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- Day 16
- Sunday, August 25, 2024 at 6:45 AM
- 🌙 17 °C
- Altitude: 1,058 m
FranceBocca di Monte Bracciutu41°47’41” N 9°15’37” E
Etappe 15: Refuge de Paliri – Conca

7:09 Uhr: Nach einem Frühstück bei dem ich die aufgehende Sonne beobachte, ich breche auf. Thomas will heute länger schlafen und sich Zeit für‘s Fotografieren nehmen.
Für mich war die gemeinsame Wanderung zum Teil ein Experiment herauszufinden, ob ich es bevorzuge gemeinsam oder alleine zu Wandern. Wenn ich mich richtig erinnere, war auch Hape Kerkeling in seinem Buch zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, alleine zu gehen. Im letzten Jahr bin ich viel allein gegangen und habe auch das gemeinsame Gehen zu schätzen gelernt.
Dennoch bin ich heute dankbar dafür, in meinem Tempo laufen zu können.
Andersherum muss man auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich selbst mal einmal mehr die Schuhe binden will oder so etwas.
Ich gehe sehr gerne „im Fluss“ – soll heißen, ich bleibe ungerne stehen. Daher finde ich es zum Bespiel auch so praktisch, dass ich morgens die warmen Ärmlinge und die leichte Windweste während des Weiterlaufens ausziehen und verstauen kann.
Noch viel wesentlicher empfinde ich aber später das Gefühl, dass die Stille und Ruhe nur von den eigenen Schritten unterbrochen wird. Schon ein weiteres Paar Schuhe macht für mich einen deutlichen Unterschied. Ich halte ganz bewusst Abstand zu anderen Wanderern.
Wenn ich so drüber nachdenke, hatten wir in der Gruppe viele, die alleine gegangen sind. Ich würde sagen, wenn man die Paare als eine Person zählt, waren die alleine Gehenden sogar in der Mehrheit.
Wenn man im Norden startet ergibt es sich fast automatisch, dass man mit der Zeit die Leute kennenlernt, die in der gleichen Anzahl von Etappen den GR20 gehen. Vom Süden aus starten so wenig Menschen, dass die Wahrscheinlichkeit hierfür wesentlich geringer ist.
8:02 Uhr: Es sind zwar nur 19° C und die Sonne scheint auch nur durch den lichten Wald hindurch aber ich beginne bereits zu schwitzen – denn es sind 90 % Luftfeuchtigkeit.
Ich frage mich, warum so viele Frauen keinen Schritt vom Weg weichen, sondern direkt auf ihn drauf pinkeln und dieses dann mit rosa Toilettenpapier dokumentieren. Findet das irgendjemand schön? Oder ist darin irgendeine versteckte Botschaft verborgen? Es gibt Stellen, wo es nicht anders möglich ist aber 90 % des Wegen kann man zumindest ein bisschen abseits urinieren und sein Toilettenpapier dort mit beim Stein beschweren oder sonst wie verdecken. Die Landschaft wird doch nicht schöner mit all diesen "Grüß Gotts" – wie mein Vater sie nennt.
8:25 Uhr: ich habe die erste Passhöhe erreicht. Mein Gott, war das ein Anstieg. Ich fühle mich wie frisch geduscht – so nass von Fuß bis zum Scheitel, aber nicht so erfrischt.
8:41 Uhr: Die Etappe heute ist von diesem Aufstieg abgesehen bisher erfreulich einfach: ein richtig schöner Wanderweg, auf dem man gehen kann, ohne ständig auf den nächsten Schritt zu achten.
Aber gut, ich sollte mich auch nicht zu früh freuen. Von den 13,9 km sind noch 9,3 nach.
9:10 Uhr: Schon über die Hälfte geschafft – 6,3 km sind noch übrig.
Was Wind für einen Unterschied macht. Hier kommt mir der Wind als willkommene Kühlung entgegen. An etlichen Abenden hat er das Draußen-sein unerträglich kalt gemacht.
9:25 Uhr: Ich hatte kürzlich geschrieben, dass es sehr wichtig ist, bei den Füßen den Problemen nachzugehen, bevor sie ernsthaft werden – also, wenn man das Gefühl hat, irgendwo könnte eine Druckstelle oder Blase entstehen, direkt zu reagieren.
Das gleiche lässt sich auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen übertragen.
Mein großes Learning vom diesjährigen Hike ist, dass ich eine solche Druckstelle viel zu lange nicht angesprochen habe, weil ich mir ihrer zum einen gar nicht so bewusst war und zum anderen dachte, dass das schon in Ordnung geht, dass ich das schon aushalten kann. Hinzu kam sicherlich auch, dass es mir grundsätzlich schwer fällt, die richtigen Worte und den richtigen Ton zu finden – insbesondere im Privaten.
9:34 Uhr: Gerade einen älteren Wanderer darauf angesprochen, wo er herkommt, denn er hatte auch einen olivgrünen Berghaferl: Er kam aus Schweden und war vor zwei Wochen schon in den Pyrenäen wandern.
9:44 Uhr: Ich überquere einen kleinen Bach. Hier hätte ich noch einmal Wasser auffüllen können.
10:00 Uhr: Die Badegumpe erweist sich leider als ziemlich grüner Tümpel. Schade, wäre ein toller Abschluss gewesen.
10:12 Uhr: Es ist nicht so, dass es eine komplett entspannte Wanderung heute ist. Ich habe gerade einen zweiten knackigen Anstieg hinter mich gebracht.
10:23 Uhr: Immer noch 4,6 km. 440 m Abstieg.
11:00 Uhr: ich durchquere das Felsentor. Endlich ist Conca in Sichtweite.
11:45 Uhr: Es ist vollbracht. Glücklich laufe ich in Conca ein. Ich laufe direkt zum Hotel San Pasquale – ein wahrhaft magischer Ort.
Leider hat die Umbuchung unserer Zimmer so richtig gar nicht geklappt. Das einzige was funktioniert hat, ist die Umbuchung der eigentlich richtigen Umbuchung auf ein falsches Datum.😅
Was bleibt ist ein Bett im Gite – einem Zimmer mit 3 Stockbetten. Aktuell bin ich noch der einzige Gast.
Das Restaurant macht erst um 19:00 Uhr auf - aber immerhin bekomme ich noch ein Bier. Ich verbringe den frühen Nachmittag damit, meine Schuhe zu waschen und meine Sachen zu sortieren – und mich meiner Erschöpfung hinzugeben.
Um 15:30 Uhr treffen wir uns nach einer kurzen Siesta (zumindest für mich) in der Bar Du GR20.Read more
TravelerMensch Henning…..Glückwunsch zu deiner Wanderung! Toll in Conca anzukommen. Bitte nicht auf dem Sofa liegen im Gîte….Bettwanzengefahr! Feiert euch heute!!! trinkt Bier habt Spass, seid nicht nachtragend.....genießt was euch gebührt...lasst es krachen.
TravelerDanke, Claudia! Ham wir gemacht! Die „Berichterstattung“ ist zuletzt etwas zeitversetzt – sind schon seit einer Woche wieder zuhause.
TravelerHape Kerkeling ging anfangs alleine und hat das auch genossen, zum Ende hatte er aber auch seine "Camino Family". Er sagt sehr schön (sinngemäß) Man muss erst sein eigenes Tempo finden, bevor man darüber nachdenken kann mit anderen zu gehen. Und es muss vom Rhythmus passen. Er beschreibt es so, dass ein "Flamenco-Pilger" nicht kompatibel ist mit einem "Langsamer Walzer-Pilger"
TravelerFlamenco vs. Langsamer Walzer – sehr schönes Bild.
TravelerJa der Hape kann das super beschreiben.