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  • Day 169

    Tikal National Park und El Remate

    June 15, 2023 in Guatemala ⋅ ☀️ 36 °C

    Nachdem ich die Grenze von Belize nach Guatemala erfolgreich passiert hatte und ich, wie auch der Isuzu für 90 Tage in den 4 Ländern Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua reisen „durften,“ ging es für einen kurzen Abstecher nach Flores, um eine Versicherung fürs Auto abzuschließen. Da ich schon vorher mit der Versicherungsagentur via WhatsApp Kontakt aufgenommen hatte, war vor Ort Vieles bereits klar. Die Versicherung deckte nur Personenschäden ab und kostete für die 90 Tage Quetzales600 (€75). Der Abschluss vermittelte mir ein Gefühl von mehr Sicherheit, als ohne Versicherung unterwegs zu sein. Nachdem alles erledigt war, ging ich noch ein paar Kleinigkeiten im nahegelegenen Supermarkt einkaufen, wo mich viel an die mexikanischen Lebensmittelgeschäfte erinnerte und entschied mich dann zur Weiterfahrt in den Tikal Nationalpark. Es war schon gegen 16 Uhr und ich hatte bereits auf der Fahrt nach Flores realisiert, dass man auf den Straßen Guatemalas grundsätzlich mehr Zeit einberechnen musste. Das Fahren empfand ich als sehr herausfordernd, da ich permanent den Fokus auf die Straße richten musste, wegen Fußgängern, Zweirädern, verrückten Bus- und Lastwagenfahrern, Straßenschäden, toten Tieren auf der Fahrbahn etc.. Die Liste ist lang. Als ich um etwa 17 Uhr an der Einfahrt zum Nationalpark ankam, war erstmal Verwirrung angesagt. Ich sollte eine Eintrittsgebühr in Höhe von Q150 (€20) für die archäologische Stätte zahlen, welche aber nur noch für diesen Tag galt und die Sehenswürdigkeit schloss in wenigen Minuten. Nach einigem Hin-und Her und in der Gewissheit, dass ich den Eintritt auch online buchen konnte, durfte ich einfahren. Es waren noch immer etwa 16km durch den Dschungel bis zu meinem Stellplatz vor dem Jaguar Inn Hotel. Es war ein spezieller Ort: zum Einen merkte ich mal wieder, dass mein Spanisch nicht ausreichte, um nicht für Verwirrung zu sorgen, dann gab es nur für ein paar Stunden Strom am Tag über einen Generator und die Männer waren permanent damit beschäftigt, möglichst frühzeitig das Kabel von meinem Kühlschrank aus der Steckdose zu ziehen. Auch die Tiere vor Ort wurden mir fast zu viel. Nachdem um 9 Uhr abends der Generator abgeschaltet wurde, war es mir nicht mehr möglich, noch etwas am Smartphone zu machen, da die Beleuchtung unwahrscheinlich viele Insekten anzog und sie attackierten mich aufs Schlimmste. Ich hatte keine andere Wahl, als um 21 Uhr im Bett zu liegen. Nach dem Aufstehen am Morgen um 6 Uhr wuselten bereits unzählige Nasenbären und vereinzelt auch einmal ein Aguti neben dem Auto herum und labten sich an den zu Boden gefallenen Mangos.

    Am Abend meiner Ankunft in Tikal war sowohl im Hotel, auf dem Zeltplatz und auf dem Parkplatz sehr viel los. Eine Oberstufenklasse aus Guatemala City campte in Zelten, eine weitere Klasse aus Washington D.C., die zur Vogelbeobachtung hier war, übernachtete in den Cabañas und noch ein paar Individualtouristen, zu denen ich mich auch zählte, waren hier gestrandet. Ich unterhielt mich mit verschiedenen Leuten und interessanterweise sprachen einige davon deutsch. Darunter ein amerikanischer Vogelkundler, der schon Jahrzehnte in Guatemala lebt und dessen deutsche Großeltern in die USA auswanderten, wie auch eine Guatemaltekin, deren Vorfahren ebenfalls aus Deutschland, aber nach Guatemala emigrierten.

    Am Freitagmorgen war ich bereits früh auf den Beinen und joggte, auf der um diese Uhrzeit noch leeren Straße durch den Dschungel in Richtung Nationalparkeingang und wieder zurück. Die morgendliche Stille wurde lediglich vom Zwitschern der vielen Vögel und dem Sound der Brüllaffen unterbrochen. Nach dem Frühstück und ein paar Telefonaten entschied ich mich, die archäologische Stätte zu besuchen. Ich buchte mein Ticket online für stattliche Q150 (€20). Für einen Einheimischen kostet es übrigens nur 20 Quetzales (€2.50). Als ich über den Parkplatz lief, war es bereits Mittag und eigentlich schon recht spät für eine Anlage wie Tikal. Ich ging zum Eingang, wo ich online registriert war und lief in den Park hinein. Ich verbrachte etwas mehr als 4 Stunden in der archäologischen Stätte, hätte meinen Aufenthalt aber auch gut und gerne noch 1-2 Stunden verlängern können.

    Tikal ist eine antike Stadt der Maya im nördlichen Guatemala mit bemerkenswerten Stufentempeln. Sie war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode im 3. bis 9. Jahrhundert und ist zudem eine der am besten erforschten Maya-Städte. Die ersten Siedlungsspuren reichen ins frühe 1. Jahrtausend v. Chr. zurück. Im 2. Jahrhundert begann die eigentliche städtische Entwicklung mit der Errichtung von Tempeln, Stelen und Palast-Tempel-Komplexen. Tikal erreichte 2 Höhepunkte, einen im 5. Jahrhundert und einen Zweiten erlebte die Stadt im 8. Jahrhundert. Im frühen 9. Jahrhundert schwand die Macht von Tikal, die Bautätigkeit hörte auf. Im 10. Jahrhundert war die Stadt vollständig verlassen. Erst 1848 wurden die Ruinen von einer Expedition, die von der guatemaltekischen Regierung entsandt wurde, wiederentdeckt und in den folgenden Jahrzehnten intensiv erforscht. 1979 wurde die Anlage sowie der 575 km² umfassende Nationalpark Tikal zum UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe erklärt.

    Es war ein überaus beeindruckender Besuch der Ruinenstadt und als ich am späten Nachmittag zurückkam, war das Jaguar Inn so gut wie leer. Lediglich 3 französische Backpacker und ich waren noch vor Ort. Den Attacken der Insekten nach Abschalten des Generators um 21 Uhr konnte ich mich nur entziehen, indem ich vor besagter Uhrzeit im Auto lag. Ich schaffte es nicht und ich litt.

    Am Samstagvormittag entschied ich mich zur Abreise. Ich wollte nur unweit des Nationalparks am Petén-Itzá-See Halt machen. Ich fuhr einen Campingplatz in El Remate an, verliess diesen aber nach kurzer Zeit wieder, da es mir hier zu turbulent zuging. Es machte den Eindruck auf mich, als seien die Wochenenden in Guatemala noch lebendiger, als ich es bereits aus Mexiko kannte. Auf meinem neuen Platz La Casa de Doña Tonita ging es zwar auch stimmungsvoll zu, aber mit dem was ich vorher im El Muelle erlebte, war es nicht zu vergleichen. Hier ging es auch eher familiär zu und ich war zufrieden mit meinem Entscheid, gewechselt zu haben. Im Doña Tonita zahlte ich Q25 (€3) pro Nacht inklusive Strom, Toilette und Dusche. Ich entschied spontan, noch eine Nacht zu verlängern, da es ein wirklich wunderschöner Ort war. Man munkelt, dass sich im Petén-Itzá-See Krokodile tummeln. Glücklicherweise bin ich keinen begegnet und ich schwamm recht oft in diesem ruhigen Gewässer.

    Nach 2 Nächten verließ ich El Remate schweren Herzens und fuhr etwa 320 km bis nach Coban weiter. Erst nach
    7 Stunden Fahrtzeit kam ich wohlbehalten auf der Kaffeeplantage Chicoj an.
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