• Omaha Beach

    5. august 2024, Frankrike ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach der Fahrt auf der oft schmalen "Küstenstraße" und seltenen Blick auf die Küste haben wir unerwartet entschieden auf einen privaten Stellplatz zu übernachten. Der Platz bestand "nur" aus einer Wiese und war recht leer.
    Leider gab es dafür auch nur wenig Service... z.B. gab es weder Toiletten noch Dusche.

    Die ganze Küste hier in der Normandie ist voller Hinweise auf den vor 80 Jahren stattgefundenen D-Day oder auch Operation Overlord.

    An einem ungewöhnlich stürmischen Sommermorgen am 6.6.1944 nähert sich die größte Invasionsflotte aller Zeiten der von der Wehrmacht verteidigten französischen Küste: 175.000 amerikanische, britische und kanadische Soldaten, fast alle junge Wehrpflichtige, sollen Europa befreien. Viele werden nicht einmal die ersten Minuten des D-Day überleben.
    Wolkenfetzen am Himmel, pfeifender Nordwest, Wellen ein, zwei Meter hoch, die Küste liegt noch etliche Hundert Meter voraus. 30 schwer bewaffnete amerikanische Soldaten warten aneinandergedrängt in einem kaum seetüchtigen Boot. Das zwölf Meter lange, drei Meter breite, nur 70 Zentimeter tiefgehende Landungsboot schwankt auf den Wogen, kaltes Salzwasser schlägt über die Seiten und die Rampe am plumpen Bug. Seit rund zwei Stunden schwitzen und frieren die Soldaten zugleich in ihren mit Chemikalien gegen Wasser und Gas imprägnierten Uniformen, behängt mit 40 Kilogramm Ausrüstung, die Gewehre mit Plastikhüllen gegen Feuchtigkeit geschützt. Viele Männer sind seekrank, und die Reste des Frühstücks schwappen nun um die Stiefel. Und vielleicht drückt auch Angst auf den Magen, auch Heimweh.
    An diesem kühlen Frühsommermorgen bewegt sich die größte Landungsarmee aller Zeiten auf die normannische Küste zu, insgesamt 175.000 Amerikaner, Briten und Kanadier sowie rund 200 Franzosen. Die Männer kommen mit mehr als 30 Tonnen schweren Panzern und mit Geschützen. Mit Karabinern, Maschinengewehren, Pistolen, Bajonetten. Mit Flammenwerfern und Mörsern, Rohrbomben und Handgranaten, Haftsprengstoff und Minen. Ihre Aufgabe: Sie sollen den Kontinent erobern. Denn Europa wird auch im fünften Jahr des Weltenbrandes noch immer zum größten Teil von Berlin aus beherrscht.
    Vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer reicht die Macht der Nationalsozialisten; ihre Armeen stehen in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg, in Dänemark und Norwegen, im Norden Italiens, auf dem Balkan, in Osteuropa, in der UdSSR. Und von Norwegen bis zu den Pyrenäen haben sich Soldaten an den Küsten hinter Bunkern und Minensperren verschanzt, um jeden Invasionsversuch abzuwehren.
    Auf dem Ärmelkanal schwimmt die ungewöhnlichste Flotte der Geschichte: 2727 Schiffe aus den USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Frankreich, Belgien, Polen, Norwegen, Griechenland und den Niederlanden. Am Horizont liegen sechs Schlachtschiffe, schwimmende Festungen wie die 175 Meter lange "USS Texas". Die Rohre ihrer Geschütztürme weisen zur Küste.
    Rund 2000 Landungsboote steuern auf die Küste zu 20 Kreuzer, 68 Zerstörer und Dutzende weitere Kriegsschiffe sowie Hunderte Patrouillen- und Minenräumboote, Fähren und Handelsschiffe formen einen weiten Fächer. Dazwischen dümpeln Truppentransporter. Vor diesen Schiffen strebt nun eine Flotte kleiner Wassergefährte zur Küste: etwa 2000 Landungsboote, die auf einen rund 90 Kilometer langen Abschnitt bei Caen zusteuern. Die Bootsführer haben Mühe, ihre meist kastenförmigen Gefährte auf dem gut 15 Kilometer langen Kurs durch Wind und Wellen zu bringen. Die starke Strömung treibt sie ab. Viele Boote transportieren jeweils 30 Soldaten in den Ladebuchten, andere abgedichtete Sherman-Panzer, die dank zusätzlicher Propeller im Wasser fahren können, oder plumpe Schwimmlastwagen. Ein paar Minuten zuvor sind mehr als 1000 Bomber Richtung Festland geflogen, in so dichter Formation, dass ihre Schatten den Boden verdunkelten.
    Nun kreisen alliierte Jagdflugzeuge zwischen den Wolken. Größere Landungsschiffe ziehen Sperrballons an langen Leinen mit sich, um so feindliche Sturzkampfbomber auf Distanz zu halten. Doch der Wind zerrt so stark an ihnen, dass die schlackernden Seile für die Mannschaften gefährlich werden: Manche Kapitäne greifen deshalb kurzerhand zur Axt und zerhacken die Leinen der Ballons, die am grauen Himmel verschwinden. Die Schlachtschiffe nehmen aus etwa 17 Kilometer Entfernung die Küste unter Feuer. Bei jeder Salve der 356-Millimeter- Geschütze drückt der Rückstoß die 27.000 Tonnen schweren Kolosse seitlich durchs Wasser, hohe Wellen schwappen auf. Andere Schiffe feuern aus Raketenwerfern gewaltige Salven in Richtung der Strände ab. Die Geschosse rasen dicht über die Landungsboote hinweg, die in der meterhohen Dünung schwanken. In den Booten stinkt es nach der Imprägnierung der Uniformen und nach dem Fett, mit dem Panzer und Jeeps gegen Feuchtigkeit eingeschmiert sind, nach Schweiß und Erbrochenem. Dann verstummt das Grollen von See: Die Schlachtschiffe und Kreuzer stellen das Feuer ein, denn die ersten Kähne nähern sich dem Strand.

    "Omaha Beach" haben die alliierten Militärplaner den zehn Kilometer breiten Abschnitt vor ihnen genannt: ein etwa 200 Meter tiefer Strand, der bei Flut fast vollständig überschwemmt ist, dahinter eine leicht ansteigende, noch einmal 200 Meter tiefe Kies-Böschung, begrenzt von einer über 30 Meter hohen Steilklippe. Dies ist der zentrale, aber auch unzugänglichste Abschnitt jener 90 Kilometer Küste, die an diesem Tag attackiert wird. 40.000 GIs sollen allein hier angreifen, in mehreren Wellen. Zur Rechten von Stevens, außerhalb seines Blickfeldes, liegt "Utah Beach". Auch er, wie Omaha, ein Ziel von US-Truppen. Zur Linken, bis auf die Höhe von Caen, haben die Alliierten Strände mit den Codenamen "Gold", "Juno" und "Sword" als Angriffspunkte britischer und kanadischer Einheiten bestimmt.
    Die GIs sollen eine erste Basis in Frankreich erkämpfen

    An diesem 6. Juni sollen die alliierten Soldaten alle fünf Strände erobern, danach mehrere Kilometer tief ins Binnenland vorstoßen und Caen einnehmen: So sollen sie einen Brückenkopf erkämpfen, eine erste Basis in Frankreich. Die Wehrmacht hat die Küste zu einem Teil ihres "Atlantikwalls" gemacht. Vor den Stränden sind Balken in den Grund gerammt und kreuzförmige Hindernisse aus zersägten Eisenbahnschienen: monströse Stahlgebilde, die Landungsboote aufreißen sollen. Am Strand liegen, vergraben im Sand, Minen neben Stacheldrahtverhauen, Panzergräben und Betonsperren. In den Felsen stecken getarnte, mit Beton verstärkte schachtartige Löcher, die Maschinengewehren, leichten Geschützen und Mörsern Deckung gewähren und durch Schützengräben und Tunnel miteinander verbunden sind. Die Strandaufgänge werden von "Widerstandsnestern" gesichert: durch Panzergräben und Minen geschützte Verteidigungsanlagen, aus deren gut getarnten Stellungen die Deutschen den ganzen Strand im Blick haben. Oben auf dem Kliff stehen massive Bunker. Grünbraune Tarnnetze überspannen ihre bis zu zwei Meter dicken Stahlbetonwände; in einigen dieser Festungen stehen moderne 88-Millimeter-Panzerabwehrkanonen, in anderen Beutewaffen aus allen Teilen Europas.

    Die US-Offiziere haben angekündigt, dass diese Stellungen vernichtet sind, wenn die GIs am Strand landen: 480 schwere B-24 Bomber sollen unmittelbar vor der Landung 1300 Tonnen Bomben auf Omaha Beach werfen, die Schiffe Hunderte Granaten verschießen. Auf der Fahrt hat Stevens den Schatten der Bomberwolke gesehen und die Luftturbulenzen der Schiffsgranaten gespürt. Nun hofft er, auf ein Trümmerfeld zu treffen: auf zerstörte Stahlsperren, zerschmetterte Bunker, tote Deutsche. Aber in dem kurzen ersten Augenblick, da die Bugklappe seines Landungsbootes fällt, wird ihn wohl wie unzählige GIs Verwirrung und Angst packen: Der Strand liegt unberührt vor ihnen. Die deutschen Stellungen sind intakt; Stacheldrahtrollen und Stahlsperren liegen unverrückt im Sand. Und der Kirchturm des Ortes Vierville-sur-Mer direkt über Omaha Beach steht, als wäre hier kein Schuss gefallen. Irgendetwas ist schiefgelaufen...

    Der D-Day wurde über ein Jahr geplant.
    Die Alliierten müssen anderthalb Jahre warten, ehe die amerikanische Industrie die für die Invasion notwendigen Riesenmengen an Landungsbooten, gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen, Waffen, Medikamentenpacks, Uniformen, Helmen, Stiefeln, Zelten, Funkgeräten produziert hat.

    Im Frühsommer 1944 stehen in den südenglischen Häfen 50.000 Fahrzeuge für den ersten Tag der Operation Overlord bereit: Panzer, Lastwagen, Jeeps, Motorräder. In den Hafenbecken liegen sechs Schlachtschiffe. Mini-U-Boote kreuzen vor der französischen Küste, um Verteidigungsstellungen auszuspähen. Fast 11.000 Flugzeuge stehen in den Hangars und auf den Flugplätzen: Bomber und Jagdflieger, Transportmaschinen und Gleiter, die in großer Höhe von Zugmaschinen ausgeklinkt werden und Angriffstruppen lautlos segelnd hinter feindliche Linien bringen sollen.
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