China
Garzê

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Travelers at this place
    • Day 352

      Die gute Fahrt durch Sezuan

      September 26, 2023 in China ⋅ ⛅ 19 °C

      Nach unserem Kurzaufenthalt in Shangri-La geht es mit einer fast 40 Kilometer langen Abfahrt noch einmal zurück ins Tal und in die Provinz Sezuan. Dort folgen wir der "Route des langen Marsches" durch zwei Flusstäler. In den schmalen Tälern gibt es zwar viele Monumente, die an die (chinesische) rote Armee erinnern, aber kaum Plätze zum Zelten. So landen wir abends bei einem kleinen Laden, bei dem wir nach einem Hotel fragen wollen und zelten schließlich in dessen Einfahrt, wenige Meter neben der Straße. In den darauffolgenden Nächten wird es einfacher und wir können das Zelt in der Natur aufbauen. Wild zelten ist in China zwar nicht ganz legal, insbesondere, da sich Ausländer offiziell jede Nacht bei der Polizei registrieren müssen, faktisch wird es aber toleriert und die Registrierungen werden im Regelfall nicht überprüft.

      Schon das erste Flusstal ist mit seinen fast Eintausend Meter hohen Hängen beeindruckend. Spätestens beim zweiten wird die Landschaft aber absolut spektakulär: Das Tal verengt sich zu einem einsamen Canyon, dessen grandiose Gesteinsformen in verschiedenen roten Farbtönen leuchten. Die Straße ist mit einigen Tunneln und Brücken kunstvoll angelegt und bleibt trotz des widrigen Terrains ziemlich flach. Kerben in der Fahrbahn zeugen von regelmäßigen Steinschlägen und Lawinen, die aber offenbar zügig geräumt werden.

      Nur ab und zu taucht ein einsames tibetisches Dorf mit großen weißen Häusern, die rund um die Fenster und das Dach bunt dekoriert sind, auf. Und dort und unterwegs begegnen wir tatsächlich den guten Menschen der Region. Obwohl die Staatsführung Kontakt zwischen Tibeter:innen und Westler:innen nicht gerne sieht, füllen sie unsere Wasserflaschen auf und schenken uns Äpfel, Birnen und Weintrauben oder auch mal Red Bull und Bananenkekse als Motivation und Energie zum Weiterradeln. Eine Frau filmt uns sogar mit ihrer Drohne, schickt uns die Videos und lädt uns kurzerhand direkt zu sich nach Chengdu ein.

      Je näher wir dem Grenzgebiet zur Autonomen Region Tibet kommen, desto mehr fällt uns die starke Polizeipräsenz auf. An einem Polizei-Checkpoint ist die Schranke zu und alle Fragen offen, doch nachdem der gute Polizist unsere Pässe und die Visa kontrolliert hat, fragt er nicht nach unseren Hotelübernachtungen, sondern wünscht uns "Good Luck!" für den weiteren Weg.
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    • Day 356

      G318: Must go in your life

      September 30, 2023 in China ⋅ 🌙 8 °C

      In Litang erreichen wir die Fernstraße G318, die von Shanghai bis in die tibetische Hauptstadt Lhasa und an die Grenze nach Nepal führt. Die längste Straße Chinas ist mittlerweile sehr kultig - viele Autos sind mit dem Slogan-Sticker "Must go in your life" geschmückt. Gelb-schwarzen Merchandise und Foto-Aufsteller findet man regelmäßig entlang der Straße.

      Und auch an Autos mangelt es hier diese Woche nicht: Han-Chinesen fahren ihre weißen SUVs und orangenen Jeeps durch Sezuan und Tibet spazieren. Neben dem Sticker sind sie meist mit Dachbox, Smartphone-Halterung und anderen Accessoires ausgestattet. Die Strecke nach Lhasa scheint beliebt zu sein: Besonders am Vormittag reihen sich die Autos auf der Gegenspur aneinander.

      Der Grund für diese Rallye ist der chinesische Nationalfeiertag und die damit verbundene Goldene Woche, in der das ganze Land in den Kollektivurlaub geschickt wird. Daraus resultieren - wer hätte es bei über einer Milliarde Menschen gedacht - einige Verteilungsprobleme: Unterkünfte sind entweder ausgebucht oder bieten Zimmer zum dreifachen Preis an, die Straßen sind voll und voller Stau und sämtliche Sehenswürdigkeiten überfüllt.

      An den Aussichtspunkten der G318 rollen im Minutentakt die Reisebusse ein und hunderte Menschen sammeln sich rund um die Fotopunkte, teilweise werden Pferde für ein Foto im Sattel angeboten und Quads für kurze Ausfahrten in die Graslandschaft vermietet. Lokale Spezialitäten wie Yak-Fleisch und getrocknete Pilze werden per Megafon an die Massen verkauft. Kaffee gibt es wiederum als westliches Lifestyleprodukt, aber nur zu exorbitanten Preisen: Ein Kaffee ohne Milch kostet etwa das doppelte einer großen Portion Nudelsuppe (bei der es unbegrenzt grünen Tee gratis dazu gibt).

      Auch im Trend sind Einweg-Sauerstofffläschchen, für all jene, die keine Zeit für eine ordentliche Akklimatisierung hatten, weil sie frisch aus Peking oder Shanghai eingeflogen sind. Für knapp 2 € hilft eine Flasche wohl zur kurzen Besänftigung der Höhen-Kopfschmerzen. Ein beliebtes Foto-Accessoire sind sie auch.

      Uns bereitet hingegen der Fahrstil vieler SUV-Fahrer:innen Kopfschmerzen: Es wird fleißig und waghalsig in ansteigenden Kurven trotz durchgezoger Linie überholt, Blinker werden nur selten benutzt, statt in die Spiegel zu schauen und im Zweifelsfall zu warten, wird lieber mit der Hupe auf sich aufmerksam gemacht und einfach drauflosgefahren. Wir lernen schnell, dass hier gilt: Autos, die Hupen, bremsen nicht. Besonders um die Aussichtspunkte herum kommt es daher zu vielen gefährlichen Situationen, wenn Leute acht- und blinkerlos ausparken und gleichzeitig auf der Straße acht- und rücksichtslos überholt wird.

      Schwere Unfälle sehen wir glücklicherweise nicht, aber den ein oder anderen Blechschaden sowie die Reste von Motorhauben, Blinkern und Spiegeln liegen auf der Straße. Manches Auto tritt den Nachhauseweg auf dem Abschleppwagen an - vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr noch einmal mit einer Fahrt auf der legendären G318.
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    • Day 355

      Dünne Luft: 7 Tage in Tibet

      September 29, 2023 in China ⋅ ☁️ 12 °C

      Nach dem entspannten Radeln an den Flusstälern erwartet uns ein neuer Anstieg zum tibetischen Hochplateau. das auf etwa 4000 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Die 1500 Höhenmeter des Anstiegs teilen wir uns auf zwei Tage auf. Der Höhe und dem damit verbundenen Sauerstoffentzug müssen wir uns schrittweise anpassen, die Faustregel ist, dass man jede Nacht maximal 500 Meter höher schlafen sollte, als in der vorherigen. Daher suchen wir uns zur Hälfte des Anstiegs einen Zeltplatz. Wir klettern in einer Serpentine über die Leitplanke und stoßen auf einen schmalen Feldweg, auf dem wir mit wunderbarem Blick aufs Tal zelten können.

      Am nächsten Morgen gehen wir die zweite Hälfte des langen Anstiegs an. Eine ältere Dame mit ihrer Enkelin, die unterwegs vor einem Nomadenzelt sitzen, geben uns heißes Wasser und Reis - von uns bekommen sie dafür Obst, das wir noch aus dem Tal dabei haben. Gegen Mittag erreichen wir den Pass, von wo es hinab zum Plateau geht. Während es in Europa in dieser Höhe schon eisig wäre, wachsen hier bis zur Höhe von ca. 3000 Metern noch Äpfel und Wein und auch auf über 4000 Metern ist kein Schnee in Sicht, stattdessen grasen Yaks gemütlich zwischen den blauen Tupfern des Enzians. Auch Mücken und Bienen sind trotz der Höhe noch unterwegs und für uns liegen die Temperaturen bei angenehmenen knapp 20 Grad am Tag und frischen 5 Grad in der Nacht.

      Die Luft ist klar und die Landschaft unendlich weit. Zwischen den runden Bergkuppen breitet sich das gelbliche Grasland aus und nur rund um die seltenen Straßenkreuzungen bilden sich kleine Dörfer, in denen sich dann alle treffen, die hier wohnen oder durchfahren. In dieser Hinsicht erinnert uns die Gegend ein wenig an das australische Outback. Die wenigen Städte wie Sumdü, Litang und Horlung sind ruhig und bieten glücklicherweise alles, was wir hier oben benötigen.

      Auch wenn das Hochplateau eher flach ist, erwarten uns einige kleinere und größere Anstiege, so dass wir in den ersten 3 Tagen gleich vier Mal einen 4500-Meter-Pass erreichen und dann wieder 500 Meter hinabradeln. Der "Rabbit Mountain" ist mit fast 4700 Metern der höchste Pass unserer Reise.

      Es ist anstrengend, doch nicht nur die Höhe, sondern auch die Landschaft raubt uns hier den Atem und führt dazu, dass wir viele (Foto-)pausen einlegen und dabei immer wieder tief durchatmen.

      Auch unserer Ausrüstung geht ein wenig die Puste aus: Rebeccas Hinterrad ist drei Tage hintereinander jeden Morgen aufs neue platt und erst beim vierten Flicken finden wir endlich den Übeltäter: Ein winziges Stück Draht hatte sich so schräg im Mantel versteckt, dass es zwar nicht ertastbar war, aber bei längerer Belastung gerade ausreichte, um den Schlauch anzupieksen. Auch Elias' Isomatte gefällt die dünne Luft wohl nicht - sie "delaminiert" und hat nun eine Beule und wird bald ersetzt.

      Doch wir Harrern den Widrigkeiten und Pitt strahlender Sonne und der magischen Landschaft kommen wir gut voran. Nach ein paar Tagen in der Höhe merken wir nichts mehr vom Sauerstoffmangel und auch die Fahrräder vertragen das Hochplateau gut.
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    You might also know this place by the following names:

    Garzê Zangzu Zizhizhou, Garze Zangzu Zizhizhou, Garzê, 甘孜藏族自治州

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