• Ciao Argentina

    5–6 Nov 2024, Chile ⋅ ☀️ 7 °C

    Die Zeit im Domo ist endgültig vorbei. Zum letzten Mal machen wir uns auf den Weg um die hohe Andenkette zu überqueren.
    Auf der Ruta 7 geht’s Richtung Westen. Der nächstgrößere Ort ist Santiago. In Chile. Bis dahin wollen wir uns zwei Tage Zeit lassen. Es ist nicht so weit, als dass es nötig wäre. Aber ich möchte, dass wir die Überquerung über den kurvenreichen und unbefestigten Paso de la Cumbre machen. Und der braucht Zeit.

    In Los Penitentes befindet sich unsere Unterkunft. Eigentlich ein Skidorf mit mehreren Hotels.
    Bis dahin sind es von Uspallata etwa 70 Kilometer. Und so sind wir trotz einiger Fotostops schon kurz vor Zwei vor Ort. Der private Vermieter ist nicht persönlich da. Mit ihm habe ich aber eine kurze Leitung per WhatsApp. Und so sendet er Ariel - nein weder eine Meerjungfrau noch überhaupt eine Frau. Denn Ariel ist ein Männername. Man lernt ja nie aus! Er bringt uns in unser Apartment das sich in einem Hotel mit knapp 50 Apartments und Zimmern befindet. Das gruselige dabei ist, das Hotel ist unbemannt. Keine Rezi. Kein Restaurant. Einfach niemand ist hier. Die Einrichtung stammt vermutlich aus den 60ern, hat eine Küchen-Wohnzimmer-Etage und eine Etage wo wir schlafen werden. Die Betten müssen wir selbst beziehen. Handtücher werden nachgeliefert. Ich fühle mich nicht wohl hier zu übernachten. So allein in einem riesigen Dreistöcker. Aber Rainer nennt es „Erfahrung“ 😐

    Den Rest der Zeit nutzen wir um vom Mirador de Aconcagua - Amerikas ( also beide Kontinente) höchsten Berg - zu sehen. Der Weg bis zum noch besseren Ausblick bleibt uns jedoch versperrt. Wir benötigen ein Ticket. Und das kann nur online gekauft werden. Und dafür ist es heute eh zu spät.

    Um nicht zu zeitig im Gruselhotel zurück zu sein, schauen wir uns den Zugang zur Piste E-773 an. Der unbefestigten Strecke, die uns über die Grenze bringen soll. Weit kommen wir nicht. Nach nicht einmal einem Kilometer gibt es keine Straße mehr. Die letzte Schneeschmelze hat sie wohl auf dem Gewissen. Rainer fragt im Gasthof und da erfährt er, dass diese Verbindung geschlossen ist. Oben seien eh noch sieben Meter Schnee. Und die Räummaschinen machen sich erst im Dezember auf den Weg. Damit ist mein Projekt auf diesem Weg nach Chile zu kommen, gestorben 😐

    Ziemlich geknickt, traurig und gelangweilt aus dem Fenster guckend, entdecke ich auf der Rückfahrt in der Ferne eine fotogene Kirche. Als wir uns nähern, müssen wir feststellen , dass die Kirche und die davor liegende natürliche Puente del Inca die Hauptattraktion weit und breit ist. Das hätten wir doch glatt verpasst! Es handelt sich um eine natürliche Brücke die durch mineralische Ablagerungen diese wunderschöne Oberfläche erhalten hat. Die Kirche und die Überreste eines Hotels sowie des angeschlossenen Spa sind in den 60er Jahren Opfer einer kräftigen Schneeschmelze geworden. Die Brücke ist seit dem nicht mehr sicher. Die Tragfähigkeit nicht mehr gewährleistet. Somit für Besucher gesperrt. Das gesamte Gelände ist grossräumig eingezäunt.

    Nach dem selbstgekochten Abendbrot buche ich noch fix die Tickets für den Aconcagua NP, die für uns Alten kostenlos sind, bevor wir todmüde ins Bett fallen. Bei klaren Himmel fällt die Nachttemperatur bis auf 1 Grad runter. Aber mit den bereitgestellten Bettdecken merken wir nichts davon.

    Der neue Tag begrüßt uns mit knalliger Sonne und den herrlich dunkelblauen Himmel, von dem ich gedacht habe, ihn auf dieser Reise nicht mehr sehen zu können. Das Schöne ist, dass man trotz 5 Grad aber eben der kräftigen Sonnenstrahlung die Temperatur als sommerlich warm empfindet.

    Der Besuch des Parks mit einer kurzen Wanderung bis auf 3.000 Höhenmeter, bei dem mir spätestens jetzt deutlich spürbar wird wo das Herz genau liegt, ist ein voller Erfolg. Der Aconcagua trägt auf der Südseite, also die die wir sehen können, gleich drei mächtige Gletscher. Und beim genauen Blick sieht man einen deutlichen Riss der den Gletscher zu abrutschenden Scholle frei gibt.

    Anschließend machen wir nochmals Halt an der Puente del Inka halt. Denn das ist eindeutig eine Vormittagsfotolocation. So strahlen die die gelb-orangenen und grünen Ablagerungen am schönsten.

    Und dann heißt es wieder einmal „hasta luego Argentina“. Es geht durch den etwa vier Kilometer langen Tunnel. Die Grenze zu Chile befindet sich in der Mitte. Das Zollgebäude folgt dann aber erst etliche Kilometer später. Hier müssen wir eine Stunde anstehen bevor auch unser Gepäck extrem gründlich kontrolliert wird. Meine Knolle Knoblauch, an der nur noch vier oder fünf kleine Zehen dranhängen muss hier bleiben. Auch der fast leere Honigspender.

    Nun verlassen wir die Ebene um 3.200 Höhenmeter. Über zig Kurven auf der spektakulären Straße erreichen wir eine knappe Stunde später den bei 800 Höhenmetern gelegenen ersten größeren Ort, Los Andes. Bei Lider (der chilenische Zwilling von Walmart) decken wir uns mit Lebensmitteln ein. Außerdem muss noch Hautcreme und Cremedusche her. Alles das soll mal ganz auf die Schnelle meiner Haut, die in den letzten Wochen wegen der furchtbaren Trockenheit stark gelitten hat, helfen auf Normalzustand zu kommen. Momentan gleicht sie nämlich eher einem Reibeisen an dem man durchaus Parmesan raspeln könnte 😉

    Gegen Sechs erreichen wir das Apartmenthotel The Place in Santiagos Stadteil Las Condes, in dem wir schon im letzten Jahr übernachtet haben. Hier werden wir uns eine Woche ausruhen und uns mental auf den nächstes Teil der Langzeitreise vorbereiten.

    Den Tag beenden wir dann mit einem fürstlichen Fressgelage bei Don Carlos. Hier stimmt nicht nur das Essen sondern auch der Service.
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