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  • Day 43

    In der Wüste ist es kalt!

    March 15, 2019 in Namibia ⋅ ☀️ 18 °C

    Ich friere! In Afrika! Und dabei bin ich doch am Rande der Namib-Wüste!

    Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich hätte stutzig werden können, als ich auf der Fahrt zu meiner Unterkunft eine Reiterin in Langarmshirt und Weste beobachte. Schüttel aber nur innerlich den Kopf, wie man sich bloß bei den Temperaturen so dick anziehen kann.
    Ich werde schnell eines Besseren belehrt. In Walvis Bay an der Küste liegen die Durchschnittstemperaturen lediglich zwischen 13 und 19 Grad. Hört sich erstmal nicht wenig an, aber begleitet wird das durch einen starken kalten Wind von der See her kommend. Dieser bringt auch meist Wolken mit und sorgt für graues, diesiges Wetter, was die Trostlosigkeit noch untermalt. Das erste Mal seit sechs Wochen krame ich Pulli und Schal aus den Untiefen meines Koffers hervor.
    Im Hostel empfängt mich ein brummiger älterere Herr. Ich teile mir das Vier-Bett-Zimmer mit einer Portugisien. Neben uns wohnt noch ein Inder, der im Hafen arbeitet. Wir drei sind die einzigen Gäste.

    Überhaupt ist Walvis Bay eine trostlose, durch die umliegenden Minen geprägte Industriestadt. Ich bin enttäuscht, hatte mir erhofft, mal wieder nett durch ein Städtchen bummeln zu können, aber das kann ich hier vergessen. Nun gut, ich organisiere mir für den nächsten morgen einen Fahrer, der mich zur Düne 7 bringen wird, laut namibischen Angaben mit 383 Metern die höchste Düne der Welt. Diese Aussage ist aber umstritten. Abends esse ich zum ersten Mal alleine in einem Restaurant zu abend und laufe (!) bei Dunkelheit (!!) den Weg nach Hause zurück. Ein kleines Stück Freiheit.

    Peter, mein Fahrer, ist ein dickbäuchiger Rentner, der vor drei Jahren aus Windhoek an die Küste gezogen ist. Er bringt mich zur Düne und wartet auf mich, während ich mich daran mache, die Sandmassen zu besteigen. Der Aufstieg ist mühsam, bei jedem Schritt versinkt man tief im Sand, es ist steil und ich muss mehrmals eine Pause einlegen, um wieder Luft zu holen. Außer mir ist nur noch eine Schulklasse in weiter Entfernung da und so habe ich nach geschafftem Aufstieg die Aussicht ganz für mich allein.

    Leider ist somit aber auch niemand da, der mal ein Foto von mir machen könnte und so muss ich kreativ werden. Ich baue aus meinem Rucksack und meiner Jacke ein kleines Podest, rechne mir ungefähr aus, wo die Kamera hinschaut, stelle den Selbstauslöser ein und renne dann hektisch die Düne rauf und runter. Die ersten Male ist nur ein Bein oder mein Kopf zu sehen, aber ein paar Bilder sind dann doch dabei raus gekommen. Nur war ich dann so durchgeschwitzt und sandig, dass ich mich lieber mit dem Rücken zur Kamera positioniert habe...

    Nachmittags mache ich noch einen Spaziergang durch die Lagune, um die Flamingos zu sehen. Ich beschließe, nicht in Walvis Bay zu bleiben sondern ins benachbarte Swakopmund zu fahren. Dort startet am Montag der Elephanttrail und laut Reiseführer sowie den Aussagen der Einheimischen ist es die bessere Alternative. Und so bin ich nun in Swakopmund im Hostel und nicht mehr allein! Hier ist wieder Leben in der Bude und ich treffe andere Reisende. Unter anderem Richard und Wolfgang, zwei Herren im frühen Rentenalter, die seit vier Monaten mit dem Motorrad durch Afrika fahren. Die beiden sind in ulkiges Gespann und können viele Geschichten erzählen.

    Am Montag starte ich dann mit einer Gruppe von Freiwilligen zu dem zweiwöchigen Elefantenprojekt. Wir sind so freiwillig, wir zahlen sogar noch unsere eigene Arbeit 😉 Für etwa 1.000 Euro dürfen wir in der ersten Woche Mauern um Wasserbrunnen der Einheimischen bauen, um sie vor Zerstörung durch Elefanten zu schützen. In der zweiten Woche - der Tracking Woche - begeben wir uns dann auf die Spuren der Wüstenelefanten, folgen ihnen auf ihren Routen und sammeln Daten.
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