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- Day 13
- Friday, August 22, 2025 at 8:51 PM
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 1,543 m
FranceZicavo41°51’19” N 9°9’57” E
Etappe 14 – ein Halbmarathon

5:41 Uhr: Ich bin heute um 4:45 Uhr aufgewacht und direkt aufgestanden. Entsprechend früh bin ich jetzt auch unterwegs. Wobei 5:00 Uhr aufstehen war ohnehin geplant.
Wer jetzt denkt, ich bin ein einsamer Irrer, der irrt. Bestimmt 4 weitere Leute mit mir zusammen aufgestanden. Unterwegs bin ich kurz vor einer Gruppe von sechs Franzosen; weiter Wanderer sehe ich weiter vorne mit ihren Stirnlampen.
Ich habe mich schon heute Nacht darüber geärgert, dass ich nicht eine von den leichten Schlaftabletten genommen habe, die ich extra für solche Gelegenheiten dabei habe. Wobei – ich habe noch nicht gar nichts über die Gelegenheit erzählt: Aufgrund des starken Regens und weil es danach auch gar nicht richtig warm wurde, hat mir die Dame vom Camp angeraten, im Schlafstall zu schlafen. So habe ich das erste Mal in meinem Leben mit zwölf anderen Personen in einem Raum gepennt.
Eigentlich ging das ganz gut, mein Hauptproblem war eigentlich die Wärme. So habe ich insgesamt sehr unruhig geschlafen. Miri meinte später, dass ein Bein von mir zwischendurch bei ihr lag… davon weiß ich nichts 😅
Ich habe mir gestern relativ kunstvoll meinen rechten Fuß getapet. Da habe ich ja irgendein Problem mit dem unteren Wadenbereich/der Achillessehne. Bisher läuft's ganz gut, aber eben bin ich in eine Bewegung hineingekommen, die mir gezeigt hat, dass die Bandage ganz gut war.
6:41 Uhr: Der Anstieg beginnt. Bisher war es ganz angenehm – es geht mal hoch, mal runter…
Ich muss noch erzählen, was das mit den wilden Hausschweinen und den Wildschweinen auf sich hat: also es gibt tatsächlich beides, hat mir der Mensch von der Bergerie erklärt. Meine, die wir auf der Wiese gesehen haben, sind deren wild lebende Hausschweine. Und die drei Schweine, die die Hunde laut bellend vertrieben haben, waren Wildschweine.
6:55 Uhr: Es sind 11° bei 80 % Luftfeuchtigkeit. Dennoch läuft mir der erste Schweißtropfen den Nacken herunter.
7:54 Uhr: Der Abstieg ist genauso steil und schwierig, wie ich in Erinnerung hatte. Zuerst geht es zwar sehr viel seitwärts, aber dann folgt eine Festplatte auf die andere und es geht nicht seitwärts, sondern nach unten. Bisher macht mein rechter Fuß das aber ganz gut mit.
8:11 Uhr: Der schlimmste Teil des Abstieges liegt hinter mir.
Hab ich schon gesagt, dass ich total am ölen bin? Mein Hemd vorne habe ich natürlich schon wieder aufgeknöpft und Ärmel hochgekrempelt aber der Rücken ist klitschnass.
Heute merke ich das erste Mal meine Knie, was bei dem steilen Abstieg und der Koordination, die man hier aufbringen muss, aber auch zu erwarten ist.
Zwar geht es jetzt nicht mehr ganz so steil weiter. Der Weg ist aber auch alles andere als einfach, da es immer wieder von Stein zu Stein geht und dazwischenloses Geräusch liegt.
9:00 Uhr: Pause in Assinau beendet, ich gehe weiter. Die Unterkunft hat sich ganz gut gemacht. Es sind zwar immer noch die gleichen Container, aber sie haben jetzt eine Holzverschalung bekommen und sehen viel schöner aus. Auch die Terrasse ist ganz neu gemacht und sie haben eine Küche mit Filteranlage.
Und total freundlich sind sie auch noch: Ich habe ein Stück Butter geschenkt bekommen und konnte so mein etwas angealtertes Brot deutlich aufwerten – was für ein Fest!
Auch obwohl der Hang, den ich jetzt hinab gehe, in der Sonne liegt, ist es angenehm kühl.
9:42 Uhr: Hier im Wald ist der Weg überraschend schwer zu finden. Die Markierungen sind selten und schwach und dadurch kaum erkennbar.
Die Temperatur hier im Schatten ist 18° bei 70 % Luftfeuchtigkeit. Ich glaube, ein Drittel des Weges habe ich geschafft.
10:30 Uhr: 11 km liegen jetzt ungefähr hinter mir und ich habe zwei weitere Bachläufe passiert. Wasser braucht man hier also nicht mitzunehmen, zumindest wenn man einen Filter hat.
11:38 Uhr. Ich mache eine kleine Pause im Schatten, um ein Snickers zu essen und Wasser umzufüllen (aus Flasche in Sack).
10:44 Uhr: Und es geht weiter. Zwischendurch sausen ein paar Trailrunner und Trailrunnerinnen an mir vorbei. Letztere sehen immer ausnahmslos sehr gut aus.
11:24 Uhr: Schon seit 10 Minuten geht der Weg jetzt mehr in der Sonne. Immerhin weht ein ganz leichter Wind. Leider ist der Weg auch gar nicht so sehr ein Waldpfad, wie ich in Erinnerung habe, sondern es gibt immer wieder Stellen, wo man über Fels, Geröll, etc. arbeiten muss, und es geht rauf und runter. Also, man könnte auch sagen, abwechslungsreich.
Seit langem mal wieder eine Quelle. Ich glaube, hier habe ich mir das letzte Mal auch Wasser gezogen, da das Wasser aus einem Schlauch kommt…
Meine Füße und Beine rufen übrigens: ich pfeife auf abwechslungsreich. Ein einfacher Waldweg wäre toll!
Ich bin ganz froh, an der Wasserstelle noch einmal einen halben Liter auffüllen zu können. Bis zum Ziel sind es noch 4,3 km und circa 280 m Anstieg. Ich denke also noch so etwas wie eineinhalb Stunden.
Aber wenn ich um 13:00 Uhr in Col de Bavella wäre, wäre ich auch sehr zufrieden. Von dort aus sind es noch mal circa eineinhalb Stunden bis zu meinem Ziel, dem Refuge Paliri.
12:09 Uhr: Ich filter mir doch noch einmal 1 l an einem Bachlauf. Jetzt habe ich anderthalb Liter und da es schon relativ warm ist, fühle ich mich besser, wenn ich etwas mehr zu trinken dabei habe.
12:16 Uhr: Es sind jetzt 22° – ist ja eigentlich ganz okay, aber die Luftfeuchtigkeit liegt bei 75 %. Und das ist schon etwas anstrengend.
12:50 Uhr. Das zieht sich heute ganz schön hin. Ich habe irgendwie immer noch nicht den finalen Anstieg erreicht und es ist mittlerweile brütend heiß hier in der Sonne.
13:01 Uhr: Es ist schon spannend, dass das gleiche Element hier auf dem GR 20 Fluch und Segen zugleich sein kann. Gerade freue ich mich sehr über den etwas aufkommenden Wind – es schafft etwas Abkühlung!
13:07 Uhr: 17 km sind hinter mir, der Anstieg nach Bavella aber immer noch nicht zu Ende. Ich habe den letzten Schluck aus der Wasserflasche getrunken. Zur Not könnte ich jetzt immer noch den Rucksack absetzen und die 1/2-Liter-Flasche hervorholen, aber ich glaube, ich schaffe es auch ohne.
13:15 Uhr: angekommen, jetzt erst mal etwas essen!
14:09 Uhr: Ich gehe weiter. Vielleicht noch ein Kaffee? Es hat sich zum Glück etwas zugezogen und so sind die Temperaturen angenehm.
Ich wieher ein bisschen vor mich hin. Zwischendurch komme ich mir immer ein bisschen vor wie ein Maultier.
Auch wenn man den Weg in gemütlichen 15 Tagen macht, irgendwie kommt man sich schon stark vor und hier in Bavella sprechen mich auch mehrere Leute an und man merkt, dass man deren Respekt hat.
14:30 Uhr: Es ist bisher voll angenehm zu gehen. Im Schatten des Waldes – hier streicht auch ein leichter Wind durch die Bäume und es sind nur 24° bei unter 70 % Luftfeuchtigkeit.
Den meisten Respekt habe ich eigentlich vor meinen Schuhen. Das ist schon krass, was die so mitgemacht haben, und dafür sehen die echt noch gut aus und es geht sich auch immer noch gut in ihnen. Dann kommen natürlich auch meine eigenen Füße, Knöchel, Knie, Beine, Hüften und so weiter – die haben auch echt Großartiges geleistet.
Und mental finde ich das ehrlich auch ziemlich stark: vor allem, weil ich drei Wochen vor dem Start – eigentlich ja nur zwei Wochen und dann habe ich eine Woche nach hinten verschoben – diesen Riesendämpfer mit meiner Bänderdehnung/-prellung oder was auch immer das war, bekommen habe und dennoch mich nicht davon abbringen lassen habe. Und es ja auch geschafft habe, bis zum Start um fit zu werden.
Und währenddessen habe ich mich von der Unsicherheit nicht runterkriegen lassen.
Auch insgesamt muss ich sagen, war ich stimmungsmäßig sehr, sehr stabil, vor allem im Vergleich zum ersten Jahr, wo ich ja auch allein unterwegs war.
Und alleine, ohne Ablenkung von Musik oder sonst irgendwas, sich selbst jeden Tag insgesamt diese 200 km ausgeliefert zu sein. Das ist schon ‘ne Nummer. Naja, zumindest mit mir 😅
Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich nur einen Hänger gehabt oder vielleicht zwei: den Tag in den Wolken, aber das war nicht so schlimm wie der Abstieg vom nördlichen Teil. Aber ansonsten habe ich nicht so sehr zu kämpfen gehabt mit meinen Launen wie im ersten Jahr – eigentlich gar nicht.
Die mit lesenden mögen mein Eigenlob bitte entschuldigen. Ich schreibe dieses Reiseprotokoll ja in erster Linie für mich und lasse euch daran teilhaben. Daher sind es einfach meine ehrlichen, spontanen, ungefilterten Gedanken.
Und während ich mich hier einen ziemlich steilen Anstieg hoch quäle, ist mein Puls bei gerade mal 130 und ich diktiere nebenbei noch diese Zeilen. Also mit meiner Fitness kann ich auch durchaus zufrieden sein. Ich hoffe, dass ich später beim Joggen davon etwas merke oder irgendwelche anderen KPI zeigen, dass meine Fitness zugenommen hat. Darüber wäre ich sehr glücklich.
Trotz der angenehmen Temperatur ist mein Hemd schon wieder schweißdurchtränkt.
16:17 Uhr: Ich kann die Leute von der Hütte hören. Bald ist es geschafft. Ich fülle unterwegs aber noch mein Wasser auf, damit ich nicht noch einmal zurücklaufen muss. Da ist die Quelle auch schon.
Ich mag Paliri. Es liegt einfach sehr schön an einem Bergrücken und man hat in zwei Richtungen einen tollen Blick. Auch die Leute, die es betreiben, im Wesentlichen Frauen, sind sehr sympathisch.
Ich esse das Menü, das durchschnittlich ist. Aus dem letzten Jahr habe ich noch das äußerst leckere Geschnetzelte in Erinnerung – wahlweise Innereien, Lamm und Schwein, glaube ich. Dieses Jahr gab es rote Bohnen mit Speckeintopf. Immerhin saß ich mit zwei Spaniern am Tisch, die willig waren, Englisch mit mir zu sprechen.
Und die anderen vier sind inzwischen auch angekommen. Später am Abend trinken wir gemütlich – in Liegestühlen sitzend – noch ein paar Gläser Wein zusammen. Der Wind hat endlich abgeflaut und wir haben relativ tief-schürfende Gespräche. Naja, eigentlich ist es eine gute Mischung. Der Sternenhimmel ist unglaublich und ich hätte nie gedacht, dass so viele Satelliten unterwegs sind.
Um 22:00 Uhr versuchen wir dann, unsere Zelte zu finden.Read more