China
Dutou

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Travelers at this place
    • Day 26

      Landrundfahrt mit Pflanzenkunde

      September 3, 2016 in China ⋅ ⛅ 19 °C

      Mit dem Bus geht es weiter von Yangshuo durch das 'Hinterland'.

      Wir lernen das dörfliche Landleben Chinas kennen und sehen verschiedenste Pflanzen, die hier von den Bauern angebaut werden.

      Erdnüsse, Süßkartoffeln, Schlammgurken, Flaschenkürbisse, Reispflanzen, Wasserkastanien, Lotuspflanzen und vieles anderes bekommen wir zu sehen.

      Eins der Highlights ist die Begegnung mit Wasserbüffeln.

      Nach gut 2 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt und fahren dann mit dem Bus über die Autobahn wieder zurück nach Guilin.
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    • Day 13

      InChinaEssenSieHunde

      August 28, 2019 in China ⋅ ☀️ 33 °C

      Wieviel schöner kann ein Tag noch beginnen?
      Morgendliche Nebel ziehen zwischen diesen besonderen Bergen, lösen sich langsam auf und geben nach und nach die Bühne frei für die aufgehende Sonne, den ruhig dahin fliessenden Li, das üppige Grün des Bambus am Flussufer, dahinter diese unglaublich gefälligen Bergkuppen. Morning bliss.
      Es ist der erste Blick aus dem Fenster und ein glücklicher Frieden um 6 Uhr morgens. Dazu ein Kaffee... und noch einen...
      Die Kinder schnaufen noch so entspannt ihre Träume aus. Mit meinen Kindern eine solch besondere Reise zu machen ist einfach großartig.

      Zeit zum wecken. Die Kinder sind darauf gefasst, dass heute Early Bird angesagt ist. Es ist immer wieder ein Schauspiel zu beobachten, wie jedes Kind auf seine ganz eigene Weise nach dem Aufwecker vom Schlafkoma in den Wachzustand findet. Die Aussicht auf den schönen Tag, der uns Heute erwartet, der Anblick der Berge, vom Bambus und dem Flusse im warmen Licht der Morgensonne, stimmt die verschlafenen Bagage etwas milder.
      Besonders erfreulich ist, dass Fynns Entzündung komplett weg ist, keine dicke Backe mehr, keine Schmerzen. Was für eine Erleichterung, jetzt kann auch er wieder die Reise voll genießen.

      Ohne Murren wird still die Morgenroutine durchgezogen bis wir kurze Zeit später gut gelaunt auf unseren Rädern sitzen. Heute ist Markttag in Fuli Town, in einem Dorf, ca eine gute halbe Stunde flussabwärts und auf der anderen Uferseite. Es ist noch kühl, soweit es das hier überhaupt sein kann, aber kühl genug um vergnügt durch traumhafte Landschaften zu radeln. Hellgrüne Reisfelder, grüne Berge, Riesenbambus, tropische Vegetation, Bauern, Büffel, Enten, Reiher und alles in diesem magischen Licht der Morgensonne, die Vögel zwitschern. Ich radle hinter meinen wunderbaren Kindern, absolutes Reiseglück.
      Wir erreichen eine kleine Ortschaft, von der aus eine Fähre über den Fluss setzt. Die kleine Ortschaft ist ein richtiges chinesisches Dorf, genau so, wie man es sich vorstellt.
      Kleine Häuser mit schweren Holztüren, Bauernhöfe, Hähne krähen, Enten watscheln, krumme Menschen mit ihrem ganzen Leben auf den Schultern, ein alter Mann rasiert einen alten Mann am Straßenrand, Gemüse werden geputzt, endlich ist es auch mal schön schmutzig, ein Idyll für uns Touristen. Wir werden sogar nett gegrüßt!
      Eine Abzweigung führt hinunter zum Flußufer, wo der Anlegesteg für die Fähre ist, eher eine Betonrampe. Die kleine Fähre wartet noch auf uns, bis wir mit unseren Rädern an Bord sind.
      Eineurofünfzig pro Nase kostet der Transfer mit Rädern, ein stolzer Preis für die kurze Passage von vielleicht hundertfünfzig Metern.
      Die Fähre ist voll von alten huzligen Marktweibern, die tapfer ihr Joch mit zwei schwer beladenen Körben voll Gemüse und Eiern und Obst bis zum Boot geschleppt haben. Die Bauern tragen vorwiegend diese flachen Kegelhüte aus Bambus gegen Sonne und Regen, ziemlich essentiell für diese Menschen und für uns fotogene Dinger.
      Aber wir sind mindestens genauso interessant für die Leute auf dem Boot. Mitunter fühlt es sich komisch an, ständig angestarrt, fotografiert und gefilmt zu werden, fast schon nervig. Chinesen kennen da entweder keine Scham und halten lustig drauf oder sie filmen heimlich aus dem Off und sind sichtlich peinlich berührt, wenn man sie dabei ertappt.
      Das Schiff leert sich am Anleger auf der anderen Seite sehr schnell und der ganze Tross kennt eigentlich nur eine Richtung. Wir sperren unsere Räder am Pier ab, denn es geht erst einmal mehrere Treppen hoch in den Ort Fuli Town, durch Gassen, die mit Läden gesäumt sind, und dann wer weiss wohin.
      Fächermaler, Kalligrafen, Töpfer, Antiquariate. Das hört sich jetzt vielleicht etwas romantisch an, aber auch wenn sich diese Geschäfte in netten, alten Häusern befinden, gründet ihre Existenz vermutlich auf der Karawane der Touristen, die alle paar Markttage durch den Ort zieht. Und trotzdem hat sich das ganze Ambiente etwas sehr authentisches bewahrt. Die Handwerker sind sicher echt, produzieren jetzt eben fleissig entsprechend dem Geschmack der Souvenirjäger.
      Wir gehen in das Atelier eines Malers, der typisch chinesische Motive mit leichtem Strich gekonnt auf das Papier pinselt. Sind neben den Standards schon tolle Werke dabei.

      Eineinhalb Kilometer sind es durch Gassen und über Plätze ungefähr zu gehen, das Treiben wird immer dichter, lauter und bunter und plötzlich sind wir mittendrin im Markttrubel und so wie‘s aussieht in der Gemüseabteilung. Der Markt ist ziemlich groß und offensichtlich ein regionales Großereignis, sein Zentrum bildet eine riesige Halle aus Eisen und Blech.
      Ich habe ja schon viele Märkte besucht, aber dieser hier setzt noch einmal einen an Leben, Geschäftigkeit und Exotik drauf, absolut.
      Beim Gemüse beeindrucken mich vor allem diese massiven Bambussprossen mit bis zu 15 cm Durchmesser, deren abgelöste Schalen über die Länge einer ganzen Gasse den Boden bedecken, dazwischen immer wieder kleine Stapel aus diesen dicken Dingern und einem Händler dahinter.
      Der Markt ausserhalb der Halle spielt sich eh auf dem Boden ab. Viele sonnengegerbte Bäuerinnen mit ihren Ernten vor sich und ein paar Stahlzähnen im Mund und tiefen Falten im Gesicht. Ein lautes Geratsche und Getratsche, aber gelacht wird selten, stelle ich immer wieder fest.
      Die Gemüsesorten kenne ich weitestgehend aus den Asiamärkten Zuhause, nur so manche Wurzel ist mir neu. Taro z.B. oder die Lotuswurzeln, die sehr häufig in Gerichten zu finden sind. Die Scheiben der Lotuswurzeln sehen aus wie Räder mit einem sehr charakteristischen Speichenmuster, sehr hübsch für‘s grafische Auge. Frische Wasserkastanien habe ich auch noch nie gesehen und verschiedene Pilzformen, verschiedenste Chilisorten, von Killing me softly bis Thors Hammer.
      Vieles kommt uns aber auch sehr vertraut vor, wie Gurken, Chinakohl, Romasalat, der hier als Gemüse zubereitet wird, Karotten, Kartoffeln, Broccoli, Blumenkohl, usw.
      An Obst gibt es die ganze Palette der exotischen Früchte. Wassermelonen gibt es auffallend viele, auch an den Straßenrändern als Snack, Honigmelonen, Mangosteen, Dragonfruit, grüne Datteln, sehr lecker, Papaya, und die Königin aller Früchte, dicke, fette, reife Mangos, tonnenweise, grüne Orangen, Bananen. Überraschend geschmeckt haben die Trauben, ganz eigen, seltsam angegoren vielleicht, aber lecker, nicht so knallesüß. Der zweite Traubentestkauf hatte den gleichen Geschmack. Nicht zu vergessen die heiss geliebte Stinkfrucht Durian, die fehlt in keinem Obstladen.

      Kleiderabteilung. Meterweise Klamotten, chinesisch spießig oder einfach praktisch. Ich mit meiner Größe brauch da gar nicht anfangen zu suchen, es gab schon auch schön-schräges Zeug. aber nicht einmal die Mädels wurden fündig. Trashig rosa Handtücher mit roten China-Blumen gabs und lustige Kinderschuhe. Chemisch müffelnder Plastikgeruch über dem ganzen Bereich.

      Ein Shoppingparadies ist China übringens nicht und nicht ganz billig noch dazu. Als Souvenirs sind bei den Chinesen offensichtlich Lebensmittel sehr beliebt, Kuchen und Süßigkeiten im besonderen, tütenweise im Handgepäck, oder lokale Schnäpse. Mit diesem und jenem gab es in jeder Stadt bisher viele viele Läden. Geschmacklosen Klüngel und trashiges Zeugs, so wie wir es lieben und suchen, gibt‘s einfach nicht, das wird anscheinend nur fürs Ausland produziert und exportiert.

      Vor den kleinen Läden, die sich in den Gassen um die Markthalle herum befinden, sitzen auf den Bordsteinen immer wieder größere Gruppen von vor allem Männern, die einfach nur zusehen, rauchen, zocken, handeln, sich unterhalten. Kleinere Imbissküchen duften sehr einladend, der Hunger meldet sich, wir hatten vor lauter Staunen das Frühstücken ganz vergessen. Das holen wir jetzt nach, Halbelf ist es jetzt ca.
      Wir schnappen und einen klapprigen Tisch in einer Suppenküche. Die über den anscheinend exotischen Besuch erfreuten Besitzer zeigen uns gleich ihr Angebot. Auf einem Tisch sind Reismedallions auf Blättern angerichtet, Blätter, damit sie nicht zusammenkleben, und aufgeblähte kleine Teigbälle. Probieren wir alles. Dazu gegessen wird eine Suppe mit Gemüseeinlage und knusprigen Teigerbsen.
      Teil zwei: klassische Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse, zum Würzen stehen diverse Zutaten in Schüsseln bereit, Chili, Knoblauch, Kräuter, Erdnüsse, etwas Kimchi ähnliches, Soja, usw.
      Die Reismedallions sind klebrig zäh und mit, ich tippe auf Hackfleisch mit Kräutern, gefüllt, die aufgeblähten Bällchen schmecken süßlich, mich erinnert der Geschmack an Kürbis oder Kichererbsen. Die Suppe köstlichst.
      Getränke gibts wie immer selbstbedient aus dem Kühlschrank. Die Kinder haben Sojamilch für sich entdeckt und oft gibt es auch sehr leckere Kokosmilch aus der Dose.
      Das ganze Menü hat für alle keine zehn Euro gekostet. Leider ist das die Ausnahme beim
      Essengehen. Die durchschnittlichen chinesischen Restaurantpreise sind mit denen in Berlin vergleichbar, vielleicht einen Tick günstiger, für SO-Asien Preisverwöhnte ist das ziemlich teuer. Aber wer denkt bei dieser Kulinarik und ihren Geschmacksexplosionen schon ans Geld.

      Die Karawane zieht weiter, Fleisch und Fischabteilung, oder besser die Alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist Abteilung. Heftige Sache. Flussfische und -krebse, Muscheln, fette Kröten, Hühner, Enten, Hasen und tatsächlich Hunde, alles lebendig. Geschlachtet und zerlegt wird on demand, live. Nur so ist alles immer maximal frisch, eine Maxime für die chinesische Küche.
      Es wird fröhlich geschlitzt, gehauen, geblutet, gehackt und gehäutet, Nele ist auf diesen Anblick nicht vorbereitet, die Tränen schießen ihr in die Augen, die Arme, und wir verlassen das Schlachtfeld.
      Durch das abgepackte Plastikfleisch zuhause ist uns das Töten für Essen fast komplett aus dem Bewusstsein genommen, umso erschreckender wirken die Bilder auf so einer Veranstaltung. Betrachtet man dieses Szenario aber aus einem anderen Blickwinkel, dann wachsen die Tiere, die auf diesem Markt angeboten werden, frei lebend auf, also absolut artgerecht, und geschlachtet werden sie nur dann, wenn sie auch gegessen werden, nicht für ein volles Kühlregal und dann mit abgelaufenem MHD ab in die Tonne. Es ist aber auch so, dass Chinesen nicht viel Respekt vor dem Leben haben und Tiere eher wie Gegenstände behandelt werden.
      Natürlich muss man davon ausgehen, dass die Ernährung von bald 2 Mrd Menschen auf dieser Welt Massentierhaltung unumgänglich macht und es ist ja bekannt, wie nicht selten brutal die Tiere dort industriell behandelt werden. In chinesischen Supermäkten habe ich abgepacktes Fleisch in Kühlung nicht als Standard wahrgenommen, kleine Fleischereien am Straßenrand hingegen häufig, ebenso Läden mit lebenden Fischen und Krustentieren. Mein Eindruck mag mich vielleicht auch täuschen.

      Es ist Neles erste sehr große Reise überhaupt, in ein Land mit einer ganz anderen Kultur und dann gleich China, na servas, da steigt sie schon ganz oben ein. Ich muss sagen, sie macht das echt klasse und ist wirklich hart im Nehmen, so umwerfend viele neue Eindrücke, es ist in diesem Land ja wirklich einiges komplett anders als bei uns, man könnte das fast schon Kulturschock nennen - und sie hat trotz Marktgemetzel nicht vor Vegetarierin zu werden.

      Wir schlendern weiter über den Markt und kommen am Rand der Markthalle zu reihenweisen Imbissständen. Unsere nette Hotelfrau gab uns die Empfehlung da zu essen, beste lokale Kücke. Es wird gekocht, gedämpft, geklappert, geschlurft und - gehackt, auf der anderen Seite des Ganges, Fleisch wird zerlegt, dunkelrotes Fleisch, tatsächlich Hundefleisch.
      Versengte, nackte Leiber, felllos, aufgeschlitzt, abgetrennte Gliedmaßen, mumienhaft gefletschte Zähne, und am Ende ist die zerteilte Anatomie von Wuffi hier auch nur metzgerfrische Produktauslage. Ein fieser Anblick für mich, der selbst mir, der ich ein sehr distanziertes Verhältnis zu Hunden habe, befremdliche Gefühle auslöst und ein leichtes Grauen. Also, wer immer schon einmal wissen wollte, wie des Menschen bester Freund so schmeckt, der lasse sich hier nieder und genieße. Und sich von den lebenden Genossen im Käfig gleich nebenan noch dabei zusehen lassen. Who cares, who dares?
      Wir sehen zu, dass wir diese Art von Spezialität bald hinter uns lassen.

      Ein symapthischer Franzose spricht mich an, etwa in meinem Alter, und wir kommen schnell ins Ratschen. Er ist mit seiner Frau und seinem Sohn hier unterwegs. Interessant dabei ist, dass er jedes Jahr mit seiner Familie begeistert Fuli Town besucht, weil seine Frau von hier stammt, mit der und seinem Sohn er jetzt bei Paris wohnt. Diese Liebesgeschichte hätte mich sehr interessiert. Aber die Kinder drängen weiter.
      Nur eine Ecke weiter, stehen unter einem Baldachin mehrere Stühle, auf denen mehrere Männer sitzen, die sich von mehreren Barbieren rasieren und frisieren lassen. Es ist ein toller Anblick, diese roten Capes im Licht des Baldachins, die vielen schwarzen Hasre am Boden und wie geschickt die Rasiermesser über die Wangen gleiten. Eine Rasur wäre jetzt eigentlich nicht schlecht. Und schwupps sitze ich unter einem roten Cape unter dem Baldachin auf einem dieser Stühle und die Klinge gleitet über meine Wangen. Nicht aber ohne vorher meiner Barbierin erfolgreich mit Händen und Füßen vermittelt zu haben, dass ich meinen Bart gerne behalten möchte. Nicht nur die Kinder sehen neugierig und amüsiert zu, eine kleine Showeinlage beim Dorfbader. Der Spaß dauert nur wenige Minuten, kostet mich 80 Cent und ich sehe wieder etwas zivilisierter aus. Chinesen stehen nicht so auf Gesichtsbehaarung.

      Mittlerweile ist es sehr heiss geworden, es ist nach Zwölf und die Frühaufsteherei macht sich bemerkbar, auch wird das Markttreiben merklich ruhiger. Wir holen uns etwas zu trinken und ruhen uns im Schatten aus. Eine Überlegung ist noch, einen anderen Weg zurück zu radeln und einen Stopp am Flussufer einzulegen, ein kühles Bad..., aber die Vorstellung über den unbekannten Weg dorthin lässt die Lust bei der Hitze schnell verdampfen, wir wollen allesamt nur Nachhause.
      Als Proviant kaufen wir uns noch ein wenig Obst und schwitzen uns durch das jetzt komplett leere Dorf zurück zum Fähranleger. Fynn und ich nutzen dort die öffentliche Toilette und die damit verbundene Chance einen kleinen Tempel zu besuchen, hinter dem sich die WCs befinden, entzückend! Genauso wie der Ausblick auf den Fluss, den die Mädels beim Warten hatten.

      Die Fahrräder werden wieder hinten auf der Fähre verstaut und nach wenigen Minuten sind wir wieder auf der anderen Seite. Eine anstrengende halbe Stunde Rückweg beginnt, mit jammernden Kindern und trotzdem schönster Landschaft. Bei 36 Grad darf man ja auch gerne jammern, nicht wahr. Diese tapferen Kinder.
      Stöhnend und erleichtert erreichen wir unser Hotel. Duschen, sofort! Klimaanlage an, Pause, Bett, Zocken, Dösen, Marktrevue passieren lassen, was sonst jetzt. Schöön!

      Ich habe mir für den Nachmittag noch eine kleine Radltour ausgedacht, durch ein Tal zu einem kleinen Dorf mit vielen Bergen drumrum... Wer möchte vielleicht mitkommen...? Eine rhetorische Frage.
      Aber: Fynn mag! Ich freue mich sehr, hatte ich mich innerlich schon auf eine Solotour eingestellt. Auch mal Papa und Sohn allein unterwegs, ein schöner Gedanke! Halbvier schwingen wir uns mit Obstpicknick auf die Räder. Es wird nach links abgebogen, kurz ein Stückchen Straße entlang, bis dann ein kleiner Pfad... äh, Moment... bis dann eine, ahhm …Autobahn? beginnt... diese Beschreibung trifft es eindeutig besser. Eine Autobahn im Bau, zumindest eine große vierspurige Straße, mitten durchs Tal, das Navi wusste wohl noch nichts davon, das zeigt noch einen besseren Feldweg. Bis auf ein paar versprengte Autos sind wir die einzigen, die auf diesem mondänen Vierspurdings unterwegs sind. Man ist irritiert.
      Im Verlauf ploppen dann immer mehr Baustellen mit unzähligen Kränen auf, wir geraten in ein Crescendo an Aktivitäten, Betonlaster brettern staubend über Schotterpisten, unzählige behelmte Ameisen hämmern, dröhnen, dengeln, flexen, schweißen, betonieren, bauen. Gebaut werden noch mehr Straßen, Häuser, Wohnanlagen, Hotelburgen, Einkaufszentren - hier entsteht schlichtweg mal eben eine neue Stadt. Einfach so, tschak, mitten ins Idyll. Diese monströse Verwundung inmitten schönster Natur tut weh, wir fassen es nicht, sind aber auch fasziniert von dieser Dynamik.
      Trotzig folgen wir konsequent dem, was das unwissende Navi uns als Pfad vorgaukelt. Gelegentlich zweigen wir dabei auf kleinere Straßen ab, immer weiter ins Land, bis sie uns durch recht intakte und von der Großbaustelle unbeeindruckte Dörfer führen, fast unbeeindruckt zumindest. Denn da wo der weitere Verlauf der neuen Straße geplant ist, stehen halb abgerissene kleinere Wohnhäuser oder sie liegen schon zur Gänze in Schutt. Ein Gruselszenario, sehr gewalttätig und unerbittlich.
      Stellt euch die Baustelle Potsdamer Platz in allerschönster Landschaft und harmonischster Bergkulisse vor, gnadenlos und brutal. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet: So werden neue Kapazitäten für einen für uns ungewohnten Massentourismus geschaffen, Wohnraum und Arbeitsplätze. In China wird nicht groß gedacht, sondern riesig.

      Wir bremsen abrupt, denn ganz unerwartet hört die Straßenbaustelle, von der wir kommen, auf. Wir stehen oben auf einer Schuttrampe und blicken etwas hinab, wo eine größere, bereits schwer befahrene Straße den Weg kreuzt, unseren Weg einfach entzwei schneidet. Ganz drüben, unten, erkennen wir die Fortsetzung der unsrigen Straße. Über Umwege wursteln wir uns von der Schotterrampe hinab zur großen, staubigen Straße und überqueren die todesmutig, naja, ging schon ganz entspannt.

      Auf der anderen Seite radeln wir tapfer weiter und genauso plötzlich, wie die Baustelle begann, endet sie auch. Idyll. Bäm.
      Wir fahren auf einer kleiner netten Teerstraße an Bauernhöfen vorbei, in Bewässerungsgräben schwimmen Enten, Reisfelder, Tümpel mit Lotusblumen und rundherum diese verdammt hübschen Berge, balinös, aber doch ganz anders. Wir sind da, wo wir hin wollten. Am Wegesrand machen wir Pause, lassen die Blicke ins Grün schweifen, essen unser Obst und genießen die Ruhe und Ratschen. Wobei, ratschen tun wir eh die ganze Zeit.

      Nach einem kurzen Stück endet der radelbare Weg, ein Pfad führt uns zu Fuß weiter. An einem
      kleinen Wasserfall der Bewässerungskanäle plantschen lachende Kinder, die Mamas passen auf. Wir verschwinden weiter im hohen Grasbewuchs auf irgendwelchen Bauernpfaden. Bei einer großen Fels-Echowand drehen wir um, es dämmert langsam. Was für ein schönes Fleckchen Erde und wie schön es ist, genau da im Licht der untergehenden Sonne zusammen herumzulaufen!

      Wir fahren zurück zum Baustelleninferno und erreichen die große kreuzende Straße. Von dieser Seite aus sieht alles irgendwie ganz anders aus und wir finden den richtigen Straßenanschluß auf der gegenüber liegenden Seite einfach nicht... blöd.
      Nach ein bisschen Grübeln und Suchen und hin und her Fahren, entdecken wir zwischen Neubauten dann aber doch irgendwann die noch dunklen Geripppe der Straßenlampen der neuen Autobahn. Da müssen wir hin, wir sind ja ganz falsch... bald dann aber richtig. Im Abendlicht kommen wir Dank Fynns gutem Orientierungssinn schließlich und endlich wieder im Hotel bei unseren Mädels an. Die haben die letzten drei Stunden vor allem geschlafen, erzählen sie.

      In der Dunkelheit radeln wir mit Stirnlampen ausgerüstet, nicht allzuweit in die Stadt und suchen uns ein Restaurant. Die Speisenkarten der Restos ähneln sich ja eh sehr, die Spezialitäten kennen wir jetzt auch schon. So setzen wir uns in eines von den vielen Lokalen, bestellen Auberginengemüse mit Hackfleisch, Gemüse aus diesen elend langen weissen Pilzen mit ganz kleinen Köpfen und wieder diese Taroscheiben mit Schweinernem dazwischen, deftig, heftig, alles lecker.
      Bier in China ist übrigens sehr gut trinkbar, sagt der Conaisseur.
      Mangos müssen es danach unbedingt wieder sein und die zwei obligatorischen großen Wasserflaschen.
      Was für ein langer, langer und großartiger Abenteuertag! Jetzt sind wir aber richtig fertig.
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    You might also know this place by the following names:

    Dutou, 渡头

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