• Etappe 13 – von Mordor ins Auenland

    22 августа, Франция ⋅ ☀️ 15 °C

    7:06 Uhr: Mein spätester Start bisher. Aber ich habe auch keine lange Etappe und hoffe auf etwas Wärme oben auf dem Grat.
    Leider ist es immer noch sehr stürmisch und es gibt auch noch sehr starke Böen.

    Ich habe gestern Abend und heute Morgen Diclofenac auf meinen rechten und linken Fuß beziehungsweise Knöchel/Unterschenkel gemacht und bisher fühlt es sich sehr gut an.

    Heute ist es ein bisschen wie Sauna: Entweder man wird auf der windschattigen Seite gegrillt oder der Weg geht auf der stürmischen Schattenseite wo man wieder alles anziehen muss.

    8:40 Uhr: Das kraxeln am Grat ist vorbei und ich betrete den Wald.

    Ich habe kurz angehalten, um mein Handtuch und meine Unterhose zum Trocknen an den Rucksack zu hängen. Hoffentlich klappt es heute. Gestern habe ich auf die Dusche verzichtet, unter anderem weil mein Handtuch noch nass war.

    Ich muss leider immer wieder feststellen, dass ich mit Brille – in meinem Fall ist das ja eine selbsttönende Sonnenbrille – deutlich sicherer wandere als ohne. Dieses kleine bisschen Sehschwäche macht doch viel aus. Gerade wenn es bergab geht, bringt es mehr Sicherheit.

    Naja, so doll wird es nicht trocknen: 17°, 75 % Luftfeuchtigkeit.

    Gestern war der erste Abend, an dem ich kein Stretching gemacht habe. Normalerweise versuche ich es tagsüber zu machen, aber spätestens wenn ich im Bett liege, versuche ich meiner selbst auferlegten Pflicht nachzukommen und ein paar einfache Stretching-Übungen für die Hüfte etc. im Liegen zu machen.

    Aber gestern war mir einfach zu kalt. Ich glaube, dass das aber sehr wichtig ist, weil die Gelenke und Muskeln schon sehr beansprucht werden und das gezielte Dehnen kann zumindest etwas helfen, diese Beanspruchung abzumildern.

    Ich habe vor einigen Tagen damit begonnen, räumliche Videos aufzunehmen, um daraus am Ende einen Film für die Apple Vision Pro zu schneiden. Ich bin gespannt, ob das den Eindruck wieder gibt oder ob einem einfach nur schlecht wird, weil man ja die ganze Zeit – vor allem dann, wenn ich beim Gehen gefilmt habe – diese schwankende Bewegung sieht, aber nicht spürt – keine Ahnung.

    9:10 Uhr: Ich passiere einen kleinen Bach. Da ich aber noch genug Wasser habe, gehe ich weiter.

    Seit zwei oder drei Tagen gehe ich ohne besonderen Grund ohne Gamaschen, muss aber feststellen, dass ich zwar keine größeren Steine im Schuh habe, aber doch einiges an Kies und Ähnlichem. Das ist schon etwas störend und macht bestimmt auch die Socken auf Dauer kaputt. Werde mir bei nächster Gelegenheit also wieder die Gamaschen anziehen.

    Die Landschaft öffnet sich plötzlich, und man hat das Gefühl, mitten im Auenland zu sein. Ich glaube auch, objektiv betrachtet, ist es hier sehr schön, aber es ist noch einmal intensiver, nachdem ich gestern durch die Hölle von Mordor gegangen bin – mit Nebel und Sturm und allen Kräften, die versucht haben, an einem zu reißen und einen herunter zu kriegen (auch die ganze Nacht durch, hat es gestürmt und am Zelt gerissen). Ich glaube, wenn man durch diese – ja, es ist etwas übertrieben, gebe ich zu – Hölle von Mordor gegangen ist, nur dann kann man die wahre Schönheit hier empfinden. Es ist unglaublich emotional. Ich empfinde diese Friedlichkeit, die Sonne, die Windstille, die sanften Hügel… Ich bin emotional überwältigt.

    9:38 Uhr. Ich habe eine kleine Pause gemacht und weiter geht's!

    9:57 Uhr: Ich überquere einen Bach mit schönen Badegumpen, aber da es noch gar nicht so warm ist und die Sonne auch immer wieder von Wolken bedeckt ist, entschließe ich mich, weiterzugehen mit dem Plan, in der Bergerie Bassetti etwas zu mir zu nehmen.

    Am Horizont, in der Richtung, in die ich gehe, türmen sich ganz schön viele Wolken auf. Möglicherweise ist der Wetterbericht auch dieses Mal korrekt und es gibt heute Nachmittag noch Regen. Für mich sollte es kein Problem sein, denn ich erreiche in spätestens 2 Stunden mein Ziel.

    10:18 Uhr: ich erreiche die Bergerie –noch bin ich unentschlossen, was ich esse.

    10:50 Uhr: Perfekt gestärkt gehe ich weiter. Ich hatte ein perfektes Omelette mit einem kleinen Bier und anschließend noch hausgemachten Feigenkuchen mit einem Kaffee. Himmlisch! Alles für sich und vor allem in Tateinheit.

    11:06 Uhr: Leider merke ich wieder meine Achillessehne, aber es ist nicht dieses Gefühl, dass es schmerzt, wenn sie gespannt wird, dann genau in der gegenteiligen Stellung entsteht der Schmerz – also wenn ich den Fuß beim bergab gehen sehr strecke.
    Ich habe heute Morgen beim Durchlesen der Notizen vom letzten Jahr festgestellt, dass ich das Problem auch schon im Jahr zuvor hatte.

    Zwischen Matalza und Croci geht man eine ganze Zeit auf einem Feldweg (auf dem auch normale Autos fahren könnten). Das fühlt sich ziemlich falsch an. So etwas haben meine Füße jetzt schon fast seit zwei Wochen nicht mehr gespürt!
    Immerhin gibt es hier wieder kein Netz. Ansonsten wäre es wirklich komplett merkwürdig. Kurze Zeit gab es nämlich perfektes 4G Netz.

    11:30 Uhr: Uff, ich verlasse den Feldweg.

    Die Landschaft ist wunderschön. Letztes Jahr sind wir hier im Dunkeln lang gelaufen, deswegen haben wir das gar nicht gesehen. Ein wunderschöner Bachlauf mit lieblichen Rasenflächen und lilanen Blumen – einfach traumhaft schön, man könnte es nicht schöner anlegen.

    12:01 Uhr: Ich bin in der Bergerie Croci angekommen.

    Der schwarze Boarder Collie ist in Croci angekommen!

    Der Nachmittag und Abend waren sehr entspannt. Ich habe noch ein kleines Schläfchen genommen und später einen Kaffee mit einem Stück warmen Apple Pie mit Schlagsahne zu mir genommen – köstlich!
    In der Zwischenzeit sind auch die anderen angekommen und wir spielen später eine Runde Cabo.
    Das Wetter zieht sich etwas zu und Mimi und Julia entscheiden sich auch hier zu bleiben. Da es sehr, sehr stark geregnet hat und zwischenzeitlich kaum Sonne gab, sind die Zelte alle noch nass und wir werden im Dortoir – im Schlafstall – untergebracht. Das ist neu für mich, aber ich bin ja für Erfahrungen offen.
    Das Abendessen ist der Knaller. Ich gönne mir wie so oft 1/2 l Rotwein, der perfekt zum heutigen Menü passt: ein paar Wurstspezialitäten mit Brot als Vorspeise, dann eine unglaublich leckere und unglaublich viel Lasagne und hinterher noch sehr schmackhaften Käse und zum Abschluss einen Apfel. Danach spielen wir noch ein paar Runden Cabo und ich gebe eine Runde Myrthe aus – denn den muss ja mal probiert haben, finde ich.
    Um 20:40 Uhr geht’s ins Bett!
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