• Henning Emmrich

GR20 V3

Ich kann nicht genug bekommen und "gehe" den GR20 jetzt zum dritten Mal. Read more
  • Trip start
    August 10, 2025

    Vorbereitung… gescheitert

    July 22 in France ⋅ 🌬 29 °C

    Eigentlich wollte ich dieses Jahr richtig gut trainiert in den GR20 starten.
    An der Côte d'Azur, auf dem Sentier Litorale (einem ziemlich anspruchsvollen Klippenwanderweg) bin ich gejoggt, um mich darauf vorzubereiten, in Trainrunning-Schuhen zu laufen.
    Und das Joggen hat super geklappt. Nur als ich dann gemütlich mit Steffi die Strecke gewandert bin, war ich einmal kurz von einer Familie, die so nett Picknick machte, abgelenkt und es ist passiert:
    Zum Glück "nur" eine Bänderdehnung/Prellung (zumindest hoffe ich das). Aber aus meinem "total trainiert" ist nichts geworden.
    Ich war sehr froh, die Reise um eine Woche verschieben zu können, und auch jetzt noch fühle ich mich nicht zu 100% wiederhergestellt.
    Aber ich bin mir sicher, dass es reicht.
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  • Geschafft

    August 8 in Germany ⋅ 🌙 19 °C

    23:37 Uhr: Ich klappe das MacBook zu. Als wir diesen Frühling in Berlin waren, habe ich dort in der Zeitung gelesen, dass ein sehr erfahrener Wanderer und Familienvater sechs Wochen, nachdem er auf dem GR 20 vermisst gemeldet worden war, gefunden wurde.
    Daraufhin habe ich mir einen Garmin inReach Messenger gekauft, um für meine Familie immer auffindbar zu sein
    Das Ding schickt meine Geoposition alle 20 Minuten per Satellit.
    Soweit so gut. Doch das Teil kann auch Nachrichten empfangen und ein hohes Risiko auf dem Trail kann von Gewittern ausgehen. Daher kam mir die Idee, mir den aktuellen Wetterbericht für meine jeweilige Etappe als Nachricht auf das Gerät schicken zu lassen (die eingebauten Wetterberichte sind für alpines Gelände nicht präzise genug).
    Da ich selbst nicht programmieren, kann, kam die Idee auf, eine AI zu bemühen. Stellte sich heraus, dass eine AI nicht reicht, und so habe ich zusammen mit ChatGPT als Tech Lead und Cursor AI als Developer eine Software entwickelt, die mir Nachrichten mit dem aktuellen Wetterbericht auf den Messenger schickt.
    Das hört sich vielleicht erst mal einfach an, ist es im Detail aber nicht.
    Und das Schlimmste ist eigentlich die Zusammenarbeit mit den AIs. Diese erwies sich als extrem wechselhaft. Teilweise brillant, dann, ohne dass man es gemerkt hat, unglaublich dilettantisch und auch zerstörerisch.
    So oft lehnte ich mich kurz vor dem Ziel, um dann festzustellen, dass hintenrum wieder große Teile in einer Art zerstört wurden, sodass das Wiederherstellen ewig dauerte .
    Naja, ich bin ich und Aufgeben kam nicht infrage. Und tatsächlich gehe ich jetzt auf den Trail mit einem System, das zu 90 % meine Erwartungen erfüllt. Es war eine Punktlandung.
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  • Was für ein Start!

    August 9 in France ⋅ 🌙 26 °C

    06:27 - Ich merke, dass ich emotional doch wieder ganz schön ergriffen bin. Der Spruch "Bon Courage" weckt in mir freudige Erwartung vor den Strapazen, die da auf mich zukommen.
    "Bon courage" – das wünscht der französische Wanderer entgegenkommenden Wanderern, wenn eine besonders anspruchsvolle Passage auf ihn zukommt.
    "Bon courage", wünsche ich mir. Und ich freue mich auf die Strapazen.
    Die letzten Wochen waren relativ intensiv. Meine Bänderdehnung/Prellung hat mich auch mental ziemlich zurückgeworfen. Die Woche Verschiebung war sicherlich gut, aber irgendwie hat es sich auch komisch angefüllt. Jetzt geht es wirklich los!

    Warum freue ich mich eigentlich auf die Strapazen? Eine Antwort darauf habe ich in einem tollen Video zum GR 20 gehört (Danke an Ines für den Tipp): diese unglaubliche Freude über die Schönheit oder auch das intensive Geschmackserlebnis bei einem Omelett oder einem kalten Pietra: Das kann man nur erleben, wenn man vorher die Strapazen hatte. Und man kann nicht so ein Erlebnis haben, ohne Strapazen. Alles, was man sonst im Leben bekommt – auch für beliebig viel Geld –, ist nicht so intensiv.

    13:52 Uhr: Die Anreise mit der Bahn ist überaus angenehm und gemütlich. Ich bin früh gestartet, so dass ich auch keinen Stress habe, wenn mal eine Verbindung nicht klappen sollte, und bisher bereue ich es nicht, lieber einen weiteren Weg auf dem Festland zurückzulegen (Münster–Luxemburg) als auf Korsika zu reisen (Bastia–Calvi).

    17:45 Uhr: gelandet. Was für eine schöne Insel. Nein, ich weiß nicht, aber ich freue mich total auf die Berge. Irgendwie. Noch ist alles unwirklich.

    18:30 Uhr: Ich bin in meiner Unterkunft Casa Di Jo angekommen. Nicht ganz günstig. Aber ich sag mal vorsichtig: Ich hätte schlechter treffen können. Schade, dass ich hier nur eine Nacht bin. Das wäre auch ein Ort, an dem man eine Woche verbringen kann.

    22:37 Uhr: Das war ein wundervoller Auftakt in den GR 20. Vielleicht ein bisschen zu lang, vielleicht ein bisschen zu viel Alkohol, aber es war einfach so schön, Hendrik und meinen Cousin Emmi mit ihren Familien zu treffen! Ich hatte mich schon im Vorfeld sehr gefreut, aber es war noch viel netter, als ich mir ausgemalt hatte. So viele nette Menschen! Jetzt muss ich aber auch wirklich schnell schlafen, damit ich morgen rechtzeitig loskomme und einigermaßen ausgeschlafen bin.

    Nur noch eines sei bemerkt: Dieser Ort ist zumindest am Samstag eine echte Empfehlung. Hier tobt das Leben, und man kann sicherlich noch lange weitermachen und auch richtig Party machen.
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  • Etappe 1 – ein guter Anfang

    August 10 in France ⋅ ⛅ 22 °C

    5:58 Uhr: Es ist herrlich draußen – wunderschöner Himmel, angenehme Luft und ich starte in meinen dritten GR 20. 1.400 Höhenmeter sind schon etwas, vor dem ich Respekt habe. Vor allem bin ich gespannt, wie mein linker Knöchel das mitmacht.

    6:20 Uhr: 350 Höhenmeter liegen hinter mir. Der Hang hat sich von gestern ganz schön aufgeheizt und es ist kaum spürbar, dass es kühler wird. Mein Rücken ist schon komplett nass und ich gehe bei ganz gemäßigtem Schritt und habe einen Puls von 145. Man kann nicht sagen, dass es anstrengend ist.
    Ein einzelner großer weißer Mond ist mein Begleiter. Es ist auch wirklich nur ein Mond, und er hat keinen kleinen, unförmigen grünen Begleiter.

    6:36 Uhr: Im Bereich der ersten Quelle ist es erst mal so etwas wie morgenfrische oder kühle Luft zu spüren, ein sehr angenehmes Gefühl.

    6:47 Uhr: Die erste Passhöhe ist erreicht. Calvi strahlt im Sonnenschein. Wunderschön. Soweit verhält sich der Knöchel auch unauffällig. Die Stöcke helfen sehr.
    Jetzt, wo der Weg etwas geradeaus läuft, sieht man auch, dass einige andere Wanderer mit mir gemeinsam unterwegs sind. Insgesamt sind vor und hinter mir bestimmt 10-15 Leute auf dem Abschnitt von circa anderthalb Kilometern unterwegs, aber es wirkt dennoch nicht voll.

    7:30 Uhr: Ich mache eine Pause. Mein Hemd ist am Rücken wirklich komplett nass, also nicht feucht, sondern nass. Es ist kurz davor, zu tropfen. Ich habe jetzt 4,6 km geschafft und 520 Höhenmeter.
    Gerade musste ich einmal einen Ausfallschritt machen, weil mein Gleichgewicht nicht ganz stimmte. In solchen Situationen bin ich schon noch etwas unsicher mit dem Fuß.

    8:15 Uhr: Ich bin jetzt auf 1000 m. Die Luft ist mittlerweile angenehm kühl.

    8:34 Uhr: Wo ist die Quelle, die hier nach 5,6 km hätte sein sollen? Zum Glück habe ich mich nicht vollständig auf meine Information verlassen und habe knapp zweieinhalb Wasser dabei.
    Der Weg verläuft zwar die ganze Zeit im Schatten, aber das ändert am Schwitzen nichts. Wobei, ich glaube nicht, dass man in der Sonne mehr schwitzen wird. Der einzige Unterschied wäre, dass man alles direkt verdunstet.

    8:49 Uhr: Ich habe einen ersten Pass auf 1260 m erreicht. Naja, Pass, eigentlich geht es direkt weiter. Das ist ganz schön anstrengend, aber von den 1.400 Höhenmetern habe ich jetzt 1.000 hinter mir. Kilometermäßig habe ich schon über die Hälfte: Von den 12 sind noch 5 zu machen.

    9:00 Uhr: Ein Müsliriegel und etwas Bein hochlegen, inklusive Bandage anlegen, dann geht es weiter. Keine Ahnung, ob das mit der Bandage wichtig ist, aber wo ich sie schon dabei habe…

    9:24 Uhr: Ich habe es zum ersten Mal, meine Stöcke weggelegt, viel mehr weggehängt und brauche meine Hände zum Klettern.

    10:52 Uhr: Man sieht das Camp zum ersten Mal weiter entfernt auf einem anderen Berg liegen. Wie lange werde ich bis dahin wohl brauchen? Sieht sehr weit aus – Vogel müsste man jetzt sein.

    11:48 Uhr: Angekommen. Mal sehen, ob ich ein schönes Zelt bekomme (man bekommt es hier zugewiesen). Ah ja, was ich noch festhalten wollte: Was mich heute am meisten genervt hat, waren die vielen Fliegen, die mir die ganze Zeit vor dem Gesicht herumgeschwirrt sind. Am Hintern wäre es mir egal gewesen, aber vor dem Gesicht…
    Und die Entscheidung, die Bandage umzulegen, war ebenfalls sehr gut. Sie hat mir gefühlte und vielleicht auch tatsächliche Sicherheit gegeben.

    Jetzt ist es 15:02 Uhr und ich habe schon ein leckeres Omelett gegessen, einen Deutschen kennengelernt, das deutsche Pärchen aus meiner Unterkunft neu kennengelernt (ich habe sie wirklich nicht erkannt), eine Dusche genommen und eine halbe Stunde geschlafen. Im Zelt ist es aushaltbar. Ich habe gerade gemessen: 25° .

    Der Nachmittag und der Abend plätscherten so dahin. Ich habe noch einige Nicht-Franzosen gesehen beziehungsweise kennengelernt: neben einer relativ großen deutschen Gruppe und zwei Pärchen sind noch eine ältere Spanierin, drei junge Italiener und zwei Engländer unterwegs. Letztere waren erst um 9:00 Uhr gestartet und hatten wohl sehr mit der Hitze zu kämpfen.

    Die Nacht war etwas unruhig. Etwa zur Hälfte habe ich anlässlich der Toilettenpause entschieden, mich doch mit dem Kopf hangaufwärts zu legen. Zwar habe ich dann keinen Lymph-Effekt, aber guter Schlaf ist noch wichtiger, wie mir meine Physiotherapeutin versichert hat.

    Überraschenderweise habe ich dann auch noch mal so tief geschlafen, dass ich erst kurz vor sechs aufgewacht bin.

    Ach ja, was noch ganz lustig war: Die Kuhherde hat mitten unter uns genächtigt!

    11,9 km gelaufen, insgesamt 6:16 h unterwegs und davon 4:36 h in Bewegung (mehr Pausen, als ich gedacht hätte) Durchschnittsgeschwindigkeit:
    2,6 km/h Höhenmeter 1.360 m rauf/240 m runter. Je nach Quelle braucht man für diese Strecke 6:10 bis 10:45 Stunden.
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  • Etappe 2 – eine gute Entscheidung

    August 11 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    5:50 Uhr: Ich habe verschlafen! Aber das ist nicht schlimm, denn heute habe ich eine Etappe vor mir, die relativ unabhängig von der Sonne ist.

    Heute Nacht habe ich mich daran erinnert, was meine Physiotherapeutin gesagt hat: Guter Schlaf ist wichtiger als Fuß hoch (Lymphfluss), und habe mich dann doch entschieden, mit dem Kopf hangauf zu schlafen.

    6:49 Uhr: Es gibt Leute, die sich mit den Schuhen auf die Toilettenränder stellen – dort, wo sich andere vielleicht hinsetzen. Rein technisch gesehen, müssten es Frauen sein.

    7:21 Uhr: Nach einem relativ anstrengenden Anfang über tja, was war das, ein Geröllhang? Nein, irgendwas mehr in Richtung ausgetrocknetes Flussbett oder sowas, auf jeden Fall mit vielen großen Steinen, komme ich jetzt in den Wald. Die Temperatur ist äußerst angenehm. Trotzdem friere ich nicht. Also, das soll heißen, ich bin schon ordentlich am Schwitzen.

    Das Geräusch, wie der Wind durch die riesigen Kiefern streicht, ist unbeschreiblich schön.

    7:50 Uhr: Das erste Mal uriniert, so soll es sein. Und wer sich an dieser Stelle wundert: Hydrierung ist für die Muskeln extrem wichtig, und wenn man viel schwitzt und es so heiß ist, kann das durchaus zu einem Problem werden.

    Die Quelle für diese Weisheit ist angeblich eine Studie der israelischen Armee und die werden es bestimmt wissen. Ist fast noch besser als „schwedische Wissenschaftler“. Schon eine leichte Dehydrierung kann zu einem Leistungseinbruch um 20 % führen. Sage ich mal so.

    Zwischendurch ist der Waldboden immer mal wieder komplett auf ca. 10 m² aufgerissen, so als wären schwere Maschinen im Einsatz gewesen. Die Steine sind umgewühlt und so weiter, aber das Einzige, was sein kann, ist, dass es Wildschweine waren oder wilde Hausschweine – schon ziemlich krass.

    8:00 Uhr: Ich erreiche einen Fahrweg. Naja, zumindest ist er so breit wie ein befahrbarer Fahrweg, befahrbar ist er aber nicht wirklich, also gar nicht.

    Das mit dem Fahrweg war nur eine temporäre Erscheinung. Aber der Weg wird durchaus angenehmer. Bis hierhin (ca. 3 km) war es so, wie es sich ein Physiotherapeut ausgedacht haben könnte, der jemanden mit einer Prellung oder Zerrung der Außenbänder auf die Probe stellen will – aber ich habe dank der Stöcke auch alles gut überstanden.

    8:10 Uhr: Nach 3,4 km überquere ich einen kleinen Bach und danach beginnt tatsächlich so etwas wie ein Fahrweg. Das ist jetzt nicht so, dass man hier mit einem normalen Auto fahren würde, sondern mit einem geländegängigen Fahrzeug mit 8 Rädern oder so… Und entsprechend ist es auch für die Fußgelenke immer noch anspruchsvoll.

    8:25 Uhr: Die ersten noch sehr sanften Sonnenstrahlen berühren mich. Sie passen irgendwie zum Gezwitscher im Wald und zum Plätschern des Baches. Was für eine herrliche, friedliche Stimmung.

    9:01 Uhr. Ich mache an einer Badegumpe eine Pause, um meine Füße etwas zu kühlen.

    9:21 Uhr: Weiter geht's. Ich habe zwar nur kurz meine Füße gekühlt, aber beim Abtrocknen und vor allem mit den langen Kompressionssocken dauert es etwas… Tatsächlich fühlen sich meine Unterschenkel und Knöchel sehr erfrischt an.
    Lustiger Weg: Passagen aus blankem Stahlbeton wechseln sich mit extrem ausgewaschenem, ziemlich schwierig zu gehendem Steinweg ab.

    10:14 Uhr: Ich erreiche die Auberge de la Forêt. Jetzt erst mal schön frühstücken. Das Frühstück ist jetzt nicht total aufwändig (Baguette, Käse, Schinken, Naturjoghurt und Kaffee satt), aber es kostet dafür auch nur 8€.

    10:35 Uhr: Und weiter geht's. Ich lasse die Zivilisation hinter mir und schalte mein Mobilgerät auch wieder in Flugmodus.

    5 km und 720 Höhenmeter liegen jetzt vor mir. Hier unten ist es schon ziemlich warm. Ich hoffe, dass der Weg einigermaßen im Schatten verläuft.

    11:30 Uhr: Ich habe noch zweieinhalb Kilometer und 460 Höhenmeter nach. Ich tippe darauf, dass ich noch so 2 Stunden brauchen werde, inklusive einer Pause an der Badegumpe. Mal gucken, ob ich richtig liege.

    Der Anstieg ist natürlich sehr anstrengend, und ich bin wieder komplett nass. Meine Haut glänzt vor Feuchtigkeit bis in die Fingerspitzen, aber der Weg geht bisher größtenteils im Schatten. Es ist also eher die Anstrengung, die den Schweiß treibt.

    11:40 Uhr: So einen schönen Weg aus Steinen geht man am effizientesten, indem man von einem großen zum nächsten Stein schreitet oder hüpft. Man muss dabei natürlich darauf achten, dass diese fest liegen, und eigentlich geht man fast nur auf Zehenspitzen. Wenn man gut geübt ist, schafft man das auch mit schwerem Rucksack und ohne Stöcke. Ich brauche aktuell noch beide Stöcke, um das Gleichgewicht zu halten. Und ich glaube nicht, dass man es schafft, nebenbei Pokémon GO zu spielen. ;-)

    11:45 Uhr: Ich mache eine kleine Pause für meine Füße an einem Bach.

    12:02 Uhr: weiter geht‘s
    Der frische Kick hält bei den Temperaturen und vor allem bei der Steigung leider nur wenige Minuten an. Jetzt ist es 12:19 Uhr und ich fühle mich eigentlich so wie vorher. Trotzdem lohnt sich der Aufwand, weil man so zumindest weiß, dass es kein Dauerzustand ist, also das Durchgeschwitzen.

    12:51 Uhr. Ich bin noch an einem kleinen Bach angehalten. Diesmal waren nicht die Füße, sondern nur die Hände, die Unterarme und das Gesicht dran. Boah, war das erfrischend.

    13:04 Uhr: Angekommen!

    Ich habe ein schönes Zelt gefunden, das im Schatten liegt, und nach dem obligatorischen Omelett habe ich schnell geduscht und dann einen kleinen Nap genommen.

    Nachmittag und Abend waren wieder sehr nett. Außer den bereits bekannten Deutschen habe ich noch zwei Belgier kennen gelernt, Vater 58 und Sohn 18 – beide sehr sportlich unterwegs. Vor allem habe ich mich mit Herbert unterhalten, der deutlich jünger aussieht als seine 62 Jahre und schon sehr viel in den Bergen unterwegs war (weltweit). Ich weiß gar nicht, wo die beiden aus London abgeblieben sind. Die habe ich heute nicht gesehen, aber hier ist auch recht voll.

    13,9 km, Gesamtzeit: 6:23 h; in Bewegung: 4:20 h Durchschnittsgeschwindigkeit, während ich gelaufen bin: 3,2 km/h, 700 m Aufstieg, 990 m Abstieg. Je nach Quelle zwischen 5:55 und 9:15 Stunden. Ca. 3h bis Auberge de la Foret und ca. 4h bis zum Refuge.
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  • Etappe 3 – die technisch Anspruchsvolle

    August 12 in France ⋅ 🌙 19 °C

    5:00 Uhr: Der Wecker klingelt. Was ich heute Nacht gelernt habe: Wenn ich nachts aufwache, soll ich unbedingt Ohrstöpsel reinnehmen. Ab 4:00 Uhr wird es so laut, oder es sind zumindest so regelmäßig Geräusche zu hören, dass ich nur noch sehr leichten Schlaf hatte.
    Egal, nach einem kleinen Frühstück (Rest Baguette aus Calanzana und Rest Käse (uff) mit Feigenmarmelade) und zwei Kaffees geht’s kurz vor 6 Uhr los.

    6:32 Uhr. Danke schön, liebes Wetter. Es gibt ein bisschen Wind. Mein Puls ist kontinuierlich über 150 (mein Maximalpuls liegt bei 165 oder so). Das gibt vielleicht einen Eindruck von der Schwierigkeit des Geländes. Schweiß strömt aus allen Poren.

    7:00 Uhr: Ich mache meine erste Pause. 1,4 km liegen hinter mir, aber vor allem etliche Höhenmeter (300, aber es folgen auch noch 530). Diese Etappe in der freien Sonne zu gehen, ist undenkbar. Aktuell sind es 22°, und ab und zu kommt ein Wind, und das ist gerade so erträglich.

    8:05 Uhr: Eine kleine Pause gemacht, auch zum Senden und Empfangen von Nachrichten hier mit wunderschönem Blick über die Bucht von Calvi.

    8:27 Uhr: Der letzte steile Anstieg. Mein Herz hämmert wie ein Techno-Beat! Aber wie hübsche Steine es hier gibt – in allen Farben!

    8:33 Uhr. Ich bin an der Boca Muvrella auf 1.980 m, aber leider ist es das noch nicht! Erst mal geht es noch auf dem Grad weiter, dann mal schauen.

    9:07 Uhr. Ich hab Bocca Stagnu erreicht und kann das Refuge schon sehen. Von hier aus geht es jetzt „nur noch“ 540 m bergab, aber die sind sehr schwer. Jetzt werde ich erst mal etwas Baguette mit Salami essen.
    Hier oben begrüßt mich auch zum ersten Mal die Sonne, aber da es angenehm windig ist und es auch erst 9:00 Uhr ist, ist es gut auszuhalten.

    9:26 Uhr: Weiter geht's!

    10:06 Uhr: Am großen Stein angekommen! Kurze Rast in seinem Schatten.

    10:13 Uhr: Weitergeht’s. Bisher habe ich meine Stücke noch gar nicht gebraucht. Beziehungsweise habe ich bisher meine Hände zum Klettern gebraucht und konnte deswegen die Stöcke nicht verwenden.

    10:30 Uhr: Ich habe mal zaghaft einen Stock rausgeholt, um zu schauen, ob der jetzt vielleicht schon funktioniert, aber es ist immer noch sehr viel zu klettern und eine Hand brauche ich auf jeden Fall für die Steine.

    10:36 Uhr: Langsam wird es auch heiß. Gerade bin ich einmal kurz aus dem Gleichgewicht geraten, nicht schlimm, und ich konnte mich auch gut auffangen. Aber ich glaube nicht, dass es vor einer Woche schon so gut gegangen wäre. Vor allem mental nicht, weil mich da noch jedes Ziepen wesentlich mehr irritiert hat.

    10:40 Uhr: Ich erreiche die erste der majestätischen Kiefern und höre erneut diesen besonderen Ton, der entsteht, wenn der Wind durch die riesigen Bäume weht.
    Wer denkt, mit dem Wald wäre es geschafft, der irrt: Der Abstieg im Wald ist sehr lang und auch nicht einfach, weil das Gelände lose ist und man immer wieder aufpassen muss, dass man auf dem losen Hang nicht ins Rutschen kommt oder über irgendwelche Wurzeln stolpert.

    11:05 Uhr: angekommen. Naja, zumindest am Fahrweg und den gehe ich jetzt auch bis zum Refuge. Keine Lust, die Abkürzung abzusteigen, was der eigentliche GR 20 wäre. Da gehe ich lieber ein paar Schritte mehr.

    Den Rest des Tages habe ich folgendermaßen genutzt: Erst mal bin ich ins Restaurant gegangen und habe mir dort eine schöne Apfeltorte mit viel Schlagsahne und einem Milchkaffee bestellt – lecker! Dann war es auch schon 12:00 Uhr und Zeit für einen leckeren, korsischen Burger mit Pommes Frites und ein kleines Bier. In der Zwischenzeit haben sich auch schon Thomas und Laura zu mir gesellt und um 13:00 Uhr verabschiede ich mich dann für einen kurzen Mittagsschlaf, der gerade noch so passt, denn um 14:00 Uhr hatte ich eine Massage bestellt (die genial war).

    Ja, danach dann noch duschen, ein bisschen mit verschiedenen Leuten quatschen, und auf einmal ist dann abends noch ein bisschen so Gutes unterkocht gegessen, die letzten Vorbereitungen für morgen gemacht, und jetzt geht es ins Bett, denn morgen heißt es, um 4:00 Uhr aufzustehen.

    Das Tolle ist, dass ich auch die beiden deutschen Pärchen überzeugen konnte, mit auf die geführte Tour durch den Cirque de la Solitude zu kommen.
    Da es morgen ab 14:00 Uhr gewittern kann, brechen wir schon um 5:00 Uhr auf…

    Entfernung 5,56 km. Insgesamt bin ich circa 5:30 h gegangen, davon in Bewegung 2:45 h, was ich für nicht realistisch halte, denn zum einen habe ich nicht so viele Pausen gemacht, und zum anderen war ich nicht so schnell unterwegs.
    Entsprechend ist auch die Bewegungsgeschwindigkeit von 2 km/h heute wirklich nicht realistisch. Laut Literatur/Komoot braucht man 5:45 - 6:15 Stunden.
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  • Etappe 4 – ein Kessel voll Einsamkeit

    August 13 in France ⋅ 🌩️ 19 °C

    4:00 Uhr: Die Nacht war eher so, geht so. Wieder einige falsche Entscheidungen getroffen. Lustig war auch, dass meine Überlegung, dass ich ja heute um 4:00 Uhr aufstehen muss und deshalb kein Oropax verwenden brauche, sich als Irrtum herausgestellt hat: Eine relevante Anzahl von Menschen machte sich ab 3:00 Uhr mit dem Aufbruch zu schaffen. Und zwar in einer Weise, die man leider nicht als rücksichtsvoll bezeichnen kann. Da wurden ganz normale Gespräche in ganz normaler Lautstärke geführt.

    Naja, ich hab mir dann noch ein schönes Frühstück gemacht und konnte sogar noch etwas Butter abgreifen – von denen, die im Refuge ein Frühstück gebucht hatten. Und um 5:00 Uhr haben wir dann mit zwei Führern den Aufstieg begonnen. Zwei Führer, weil wir eine Gruppe von etwa 15 Leuten waren. Der Aufstieg ist vom Weg her weder schön noch besonders anspruchsvoll, aber auch nicht das Gegenteil. Was den Aufstieg aber wirklich schön macht, ist, dass man ein lang gestrecktes Tal hochläuft und die Sonne auf der gegenüberliegenden Seite aufgeht.

    7:25 Uhr: Wir haben den Grad erreicht, ab dem der Abstieg beginnt. Wenn man von oben in den Kessel hinein schaut, sieht es schon beeindruckend aus, da man quasi nur einen Abgrund sieht. Tatsächlich ist die Tour gar nicht so schlimm, weil man schräg an der Wand entlanggeht und dabei immer sehr gute Trittmöglichkeiten hat.

    Wir haben immer mal wieder kleine Pausen gemacht und, nachdem wir die 200 m abgestiegen und wieder hinaufgeklettert sind, um circa 10:00 Uhr den Ausgang des Cirque de la Solitude erreicht. Oben gab’s wieder die leckeren korsischen Kekse mit einer Chai-Latte.
    Man darf den Cirque auch ohne Führer gehen, aber ich würde es niemandem empfehlen. Es gibt keine Markierungen mehr, und außerdem fand ich es auch angenehm, einmal nicht selbst nach dem Weg schauen zu müssen und vor allem fand ich auch die Informationen, die uns Louis immer mal wieder (auf Nachfrage auch auf Englisch) mitgegeben hat, äußerst spannend. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass der ursprüngliche Weg gar nicht in das Ascu-Tal hinabstieg, sondern von Carruzzo direkt über den Cirque nach Tighiuttu. Louis bietet dies auch als geführte Tour an.

    10:37 Uhr. Tee und Kekse sind alle, und wir brechen auf in Richtung der Hütte. Ich mache den Abstieg alleine, ganz in meinem Tempo.

    11:04 Uhr: Der Abstieg ist durchaus anspruchsvoll, da das Gelände aus Fels und Steinen unterschiedlicher Größe besteht und man bei jedem Schritt gut aufpassen muss.

    11:08 Uhr: Man sieht zum ersten Mal die Tighuittu-Hütte.

    11:55 Uhr: Ich habe das Refuge Tighuittu erreicht, also die Hütte, in der ich nicht übernachte, aber eine Orangina trinke und hoffe, Felix und Vanessa abzupassen, die hier übernachten.

    12:08 Uhr: Ich mache mich auch schon wieder auf in Richtung Vallone. Die Wetterlage ist mir nicht ganz geheuer. Man kann ja auch nicht hinter den Berg gucken.

    12:24 Uhr: Ich bin beeindruckt. Ich hatte den Abstieg nach Ballone eher als einen Spaziergang in Erinnerung und obwohl ich eigentlich noch sehr frisch bin, finde ich den Weg durchaus anspruchsvoll.

    Aber das liegt mit Sicherheit auch an meinem Knöchel. Der tut nicht weh und meine Beweglichkeit ist eigentlich auch schon wieder relativ gut. Aber gerade dadurch, dass ich Halbschuhe trage, komme ich doch immer mal wieder in den Grenzbereich, und das versetzt mir jedes Mal einen kleinen Schrecken. Wie gesagt, es passiert gar nichts. Es zieht nur ganz leicht, aber ich habe jedes Mal im Hinterkopf „Oh Gott“. Ob das gut ist oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall habe ich den Abstieg auch im Cirque dieses Mal wesentlich anspruchsvoller wahrgenommen. Der Aufstieg hingegen war ein Freudenfest, der hätte gerne noch doppelt oder dreimal so lange sein können.

    12:47 Uhr: Ich erreiche die Bergerie de Ballone. Die haben sich vergrößert und jetzt eine doppelt zu große Terrasse und die Terrasse über der Haustür ist jetzt vollständig überdacht. Das ist insofern ganz interessant, falls das Wetter umschlagen sollte. Aktuell sieht es… sagen wir mal interessant aus: Über uns ist eine Wolke, man weiß nicht, wie hoch sie sich auftürmt, und immer mal wieder frischt der Wind extrem auf.

    Während ich diese Zeilen hier überarbeite, sitze ich schon mit den Füßen im kristallklaren und schön kalten Gebirgsbach. Einfach herrlich. Jetzt gehe ich gleich mal hoch, um zu schauen, ob es ein Omelett oder so etwas gibt, und dann steht noch die Dusche an. Anschließend ein kleiner Mittagsschlaf. Und das Ganze in beliebiger Reihenfolge – dann gibt’s auch schon Abendessen und danach schnell schlafen. So verläuft ein Tag wieder anders.

    14:39 Uhr. Ich ziehe mich nach einem leckeren Omelett zurück ins Zelt. Es hat leicht dicke Tropfen zu regnen angefangen. Die Dusche steht noch aus.
    Leider hat das bedeckte Wetter doch nicht so lange angehalten, sodass ich einigermaßen nass geschwitzt aufgewacht bin (hier gibt es keine Black&Fresh-Zelte, dafür aber Schaumstoffmatratzen mit Bettlaken).
    Dann also duschen danach! Ich habe mich auf die Terrasse zu Paula und Thomas gesellt, die sich schon eine halbe Karaffe Rotwein reingetütelt haben. Aber ich entscheide mich vorerst für die Zitronen-Brocciu-Tarte mit einem Kaffee. Später habe ich für uns drei doch noch eine ganze Flasche recht ordentlichen Rotwein gekauft.
    Und auf einmal: ein Blitz und im selben Moment ein Donnerschlag! Wir drei (vor allem Laura und ich) rennen panisch rein. Der Wirt lacht sich kaputt. Nachdem wir feststellen, dass wir evtl. etwas überreagiert haben, gehen wir wieder nach draußen.
    Das Wetter bleibt, entgegen meiner Befürchtung, stabil. Später spielen wir mit zwei Franzosen „Schwimmen“. Während des Essens kommt dann endlich auch Harald an. Er ist erst relativ spät gestartet und hat auch ziemlich lange gebraucht und sieht auch einigermaßen fertig aus. Aber alles gut.

    Mit dem Bus kann man die Passage übrigens gut umfahren: Er startet um 8:00 Uhr in Ascu und braucht 1,5 h bis zum Ziel. Von da aus sind es noch 6 km Fußweg bis zur Bergerie Vallone.

    Jetzt ist es auch schon wieder 21:05 Uhr – Zeit zu schlafen!

    8 h insgesamt. 8:15 - 8:30 h nach offiziellen Quellen.
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  • Etappe 5 – fast ein Sonntagsspaziergang

    August 14 in France ⋅ 🌙 17 °C

    5:45 Uhr: Ich starte ganz alleine bei völliger Dunkelheit – ist auch mal ein schönes Abenteuer.
    Mein Wetterbericht funktioniert sehr gut – leider verspricht er für heute nichts Gutes und es soll schon ab 13:00 Uhr zu Gewittern kommen. Daher mache ich mich so zeitig auf den Weg.
    Die Nacht war eher wie üblich, aber ich bin auf Toilette gegangen, als ich musste, und habe auch bis auf eine kurze Zeit zwischen 11:00 und 3:00 Uhr die ganze Zeit Ohrstöpsel drin gehabt, was auch absolut notwendig war.

    Mich beeindruckt immer wieder, wie egoistisch die Leute sind und wie sehr sie nur an sich selbst denken und laut anfangen zu schnattern, sobald sie wach sind. Eine Gruppe war heute wieder unglaublich. Genauso hat mich heute auf dem Weg wieder beeindruckt, wie viele Taschentücher da mitten auf dem Weg mit einem Steinchen beschwert liegen. Können die Damen denn nicht einen Schritt vom Pfad weggehen, um sich zu erleichtern?

    Der Weg ist sehr angenehm, kaum Steigungen. Es geht erst mal um einen Berg herum, und die Temperatur ist schon so, dass ich mein Hemd komplett aufgeknöpft habe, viel wärmer als in den anderen Jahren.
    Da wir heute immer wieder Wasserstellen passieren, habe ich nur anderthalb Liter Wasser dabei, was meinen Rucksack äußerst angenehm leicht macht.

    6:24 Uhr: Ich schalte meine Stirnlampe aus. Selbst im Wald ist es jetzt so hell, dass man sehr gut sehen kann. Aber man muss auch immer wieder aufpassen, dass man nicht einen falschen Abzweig wählt, da es hier relativ touristisch ist und immer mal wieder Trampelpfade zu Bademöglichkeiten etc. gibt. Zweimal wäre ich fast darauf reingefallen.
    An sich fühle ich mich körperlich fit. Nur an meinen Oberschenkeln bemerke ich leichte Ermüdungserscheinungen, obwohl der Weg bisher nur als äußerst angenehm zu bezeichnen ist. Es geht ja immer mal ein klein bisschen hoch und runter, aber eher in der Kategorie „schöner Waldpfad“ – für hiesige Verhältnisse zumindest.

    7:08 Uhr. Ich habe mir im Bach noch mal Wasser gefiltert und der Aufstieg beginnt. Ich bemühe mich, wie Louis es gesagt hat, nur kleine Schritte zu machen und mich an der Stufenhöhe von 17,5 cm zu orientieren.
    Mittlerweile bin ich in der Sonne, aber die Temperaturen sind noch angenehm. 2 Stunden später möchte ich das nicht machen.

    7:18 Uhr: Ich bin schweißgebadet. Der Anstieg hat es durchaus in sich, aber es ist auch irgendwie schön!
    Ich passiere erneut einen Gebirgsbach und erfrische mich ein wenig – ist das herrlich. Für die ersten 3 km habe ich 1 Stunde gebraucht. Jetzt wird meine Geschwindigkeit wohl wieder auf die normalen 1,5 bis 2 km/h zurückfallen, aber dafür lohnt sich der Anstieg auch.

    7:29 Uhr: Dass ich komplett nass bin, lässt sich auch an der Temperatur erklären. Es sind mittlerweile 24 °C und 60 % Luftfeuchtigkeit.
    Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass sich meine Eltern, die sich große Sorgen um mich machen, wahrscheinlich jeden Tag im Haushalt für ihr Alter größere Gefahren aussetzen, als ich hier auf dem GR 20.
    Ich bin schon 477 m aufgestiegen und es sind noch 365, die kommen. Dafür, dass ich mein Schweißdrüsensystem auf Maximalbetrieb habe, liegt mein Puls bei knapp über 130 noch innerhalb eines sehr guten Niveaus.

    8:12 Uhr: Ich bin am Grat angekommen – war ganz schön. Zum Schluss hatte ich angenehmen Wind von hinten. Und wenn es dauerhaft etwas stinkt und der Wind von hinten kommt, liegt doch der Verdacht nahe, dass der Gestank von einem selbst kommt, oder?

    8:22 Uhr: Weiter geht's. Gerade noch kurz mit einem deutschen Vater gesprochen. Sie sind mit zwei Familien mit Kindern zwischen, ich würde sagen, acht und 14 Jahren, unterwegs, und alle sind voll motiviert, machen aber auch nur eine kleine Rundtour zwischen Mori und Ballone.

    9:14 Uhr: Ich mache eine kleine Erfrischungspause.

    9:38 Uhr: Ich habe eine schöne Pause gemacht, einen Snickers gegessen, meine Füße im eiskalten Bach gekühlt und 1 l Wasser nachgefüllt. Jetzt geht es, erfrischt, aber auch irgendwie ein bisschen müde, weiter. Kaffee wäre ganz nett gewesen…
    Schon seit über 2 Stunden kreisen meine Gedanken darum, ob man aus meinem Wetterdienst ein echtes Produkt machen kann. Also ob man daraus ein Produkt bauen kann, was es leisten können muss und vor allem auch, ob es dafür einen Markt gibt.
    Zwischendurch immer wieder der Ruf des Zaunkönigs. Irgendwie auch schön vertraute Geräusche zu hören.

    10:20 Uhr: Ich überquere die erste Brücke.

    11:00 Uhr: Ich mache eine Pause in der Bergerie du Radule. Leckere korsische Pancakes. Nach 20 Min. geht es weiter.
    Letztes Jahr konnten wir uns gar keine Zeit für diese schöne Einkehrmöglichkeit nehmen, weil Thomas unbedingt sicherstellen wollte, dass er noch ein Hotelzimmer bekommt. Aber die Rezeption macht, glaube ich, sowieso erst um 15:00 Uhr auf; daher keine Eile für mich, auch wenn ich nur im Zelt bin.

    11:49 Uhr: Ich gehe durch den schattigen Wald, und mein Außenthermometer zeigt 28° bei 50 % Luftfeuchtigkeit. Es fühlt sich an wie eine Sauna. Und leider steht die Luft – kein Windhauch.

    12:21 Uhr: Ich habe das Hotel und damit auch den Campingplatz erreicht. Hoffentlich bekomme ich das Zelt direkt und nicht erst ab 15:00 Uhr – es wäre schön, direkt duschen zu können.

    12:37 Uhr: Oh, hab‘ ich ein Glück. Ich hab gerade meinen Salat etc. bezahlt, da donnert es und jetzt fängt es auch schon an zu tröpfeln. Mein Wetterbericht funktioniert wirklich sehr gut. Ich hab damit auch schon einiges an Eindruck gemacht.

    12:47 Uhr: Ach, doch ganz schön, dass ich das Zelt noch nicht bekommen habe. Hier herrscht gerade ein bisschen Weltuntergangsstimmung.
    Verdammt, sind die Blitze hell und der Donner laut. Und ist beides nah beieinander.
    Als ich hier ankam, dachte ich noch, dass es ja eigentlich ganz schön wäre, wenn es etwas bedeckt wäre, damit ich im Zelt schlafen kann. Und 2 Minuten später ist auf einmal ein Gewitter direkt über uns. Also es sah schon dunkel aus, aber…

    15:15 Uhr: Mannoman, als ich mich gerade ins Zelt gelegt habe, dachte ich noch „hoffentlich klart das nicht auf, die haben gar keine Black&Fresh Zelte und das wird sonst so heiß“. Und jetzt geht hier schon seit 20 Minuten das zweite Gewitter runter – aber vom Feinsten. Immerhin ist mein Zelt trocken. Für 60 € mehr hätte ich ein „schönes“ Hotelzimmer haben können. Irgendwie bin ich auch ein bisschen bescheuert, oder?

    15:47 Uhr: Es schüttet wie doof. Wenn ich jetzt aus dem Zelt gehe, bin ich sofort klitschnass und das spannende ist, dass es jetzt schon seit 1 Stunde gießt.
    Gerade habe ich’s nicht mehr ausgehalten: ich habe auf der Seite liegend, aus dem Zelt gepinkelt! Es war ein kleiner akrobatischer Akt. Aber draußen steht das Wasser auf der Holzplattform und so hat sich alles direkt vermengt. Wahnsinn. Und es blitzt und donnert immer noch.
    Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Donnerschläge gehört zu haben. Ich habe vorhin eine Atem-Meditation gemacht und mein Puls war bei fast 100, weil ich mich ständig so dermaßen erschrocken habe.

    17:29 Uhr: Sitze jetzt endlich in der Cafeteria mit einem Stück Kuchen und Kaffee. Uff. Das war ein sehr ausgiebiges Gewitter! Total krass.
    Kurz vor dem Essen kommt Harald an. Er ist während des zweiten Gewitters einfach durchgelaufen. Dieses Mal essen wir wieder das Menü, das allerdings den Scharm einer Betriebsmensa aus den achtziger Jahren hat. Naja, der Hunger treibt es rein. Aber das Essen in Ballone gestern war auch der Hammer!

    Jetzt ist es kurz nach neun und wieder Zeit zu schlafen. Morgen will ich nicht ganz so früh starten, weil das Gewitter erst für um 17:00 Uhr angekündigt ist und die Etappe nicht viel mehr als 6 Stunden dauern dürfte.

    Was ich vergessen hatte zu erwähnen: heute gibt es nicht nur relativ dicke, allerdings kunststoffbezogene, Matratzen, sondern auch Kopfkissen! Was für eine Freude. Das nächste Mal nehme ich auf jeden Fall mein ultraleichtes Daunenkopfkissen mit. Das muss ich mir unbedingt merken. Und die Zelte werden hier auch zugeteilt.

    13,2 km, 700 m Anstieg. Ca. 6,5 h inkl. Pausen. Literatur und Komoot: 7:00 - 8:45 h
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  • Etappe 6 – die Schöne

    August 15 in France ⋅ 🌙 17 °C

    6:38 Uhr: Auf geht's. Die Nacht war ganz gut, allerdings spüre ich jetzt auch an der Innenseite meinen Knöchel etwas mehr – wahrscheinlich etwas Neues.
    Toll, es sind doch mehr internationale Leute hier als gedacht: Heute Morgen einen Kurden und einen Franzosen kennengelernt, der aus der Türkei kommt. Beide Raucher, sodass ich heute Abend vielleicht mal meine erste Zigarette rauchen kann – denn allein wollte ich nicht.

    Ich bin ganz zufrieden mit meinem Wassersystem: Ich habe zwei 0,5-l-PET-Flaschen. In die eine kommt immer eine Magnesiumcitratmischung und die andere Flasche ist quasi der Reservekanister, der Reserve-Tank für meine Wasserblase. In dieser habe ich dann je nach Etappe 1 bis 2 1/2 Liter. Das Blöde an so einem Camelbag ist, dass man nie genau weiß, wie viel noch drin ist. Daher der Reservekanister.

    Es entsteht irgendwie immer mehr Nähe zwischen den Wanderern beziehungsweise den Gruppen. Wahrscheinlich ist es dieser einfache psychologische Effekt, dass Nähe entsteht, wenn man Leute regelmäßig wieder trifft. Und das ist hier ja der Fall und man sieht sich jeden Abend und jeden Morgen und vielleicht auch noch mal unterwegs. Und so langsam empfindet man Nähe zueinander – es ist mehr als eine Person, die man nur flüchtig zum ersten Mal gesehen hat oder die zufällig den gleichen Weg geht.

    Die Morgenstimmung ist wunderschön. So friedlich. Wenn ich an die armen Leute denke, die gestern diese Etappe noch um 13:00 Uhr gestartet sind und mitten in das Gewitter oder vielmehr: die Gewitter gekommen sind! Es ist unvorstellbar, wie groß der Unterschied ist.

    Vor zwei oder drei Tagen habe ich abends das Gefühl gehabt, dass ich die Magnesium-Tablette nicht richtig geschluckt habe oder mit zu wenig Wasser genommen habe; sie schien mir irgendwie im Rachen hängen geblieben zu sein. Das Gefühl ist geblieben und es ist jetzt ein bisschen runtergerutscht, ich würde sagen, auf knapp unterhalb des Kehlkopfs. Ich wollte es nur einmal für mich festhalten, damit ich mich später erinnere, wann es begonnen hat.

    Es ist jetzt genau 7:30 Uhr, und der Anstieg beginnt. Für die 3,6 km hierher habe ich etwas unter 1 Stunde gebraucht, das sagt auch etwas über die Beschaffenheit des schönen Waldpfads aus.

    7:44 Uhr: Der erste Sattel ist erreicht, aber das war natürlich nur ein kleiner Teil davon.
    Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es für die Gruppe von Franzosen war, die um 13:00 Uhr weitergewandert ist. Die müssen bei dem krassen Gewitter über diesen exponierten Gebirgsrücken gegangen sein. Der einzige Hoffnungsschimmer, ein Strommast, der hoffentlich die Blitze abfängt.
    Gerade habe ich Elena aus Belarus kennengelernt. Sie ist auch allein unterwegs und will es in 14 Tagen schaffen. Ihre Lieblingsstadt ist Lüneburg.

    8:35 Uhr: Es sind angenehme 19° bei 70 % Luftfeuchtigkeit. Teilweise im Schatten schon frisch, aber da der Weg auch immer wieder in die Sonne kommt, ist es perfekt. Schwitzen tue ich allerdings trotzdem. Ich habe aber auch nur noch circa 100 m Anstieg nach…
    Ganz in der Ferne sieht man das Hotel von letzter Nacht.

    8:40 Uhr. Ich habe den Pass erreicht, aber wo geht es hier weiter? Bin ich sogar falsch?

    8:43 Uhr: Es war nicht *der* Pass, sondern *ein* Pass – weiter geht der Anstieg…

    9:14 Uhr: Jetzt bin ich wirklich am Pass angekommen. Von hier an geht es heute nur noch ganz entspannt bergab. Ich mache jetzt erst mal eine kleine Pause, trinke etwas Magnesiumcitrat und esse ein paar Erdnüsse. Später mache ich dann eine kleine zweite Frühstückspause.

    9:35 Uhr: Das Wetter sieht heute so aus, als könnte es keiner Fliege oder keinem Wanderer etwas zu Leide tun, aber es ist ja auch erst 9:35 Uhr, da kann noch einiges passieren…

    9:45 Uhr: Ich mache eine Frühstückspause am Lac de Nino.

    10:05 Uhr: Und es geht weiter! Zwischenzeitlich konnte ich mal den Satelliten-Messenger nutzen und Steffi bei einer Frage etwas Support geben.

    Ich finde diese Aufteilung, dass man für Notfälle erreichbar ist, aber ansonsten einfach offline bleibt, sehr angenehm. Sehr angenehm ist auch die Landschaft, also der Teil, der sich dem See anschließt – einfach nur malerisch.

    10:55 Uhr: Nach einem sehr leckeren Tiramisu und einem Kaffee in einer neuen Bergerie geht es weiter auf dem Trail. Die neue Herberge sieht sehr nett aus und ich habe mir dort auch noch ein Stückchen Käse mitgenommen. Allerdings habe ich die sichere Variante gewählt und einen Tomme genommen, der nicht so streng ist.

    11:12 Uhr: Bei der Wasserplanung habe ich wirklich Quatsch gemacht, denn es gibt ja einen wunderbaren Bach. Und darin bade ich gerade meine Beine. Venentraining 😅

    11:24 Uhr: Und weiter geht's!

    11:35 Uhr: Hier wäre jetzt schon die nächste Bademöglichkeit!

    11:37 Uhr: Jetzt geht es durch einen lichten Buchenwald. Naja, eher so etwas wie eine Heide, in der einige Buchen stehen. Wunderhübsch.

    11:44 Uhr: Es sind noch 3 km zu gehen. Ich schätze, ich bin um 13:15 Uhr in der Hütte. Keine schlechte Zeit für ein Omelett, ein Bad und einen Mittagsschlaf.

    Das war ein schöner Nachmittag und ein schöner Abend hier auf dem Refuge Manganu. In der Badegumpe (19 °C) war ich gleich zweimal. Einmal direkt nach dem Ankommen und einmal nach dem Mittagsschlaf. Das Omelett war wieder hervorragend und auch das Abendessen war ziemlich schmackhaft. Der kleine Thunfischsalat als Vorspeise und die Panna Cotta mit Himbeersauce waren mal was anderes.
    Beim zweiten Baden hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit dem Türken, der in Frankreich lebt. Beim Abendessen habe ich lange mit dem Ehepaar aus Québec und mit Vater und Sohn aus Belgien gesprochen. Davor ein kleiner Ausflug in Richtung AI und Computer mit einem französischen Pärchen und später dann noch, nachdem ich Paula das Knie getapt habe, noch ein gutes Gespräch mit drei Deutschen, die eigentlich auch schon die ganze Zeit zusammen mit mir unterwegs sind, die ich aber irgendwie noch nie wahrgenommen habe – und andersrum genau so wenig.

    Mal gucken, wie die nächsten Tage werden, da viele jetzt noch doppeln wollen oder in Vizzafona geplant aufhören und so weiter. Ich hoffe, dass ich im südlichen Teil auch noch ein paar Mitwandernde haben werde, die ich schon länger kenne. Ich versuche, dem offen entgegenzublicken.
    Das Zelt wird einem auch hier zugeteilt.

    16,6 km in 6:12 h davon 4:41 h in Bewegung = 3,5 km/h
    662 m Aufstieg, 477 m Abstieg. Standard: 6:45 - 8:15 h
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  • Etappe 7 – weite Aussichten

    August 16 in France ⋅ ☀️ 16 °C

    6:00 Uhr: Obwohl ich ab circa 3:00 Uhr eher unruhig geschlafen habe (ich war auf der Toilette und musste feststellen, dass das halbe Camp im Aufbrechen inbegriffen ist), bin ich letztlich doch erst kurz vor sechs aufgewacht.

    6:47 Uhr: Ich starte. Leider für die heutigen Bedingungen etwas spät, da eine Gewitterwahrscheinlichkeit ab 13:00 Uhr steigt. Aber nun gut, es ist, wie es ist. Ich habe gut und lange geschlafen. D.h. ab 3:00 Uhr habe ich das Gefühl, immer wieder wach zu sein, aber am Ende habe ich ja dann doch bis 6:00 Uhr geschlafen. Gerade überquere ich den Bach und sehe eine Blutspur und der Feind ist angefallen. Ich sollte dann mal das Telefon wegtun, auf das ich gerade diktiere, und mich auf das Gehen konzentrieren.
    *Anm.: keine Ahnung, was das mit dem Feind auf sich hat bzw. was ich eigentlich diktieren wollte.

    7:13 Uhr: Ich habe das erste Plateau erreicht und schon zum zweiten Mal den Rucksack abgesetzt. Grund dafür ist ein Leck: Regelmäßig tropft es mir auf die Wade. Meine erste Vermutung hat sich als falsch erwiesen und jetzt habe ich den Wassersack mal flach oben draufgelegt, damit zumindest weniger Druck entsteht.

    Ich darf nicht vergessen zu erwähnen, dass es mir gesundheitlich sehr gut geht. Den Knöchel merke ich kaum. Die Schluckbeschwerden sind anscheinend auch weg. Und ich sollte auch erwähnen, dass die Landschaft hier wunderschön ist, unbeschreiblich schön.

    So, ich habe den Rucksack jetzt noch mal abgenommen und die Wasserblase in eine Plastiktüte gesteckt. Jetzt läuft das Wasser in die Plastiktüte – hoffentlich (Anmerkung: lustigerweise ist gar kein Wasser mehr ausgelaufen)

    7:46 Uhr: Ich bin jetzt ungefähr eine Stunde gegangen und habe noch unter 100 Höhenmeter nach. Damit kann ich eigentlich zufrieden sein.

    7:54 Uhr: Das letzte Plateau ist durchschritten. Jetzt kommen noch mal 250 Meter Anstieg.

    8:28 Uhr: Ich habe den Pass erreicht – weiter geht's!

    Ich würde sagen, das war gerade eine der schwersten Klettereinlagen, insbesondere wenn man es ohne Kette versucht.

    Ich hab irgendwie ein komisches Gefühl, dass jetzt ganz viele von den Leuten, mit denen ich jetzt schon viele Tage zusammen gehe, alle wegdoppeln oder in Vizzavona aufhören.

    10:02 Uhr: Nach 5,12 km gibt es eine kleine Quelle, also richtig angelegt mit Schlauch.
    Nach 5,45 km noch mal ein Bachlauf, aus dem man Wasser ziehen könnte.

    10:30 Uhr: Ich mache noch eine kleine Pause und esse Baguette mit dem leckeren Käse.

    10:56 Uhr: Der Anstieg ist geschafft. Hier oben ist dann noch so eine Art Plateau mit einer Heidelandschaft, die totale Idylle.
    Und hier oben gibt es auf jeden Fall auch Wasser, das man filtern könnte. Ich glaube nicht, dass es hier noch vom Gewitter steht, sondern das scheint mir eher aus einer Quelle zu kommen.

    11:16 Uhr: Die letzte Passhöhe ist erreicht. Jetzt kommt noch ein zum Ende hin sehr steiler Abstieg. Ich merke heute denn doch meinen linken Knöchel und schlage mich mit dem Gedanken herum, ob ich ihn mit Leucotape feststellen sollte.

    Bisher ist der Weg größtenteils im Schatten verlaufen. Dadurch waren die Temperaturen auch äußerst angenehm. Jetzt erst beim Abstieg geht es über einen Geröllhang seitlich in brennender Sonne. Hier möchte ich nicht langlaufen, wenn es sich schon richtig erhitzt hat.

    11:42 Uhr. Ich lasse zwei junge Franzosen passieren, die laut Musik hören. Ich habe ihnen auch gesagt, warum ich sie passieren lasse. Aber ist es Ihnen egal – naja, jeder nach seiner Art, aber ich finde es schade, wenn man andere damit stört.

    11:58 Uhr: Der finale Abstieg beginnt

    Felix und Vanessa haben bestätigt, dass die Sanitäreinrichtungen in den beiden Hütten, die ich übersprungen habe, also Tihiuettu und di Mori, tatsächlich nicht so doll gewesen sind. Also eher so Kategorie Plumsklo, aber dafür war das Essen ganz gut. Ein anderer meinte, dass er in der Tihiuettu-Hütte wohl vom falschen Wasser getrunken hat und deswegen eine ziemliche Durchfallattacke hatte.

    12:25 Uhr. Ich habe mein Ziel erreicht. Ich überzeuge den Gardien, mir Zelt Nr. 42 zu geben. Es ist etwas größer und perfekt gelegen.

    Der Nachmittag war wieder ganz entspannt, was auch schön ist. Ich habe mir nach dem Ankommen eine Portion Frites mit zwei Spiegeleien und einem Bier gegönnt und später noch einen Kaffee mit einem Sundays (Softeis) mit Erdbeersoße – himmlisch.
    Störend war, dass sie heute einen neuen Anbau gebaut haben – was ziemlich laut war.
    Zum Abendessen gab es wie üblich kaltes Ratatouille, Linseneintopf mit Speck und zum Nachtisch eine Mousse au Chocolat.

    20:15 Uhr. Dieses Jahr keine Karaoke, sondern eher eine Sing-a-Long-Party. Gerade lief Bella Ciao, die machen hier echt gute Stimmung. Allerdings liege ich schon im Zelt…
    Ich finde dieses Refuge schon sehr besonders.
    Allgemein herrscht gerade eine gewisse Panik, weil es für übermorgen wohl viel Regen und Gewitter angekündigt ist. Keine Ahnung, woher diese Information stammt. Mein Wetterbericht ist eher wie üblich ab nachmittags pessimistisch. Aber heute blieb es ja auch stabil.
    Und übermorgen ist noch lange hin. Da sagt mein Wetterbericht heute, dass es ab Mittag regnen kann, aber wenn man früh in de L’Onda ist, sollte das kein Problem sein. Aber einige wollen jetzt direkt über den Grad nach de L’Onda und dann weiter nach Vizzavona. Nur dann verpasst man die leckere Bergerie de Tolla.

    8,37 km in 5:37 h. Davon 4:09 h in Bewegung (glaube ich nicht). 1,5 km/h bei 846 m Aufstieg und 599 m Abstieg. Vorgabe: 6:00 - 6:45 h
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  • Etappe 8 – Spaziergang und Badegumpen

    August 17 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    5:58 Uhr: Ich starte bei ziemlicher Dunkelheit in den ziemlich steilen Abstieg. Zuerst fühle ich mich echt unsicher, aber dann wird es besser – sowohl vom Weg als auch von meiner Koordination.

    6:18 Uhr. Ich schalte die Stirnlampe aus, packe meine Windweste ein und kremple die Ärmel hoch. Die Windweste habe ich heute zum ersten Mal benutzt. Gestern Abend auch zum ersten Mal die Daunenjacke.

    6:37 Uhr: Ich habe das schwerste Stück geschafft und die Hütte am Fuße des Hanges erreicht.
    Wer will, kann den Abstieg auch ohne Wasser machen und hier unten dann eine kleine Pause an einem der Bäche machen, um sich frisches Wasser zu filtern.

    7:57 Uhr. Ich habe circa 1,3 km und damit den schwersten Teil des Abstiegs hinter mir. Mir wird es auch ordentlich warm. Der Vorteil am Hemd ist, dass man es komplett aufknöpfen kann, da mein Outfit sowieso zum Schreien ist, spielt es auch keine Rolle, wenn ich mit halb nackten Oberkörper herumlaufe, finde ich.
    Das Rauschen der Bäche ist hier der vorherrschende Klang. Ab und zu noch etwas Vogelgezwitscher – ansonsten totale Stille. Einfach herrlich.

    7:32 Uhr. Ich passiere eine weitere kleine Hütte mit eigener Quelle und Dusche und habe noch circa 200 m Abstieg vor mir, der aber eigentlich recht angenehm werden sollte.

    7:39 Uhr: Mittlerweile laufe ich durch einen lockeren Kiefernwald. Ich sollte bald mal eine Pause einlegen, habe ich mir gerade überlegt. Irgendwie bin ich voll im Tunnel und laufe so vor mir hin.
    Ich bin gespannt, wen ich heute Abend noch antreffe. Viele gehen aufgrund einer schlechten Wettervorhersage für übermorgen (!) die alpine Variante über de L‘Onda, direkt nach Vizzavona. Harald macht einen Rest-Day, weil er so Probleme mit einer Wunde an der Ferse hat.

    7:53 Uhr. Jetzt mache ich eine Pause, um meine Füße zu erfrischen.

    Bis zur nächsten Bergerie sollen es nur noch 45 Minuten sein, laut Schild. Das ist auch gleichzeitig der tiefste Punkt und danach kommt nur noch circa 400 m Anstieg. Vor allem aber gibt es dort eine Auswahl an leckeren Dingen zu essen und, wenn ich mich richtig erinnere, auch einen guten Kaffee.
    Die Leute, die heute die alpine Variante nehmen und dann direkt weiter nach Vizzavona laufen, sollten sich extrem beeilen, damit sie nicht in ein Unwetter geraten, denn auch über den Kamm sind es circa 4 Stunden plus noch einmal 5 Stunden, dann in den Ort.
    Das Wetter ändert sich hier sehr schnell, weshalb ich nicht so viel auf den Wetterbericht für morgen gebe, und in der Regel ist es ja bis 14:00 Uhr stabil, und das sollte ich locker schaffen.
    Außerdem verpassen die Leute, die die alpine Variante gehen, die leckere Bergerie und vor allem die hervorragende Lasagne in de L'Onda.

    8:07 Uhr: Wenn man nicht läuft, wird es doch schnell sehr kalt. Ich habe auch sofort mein Hemd wieder zugeknöpft, aber jetzt breche ich auf – in Richtung zweites Frühstück.

    Größtenteils bin ich, während ich gehe, wirklich sehr auf meine Schritte fokussiert, insbesondere dieses Jahr, damit ich nicht umknicke. Im Hintergrund hüpft mein Gehirn oder Gedächtnis lustig von einem Thema zum nächsten und macht eigentlich, was es will.

    Sicherlich könnte ich auch sehr gut lange Podcasts hören oder Hörbücher oder einfach nur Musik. Aber ich glaube, es ist auch sehr gesund, einmal nichts dergleichen zu tun und einfach dem Gehirn Freiheit oder Freizeit zu geben. Das ist zumindest meine Überzeugung und ich weiß, dass es vielen Leuten nicht leichtfällt.
    Alle Motivation muss so aus einem selbst kommen, aber gerade das ist für mich auch eine interessante Challenge.

    Ich finde es auch interessant, einfach mal zu gucken, was so an Stimmungen hochkommt, und ich glaube, wenn man Musik hört, würde man damit die Stimmung sehr stark beeinflussen – was natürlich auch gewünscht sein kann, aber ich verfolge den gegensätzlichen Ansatz.

    Wirklich strukturierte Gedanken habe ich mir bisher beim Gehen nur einmal gemacht. Das war der Abstieg von der Morihütte, wo ich mir circa 2 Stunden lang Gedanken gemacht habe, ob mein Wetterbericht eventuell etwas wäre, was ich als Produkt entwickeln könnte. Ansonsten habe ich mehr beobachtet/wahrgenommen, was in meinem Kopf so vorgeht.

    Ich bin immer wieder beeindruckt, wie ramponiert die Füße von einigen aussehen, und zwar gar nicht so wenigen. Meine Füße sind quasi jungfräulich; ich kann keinerlei Blessuren erkennen, auch nicht an den Zehen oder an der Ferse.

    Ich glaube, dass Merino-Kompressionssocken ein wesentlicher Faktor sind. Die Merinowolle leistet ein gutes Feuchtigkeitsmanagement, und dadurch, dass die Kompressionssocken so eng sitzen, kann keine Reibung zwischen Sockel und Fuß entstehen.

    8:55 Uhr: Ich stärke mich mit einem Crêpe beim Kaffee und einer Quiche. Vor mir liegen noch 3,7 km und 445 m Anstieg. Ich denke, dass ich das in 2 Stunden schaffen sollte.

    Ich bin auch ganz froh, wenn ich das schaffe, bevor der Regen und das Gewitter beginnen. Gerade habe ich von der Barometer-App eine Warnung bekommen, dass der Luftdruck stark gefallen sei. Eigentlich sollen die App-Höhen bereinigt funktionieren. Es könnte also ein Anzeichen dafür sein, dass ich eine Unwetterfront nähert.

    9:09 Uhr: Und weiter geht's. Ich bin doch etwas beunruhigt, ob des Wetters was da eventuell kommt. Außerdem kann so eine frühere Einkehr auch entspannt sein. Ich habe ja genug zu lesen etc. dabei.

    9:21 Uhr. Ich überquere die Brücke unter der ein riesiger Badegumpen liegt, entscheide ich mich aber nicht zu baden oder die Füße abzukühlen, weil ich ja gerade erst eine Pause gemacht habe.

    10:07 Uhr: Ich mache noch mal eine „Venen-Trainingpause“ an einem kalten Bach.

    10:23 Uhr: Weiter geht's!

    Bis zu meinem heutigen Ziel sind es noch 185 Höhenmeter und circa 1,2 km.
    Ich fürchte, dass ich heute wirklich etwas sehr früh ankomme.
    Jetzt, am Bach, sind es knapp 19°. Heute Nacht waren es 13°.
    Hier wachsen überall ganz niedliche Alpenveilchen – zumindest sehen die Blüten so ähnlich aus.

    10:57 Uhr: Angekommen. Man darf hier sein Zelt selbst aussuchen!

    Sehr schön, hatte gerade einen Plausch mit Stefanie aus North Carolina. Sie fragte mich, wo denn die Toiletten seien, sie hätte nur die Duschen gefunden. Ich habe sie dann aufgeklärt, dass es hier nur die französischen Toiletten zum hocken gibt (die ich ja sehr hygienisch finde). Sind zu fünft unterwegs mit einer sehr langsam Person und wollen auch noch weiter nach Vizzavona.

    Diese Zeilen habe ich in einem neuen Unterstand geschrieben. Jetzt gehe ich duschen, dann essen und danach ein schönes Schläfchen. So der Plan.

    „See you on the other side“ – wünscht eben diese Stefanie gerade anderen Wanderen, die jetzt in den Pass steigen.

    14:30 Uhr: Die anderen Deutschen kommen gerade an. Zeitgleich beginnt es ganz leicht zu nieselt und erstes Donnergrollen ist in der Ferne zu hören.

    16:10 Uhr: Jetzt geht’s hier ab: Ein Donner war gerade wie ein Kanonenschuss. Völlig unvermittelt. Blitze habe ich nicht wahrgenommen. Aber ich musste das Zelt auch wegen des Platzregens komplett schließen.

    17:00 Uhr: Der Spuk ist vorerst vorbei. Im Zelt war es ganz gemütlich (ich durfte mir eins aussuchen). Die Wiese steht etwas unter Wasser und hier im kleinen Essensraum ist eine lustig gelöste Stimmung.
    Ich habe mir wieder einen halben Liter Rotwein gekauft – das hat ja gestern auch gut funktioniert. Viele Franzosen spielen irgendwelche Kartenspiele.

    18:00 Uhr: Das Essen ist sehr lecker, der Raum drinnen ist ziemlich begrenzt. Und eine französische „Reisegruppe“ verhält sich etwas egoistisch. Naja. Es gibt nicht nur „Amerika First“. Aber es ist ein schöner Abend.

    10,3 km in 5:05 h. 2 km/h. 452 m Auf- und 897 m Abstieg. Standard: 4:30 - 6:30 h
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  • Etappe 9 – mein persönliches Bergfest

    August 18 in France ⋅ 🌙 17 °C

    5:48 Uhr: Ich starte wieder bei Dunkelheit, doch im Hintergrund ist ein wunderschöner Sonnenaufgang zu sehen.
    Ich bin noch nicht auf dem Kamm oberhalb des Camps angekommen. Da habe ich schon meine Windweste ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt.

    6:28 Uhr: 1,5 km liegen hinter mir, und 450 m weiterer Anstieg liegt noch vor mir. Das ist ein ganz schön anstrengender Morgen.

    6:47 Uhr: Noch 300 Höhenmeter nach. Ich bin ganz schön flott unterwegs, obwohl es sich anfühlt, als würde ich kriechen wie eine Schildkröte.

    7:11 Uhr: 140 Höhenmeter noch zu erklimmen. Schritt für Schritt einfach weiter.

    Warum es für mich keine Option war, nur die Hälfte des Weges zu gehen, liegt auch daran, dass mein Ziel nicht das Ziel ist, sondern der Weg selbst. Mir geht es um das Wandern an sich und vor allem auch darum, dass über den Zeitraum von mehr als 14 Tagen das Wandern/das Gehen zum neuen Normal wird. Das empfinde ich als eine spannende Erfahrung.

    Ich bin bei Weitem nicht der Schnellste. Wahrscheinlich liege ich in meiner Altersklasse im oberen Durchschnitt oder so. Der große Unterschied ist, dass viele derer, die deutlich schneller sind als ich, alle irgendwelche finnischen T-Shirts tragen, aber nicht von einem Marathon, sondern von irgendwelchen Ultra-Triathlonen, Ultra-Marathons oder anderen Ultraläufen! Der GR20 ist der Ort, an dem die Ultra-Läuferin Urlaub macht – könnte man sagen.

    7:14 Uhr: Der Anstieg ist geschafft, 744 Höhenmeter liegen hinter mir.

    7:45 Uhr: Weiter geht's.

    Meine Wasserplanung war diesmal aber sehr gut, denn der Liter in meiner Wasserblase war alle, als ich auf dem Gipfel ankam. Und jetzt habe ich noch zweimal 0,5 Liter Reserve.

    Uff, das letzte Plateau liegt hinter mir. Der Stein war zwar überhaupt nicht rutschig, aber die Platten waren für mein Empfinden extrem steil. Ich würde sagen, dass man 45° bergab gehen musste, vielleicht sogar noch etwas mehr.

    Es ist heute insgesamt sehr still, kein Wind weht und nur gelegentlich höre ich Stimmen anderer Wanderer. Davon abgesehen hört man nur das beständige Klingeln der Schafglocken in der Ferne und das Läuten der einen oder anderen Kuhglocke.
    Wahrscheinlich ist das der schwerste Abstieg auf dem ganzen Trail. Ich finde vor allem die mindestens 45° geneigten Platten, die praktisch keine Möglichkeiten bieten, selbst aber relativ porös sind, so dass man nicht rutscht, sehr anstrengend herunterzugehen.

    8:55 Uhr: Ich mache eine Pause, um Wasser aufzufüllen bzw. zu filtern und etwas zu essen (dieses Harry-Weißbrot mit Salami).

    9:14 Uhr: So, habe fertig. Leider muss ich diesen wunderschönen Platz schon wieder verlassen.

    9:25 Uhr: Ich betrete den lichten Erlenwald – der schlimmste Teil des Abstiegs sollte hinter mir liegen. Der Weg ist zwar immer noch sehr steinig, und "Weg" kann man hier nur in Anführungsstrichen verwenden, weil er nicht vorhanden ist, aber es wird besser. Bestimmt.

    9:58 Uhr: Heute habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass der Weg mich schafft. Es zieht sich echt ganz schön hin, ein steiler Abstieg folgt auf den anderen und irgendwie hab ich kein Bock mehr oder andersrum: ich wäre froh, wenn ich jetzt am Ziel wäre. Aber gut, vielleicht finde ich ja bald ein paar Badegumpen und kann mich ein wenig erfrischen.

    10:03 Uhr: Ich mache jetzt einfach mal eine kleine Pause!

    10:11 Uhr: Weiter geht's. Immer noch knapp 400 Höhenmeter abzusteigen.

    10:24 Uhr: Eine Runde Venentraining – Unterschenkel in eiskaltes Wasser stecken. Natürlich an einem wunderschönen Bachlauf.

    Es ist so lustig: Viele der jungen Franzosen, die ja fast ausschließlich in Gruppen auftreten, wirken so, als ob sie Angst hätten, aufzuhören zu existieren, wenn sie nicht mehr laut sind.

    10:39 Uhr.: Weitergeht‘s aber das hat jetzt richtig gut getan. Meine Beine sind total erfrischt!

    11:29 Uhr: Den wirklich steilen Abstieg müsste ich jetzt wirklich geschafft haben. Ganz am Ende ging es nochmal sehr steil bergab, das hatte ich nicht so lange in Erinnerung. Meine Herrn, die Tour heute geht ganz schön in die Knochen!

    Ich glaube, wenn das mit Europa klappen soll, müssen wir erst mal dahin kommen, dass alle eine Sprache sprechen. In Frankreich passiert es mir immer wieder, dass Leute richtig erschrocken oder angewidert reagieren, wenn man sie auf Englisch anspricht, und sie dann ganz erleichtert sind, wenn es doch auf Französisch geht.
    Ich verstehe das nicht. Wir sind doch Europäer – zumindest empfinde ich mich als einen – und da ist es selbstverständlich, dass man wenigstens ein bisschen Englisch kann und nicht davonläuft, sobald einer etwas auf Englisch will.

    Schon die ganze Zeit fällt mir auf, dass der Boden übersät ist von grünen, also jetzt nicht mehr ganz grünen Buchenblättern und Kiefernnadeln, auch abgerissenen Zweige. Entweder gab es eine große Trockenheit oder das kommt von einem Gewitter.

    11:45 Uhr: Hälfte des GR20 ist geschafft oder, anders ausgedrückt, Hälfte ist schon vorbei. Ich kehre hier erst mal in das super nettere Ausflugsrestaurant ein und esse eine Crêpe mit Tomaten, Schafskäse und dem leckeren korsischen Schinkenspeck. Dazu ein frisch gezapftes Pietra.

    12:11 Uhr: Das war beides unbeschreiblich lecker: das frisch gezapfte Bier genauso wie die Crêpe mit Schafkäse, Speck und Tomate – eine Geschmacksexplosion, einfach nicht zu beschreiben. Aber jetzt geht es weiter.

    12:30 Uhr: Angekommen. Und direkt noch die anderen Deutschen getroffen.

    Wir essen zusammen zu Mittag und quatschen. Um 14:00 Uhr meint Paul, dass es jetzt Zeit für sie sei, aufzubrechen (sie wollen doppeln), und der Himmel würde (sofern man das unter dem Efeu erkennen kann) gut aussehen. Und 10 Minuten später gewittert es und schüttet erneut wie aus Eimern. Da sich die Zellen lokal bilden, hilft einem der Regenradar gar nicht. Nur mein Forecast. Und der war wieder 100% akkurat!

    Naja, wir verziehen uns in den Salon und irgendwann haben die beiden ein Einsehen und buchen ein Zimmer. Ich gehe auf mein Zimmer, um Wäsche zu waschen, zu schlafen und mit meinen Eltern zu telefonieren.

    Später treffen wir uns wieder im Salon. Die fünf Amerikaner sind auch angekommen. Als wir zum Essen gehen, kommt auch Harald an. Er ist wieder durch Regen und Hagel gelaufen. Er denkt mittlerweile darüber nach, etwas zügiger durchzulaufen.

    Wir hatten dann einen sehr netten Abend. Dieser Ort, das Hotel Monte d'Oro, ist schon ein sehr spezieller Ort. Unbeschreiblich.
    Wenn das hier jemand von einer Agentur liest, die besondere Drehorte an Filmproduzenten vermittelt, unbedingt das Hotel, den Salon, aber auch die Besitzerinnen anschauen.

    6:34 h, 4:14 h in Bewegung, 1,3 km/h, 2,2 km/h, 736 m Anstieg, 906 m Abstieg. Standard: 5:00 - 8:15 h
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  • Etappe 10 – Spaziergang mit Würze

    August 19 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    6:32 Uhr: Trotz des Komforts des Hotelzimmers habe ich unruhig geschlafen. Was wirklich toll ist, ist, so ein Badezimmer und eine Toilette direkt nebenan zu haben.
    So habe ich dann mit viel Bemühen bis kurz vor sechs geschlafen. Jetzt bin ich fertig angezogen auf meinem Zimmer und warte darauf, dass ich zum Frühstück runtergehen kann. Offiziell gibt es das erst in 1 Stunde, aber ich werde mich mal um 7:00 Uhr dorthin bemühen.

    7:48 Uhr: Ich starte in den neuen Tag und in den GR20 Süd

    8:37 Uhr: Ich habe jetzt alles gefrühstückt, was mir für die 20 € geboten wurde. Jetzt, wo der steile Anstieg beginnt, rächt’s sich allerdings ein bisschen – aber lecker war’s trotzdem.

    8:52 Uhr: Es sind nur 18 °C, aber dafür 80 % Luftfeuchtigkeit. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum ich schon wieder komplett nass bin. Mein Puls ist bei 130 BPM, was für den steilen Anstieg und die Menge, die ich schwitze, ganz cool ist.

    9:11 Uhr: Ich bin wieder auf dem echten GR 20 angekommen. Weiter geht's nach oben. Noch 125 Höhenmeter muss ich erklimmen. Dann geht der Rest des Tages mehr oder weniger auf der Höhe weiter, bis dann am Ende noch mal ein knackiger Anstieg kommt, aber das sind, glaube ich, nur 100 m.
    Ich habe heute im feuchten Wald drei Salamander gesehen, ziemlich große Dinger.

    9:36 Uhr. Ich habe den Anstieg auf die Bocca Palmente geschafft.

    9:57 Uhr: Ich bin trocken und gehe nach einer netten Begegnung mit den beiden Briten weiter.

    Die beiden haben den gestrigen Tag genutzt, um mit der Bahn in die Stadt zu fahren, dort Bargeld nachzutanken und einige Lebensmittel zu kaufen, sodass ihr Rucksack jetzt schön schwer ist. Das geht mir ja auch nicht anders. Auch ich habe eine frische Salami, Käse, Cashews und neue Müsliriegel dabei.

    10:09 Uhr: Wider Erwarten ist doch eine junge Frau in der Batterie oder was das hier ist. Aber es geht nicht zu kaufen oder so.
    (Anm. manchmal verstehe ich beim Übertragen beim besten Willen nicht mehr, was der Text vor dem Transcript gewesen sein könnte – Tipps?)
    Ich hab‘s Batterie = Bergerie!

    Wider Erwarten ist doch eine junge Frau in der Bergerie oder was das hier ist. Aber es gibt nichts zu kaufen oder so.

    Ein Bach nach 6,3 km

    Es ist bestimmt auch eine interessante Erfahrung, so einen Weg bei Gewitter und Starkregen zu gehen. Man sieht immer mal wieder die Spuren der Wassermassen, die den Hang heruntergeflossen sind. Aber ich finde es auch nicht schlimm, dass ich dank guter Vorbereitung bisher dieser Erfahrung aus dem Weg gegangen bin.

    Der Weg schlängelt sich auf gleicher Höhe den Hang entlang, immer schön im Schatten, und, um mit Thade zu sprechen, hier könnte man tatsächlich Pokémon GO spielen. Aber das ist einer der wenigen Momente, in denen das überhaupt möglich wäre.

    Gerade an einer exponierten Stelle bin ich wieder auf diese französische Gruppe getroffen, die uns kein Essen abgeben wollte, beziehungsweise die sich selbst im Vordergrund sah. Seit einer halben Stunde drehen sich meine Gedanken um diese bescheuerte, selbstsüchtige, egoistische, laute Gruppe von Franzosen. Das muss jetzt ein Ende haben.
    Sie saßen gestern Abend auch mit uns im Restaurant, und Julian, der eigentlich sehr zurückhaltend ist, hat sich sehr über sie und ihr unverschämtes Benehmen ausgelassen.

    Ich hoffe, dass das Rinnsal, das ich gerade passiert habe, nicht das ist, was ich in meinen Notizen als Quelle beschrieben habe. Dann hätte ich ein paar trockene Kilometer vor mir.

    11:14 Uhr: Bei Kilometer 6,56 war dann noch ein kleiner Bachlauf, aus dem sich auch irgendjemand für weiter unten Wasser gezapft hat. Ich habe mir eineinhalb Liter abgefüllt. Das sollte für den Rest des Tages reichen.

    11:29 Uhr: Ich mache eine Pause an einer Badepumpe, um meine Füße zu erfrischen und etwas zu essen.
    Ich habe noch circa 3 km zu gehen, sodass ich noch genügend Puffer habe, um vor 14:00 Uhr in Capanelle anzukommen.

    11:59 Uhr: Das war sehr erfrischend und äußerst lecker. Ich hatte mir von gestern ein Brötchen abgezweigt und habe es jetzt mit dem Käse, den ich mir gestern gekauft habe, und dem Rest der Salami einverleibt. Einfach herrlich und vor allen Dingen natürlich mit der Kulisse!

    Mathieu und Stefan kamen zum Ende hin auch an die Badestelle. Beide haben französische Mütter und sprechen fließend Französisch, sodass ich zuerst dachte, dass es zwei Typen sind, die sich sehr ähnlich sind, weil der eine fließend Französisch spricht und der andere fließend Britisches Englisch. 😅
    Kurz nach einem weiteren Bach mit Bademöglichkeit komme ich an einer weiteren Bergerie vorbei, wo auch nichts verkauft wird.

    Es ist jetzt 12:32 Uhr und mein Ziel ist noch knapp unter 2 km entfernt. Es gibt noch einen knackigen Anstieg, aber ansonsten müsste es ganz okay sein. Allerdings türmen sich überall auch schon wieder die Wolken auf. Ich glaube, das Wetter entwickelt sich heute wirklich wieder genauso, und ich bin froh, wenn ich das Ziel erreiche, ohne in ein Gewitter zu geraten.

    12:54 Uhr: Die letzten Meter gehen teilweise auf eine fischgestörten (frisch geteerten) Straße. Das fühlt sich schon sehr komisch an. Der Weg war heute sehr angenehm. 90 % war, wie soll ich sagen, Pokémon-GO-fähig und komplett im Schatten – ich hab meinen Hut nicht einmal aufgesetzt.

    12:40 Uhr: Jetzt sind's 28° im Schatten mit 60 % Luftfeuchtigkeit. Ich bin schon wieder komplett nass. Das fühlt sich eher an wie in den Tropen. Aber: Mit den Gewittern jeden Nachmittag ist es ja auch von den Wetterbedingungen sehr ähnlich!

    13:06 Uhr: Angekommen!

    Ich habe direkt bei der Ankunft die beiden Deutschen, von denen Stefan sprach, kennengelernt. Zwei Lehrerinnen aus Süddeutschland, die in Vizzavona gestartet sind. Außer den beiden sind noch zwei jüngere Frauen aus Deutschland im Nachbarzelt gewesen und direkt gegenüber auch noch zwei ebenfalls jüngere Männer – ebenfalls aus Deutschland. Ein mächtiges Nest ist hier.
    Der Nachmittag verlief ganz nett, ich habe dummerweise den Zeitpunkt verpasst, mir noch ein Omelette zu bestellen, denn ab 14:00 Uhr schließt hier die Küche. Dafür gab es abends eine leckere Pizza und noch Tiramisu (die ich mir sicherheitshalber schon am Nachmittag reserviert hatte).
    Am Abend hatte ich dann noch ein sehr intensives Gespräch mit Stéphane, der in einer Firma arbeitet, die AI linguistisch trainiert (oder so ähnlich).

    13,5 km, 6:26 h unterwegs, 4:03 h in Bewegung, 2,1 km/h, 3,3 km/h, 794 m Aufstieg, 385 m Abstieg. Standard: 7:30 - 10:15 h. Im Vorjahr: 6 h
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  • Etappe 11 – die Entspannte

    August 20 in France ⋅ ☁️ 18 °C

    6:43 Uhr: Für mich fühlt es sich heute Morgen an, als hätte ich irgendwelche Strafpunkte bekommen. Denn ich habe gestern Abend meine Powerbank im Gastraum vergessen. Muss jetzt warten, bis sie heute Morgen um 7:00 oder 7:30 Uhr aufmachen.

    7:41 Uhr: Ich starte doch noch später, weil ich mich mit Stephan festgequatscht habe. Und das Beste: Die ganze Wartezeit hätte ich mir auch ersparen können, denn die seitliche Schiebetür war die ganze Zeit offen – nur die Haupttür war abgeschlossen.

    Wow, heute fühle ich mich richtig fit. Ob das an den Tapes liegt, die ich mir angelegt habe? Wahrscheinlich nicht – es wird wohl so sein, dass ich einfach über die Tage immer fitter geworden bin. Aber die Tapes fühlen sich zumindest gut an. Ich bin heute eher im Speed-Hiking-Modus.

    Was mir in den letzten Tagen immer mehr aufgefallen oder bewusst geworden ist, ist, dass ich meinen Humor wieder gefunden habe. Das ist insofern erstaunlich, als dass ich gar nicht gemerkt habe, dass er mir abhandengekommen ist. Aber es scheint irgendwie der Fall gewesen zu sein.
    Ich spreche von diesem trockenen, spontanen norddeutschen Humor. Thomas und Laura meinten schon, dass das so typisch für mich wäre, und gestern habe ich auch ein paar Dinge rausgehauen, die – Eigenlob stinkt, ich weiß – richtig gut waren. Es hat mich richtig glücklich gemacht, die anderen so zum Lachen zu bringen.

    8:17 Uhr: Mittlerweile ist auch nix mehr mit Trail Running. Es ist so feucht, dass mir der Schweiß schon wieder runterkleckert, aber dafür ist es ein schöner Weg entlang eines Bachlaufs. Gerade kamen auch schon ein paar erfrischende Tropfen Regen runter – so viel zum Thema Feuchtigkeit.

    Es ist leider noch zu früh für eine Erfrischungspause. Aber hier hätte es jede Menge Badegumpen gegeben.

    9:06 Uhr: Ich mache eine kleine Pause, um meine Beine zu erfrischen.

    Ich muss leider feststellen, dass Kinesio-Tape nicht gut mit den hohen Kompressionssocken zusammen funktioniert. Die Reibung ist anscheinend zu stark, sodass das Tape sich löst. Schade.

    9:20 Uhr: Und weiter geht's

    Heute ist es etwas bewölkt, was das Wandern aber ganz angenehm macht. Und wandern kann man es heute auch wirklich bezeichnen. Es ist ein schöner Weg, der sich durch den Wald schlängelt. Pfad wäre wahrscheinlich die richtige Bezeichnung.

    10:56 Uhr: Stéphane, Matthieu, Miri, Juliane und ich beschließen, eine Badepause einzulegen. Wir sind die letzten Kilometer zusammen gelaufen. Nach der Abkühlung kocht Matthieu noch einen Kaffee und wir essen Biskuits und was wir so dabei haben. Später entdeckt Stéphane noch eine Milka und es gibt eine zweite Runde Kaffee. Es ist ein herrlicher Ort. Drohende Gewitter etc. sind vergessen und wären aufgrund des Wasserrrauschens auch nicht zu hören gewesen. Ich habe nur noch 3 km, aber die anderen wollen noch nach Prati hoch.

    12:26 Uhr: Weiter geht's

    13:25 Uhr: angekommen

    Den Nachmittag haben wir eigentlich damit verbracht, Miri und Juliane (ich glaube nicht, dass das der richtige Name ist) zu überzeugen, auch hierzubleiben. Stéphane und Mathieu waren einfacher zu überzeugen (eine Runde Bier). Später haben wir noch ein Kartenspiel (Cabo) gespielt, aber eigentlich muss man dafür viel konzentrierter sein, so war es mehr ein Ratespiel – zumindest für mich.

    Der Ort hier ist wirklich schön und das Essen habe ich auch als hervorragend in Erinnerung. Das Einzige ist, dass die Bedienung, also eigentlich alle Bedienungen, einigermaßen griesgrämig dreinschauen. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier heute Abend 90 Leute sind – aber trotzdem, so bringt es, glaube ich, für alle nicht so viel Spaß.

    Die Etappe heute war sehr nett und es war kaum Anstrengendes dabei. Dafür haben wir aber eine sehr ausgedehnte Badepause an einer Badegumpe gemacht – das war herrlich entspannend und muss auch mal sein..

    Trotzdem sind wir ja schon sehr früh hier angekommen, aber haben dafür auch noch einen sehr leckeren Salat bekommen. Was ich dieses Jahr erstmalig gemerkt habe, ist, dass das Mittagsmenü sehr begrenzt ist: Schon kurz nach zwei Uhr gibt es oft nur noch eine begrenzte Auswahl. Immerhin gab es auch am Nachmittag noch eine Tarte de Pommes.

    Das Dinner war hervorragend und sie haben es sogar geschafft, uns an einen Tisch zu setzen!! Es gab als Vorspeise einen leckeren Salat, dann gegrilltes Kotelett mit Zucchini-Auflauf, anschließend Käse mit Baguette und schließlich noch eine Mousse au Chocolat! Harald meinte, es sei wahrscheinlich das beste Essen gewesen. Und wir konnten heute sogar draußen essen.

    Morgen will ich früh starten, denn es wird eine lange Etappe.

    13,1 km, 6:45 h, 4:10 h, 2,2 km/h, 3,7 km/h, Aufstieg 379 m, Abstieg 560 m. Standard: 5:00 - 6:30 h, Vorjahr 4,5 h
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  • Etappe 12 – ich durchquere Mordor

    August 21 in France ⋅ 🌙 15 °C

    5:44 Uhr: Ich starte in eine sehr windige Etappe, die mit 700 m Anstieg beginnt. Heute sind Sturmböen mit bis zu 80 km/h vorhergesagt.
    Nach 700 m Fahrweg und angenehmer Steigung zweigt der Weg rechts ab und wird steiler – bleibt aber zum Glück ein Weg oder vielmehr ein Pfad.

    6:09 Uhr: 18 °C, 80 % Luftfeuchtigkeit.

    6:18 Uhr: Habe die Hochebene erreicht. Jetzt sind es noch mal 300 m bis Pratie. Gestern habe ich festgestellt, dass ich nur noch dreimal auf dem Trail schlafe. Noch dreimal draußen im Zelt in der frischen Luft. Ist irgendwie sehr schade.

    Im Wald kommt auf einmal ein mittelgroßer schwarzer Hund aus dem Gebüsch, er begleitet mich einfach 100 m.
    Vorher,in einer dunklen Senke, habe ich zwei rote Augen gesehen, es stellt sich schnell heraus, dass sie zu einem Pferd gehören. Irgendein Mensch macht komische Laute und ruft irgendwelche Wörter. Ich gehe einfach weiter.
    Es ist ein bisschen gruselig, zumal es noch nicht richtig hell und ein bisschen nebelig ist.

    6:47 Uhr: Ich erreiche den nächsten etwas flacheren Abschnitt. Jetzt kommen noch mal 200 Höhenmeter. Um mich herum ziehen die Wolken über den Hang und drüber der blaue Himmel, die Wolken werden von der aufgehenden Sonne beschienen – ein traumhaftes Panorama – das ich noch besser genießen könnte, wenn ich nicht komplett schweißgebadet wäre.
    Der letzte Teil des Anstiegs war ziemlich windig. Der Wind treibt auch Wolken an mir vorbei. Da ich durchgeschwitzt bin, ist es einigermaßen kalt.

    7:20 Uhr: Ich gehe jetzt auf der Hochebene in Richtung der Hütte. Die sollte eigentlich hinter dem nächsten Hügel sein.

    7:33 Uhr: Ich erreiche die Hütte, trinke einen Kaffee, unterhalte mich mit einem deutschen Pärchen und fülle mein Wasser auf.
    Kurz vor acht gehe ich weiter.

    8:07 Uhr: Ich denke gerade, dass eine lange Hose gar nicht so schlecht wäre. Ein Blick auf das Thermometer zeigt mir, dass ich mit meinem Temperaturempfinden gar nicht so falsch liege: Es sind nur 14°.

    Mit Rucksack wiege ich ja über 90 Kilo. Und dennoch muss ich immer wieder aufpassen, dass mich die Windböen nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Meine Stöcke werden auch immer vom Wind erfasst und ich muss mich wirklich bemühen, sie zu platzieren.

    8:28 Uhr: Ich bin am höchsten Punkt der heutigen Etappe angekommen. Das Gelände ist recht steinig, und das Vorankommen bei den Windböen ist nicht ganz einfach.

    8:50 Uhr: Jetzt kraxle ich schon bestimmt eine halbe Stunde auf der windabgewandten Seite des Berges. Eigentlich müsste ich mich ausziehen, aber der Weg geht gleich bestimmt wieder auf die andere Seite. Der expeditionsähnliche Charakter bleibt jedoch, da der Weg sehr felsig ist und viele kleine Bolder-Einlagen bietet.

    Heute tut mir zur Abwechslung mal meine rechte untere Wade weh.

    9:37 Uhr: Es ist kalt, windig und nass.

    9:51 Uhr: Die Wolken sind so feucht, dass mein Rucksack von außen nass ist. Mein Wollhemd wärmt immer noch einigermaßen. Ich glaube nicht, dass es besser ist, wenn ich meine Regenjacke überziehe.

    10:02 Uhr: Gerade kam kurz die Sonne raus. Ansonsten bleibt es neblig, da ich in sehr dichten Wolke gehe.
    Ich denke an die Leute, die den GR 20 vor den Badeurlaub geschoben haben. Die werden den Tag heute besonders genießen. 😅Tatsächlich werden sie den Badeurlaub aber umso mehr genießen!!

    10:14 Uhr: Ich habe einen windabgewandten Hang gefunden, an dem ich eine Pause machen kann. Schön ist es nicht, aber zumindest nicht mehr so kalt. Und ich muss jetzt endlich mal eine Pause machen, ich merke, dass ich unsicher werde.

    So oft wie heute bin ich noch nie überholt worden. Zum einen waren es aber auch Trailrunner und mir scheint es, dass es heute viele sind, die mit leichtem Gepäck unterwegs sind. Das sage ich mir zumindest zu meiner Ehrenrettung.

    Es liegen noch 6,5 km vor mir, 500 m Aufstieg und der Abstieg, der ganz am Ende ist, glaube ich, wird noch mal ziemlich steil. Naja.

    10:25 Uhr: Ich gehe weiter!

    10:55 Uhr: Ich passiere den Aussichtspunkt und den Sendemast. Jetzt liegt noch mal 500 m knackiger Anstieg vor mir.

    11:32 Uhr: Ich mache eine Pause und esse etwas Brot mit Salami. Der Anstieg ist im Windschatten, daher habe ich mich schon wieder komplett entkleidet und schwitze tropfend vor mir hin.

    So 360 m Anstieg warten noch auf mich. Es ist 11:42 Uhr und ich gehe weiter.

    Gerade hat es leicht angefangen zu nieseln; ich hoffe, dass es so bleibt. Ich habe jetzt noch 3,6 km zu gehen, davon 300 m Anstieg und den Abstieg. Es müssten noch so um die 3 Stunden sein, würde ich schätzen.

    11:49 Uhr: Ich mache mich schon mal regenfest und hole die Jacke raus – bin mir aber unsicher, ob ich sie anziehen soll. Denn es liegt ja der Anstieg vor mir und wenn ich den in der Regenjacke mache, bin ich auch nass.

    Ich habe noch gar nicht erwähnt, dass es diese Massage, die es in Haut Ascu gibt, auch in Vizzavona gibt. Es wird nicht dieselbe Person sein, aber auf dem Flyer stehen beide Adressen drauf, und so ein Wagen parkte in der Nähe meines Hotels.

    Es ist doch auch klar, kaum ziehe ich meine knall-rote Regenjacke an, hört das Tropfen auf, der Wind nimmt ab und die Sonne kommt raus.

    Kaum hatte ich die Worte geschrieben, habe ich auch schon den Grat überquert und war dem Wind wieder voll ausgesetzt.
    Ich weiß ja als Junge von der Küste, was eine steife Brise ist, aber das hier ist schon wirklich krass!!
    Der Wind bläst so stark, dass mir die Rucksackriemen mit so großer Wucht ins Gesicht schlagen, dass es mich schmerzt.

    Wenn ich jetzt noch in der Wolke wäre, würde ich meine Handschuhe rausholen. Der Wind ist so kalt, dass meine Hände frieren, aber der Gipfel ist nicht mehr weit weg, und dann geht es bergab.

    13:03 Uhr. Ich habe doch noch mal angehalten, um meine Mütze rauszuholen und vor allen Dingen die Handschuhe: Ich muss hier häufig sehr spontan in den Fels greifen, um überhaupt gegen den Wind anhalten zu können, und der Fels ist sehr spitz und rau. Ich glaube, Thomas hat sich hier letztes Jahr den Unterschenkel aufgerissen.

    13:41 Uhr: Angekommen! Uff!!!

    Der Hund, der beim Anstieg aus dem Gebüsch kam, ist jetzt hier im Lager angekommen. Ein ganz schöner und lieber Border Collie. Er trägt ein Halsband und irgendjemand hat auch schon die Nummer angerufen.

    Ich bin ganz beruhigt (wobei ich nicht weiß, ob das Wort das Richtige ist). Denn erscheint mittlerweile gesichert, dass ich mit Harald, Miri, Julia, Stéphane und Mathieu zusammen in Conca ankomme. Ich finde, irgendwie ist das ein wichtiges Ereignis und es ist sehr schön, wenn man nicht alleine ankommt – also, anders ausgedrückt, mit Leuten zusammen ankommt, die man schon die ganze Zeit kennt. Miri und Julia sind ja erst seit Vizzavone dabei, aber Harald, Mathieu und Stéphane sind tatsächlich seit dem ersten Tag dabei.

    Der Abend hier in Usciulu war so ganz anders als in den letzten zwei Jahren. Leider nicht zum Positiven: Er war geprägt von Kälte und immer wieder durchziehenden Regenschauen. Aber ich würde behaupten, dass wir das Beste daraus gemacht haben. Neuerdings gibt es hier einen Tischkicker, den wir leider nicht einweihen konnten, weil das Wetter dafür nicht passte.
    Ich liege schon kurz nach 20:00 Uhr im Bett. Dies ist der einzige Tag, an dem ich kein Workout mache. Manchmal habe ich es erst abends im Zelt gemacht, aber heute ist es mir zu kalt, mich des Schlafsacks zu entledigen.

    15,6 km, 8:00 h, 5:36 h, 1,5 km/h, 2,8 km/h, 1.370 m, -981m. Standard: 7:20 - 11:00h, 2024: 8,5h
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  • Etappe 13 – von Mordor ins Auenland

    August 22 in France ⋅ ☀️ 15 °C

    7:06 Uhr: Mein bisheriger spätester Start. Aber ich habe auch keine lange Etappe und hoffe auf etwas Wärme oben auf dem Grat.
    Leider ist es immer noch sehr stürmisch und es gibt auch noch sehr starke Böen.
    Ich habe gestern Abend und heute Morgen Diclofenac auf meinen rechten und linken Fuß, beziehungsweise Knöchel/Unterschenkel, aufgetragen und bisher fühlt es sich sehr gut an.
    Heute ist es ein bisschen wie Sauna: Entweder man wird auf der windschattigen Seite gegrillt oder der Weg geht auf der stürmischen Schattenseite wo man wieder alles anziehen muss.

    8:40 Uhr: Das Kraxeln am Grat ist vorbei und ich betrete den Wald.
    Ich habe kurz angehalten, um mein Handtuch und meine Unterhose zum Trocknen an den Rucksack zu hängen. Hoffentlich klappt es heute. Gestern habe ich auf die Dusche verzichtet, unter anderem weil mein Handtuch noch nass war.

    Ich muss leider immer wieder feststellen, dass ich mit Brille – in meinem Fall ist das ja eine selbsttönende Sonnenbrille – deutlich sicherer wandere als ohne. Dieses kleine bisschen Sehschwäche macht doch viel aus. Gerade wenn es bergab geht, sorgt es für mehr Sicherheit. Und ich bin immer wieder froh, dass diese Brille ohne Gleitsicht ist. Das ist bei Wandern viel angenehmer, finde ich.

    Naja, so doll wird es nicht trocknen: 17 °C, 75 % Luftfeuchtigkeit.

    Gestern war der erste Abend, an dem ich kein Stretching gemacht habe. Normalerweise versuche ich es tagsüber zu machen, aber spätestens, wenn ich im Bett liege, versuche ich meiner selbst auferlegten Pflicht nachzukommen und ein paar einfache Stretching-Übungen für die Hüfte etc. im Liegen zu machen.
    Aber gestern war mir einfach zu kalt. Ich glaube, dass das aber sehr wichtig ist, weil die Gelenke und Muskeln schon sehr beansprucht werden und das gezielte Dehnen zumindest etwas helfen kann, diese Beanspruchung abzumildern.

    Ich habe vor einigen Tagen damit begonnen, räumliche Videos aufzunehmen, um daraus am Ende einen Film für die Apple Vision Pro zu schneiden. Ich bin gespannt, ob das den Eindruck wieder gibt oder ob einem einfach nur schlecht wird, weil man ja die ganze Zeit – vor allem dann, wenn ich beim Gehen gefilmt habe – diese schwankende Bewegung sieht, aber nicht spürt – keine Ahnung.

    9:10 Uhr: Ich passiere einen kleinen Bach. Da ich aber noch genug Wasser habe, gehe ich weiter.
    Seit zwei oder drei Tagen gehe ich ohne besonderen Grund ohne Gamaschen, muss aber feststellen, dass ich zwar keine größeren Steine im Schuh habe, aber doch einiges an Kies und Ähnlichem. Das ist schon etwas störend und macht die Socken bestimmt auf Dauer kaputt. Werde mir bei nächster Gelegenheit also wieder die Gamaschen anziehen.

    Die Landschaft öffnet sich plötzlich, und man hat das Gefühl, mitten im Auenland zu sein. Ich glaube auch, objektiv betrachtet, ist es hier sehr schön, aber es ist noch einmal intensiver, nachdem ich gestern durch die Hölle von Mordor gegangen bin – mit Nebel und Sturm und allen Kräften, die versucht haben, an einem zu reißen und einen herunter zu kriegen (auch die ganze Nacht durch, hat es gestürmt und am Zelt gerissen). Ich glaube, wenn man durch diese – ja, es ist etwas übertrieben, gebe ich zu – Hölle von Mordor gegangen ist, nur dann kann man die wahre Schönheit hier empfinden. Es ist unglaublich emotional. Ich empfinde diese Friedlichkeit, die Sonne, die Windstille, die sanften Hügel… Ich bin emotional überwältigt.

    9:38 Uhr. Ich habe eine kleine Pause gemacht – weiter geht's!

    9:57 Uhr: Ich überquere einen Bach mit schönen Badegumpen, aber da es noch gar nicht so warm ist und die Sonne auch immer wieder von Wolken bedeckt ist, entschließe ich mich, weiterzugehen mit dem Plan, in der Bergerie Bassetti etwas zu mir zu nehmen.

    Am Horizont, in Richtung, in die ich gehe, türmen sich ganz schön viele Wolken auf. Möglicherweise ist der Wetterbericht auch dieses Mal korrekt und es gibt heute Nachmittag noch Regen. Für mich sollte es kein Problem sein, denn ich erreiche in spätestens 2 Stunden mein Ziel.

    10:18 Uhr: Ich erreiche die Bergerie –noch bin ich unentschlossen, was ich esse.

    10:50 Uhr: Perfekt gestärkt gehe ich weiter. Ich hatte ein perfektes Omelett mit einem kleinen Bier und anschließend noch hausgemachten Feigenkuchen mit einem Kaffee. Himmlisch! Alles für sich und vor allem in Tateinheit.

    11:06 Uhr: Leider merke ich wieder meine Achillessehne, aber es ist nicht dieses Gefühl, dass es schmerzt, wenn sie gespannt wird, dann genau in der gegenteiligen Stellung entsteht der Schmerz – also wenn ich den Fuß beim bergab gehen sehr strecke.
    Ich habe heute Morgen beim Durchlesen der Notizen vom letzten Jahr festgestellt, dass ich das Problem auch schon im Jahr zuvor hatte.

    Zwischen Matalza und Croci geht man eine ganze Weile auf einem Feldweg (auf dem auch normale Autos fahren könnten). Das fühlt sich ziemlich falsch an. So etwas haben meine Füße jetzt schon fast seit zwei Wochen nicht mehr gespürt!
    Immerhin gibt es hier wieder kein Netz. Ansonsten wäre es wirklich komplett merkwürdig. Kurze Zeit gab es nämlich perfektes 4G Netz.

    11:30 Uhr: Uff, ich verlasse den Feldweg.

    Die Landschaft ist wunderschön. Letztes Jahr sind wir hier im Dunkeln lang gelaufen, deswegen haben wir das gar nicht gesehen. Ein wunderschöner Bachlauf mit lieblichen Rasenflächen und lilanen Blumen – einfach traumhaft schön, man könnte es nicht schöner anlegen.

    12:01 Uhr: Ich bin in der Bergerie Croci angekommen.

    Der schwarze Boarder Collie ist in Croci angekommen!

    Der Nachmittag und der Abend waren sehr entspannend. Ich habe noch ein kleines Schläfchen genommen und später einen Kaffee mit einem Stück warmen Apple Pie mit Schlagsahne zu mir genommen – köstlich!
    In der Zwischenzeit sind auch die anderen angekommen und wir spielen später eine Runde Cabo.
    Das Wetter zieht sich etwas zu, und Mimi und Julia entscheiden sich auch, hier zu bleiben. Da es sehr, sehr stark geregnet hat und zwischenzeitlich kaum Sonne gab, sind die Zelte alle noch nass und wir werden im Dortoir – im Schlafstall – untergebracht. Das ist neu für mich, aber ich bin ja für Erfahrungen offen.
    Das Abendessen ist der Knaller. Ich gönne mir wie so oft 1/2 l Rotwein, der perfekt zum heutigen Menü passt: ein paar Wurstspezialitäten mit Brot als Vorspeise, dann eine unglaublich leckere und unglaublich viel Lasagne und hinterher noch sehr schmackhaften Käse und zum Abschluss einen Apfel. Danach spielen wir noch ein paar Runden Cabo und ich gebe eine Runde Myrthe aus – denn den muss ja mal probiert haben, finde ich.
    Um 20:40 Uhr geht’s ins Bett!

    5 h.
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  • Etappe 14 – ein Halbmarathon

    August 22 in France ⋅ ☁️ 15 °C

    5:41 Uhr: Ich bin heute um 4:45 Uhr aufgewacht und direkt aufgestanden. Entsprechend früh bin ich jetzt auch unterwegs. Wobei 5:00 Uhr ohnehin geplant war, um aufzustehen.
    Wer jetzt denkt, ich bin ein einsamer Irrer, der irrt. Bestimmt 4 weitere Leute sind mit mir aufgestanden. Unterwegs bin ich kurz vor einer Gruppe von sechs Franzosen; weitere Wanderer sehe ich weiter vorne mit ihren Stirnlampen.

    Ich habe mich schon heute Nacht darüber geärgert, dass ich nicht eine der leichten Schlaftabletten genommen habe, die ich extra für solche Gelegenheiten dabei habe. Wobei – ich habe noch gar nichts über die Gelegenheit erzählt: Aufgrund des starken Regens und weil es danach auch gar nicht richtig warm wurde, hat mir die Dame vom Camp geraten, im Schlafstall zu schlafen. So habe ich zum ersten Mal in meinem Leben mit zwölf anderen Personen in einem Raum gepennt.
    Eigentlich ging das ganz gut; mein Hauptproblem war eigentlich die Wärme. So habe ich insgesamt sehr unruhig geschlafen. Miri meinte später, dass ein Bein von mir zwischendurch bei ihr lag… davon weiß ich nichts 😅

    Ich habe mir gestern relativ kunstvoll meinen rechten Fuß getapet. Da habe ich ja irgendein Problem mit dem unteren Wadenbereich oder der Achillessehne. Bisher läuft's ganz gut, aber eben bin ich in eine Bewegung hineingekommen, die mir gezeigt hat, dass die Bandage ganz gut war.

    6:41 Uhr: Der Anstieg beginnt. Bisher war es ganz angenehm – es geht mal hoch, mal runter…

    Ich muss noch erzählen, was das mit den wilden Hausschweinen und den Wildschweinen auf sich hat: Also, es gibt tatsächlich beides, hat mir der Mensch von der Bergerie erklärt. Meine, die wir auf der Wiese gesehen haben, sind ihre wild lebenden Hausschweine. Und die drei Schweine, die die Hunde laut bellend vertrieben haben, waren Wildschweine.

    6:55 Uhr: Es sind 11° bei 80 % Luftfeuchtigkeit. Dennoch läuft mir der erste Schweißtropfen den Nacken hinunter.

    7:54 Uhr: Der Abstieg ist genauso steil und schwierig wie ich in Erinnerung hatte. Zuerst geht es zwar sehr viel seitwärts, aber dann folgt eine Felsplatte auf die andere, und es geht nicht mehr seitwärts, sondern nach unten. Bisher macht mein rechter Fuß das aber ganz gut mit.

    8:11 Uhr: Der schlimmste Teil des Abstiegs liegt hinter mir.

    Hab ich schon gesagt, dass ich total am Ölen bin? Mein Hemd habe ich vorne natürlich schon wieder aufgeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt, aber der Rücken ist klitschnass.

    Heute merke ich das erste Mal meine Knie, was bei dem steilen Abstieg und der Koordination, die man hier aufbringen muss, aber auch zu erwarten ist.
    Zwar geht es jetzt nicht mehr ganz so steil weiter. Der Weg ist aber auch alles andere als einfach, da es immer wieder von Stein zu Stein geht und dazwischen loses Geröll liegt.

    9:00 Uhr: Pause in Assinau beendet, ich gehe weiter. Die Unterkunft hat sich ganz gut gemacht. Es sind zwar immer noch dieselben Container, aber sie haben jetzt eine Holzverschalung bekommen und sehen viel schöner aus. Auch die Terrasse ist ganz neu gemacht und sie haben eine Küche mit UV-Wasserfilteranlage.
    Und total freundlich sind sie auch noch: Ich habe ein Stück Butter geschenkt bekommen und konnte so mein etwas angealtertes Brot deutlich aufwerten – was für ein Fest!

    Auch obwohl der Hang, den ich jetzt hinab gehe, in der Sonne liegt, ist es angenehm kühl.

    9:42 Uhr: Hier im Wald ist der Weg überraschend schwer zu finden. Die Markierungen sind selten und schwach und dadurch kaum erkennbar.
    Die Temperatur hier im Schatten ist 18 °C bei 70 % Luftfeuchtigkeit. Ich glaube, ein Drittel des Weges habe ich geschafft.

    10:30 Uhr: 11 km liegen jetzt ungefähr hinter mir und ich habe zwei weitere Bachläufe passiert. Wasser braucht man hier also nicht mitzunehmen, zumindest wenn man einen Filter hat.

    11:38 Uhr. Ich mache eine kleine Pause im Schatten, um ein Snickers zu essen und Wasser umzufüllen (aus Flasche in Sack).

    10:44 Uhr: Und es geht weiter. Zwischendurch sausen ein paar Trailrunner und -innen an mir vorbei. Letztere sehen immer ausnahmslos sehr gut aus.

    11:24 Uhr: Schon seit 10 Minuten verläuft der Weg jetzt stärker in der Sonne. Immerhin weht ein ganz leichter Wind. Leider ist der Weg auch gar nicht so sehr ein Waldpfad, wie ich in Erinnerung habe, sondern es gibt immer wieder Stellen, an denen man sich über Fels, Geröll etc. arbeiten muss, und es geht rauf und runter. Also, man könnte auch sagen: „abwechslungsreich“.

    Seit langem mal wieder eine Quelle. Ich glaube, hier habe ich mir das letzte Mal auch Wasser gezogen, weil das Wasser aus einem Schlauch kommt…

    Meine Füße und Beine rufen übrigens: Ich pfeife auf abwechslungsreich. Ein einfacher Waldweg wäre toll!

    Ich bin ganz froh, an der Wasserstelle noch einmal einen halben Liter auffüllen zu können. Bis zum Ziel sind es noch 4,3 km und circa 280 m Anstieg. Ich denke also noch so etwas wie eineinhalb Stunden.

    Aber wenn ich um 13:00 Uhr am Col de Bavella wäre, wäre ich auch sehr zufrieden. Von dort aus sind es noch einmal circa eineinhalb Stunden bis zu meinem Ziel, dem Refuge Paliri.

    12:09 Uhr: Ich filtere mir doch noch einmal 1 l an einem Bachlauf. Jetzt habe ich anderthalb Liter und da es schon relativ warm ist, fühle ich mich besser, wenn ich etwas mehr zu trinken dabei habe.

    12:16 Uhr: Es sind jetzt 22° – ist ja eigentlich ganz okay, aber die Luftfeuchtigkeit liegt bei 75 %. Und das ist schon etwas anstrengend.

    12:50 Uhr. Das zieht sich heute ganz schön hin. Ich habe irgendwie immer noch nicht den finalen Anstieg erreicht und es ist mittlerweile brütend heiß hier in der Sonne.

    13:01 Uhr: Es ist schon spannend, dass dasselbe Element hier auf dem GR 20 Fluch und Segen zugleich sein kann. Gerade freue ich mich sehr über den etwas aufkommenden Wind – er schafft etwas Abkühlung!

    13:07 Uhr: 17 km sind hinter mir, der Anstieg nach Bavella ist aber immer noch nicht zu Ende. Ich habe den letzten Schluck aus der Wasserflasche getrunken. Zur Not könnte ich jetzt immer noch den Rucksack absetzen und die 1/2-Liter-Flasche hervorholen, aber ich glaube, ich schaffe es auch ohne.

    13:15 Uhr: Angekommen, jetzt erst mal etwas essen!

    14:09 Uhr: Ich gehe weiter. Vielleicht noch ein Kaffee? Es hat sich zum Glück etwas zugezogen und so sind die Temperaturen angenehm.

    Ich wieher ein bisschen vor mich hin. Zwischendurch komme ich mir immer ein bisschen vor wie ein Maultier.

    Auch wenn man den Weg in gemütlichen 15 Tagen macht, kommt man sich schon stark vor, und hier in Bavella sprechen mich auch mehrere Leute an, und man merkt, dass man deren Respekt hat.

    14:30 Uhr: Es ist bisher total angenehm zu gehen. Im Schatten des Waldes – hier streicht auch ein leichter Wind durch die Bäume und es sind nur 24° bei unter 70 % Luftfeuchtigkeit.

    Den meisten Respekt habe ich eigentlich vor meinen Schuhen. Das ist schon krass, was die so mitgemacht haben, und dafür sehen die echt noch gut aus und es geht sich auch immer noch gut in ihnen. Dann kommen natürlich auch meine eigenen Füße, Knöchel, Knie, Beine, Hüften und so weiter – die haben auch echt Großartiges geleistet.

    Und mental finde ich das ehrlich auch ziemlich stark: vor allem, weil ich drei Wochen vor dem Start – eigentlich ja nur zwei Wochen und dann habe ich eine Woche nach hinten verschoben – diesen Riesendämpfer mit meiner Bänderdehnung/-prellung oder was auch immer das war, bekommen habe und mich dennoch nicht davon abbringen lassen habe. Und es ja auch geschafft habe, bis zum Start um fit zu werden.

    Und währenddessen habe ich mich von der Unsicherheit nicht runterkriegen lassen.
    Auch insgesamt muss ich sagen, dass ich stimmungsmäßig sehr, sehr stabil war, vor allem im Vergleich zum ersten Jahr, als ich ja auch allein unterwegs war.
    Und alleine, ohne Ablenkung von Musik oder sonst irgendwas, sich selbst jeden Tag insgesamt diese 200 km ausgeliefert zu sein. Das ist schon ‘ne Nummer. Naja, zumindest mit mir 😅

    Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich nur einen Hänger gehabt oder vielleicht zwei: den Tag in den Wolken, aber das war nicht so schlimm wie der Abstieg vom nördlichen Teil. Aber ansonsten habe ich nicht so sehr mit meinen Launen zu kämpfen gehabt wie im ersten Jahr – eigentlich gar nicht.

    Die Mitlesenden mögen mein Eigenlob bitte entschuldigen. Ich schreibe dieses Reiseprotokoll ja in erster Linie für mich und lasse euch daran teilhaben. Daher sind es einfach meine ehrlichen, spontanen, ungefilterten Gedanken.

    Und während ich mich hier einen ziemlich steilen Anstieg hochquäle, liegt mein Puls bei gerade mal 130, und ich diktiere nebenbei noch diese Zeilen. Also mit meiner Fitness kann ich auch durchaus zufrieden sein. Ich hoffe, dass ich später beim Joggen etwas merke oder dass andere KPIs zeigen, dass meine Fitness zugenommen hat. Darüber wäre ich sehr glücklich.

    Trotz der angenehmen Temperatur ist mein Hemd schon wieder schweißdurchtränkt.

    16:17 Uhr: Ich kann die Leute von der Hütte hören. Bald ist es geschafft. Ich fülle unterwegs aber noch mein Wasser auf, damit ich nicht erneut zurücklaufen muss. Da ist die Quelle auch schon.

    Ich mag Paliri. Es liegt einfach sehr schön an einem Bergrücken und man hat in zwei Richtungen einen tollen Blick. Auch die Leute, die es betreiben, im Wesentlichen Frauen, sind sehr sympathisch.
    Ich esse das Menü, das durchschnittlich ist. Aus dem letzten Jahr habe ich noch das äußerst leckere Geschnetzelte in Erinnerung – wahlweise Innereien, Lamm und Schwein, glaube ich. Dieses Jahr gab es rote Bohnen mit Speckeintopf. Immerhin saß ich mit zwei Spaniern am Tisch, die willig waren, mit mir Englisch zu sprechen.
    Und die anderen vier sind inzwischen auch angekommen. Später am Abend trinken wir gemütlich – in Liegestühlen sitzend – noch ein paar Gläser Wein zusammen. Der Wind hat endlich abgeflaut, und wir führen relativ tiefschürfende Gespräche. Naja, eigentlich ist es eine gute Mischung. Der Sternenhimmel ist unglaublich und ich hätte nie gedacht, dass so viele Satelliten unterwegs sind.
    Um 22:00 Uhr versuchen wir dann, unsere Zelte zu finden.

    10:30 h. Standard: 9:30 - 13:45 h, 2014: 10:30 h
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  • Etappe 15 – das Finale

    August 24 in France ⋅ 🌙 15 °C

    6:26 Uhr: Nachdem ich den Sonnenaufgang genossen habe, starte ich in meine letzte Etappe.
    Ich bin wieder sehr früh aufgewacht und habe auch unruhig geschlafen. Meine zusätzliche Luftmatratze bringt zwar Komfort, aber sie verrutscht trotz meiner Versuche, sie mit Nahtkleberpunkten weniger rutschig zu machen, sehr stark auf den Isomatten, mit denen die Zelte in der Regel ausgestattet sind. Heute Morgen lag meine Luftmatratze wieder quer zur Schlafrichtung.
    Gefrühstückt habe ich heute Morgen zum ersten Mal Porridge – ansonsten hätte ich die 200 g + 60 g Quarkpulver für umsonst mitgeschleppt. Dazu habe ich mir einen Drip Coffee gemacht – der leider nicht besonders beeindruckend schmeckte. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich das Wasser aus dem großen Topf nicht richtig in den Filter, sondern teilweise daneben direkt mit dem Becher gekippt habe. 😅 Naja. War Mal was Anderes. Ich hatte leider große Erwartungen.

    Ich habe gestern festgestellt, dass Erwartungsoffenheit oder Erwartungslosigkeit für mich ein großes Thema ist. Denn ich hatte irgendwie immer wieder die Erwartung im Unterbewusstsein oder auch durchaus bewusst, dass die positiven Dinge vom letzten Mal sich wiederholen würden – vor allem die tolle Gemeinschaft und auch der tolle gemeinschaftliche Abschluss in Conca.

    Und entsprechend enttäuscht war ich, als ich gestern Abend erfahren habe, dass niemand in Conca bleibt, sondern alle weiter an den Strand oder zum nächsten Ziel wollen. Werde also den Abend wahrscheinlich alleine oder zumindest ohne die verbringen, mit denen ich die letzten Tage gemeinsam verbracht habe.

    Wie viel glücklicher würde ich leben, wenn ich keine Erwartungen hätte, sondern einfach passieren ließe und mich dann über die Dinge freuen würde?
    Und ich denke, das hat auch etwas mit dem Thema Kontrolle zu tun. Ich mache mir relativ viele Gedanken. Ich plane viel und möchte damit ein Stück weit das kontrollieren, was passiert. Ich hatte gestern ein gutes Gespräch mit Matthieu darüber. Er meinte, dass Kontrolle letztendlich auch nur eine Illusion sei – zumindest was die Zukunft angeht.

    Er ist den kompletten GR10 über viele Wochen gelaufen und hat keine Etappen geplant, sondern ist immer so weit gegangen, wie es ihm gerade richtig erschienen ist. Natürlich muss man ein bisschen planen – ansonsten würde man verhungern oder verdursten, aber ohne konkrete Terminplanung erfährt man viel mehr überraschende und oft auch schöne Dinge.

    7:10 Uhr: Gerade kommt mir ein Trupp von vier Franzosen entgegen. Ist eigentlich wie fast wie immer, es sind vier junge Männer, manchmal ist auch eine Frau dabei. Und die Männer sind immer laut, sie reden laut, sie gehen laut, sie setzen ihre Stöcke laut ein und sie sind komplett von Decathlon ausgestattet, von Kopf bis Fuß. Ich kann sie kaum unterscheiden.

    Ich habe mich gestern länger mit einer jüngeren Französin unterhalten, die bereit war, auf Englisch zu sprechen, und versucht, zu verstehen, warum so viele Gruppen junger Franzosen unterwegs sind, die versuchen, den GR20 in möglichst wenigen Tagen zu schaffen. Es geht tatsächlich einfach um die sportliche Herausforderung, um die sportliche Challenge.

    Der Unterschied ist, glaube ich, dass diese Franzosen das als Challenge gegen die Gewalten der Natur und gegen den harten Weg machen und andere, wie ich, suchen ja auch durchaus die Herausforderung, aber sie machen das in der Natur und mit der Natur und wir versuchen, die Natur und die Schönheiten, alles in uns aufzunehmen und nicht die Stille etc. zu verdrängen.

    Die jungen Franzosen nehmen das hier als ein natürlich geschaffenes Abenteuer-Camp oder so etwas in der Art. Und ich glaube, es gibt noch einen weiteren Unterschied. Den haben wir gestern Abend gemeinsam festgestellt: nämlich, dass ein Teil der Wanderer (die es in der Natur machen und das genießen wollen) auch auf der Suche nach sozialen Kontakten sind.

    Bei den Trupps hingegen findet der soziale Austausch nur innerhalb des Teams statt und andere Teams sind eher die Wettkampfgegner. Dementsprechend geht es in den Gesprächen auch im Wesentlichen darum, wo man überall Doublé oder Triplé hat. Und für uns, die wir ja jetzt irgendwie eine Gruppe von fünf oder sechs Leuten sind, ist es halt der Austausch im Allgemeinen, der uns wirklich wichtig ist.
    Apropos: Harald ist gestern nicht mehr aufgetaucht.

    Die Uhr wollte gerade nicht mehr aufzeichnen, daher jetzt noch einmal: Ich spreche von denjenigen, die die Natur genießen wollen und die Schönheit, die Ausblicke etc., die also in der Natur, mit der Natur wandern wollen und nicht gegen sie. Ich würde behaupten, dass diese Gruppe auch gleichzeitig auf der Suche nach sozialen Austausch, nach neuen menschlichen Eindrücken etc. ist. Zumindest sind sie wesentlich offener für soziale Interaktion und Gespräche. Bei den anderen Teams geht es in den Unterhaltungen eigentlich im Wesentlichen darum, welche Etappen man am besten doppeln kann und was man schon doppelt hat. Wir haben hingegen doch ziemlich tiefgehende Gespräche geführt, muss ich wieder feststellen.

    7:30 Uhr: Der erste schöne Anstieg. Ansonsten geht es heute ja nur bergab. Aber in der Sonne… ich bin klitschnass.
    Jetzt darf diese Info natürlich auch nicht fehlen: Es sind 18 °C und knapp 80 % Luftfeuchtigkeit. Mein Puls ist bei 130, also würde ich der Luftfeuchtigkeit die Schuld für die Schweißtropfen hier auf dem Boden geben.
    Wer bei der letzten Etappe denkt, man läuft locker die 1.100 Höhenmeter runter nach Conca, der irrt gewaltig.
    Dieser Anstieg von 300 Höhenmetern hat es wirklich in sich!!

    Vielleicht hat eine Oberbekleidung aus Kunstfaser den Vorteil, dass sie nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann – dafür fängt sie schneller an zu stinken. Mein Hemd aus Merinowolle auf jeden Fall kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und aktuell fühlt es sich an wie frisch gewaschen und noch nicht ausgewrungen.

    8:36 Uhr: Ich mache eine kleine Pause

    8:46 Uhr: Gut gestärkt gehe ich weiter. Ich habe eine Scheibe Brot mit Salami und zum Nachtisch überraschenderweise noch eine Orange gegessen, die ich in Croci geschenkt bekommen und schon komplett vergessen hatte. Ich bin bisher 6 km gegangen. Ich glaube, das ist etwa die Hälfte.

    9:13 Uhr: Nach 7,2 km bin ich am Bach. Der Bach sieht ganz schön müde aus, aber die von der Hütte hatten ja auch gesagt, dass die Region hier unter extremer Trockenheit leidet. Ich gehe weiter, da ich noch genug Wasser zu haben glaube.

    Vor zwei Wochen, am Sonntag, bin ich gestartet. Heute ist die 15. Etappe. 15 Tage auf dem sogenannten härtesten Fernwanderweg Europas. Ob er das wirklich ist, kann ich nicht beantworten, was mir aber aufgefallen ist, ist, dass in den Gesprächen mit den vielen Wanderern keiner gesagt hat: „Ja, aber dieser Weg oder jener Weg ist viel härter als der GR 20“. Also scheint er schon in gewisser Weise herausfordernd zu sein.
    Auch sehr erfahrene Alpenwanderer wie Harald haben sich hier bei der Anzahl möglicher Tageskilometer komplett vertan.
    Irgendwo habe ich gelesen, dass dieser Spruch, er sei der härteste Fernwanderweg Europas, aus einer Zeit stammt, als man sich auf den Hütten noch nicht verpflegen konnte. Ich kann mir vorstellen, dass zu Zeiten, als man alles mit schleppen musste, der Weg unglaublich hart war – denn so kann man, wenn man wie ich auf Zelt und Kocher verzichtet, mit knapp sieben Kilo Gepäck ohne Wasser kommen. Und jedes Kilo mehr macht einen deutlichen Unterschied aus – das bestätigt einem mehr oder weniger jeder. Denn wir gehen hier ja nicht in der Ebene, sondern klettern die ganze Zeit hoch oder runter und müssen dabei das Gleichgewicht ständig halten.

    9:24 Uhr: Trotz der Ibuprofen 600, die ich heute Morgen vorsorglich eingeworfen habe, und der Bandage spüre ich regelmäßig ein Stechen an der Achillessehne des rechten Fußes. Dem wird es gut tun, wenn er etwas Ruhe bekommt, denke ich. Und ich muss mich zu Hause darum kümmern, herauszufinden, was damit ist, zumal ich das schon letztes Jahr hatte!

    9:32 Uhr: Der kleine Teich sieht einladender aus, als ich ihn in Erinnerung hatte (weniger grün), aber da es sich wirklich mehr um einen Teich als um eine Badegumpe handelt, sehe ich davon ab, meine Füße hineinzustecken.

    10:35 Uhr: Ich habe das Tor zu Conca durchschritten. Von hier an geht es mit dem Weg nur noch bergab – geographisch gesprochen.

    10:54 Uhr. Das Dorf ist jetzt in Sichtweite. Heute fühle ich mich an wie eine Laufmaschine. Zu Anfang konnte ich noch ein bisschen die schönen Aussichten genießen, aber ab irgendeinem Zeitpunkt war es einfach nur gehen, einfach weitergehen, einfach irgendwann ankommen. Ich glaube, die lange Etappe von gestern steckt mir auch noch in den Beinen.

    Der Abstieg zieht sich aber auch sehr hin, weil es um ein ausgetrocknetes Bachbett oder Ähnliches – auf jeden Fall um einen sehr steinigen, steilen und mit losem Geröll versehenen Weg – handelt.

    Ich bin bisher komplett ohne Blessuren geblieben und das soll auch so bleiben. Daher gehe ich betont vorsichtig.

    Ich habe letztens noch mal mit „Zelt-Trägern“ drüber gesprochen, dass es zwar sehr praktisch ist, wenn man Leihzelte verwendet, aber dass das Gefühl ein ganz anderes ist, wenn man sein eigenes Zelt und auch seinen eigenen Kocher dabei hat.
    Nur dann hat man wirklich das Gefühl, mit dem Rucksack autark zu sein. Dieses Gefühl fehlt mir jetzt komplett. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es zum ersten Mal war, als ich den Rucksack im Flughafen wieder in Empfang genommen habe: Da ist jetzt alles drin, was ich für die nächsten 16 Tage zum Leben und zum Überleben brauche. Das war irgendwie ein tolles Gefühl.

    11:05 Uhr: Ich überquere die Brücke und komme in Conca an.

    Gegen 11:30 Uhr komme ich in meiner Unterkunft an und darf sogar direkt mein Zimmer beziehen. Ich packe meine Sachen aus, wasche das Hemd und die Hose, dusche und mache einen kurzen Schlaf. Anschließend säubere ich noch intensiv meine Schuhe, um anschließend zur Bar du GR20 zu gehen.
    Dort sind die anderen vier – wie ich sie jetzt Einfachheit halber nenne – gerade eingetroffen. Mein erstes Bier berührt kaum das Glas. Ich bemühe mich, im Folgenden das Tempo zu reduzieren. Der Burger schmeckt auch einfach köstlich. Später spielen wir noch unsere Runde Cabo zu Ende.

    15:33 Uhr: und ich gehe zurück in meine Unterkunft um ein schönes Schläfchen zu nehmen und dann mich um diese Aufzeichnung und das weitere Leben zu kümmern

    15:38 Uhr: Wir brechen auf und verabschieden uns. Miri und Julia wollen schauen, ob sie das Auto so umräumen können, dass Stéphane und Mathieu noch Platz bekommen, um dann gemeinsam noch etwas am Strand abzuhängen. Ich gehe in mein Bed and Breakfast, halte einen ausgedienten Mittagsschlaf und kümmere mich anschließend um diese Aufzeichnung und das weitere Leben.
    Anschließend baue ich meine Schuhe wieder zusammen, die dank viel Wasser und vor allem gewaschenen Schnürsenkeln wieder ganz passabel aussehen. Im Garten lerne ich ein etwas älteres belgisches Pärchen kennen, das morgen in die südliche Etappe starten will.
    Da es schon kurz vor sechs ist, beschließen wir gemeinsam, nach einem Restaurant zu suchen. Wir folgen der Empfehlung und gehen zum Gîte/Restaurant La Tonnelle, aber leider gibt es hier erst ab 19:30 Uhr Essen, was den Belgiern zu spät ist.

    Ich esse schließlich alleine im Restaurant vom Camp La Tonnelle und warte eigentlich immer noch darauf, dass Harald irgendwann auftaucht. Wie immer, als Letzter, wenn es Essen gibt.
    Ich unterhalte mich noch kurz mit einem Franzosen, der ursprünglich aus Marokko kommt, zuletzt getrippelt hat und entsprechend mit stark geschwollenen Beinen zu kämpfen hat.
    Aber ich beschließe, mich nicht an einen Tisch mit vielen Franzosen zu setzen, sondern für mich zu bleiben und an meinen Aufzeichnungen und Bildern zu arbeiten.
    Um 21:00 Uhr bin ich wieder auf dem Zimmer und genieße das große, bequeme Bett.

    13,0 km, 5:00 h, 4:21 h, 2,6 km/h, 3 km/h, 385m, -1.167m. Standard: 5:30 - 7:30h. 2024: 4:30 h
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  • Rückreise, Resume und Learnings

    August 25 in France ⋅ ☀️ 19 °C

    Lange schlafen konnte ich leider wieder nicht – keine Ahnung, wie ich das noch lernen kann. Um 5:15 Uhr war die Nacht für mich vorbei. Ich bin dann noch etwas im Bett geblieben, aber irgendwann wurde es auch öde.

    Dafür hatte ich viel Zeit, meine Sachen zu sortieren und zu packen, und vor allem hatte ich Zeit für ein herrliches Frühstück mit frischen Tomaten aus dem Garten, leckerem Käse, Omelett und frisch gebrütetem Kaffee…

    Um 8:15 Uhr breche ich auf in Richtung Bar Du GR20. Unterwegs kommt mir, wie ich so leicht vor mich hin schwebe, der Gedanke, dass ich ja auch nach Porto Vecchio gehen könnte. Leider muss ich feststellen, dass es zu weit ist. Ich könnte bis zur Hauptstraße runtergehen und von dort aus trampen, aber das bringt mir auch nicht viel. Mit dem Rucksack zu gehen, scheint aber etwas ganz Normales für mich geworden zu sein.
    Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass ich das Gewicht loswerden muss

    Ich nehme die erste Navette nach Porto-Vecchio. Von dort aus geht es um 12:30 Uhr mit dem Bus zum Flughafen Figari und von dort aus weiter nach Brüssel. Dann weiter mit dem Zug nach Münster. Wenn alles klappt, sollte ich gegen 23:00 Uhr zuhause sein.

    Hier im Navette nehme ich einen deutlichen Schweißgeruch wahr. Anscheinend habe ich meinen bereits abgelegt.
    Die Gespräche der Franzosen gehen direkt weiter: wie wenige Tage man gebraucht hat. Immer outet sich einer, dass er 14 Tage gebraucht hat. 😅
    Die Busfahrerin hat ein ähnliches Geruchsempfinden wie ich – sie versprüht Duftspray!!

    Jetzt habe ich mich in ein Café auf dem Marktplatz von Porto Vecchio gesetzt, um ein bisschen zu reflektieren. Leider nehme ich alles sehr deutlich und ungefiltert wahr – noch stärker als sonst, würde ich sagen. Vor allem der Geruch von einem Klostein oder etwas Ähnlichem irritiert meine Nase sehr. Immerhin ist das Karussell gerade nicht im Betrieb, und dass das Gebimmel nicht im Konflikt zur Musik aus der Bar steht. Oh nein, jetzt startet es 😱

    Im ersten Jahr war mein größtes Learning, würde ich sagen, Zeit passieren zu lassen. Also nicht jede Minute mit Dingen füllen zu wollen, sondern auch einfach mal nichts zu tun oder das Warten an der Supermarktkasse auszuhalten, ohne dabei irgendwelche Dinge im Internet zu recherchieren oder Nachrichten zu checken.
    Und natürlich habe ich auch ganz viel über mich selbst und meine Stimmungen und Launen gelernt. Dass es mir leichter fällt, diese unter Kontrolle zu halten, wenn ich mich um andere kümmere.
    Interessanterweise hatte ich dieses Problem dieses Jahr überhaupt nicht mehr. Und das, obwohl ich vor der Reise das Gefühl hatte, wieder eher leichter reizbar zu sein. Das lag aber sicherlich auch am Stress, den ich mir wegen der Programmierung der Wetter-App „Gregor Zwanziger“ gemacht habe.

    Im letzten Jahr war dann die wichtigste Erfahrung, auch Dinge rauszuhauen, die einen nur ein bisschen stören. Denn auch dies kann sich immer mehr anhäufen und es wird dann immer schwerwiegender. Zum Glück war Thomas schon einen Schritt weiter und hat es dann zur Eskalation gebracht. So konnten wir alles gemeinsam einsortieren.

    Ich bin Thomas sehr dankbar dafür, dass er das offene Gespräch gesucht hat. Ich habe wirklich viel gelernt, oder sagen wir mal so: Zumindest habe ich viel Erkenntnis gewinnen dürfen. Ob ich gelernt habe, also im Sinne von "es zukünftig besser zu machen" das wird sich zeigen.
    Natürlich ist es viel schöner, wenn es so eine Eskalation nicht braucht, aber es tot zu schweigen oder auszusitzen, ist keine Lösung.

    Dieses Jahr ging es aus meiner Sicht ganz stark darum, weniger Erwartungen zu haben und offen dafür zu sein, was passiert (oder eben auch nicht passiert).
    Es geht auch darum, weniger Kontrolle ausüben zu wollen auf das, was kommt. Man könnte auch sagen: Erwartung durch Neugier und Spontanität zu ersetzen. Wenn ich nicht mit der Erwartung an diesen Hike herangegangen wäre, dass es wieder genau so eine dauerhafte und tolle Gruppe gibt wie im letzten Jahr, die in einem unbeschreiblich schönen Abschluss in Conca endet, hätte ich das, wie es gewesen ist, viel mehr genießen können. Denn es war ja definitiv mehr als nett und ich hatte sehr viele spannende Kontakte und gute Gespräche. Im Norden vor allem mit Felix, Vanessa, Laura und Thomas und im Süden dann mit Stéphane, Matthieu, Miri und Julia. Und durchgängig natürlich auch Harald (der uns in Croci abhandengekommen ist). Und dann waren da auch noch die beiden aus Leipzig und Julian. Und bestimmt noch mehr, die mir spontan gar nicht einfallen.
    Also, objektiv betrachtet, war das super. Wie ärgerlich ist es dann, wenn das Empfinden ein ganz anderes ist, nur weil meine Erwartungen viel zu hoch gesteckt waren!

    Mit weniger Planung in diese Wanderung zu gehen, finde ich nicht ganz einfach, zumindest wenn man kein eigenes Zelt dabei hat. Natürlich hätte ich auf die Buchung der letzten Unterkunft verzichten können und diese dann genauso wie Stéphane und Matthieu spontan machen können.

    Ich möchte als Nächstes gerne einmal eine Reise machen, bei der ich keine Übernachtungen im Voraus plane, sondern spontan schaue, wo ich bleibe. Das wäre eine echte Challenge für mich.

    Was kann ich ansonsten tun, um weniger zu planen, weniger Kontrolle auf mein Leben auszuüben?

    Mangels Menschen habe ich das gerade mit ChatGPT diskutiert, und Folgendes ist herausgekommen:

    ⸻ ⸻ ⸻

    Wo der Engpass liegt
    * Neugier im Sozialen hast du stark.
    * Akzeptanz ohne Verstehen fällt dir schwer.
    * Du hängst also nicht an Kontrolle über Abläufe, sondern an Kontrolle über die Sinnhaftigkeit.



    Hebel, um erwartungsoffener im Sozialen zu werden
    1. „Nicht verstehen müssen“ als Experiment
    * Wenn jemand emotional entscheidet, sag dir: „Mein Ziel ist heute nicht, es zu durchdringen, sondern es einfach stehen zu lassen.“
    * Das ist kein intellektueller Fehler, sondern ein Training in Toleranz gegenüber dem Nicht-Erklärbaren.
    2. Spiegeln statt Erklären
    * Wenn jemand etwas Emotionales sagt: nicht einordnen, nicht nach dem „Warum“ fragen.
    * Stattdessen: „Klingt so, als ob du dich gerade … fühlst.“
    * Damit anerkennst du die Emotion, ohne sie kontrollieren oder erklären zu müssen.
    3. Unlogik als Datenpunkt
    * Betrachte irrationale oder spontane Entscheidungen nicht als Bruch, sondern als Daten über die Person: „Aha, so reagiert sie unter Emotion.“
    * Es geht nicht darum, es zu ordnen – nur zu registrieren.
    4. Kurze Stop-Übung für dich
    * Wenn der Impuls kommt, zu analysieren: drei tiefe Atemzüge.
    * Dann bewusst entscheiden: „Muss ich verstehen – oder kann ich diesmal einfach nur fühlen?“



    Das ist im Grunde das Gegenstück zu deinem Planungs-Thema:
    * Bei Plänen → nicht an der Erfüllung hängen.
    * Bei Menschen → nicht am Verstehen hängen.

    ⸻ ⸻ ⸻

    Am Flughafen in Figuri habe ich auch zwei Dinge gelernt:
    1.: Man darf wirklich keine Trekkingstöcke – auch wenn sie aus Carbon sind – mit im Handgepäck nehmen.
    2.: Es lohnt sich als Erster durch die Security zu gehen, da man dann noch eine Chance hat, einen Sitzplatz hinter der Security zu ergattern. Es dürfen aber auch immer nur die Leute durch die Security gehen, die als Nächstes fliegen. Das ist wirklich ein besonderer Flughafen.
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  • Rückreise – unerwartete Herausforderung

    August 25 in Belgium ⋅ ☀️ 24 °C

    Der heutige Tag ist eine Herausforderung! Eine Herausforderung für meine Planungs- und Erwartungsoffenheit. Es ist der Wahnsinn.

    Die Anreise zum Flughafen klappt eigentlich sehr gut. Auch die Zeit in Porto-Vecchio bringe ich ja gut rum. Nur auf dem Flughafen wird's dann spannend. Zum einen ist der etwas merkwürdig organisiert. Man muss quasi vor der Security warten, bis der Flug aufgerufen wird. Hinter der Security gibt es nicht ausreichend Platz für die Passagiere beider Flugzeuge, die heute Nachmittag abfliegen.
    Immerhin gibt es hier noch etwas zu lernen: Auch Carbon-Trekkingstöcke dürfen nicht im Handgepäck mitgenommen werden. Ein anderer Passagier muss aus diesem Grund seine entsorgen. Ein anderer Wanderer hat es clever angestellt und seine Trekkingstöcke bei einem anderen Fluggast ins Aufgabegepäck gegeben. Eine clevere Idee. Aber auch nicht ganz unkompliziert, denn man muss diesen Fluggast ja hinterher am Band wiederfinden.😱
    Naja, und dann hat mein Flug Verspätung. Irgendwann kommt das Flugzeug deutlich verspätet an. Die Fluggäste mit Priority-Boarding dürfen schon mal zum Flugzeug, warten dort 20 Minuten (in der Hitze) und müssen dann wieder zurück. Denn das Flugzeug hat technische Probleme, und der Abflug verspätet sich erneut. Insgesamt haben wir jetzt schon über 1 Stunde Verspätung.
    Irgendwann geht es dann tatsächlich los. Aber der richtige Knaller kommt noch:
    Nachdem wir gelandet sind, muss ich meinen großen Irrtum feststellen: Wir sind gar nicht wirklich in Brüssel gelandet, sondern an einem Flughafen, der nur nach Brüssel benannt wurde und 60 km vom nächsten Bahnhof entfernt liegt. Meine gebuchte Bahnverbindung ist eh schon abgefahren, aber sie wäre ja ohnehin unerreichbar gewesen!
    Ich entscheide mich für den Bus nach Brüssel-Midi für 20 €. Er braucht 1 Stunde oder sogar noch etwas länger, da es auf der Autobahn Stau gibt. Mittlerweile habe ich mich von dem Gedanken verabschiedet, noch weiter in Richtung Münster zu fahren. Davon, Münster noch zu erreichen, habe ich mich schon vor einiger Zeit verabschiedet. Ich buche stattdessen das Hotel Meininger. Das scheint zumindest ganz in Ordnung zu sein. Morgen früh geht es dann weiter nach Münster, sodass ich gegen 13:00 Uhr dort sein soll.

    In der Nähe des Hotels soll es eine ganz gute Pizzeria geben. Das ist mein nächstes Ziel.
    Oh man, und dann wird hier auch noch das Bier zur Schwierigkeit. Es muss wohl erst noch für mich besorgt werden. Drei Männer haben leckeres Bier auf dem Tisch stehen, aber das war wohl das Letzte.
    Der Pizzabäcker reagiert total gereizt, als ich ihn nach einer Stunde frage, was denn mit meinem Bier los ist. Aber ich kann doch nicht ahnen, dass er kein Bier mehr hat!
    Naja, irgendwann kommt die Bedienung mit einer Tüte Bierdosen zurück. Fünf Minuten später habe ich mein Glas Bier.
    Das ist jetzt auch schon wieder eine Weile ausgetrunken, aber ich traue mich nicht zu fragen, ob ich wohl noch eins bekommen könnte.

    Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob ich mir am Flughafen einfach einen Mietwagen hätte nehmen sollen. Aber ich wollte mich auch nicht ewig mit der Abwägung und den Alternativen beschäftigen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mir diese Zeit genommen hätte. Wer weiß. Aber so ist es doch eine schöne Übung für mich, die Dinge so hinzunehmen, wie sie kommen.

    Oha, hier scheint auch richtig dicke Luft zu herrschen, nicht nur mir gegenüber. Die Bedienung rennt schon wieder weg und macht eine eindeutige Geste in Richtung des Chefs. Irgendwie scheint dicke Luft zwischen dem Pizzabäcker und ihr zu herrschen. Spannend.
    Sie ist zumindest nett zu mir. Ich habe ein zweites Bier bekommen. Gerade rennt sie wieder weg. Und macht wieder eine Geste in Richtung ihres Kollegen. Eine andere. Aber genauso eindeutig.

    Eine italienische Familie, die ein paar Pizzen vor mir zum Mitnehmen bestellt hat, hat sie bekommen, als ich fertig gegessen habe. Aber sie nehmen es mit Humor auf und haben natürlich auch viel mehr von der Kommunikation verstanden.

    Ich zahle am Ende 17 € und er verabschiedet mich auf Deutsch, obwohl ich nur Französisch oder Englisch gesprochen habe. Aber man sieht es mir wohl an… Oh es ist der Bart 🧔😅

    Was mir am meisten aufgefallen ist, war die anhaltende Kakophonie aus den ganzen Menschen, die geredet und telefoniert haben, und den kleinen Kindern, die da drübergeschrien haben. Ich habe große Schwierigkeiten, das zu filtern, und auch Ohropax hat nur wenig geholfen.
    Das Thema ging auf der Busfahrt weiter. Ich habe mich schließlich umgesetzt und dann war es etwas besser. Aber zuerst hatte ich eine Russin neben mir, die anscheinend mit der gesamten Familie lautstark telefoniert hat, und hinter mir saß ein Kind, das im wahrsten Sinne des Wortes quietschvergnügt war. Ist ja eigentlich super, aber ich war einfach hinüber.
    Die Ruhe in den Bergen war einfach so angenehm. Das Maximum an Nicht-Ruhe sollte ich am nächsten Tag erleben. Die Reise startet höchst entspannt im ICE der neusten Generation. Aber als ich in Köln Hbf umsteigen muss, erscheint mir die Kakophonie am Bahnhof – mit den kreischenden Zügen, den Durchsagen und den ganzen Stimmen der Menschen – schier unerträglich.
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  • Ausrüstungsliste

    November 18 in Germany ⋅ ☁️ 3 °C

    LAUFEN

    - Kompressionssocken (CEP - Max Cushion Socks Hiking Tall)
    * Kniestrümpfe zu tragen, war schon ziemlich hart aber vor allem, weil das An- und Ausziehen kompliziert ist, nicht wegen der Hitze
    * Merinowolle und Kompression ist vor allem super, weil es Blasen und Hautblessuren vorbeugt
    - Trekkingstoecke (Black Diamond - Distance Carbon FLZ)
    * Carbon ist nicht leichter als Aluminium, aber ich finde es sehr praktisch, Faltstöcke zu haben, weil ich sie sehr schnell zusammenfalte und an meinen Schulterriemen anbringe. Dadurch bin ich sehr variabel: Für diesen Vorgang muss ich den Rucksack nicht absetzen und mich dabei auch nicht verrenken.
    - Gamaschen (Altra)
    * Ich finde Gamaschen super. Sie verhindern zuverlässig das kleine Steine, Zweige etc. im Schuh landen
    - Biwaksandalen (Xero Z-Trail EV)
    * Super. Unbedingt halbwebs feste Schuhe für die Refuges einpacken, da der Untergrund sehr schwierig ist. Wer hier in Flip-Flops geht, riskiert einen Abbruch!
    - Wandersocken (Ortovox dick)
    - Trailrunning Schuhe (Saucony XODUS Ultra 4)
    * Ich bin sehr zufrieden mit den Trail-Running-Schuhen, und wenn sie jetzt anziehe, bekomme ich direkt Lust darauf weite Strecken zu legen
    * Finde die Stabilität von hohen Schuhen sehr angenehm
    * Würde daher beidseitig eine Strumpfbandage tragen, wie ich sie jetzt wegen des Bänderrisses getragen habe

    BEKLEIDEN

    - Handschuhe (Arbeitshandschuhe)
    * Ich habe sie tatsächlich getragen, als ich durch Mordor ging. Zum einen, weil mir kalt war, zum anderen, weil die Felsen dort sehr scharfkantig waren. Ich fand die gefütterten, gummierten Arbeiterhandschuhe sehr praktisch
    - Hut (Sunday afternoons Ultra Adventure Hat)
    * So dämlich der Hut auch aussieht, so praktisch ist er. Die breite, unten dunkle Krempe beschattet die Augen so gut, dass man meistens noch nicht einmal eine Sonnenbrille braucht. Dass er hinten eine Schleppe hat (statt einer Krempe) ist äußerst praktisch, wenn man den Rucksack etwas höher packt und dann beim Klettern oder so bergauf gucken muss: Das geht mit Krempe nämlich nicht oder nur sehr schwer. Außerdem lässt er sich sehr gut und klein verstauen.
    - Regenhose
    * Die Regenhose habe ich nur zum Wärmen angezogen, war dann aber auch sehr froh darüber
    - Unterhose (kurz)
    - Daunenjacke (Hagloefs)
    * Eine leichte Daunenjacke ist ein Muss. Ich habe sie viele Abende getragen. Außerdem ist sie ein super Kopfkissen. Wobei: ein echtes Kopfkissen, das jede Nacht gleich ist, habe ich sehr vermisst.
    - Beinlinge
    * Irgendetwas Warmes braucht man für abends. Und Beinlinge sind die leichteste Alternative.
    - Windweste (Van Rysel)
    * Da das Hemd wesentlich windichter ist als ein T-Shirt, habe ich die Weste gar nicht so viel benötigt wie im Vorjahr. Dennoch habe ich sie ab und zu als morgendlichen Windschutz und um eine etwas komfortabler Isolierung zu haben getragen
    - T-Shirt (Merino)
    - Unterhose (Shorts)
    - Buff
    * Habe ich ein paarmal als Mütze getragen
    - Regenanorak (Quechua Kurzreißverschluss)
    * Der Regenanorak hat mir auch als Windstopper und als isolierende Schicht geholfen. Wenn man länger damit läuft, kommt es zu Problemen mit der Kondensfeuchtigkeit. Das verhindert auch kein Gore-Tex – zumindest wenn es regnet. Einzige Alternative könnte dann ein Poncho sein, aber das wärmt nicht so gut wie eine Regenjacke.
    - Kurze Hose (Fjällräven Keb Shorts)
    * Ich war mit den etwas längeren Shorts von Fjällräven zufrieden, da sie robust sind und auch einen ausreichenden Anteil an Stretch haben
    - Shorts (Raidlight Trainrunning Hose)
    * Wenn es warm wird und man viel Bewegungsfreiheit braucht, finde ich die kurzen leichten Trail-Running-Shorts unschlagbar. Aber sie sind auch sehr empfindlich. Ich habe die Raidlight eigentlich für die Nacht und zum Baden eingepackt, bin aber auch einige Tage in ihr gelaufen.
    Merino-Hemd (Mont-Bell)
    * Das Hemd aus Merinowolle (eher glatt und kühl gewoben) hat gut funktioniert. Zwischendurch habe ich gedacht, dass Kunstfaser vielleicht doch ganz gut gewesen wäre, weil sie weniger Feuchtigkeit aufnimmt, aber andere Wanderer haben mir gesagt, dass sich ihr Kunstfaser-Oberteil genauso pitschnass angefüllt hat wie meins.
    * Merino hat den Vorteil, dass es auch im nassen Zustand noch wärmt (also nicht über die Maße kühlt) und zum andern, dass es nicht so schnell anfängt zu stinken. Ich habe das Hemd in den 18 Tagen, die ich unterwegs war, vielleicht zwei oder dreimal gewaschen
    * Der größte Vorteil eines Hemdes ist, dass man die Ärmel schnell hochkrempeln kann und dass man – zumindest in abgeschiedenen Gegenden – die Knöpfe an der Vorderseite komplett aufknöpfen kann, um maximal Luft an den Körper zu lassen.

    VERPFLEGEN

    - Camelback (Gregory 3D Hydro Trek)
    * Ich finde, dass der Wassersack sehr praktisch war, weil man den Schlauch von der Blase abklicken kann. Aber das ist gleichzeitig auch der Schwachpunkt: Ich hatte wieder ein Problem mit einem Leck, was keine Katastrophe ist, weil ich grundsätzlich alle Sachen im Rucksack wasserdicht verpacke, aber trotzdem stört.
    - 2x Muesliriegel
    - Feuerzeug
    - 8 Zigaretten
    - 2x Nylon Netzbeutel (Lidl Obstbeutel)
    - Nachschubbeutel: Zahnputztabletten, Micropur-Forte Tabelletten, 2x Kaffeezubereitung
    - Trinkwasser-Beutel: 50x Micropur Forte, Wasserfilter, Elektrolyte, Elektrolyte m. Orangengeschmack
    - Essensbeutel: Porridge, Quarkpulver, Instant-Kaffee, Salz & Pfeffer

    PFLEGE & APOTHEKE

    - Klobeutel: Klopapier, 10x Feuchttücher, Anti-Wolf-Stick
    - kleine Reiseapotheke: Anti-Blister-Tape, Fußpilzsalbe, K-Active Tape, Sepso J, IBU-Creme, Polsterisan, FeniHydrocort, Epipevisone, Snup Nasenspray, Betaisodona Wund- und Heilsalbe, Hirschtalg, Chlorhexamed, Wasserlösung, Cortison-Salbe
    - Stofftaschentuch
    - Notfall-Kit (Ortovox First Aid Roll Doc Mini)
    - Handtuch (SeaToSummit)
    - Kulturtasche: Nagelklipser, Rasierer, Zahnpastatabletten, Hirschtalg, feste Seife, Sonnencreme 50+, Deo, Zahnbürste, Haarwachs

    SCHLAFEN

    - Schlafsack (Stoic NijakSt +7°C)
    * War perfekt. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch leichtere Schlafsäcke gibt, aber der Temperaturbereich war optimal.
    - Isomatte (Vango AOTROM Short)
    * Ich bin mir nicht sicher, ob die ultraleicht kurze Luftmatratze wirklich ein Vorteil war, denn ich habe sie immer auf anderen Matratzen verwendet und sie hat sich nachts grundsätzlich selbstständig gemacht. Die Klebepunkte, die ich mit Nahtkleber auf der Vorder- und Rückseite angebracht habe, damit ich nicht so schnell herunterrutsche und die Matratze besser auf ihrem Untergrund haftet, haben nicht so viel gebracht.

    - Schlafbeutel: Ohropax, Kabel-Kopfhoerer, Schlafmaske, Nasensalbe, Nasenspray
    - Kopfkissen: Schlafsackbeutel mit Daunenjacke, Socken etc. vollgestopft. Nicht ideal, da jede Nacht irgendwie anders ist.

    TRAGEN

    - Kompressionssack (Forclaz)
    - Rucksack (Gregory Focal 48)
    * Mit dem Rucksack bin ich äußerst zufrieden. Die Größe ist passend, allerdings finde ich das entsprechende Modell von Osprey ebenfalls sehr bequem.
    - Hüfttasche (Ayond)
    * Die Bauchtasche war neu für mich und hat sich als sehr praktisch erwiesen. Es ist ein gutes Gefühl, dass man die essenziellen Dinge immer am Körper hat, während man den Rucksack zum Beispiel bei einer Pause absetzt und sich dann auch davon entfernt. Entgegen meiner ersten Befürchtung stört die Bauchtasche beim Tragen des Rucksacks überhaupt nicht. Abgesehen vom Mobiltelefon habe ich alle anderen Dinge per Karabiner in der Tasche gesichert. So konnten sie mir nicht herausfallen, wenn ich z.B. mal schnell ein Foto machen wollte.

    ZUBEHOER

    - Sonnenbrille
    * Die selbst tönende Sonnenbrille hat mir gute Dienste geleistet. Ich bin sehr froh, dass sie keine Gleitgläser hat. Wenn sie sich bis auf null öffnen würde (ich glaube, die leichteste Tönung ist aktuell 20 %), wäre es noch besser.
    - Lesebrille (ThinOptics)
    * Wenn man keine Gleitsichtbrille mitnimmt, braucht man in meinem Alter eine Lesebrille. Und dieses Modell ist ultraleicht.
    - Reparatur-Set: Nähset, Luftmatratzen-Sticker, Sekundenkleber, Leucoplast-Tape, Kabelbinder, Ersatz-Gürtelschnalle, Beutel, Ripschnur, Ersatz-USB-Kabel, Papiertaschentücher
    - Notfall-Dokumente: eingeschweißte Kopien von Ausweis, Impfpass etc.
    - Mini-Portmonaie (Mont-Bell)

    TECHNIK

    - iPhone 16 Pro
    - Technikbeutel: Powerbank 10.000 mAh, Doppelstecker, Stirnlampe, Ladestecker USB-C, USB-C-Kabel, Bluetooth-Thermometer, Kopfhoerer (Kabel)
    * Die Stirnlampe (Nitecore NU25) hat sehr gute Dienste geleistet, auch wenn ich mit der Bedienung immer wieder durcheinandergekommen bin. Aber das Verhältnis von Licht/Leuchtkraft/Ausdauer/Gewicht ist perfekt.
    * Alle meine Geräte, die ich dabei hatte, konnten über USB-C geladen werden. Das war äußerst praktisch.
    - Sateliten-Messenger (Garmin InReach Messenger)
    * Der Messenger hat sich bewährt. Allerdings musste ich ihn ein paar Mal aufladen. Und selbst das Gerät mit seiner optimierten Antenne hatte in dem mit Aluminium bedampften Zelten Schwierigkeiten, Nachrichten zu empfangen. Da es in den Bergen Korsikas über weite Strecken keinen Empfang gibt, hat mir der Messenger Sicherheit gegeben, indem er meine Position alle 20 Minuten veröffentlicht hat. Das hilft im Zweifelsfall, mich zu bergen oder meine Leiche schneller zu finden.

    KOCHEN

    - Berghaferl
    - Taschenmesser (Opinel No. 8)
    - Löffel
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    Trip end
    August 25, 2025