. Verschiedenen Personen müssen wir immer die gleiche Story erzählen. Dann endlich kommt Cheffe und nimmt die Sache in die Hand. Es folgt das immer wiederkehrende Szenario:
    Wir: Wir möchten ein Zimmer mit zwei Betten
    Er: Wirklich kein Ehebett?
    Rainer: Nein. Es ist uns zu klein
    Darauf Cheffe: Aber unsere Betten sind groß.
    Er zeigt uns beide Varianten von Zimmern und wir entscheiden uns letztendlich doch fürs Matrimonio. Denn das ist wirklich riesig. Spätestens beim Blick ins Bad wird deutlich, wir sind in Argentina. In keinem argentinischen Bad fehlt ein Bidet.

    Abendbrot gibt es im kalt wirkenden und riesigem Restaurant. Doch das Essen ist recht lecker. Und je später der Abend desto mehr Gäste erscheinen. Wir fragen uns allerdings woher, da die Hosteria nicht so viele Zimmer bietet. Am großen Schirm läuft ein Fußballspiel und alle schauen gebannt hin. Nicht unser Ding. Wir verziehen uns auf unser Zimmer und nutzen die Zeit mit Duschen. Denn heißes Wasser gibt es nur zwischen 19 und 22 Uhr.

    Morgen früh wollen wir - je nach Befinden - entscheiden, ob wir eine weitere Nacht hier bleiben werden. Denn die Hosteria befindet sich bei 3.370 Höhenmetern. Und nach einer Woche in Tieflage ist nicht nur unser Puls hoch. Mich plagt ein leichter Kopfschmerz.
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