Bosnia and Herzegovina
Bakije

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Travelers at this place
    • Day 5

      Sarajevo

      August 15, 2022 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 28 °C

      Dem Busfahrer war es egal dass wir Tickets inkl Sitzplatz Reservierungen haben, der Bus ist voll, meint er. Also nehmen wir den nächsten Bus nach Sarajevo. Wir schaukeln 3 Stunden durch die schöne Landschaft über steile waldige Bergstraßen, sogar durch kleine Ski Gebiete.
      Unser Apartment liegt perfekt: ganz in der Nähe von der Baščarsija, dem osmanischen Markt in der Altstadt, aber doch ein Stück hinauf, wo es ruhig ist und sich kleine Gassen den Hügel raufwinden. Barrierefrei ist was anderes.
      Sarajevo ist so besonders! Mir gefällt es voll gut. Die Stadt liegt in einem Tal-Kessel und läuft in steilen Hügeln aus. Der osmanische Teil der Altstadt ist ein großer bazar mit Plätzen, engen Marktgassen, Moscheen und Tauben. Überall riecht es nach Cevapcici und Gegrilltem. An einer Stelle macht die Stadt einen harten Cut - und plötzlich ist man in „Little Vienna“: die Strassen sind gesäumt von Häusern aus der Österreich-ungarischen Zeit. Bisschen herunter gekommen aber hübsch! Nach 400 jahren osmanischer Herrschaft haben nach dem Berliner Kongress die Habsburger übernommen. Die meisten sahen sie eher als feindliche Besetzer. Aber sowohl sie als auch ihre Vorgänger haben religiöse Vielfalt ermöglicht.
      Die Guide-Dame von der free-Tour zeigt uns, wie in „Jerusalem of Europe“ 4 Religionen seit Jahrhunderten miteinander leben: in 10 Minuten gehen wir an der katholischen Kathedrale, orthodoxen Kirchen, einer Synagoge (aus Spanien vertriebene Juden wurden hierher eingeladen und siedelten sich an) und vielen Moscheen vorbei. Anscheinend scheint das hier gut zu funktionieren! Aber die Hauptstadt ist halt anders, kennen wir ja.
      Wir sehen das Rathaus indem während der Belagerung 2mio Bücher verbrannt sind. Ein paar Meter weiter sind Franz Ferdinand und Sophie erschossen worden und der 1. Weltkrieg hat begonnen. Von 1917 bis 1919 stand da ein Denkmal. Jetzt steht da nur noch ein Denkmal vom Denkmal und der serbische Schütze hat angeblich irgendwo eine Kapelle bekommen.
      Unaushaltbar ist die Vorstellung was vor 30 Jahren passiert ist. Der Bosnienkrieg tobte von 1992 bis 1995 mit 100.000 Todesopfern. Im Museum „crimes against humanity“ beginne ich bald auf den Boden zu schauen und nur gewählte Ausstellungsstücke und Texte anzuschauen weil ich es nicht aushalten kann. Die Erzählungen von den Konzentrationslagern, Genoziden, und persönlichen Schicksalen sind so schlimm dass ich sie nicht mal aussprechen kann als ich Selva vom Museum erzähle.
      Sarajevo war besetzt, im Talkessel gefangen. Viele Einschusslöcher zeugen von dem Wahnsinn, sie werden teilweise absichtlich nicht renoviert - Never forget! „Die Rosen von Sarajevo“ sind rot bemalte Granatenspuren, bei deren Explosion Menschen gestorben sind. Eine davon ist direkt vor der Kathedrale. Ein Tunnel der in wenigen Monaten gebaut wurde war die einzige Versorgungsmöglichkeit in der Stadt ohne Wasser, Strom und medizinischer Versorgung. Die Tausenden Patronen werden heute zu kleinen Mitbringseln verarbeitet und am Markt verkauft.
      Nach dem Museumsbesuch ist mir schlecht und ich gehe spazieren, rauf auf die Hügel, vorbei am heldenfriedhof, zum gelben Fort, und weiter durch die schönen Gassen. Ich komme zum weißen Fort, dass verschlossen ist. Während ich überlege was ich mache deutet mir ein Einheimischer mitzukommen. er kennt ein Loch im Zaun durch das wir kriechen und dann balancieren wir über die Mauern der Fort-Ruine. Der Blick auf die roten Dächer und spitzen Türme im Stadt-Dunst lässt mich aufatmen. Der seltsame Typ lädt mich noch auf Birnen in seinem Garten ein und schenkt mir zum Abschied eine Rose. Ich stelle sie Selva zum Bett, die Arme ist leider krank geworden.
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    • Day 2

      Sarajevo

      August 10, 2023 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ⛅ 22 °C

      krank und müde von der Fahrt verbring ich viel faule Zeit im Guesthouse, zum Glück ist da eine schöne Terrasse und 1 Minute entfernt ein wunderschöner Blick auf Sarajevo. Das Treiben und die Gerüche in der Altstadt, die singenden muezine, die Vielfalt an allem (außer am Essen) ist genauso schön wie vor einem Jahr, trotz verkühlung fühl ich mich hier lebendig. Mein kasachischer Mitbewohner David forscht sozialanthropologisch an bosnischem Humor und Antifaschismus. Im Krieg, erzählt er, war Humor wichtig um irgendwie mit dem Grauen umzugehen. Und dunkel. „What’s the difference between Sarajevo siege and auschwitz? In auschwitz at least they had gas.” An einem Nachmittag gehe ich am zweitgrößten jüdische Friedhof Europas spazieren. Die aus Spanien eingewanderten hier begrabenen sephardischen juden blicken seit 1630 runter auf die Stadt. Ein anderes mal bin ich im Ciglane Viertel unterwegs, alles ist dicht an dicht aus roten Ziegeln gebaut, hier kann ich mir - im Gegensatz zur touristischen Altstadt - das echte Leben vorstellen. Felix und Lydia sind zufällig auch da! Wir trinken Bosnischen Kaffee, abends gehen wir mit David in ein Kabarett, dann zu einer der vielen Partys und tanzen bei guter, viel zu lauter live Musik. Wir fahren mit dem Lift schnell in den 36. Stock des avaz Towers und sehen wie viel größer die Stadt ist als das Stückchen Altstadt in dem sich fast alles touristische abspielt. Lydia besorgt uns Tickets fürs Filmfestival. Um 2,50 Euro kaufe ich mir noch ein fancy Kleid für den roten Teppich. Eltern und Geschwister erzählen in einem Dokumentarfilm über die Morde an Kindern im Krieg. Das Popcorn bleibt in der Tüte.Read more

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    Bakije

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