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  • Day 58

    Schnap(s)schüsse und viele alte Steine

    October 26, 2023 in Greece ⋅ 🌙 19 °C

    Am Dienstag lag die archäologische Stätte von Alt-Korinth praktisch vor unserer "Haustür", also nix wie hin. Kreuz und quer durch ein unscheinbares Einfamilienhaus-Quartier, vorbei an geschichtsträchtigen Telefonstangen mit im Laufe der Jahre übereinander gehefteten Todesanzeigen, - und plötzlich stehst Du vor einer riesigen Ausgrabungsstätte mit Museum. Relikte aus anderen Zeiten, Zeugen einstigen Lebens und Liebens, einstiger Händel und gewiss auch Machtkämpfe. Zeugen auch eines äußerst erstaunlichen handwerklichen Könnens - und das bereits im 5. bis 2.Jahrhundert vor Chr.
    Im Hintergrund überragt der mächtige Felsblock, auf dem die Festung Akro-Korinth thront, die Szenerie.
    Der Apostel Paulus habe in römischer Zeit hier die "Briefe an die Korinther" verfasst.

    Im späten Nachmittag geht's dann der Küste entlang weiter, bis zum kleinen Hafendorf von Alt-Epidauros. Da die Campings bereits schließen, stellen wir uns auf den Parkplatz einer Strandtaverne. Ein mehrfacher Glücksfall, denn gut 50 Meter vor diesem Strand lässt sich die "versunkene Stadt" (sunken city) von Epidauros mit Taucherbrille und Schnorchel er-schwimmen. Auch hier zwar wieder Grundmauern, Steine, Fragmente von Ziegel-Böden und Amphoren; dieses ehemalige römische Landhaus erschließt sich aber für einmal aus völlig anderer Perspektive.

    Dann sind es die grillierten Calamares, der fantastische griechische Salat, die Degustation der hauseigenen eingelegten Oliven, der Öle und Marmeladen, die unsere Herzen höher schlagen lassen. Schließlich aber bleibt Dimitrios, der Tausendsassa und Chef, in besonderer Erinnerung. Wir hocken, zusammen mit einem Aussiedler-Paar aus Kärnten, bis spätabends als letzte Gäste in seiner Taverne und diskutieren mit ihm über Gott und die Welt und Politik und Geschäfte. Derweil füllt er unsere Weinkaraffe ständig nach und auch beim Tsipouro (Tresterbrand) geizt er nicht. Echte griechische Gast-freund-schaft.

    Anderntags verschiebt sich die Tagwache beträchtlich. Kein Problem, wir haben ja Zeit. Um die Mittagspause erkunden wir das sehr beeindruckende antike Amphitheater von Epidauros. Die Monumentalität dieser Anlage und die schöne Einbettung in Wald und Landschaft lassen staunen und träumen. Auch hier gibt es wieder ein riesiges Ruinenfeld abzuschreiten. Einzelne stehende Säulen vermitteln einen Eindruck der einstigen Dimensionen.
    Die Anlage zeigt aber auch, wie sich archäologische Forschung verstanden hat ... und wohin sie sich entwickeln könnte. Die Tafeln erörtern endlose Hypothesen, was wohl wie wo war .... Schön langsam merke ich, dass ich der hypothetischen und baulichen Rekonstruktion wenig Interesse abgewinnen kann. Vielleicht läge hier tatsächlich ein sinnvolles Einsatzfeld für die neuen multimedial-virtuellen Techniken.

    Auf dem Weg nach Nafplio durchqueren wir die Ortschaft Lygurion mit dem hübschen, kleinen byzantinischen Kirchlein Agios Ioannis. Ein schlicht und liebevoll restauriertes Kleinod, das eine Ahnung vermittelt und neuen Nutzen stiftet. Da passt es wieder.

    PS: Dimitrios' Unternehmen https://www.instagram.com/athina.ecofarm/?hl=de umfasst ein Gourmet-Restaurant, eine Strandtaverne, traditionsgetreu renovierte Ferienhäuschen und einen Webshop mit ausgezeichneten Olivenöl-Produkten.
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