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  • Day 110

    Endlich wieder Pferde(-dreck)

    May 21, 2019 in Australia ⋅ ☀️ 22 °C

    Am Zustand meiner Fingernägel lässt sich ganz gut erkennen, was ich in der letzte Zeit so gemacht habe. Der hartnäckige schwarze Dreckrand unter meinen Nägeln erweist sich als überaus bürstenresistent und begleitet mich nun bereits seit mehreren Tagen. Außerdem schmerzen folgende Körperteile infolge von ungewohnter körperlicher Arbeit: Schultern, Arme, Rücken, Innenseite Oberschenkel, Hände und Finger. Ach, eigentlich alles. Es ist diese Art von Schmerz, über die man sich gern beklagt, aber insgeheim doch ganz gut findet, zeigt sie einem doch, dass man sich mal wieder bewegt hat. Und natürlich bilde ich mir auch ein, dadurch ganz viele Kalorien zu verbrennen.

    Ich würde gern mal von Weight Watchers wissen, wie viele Punkte man sich durch Pferdemist herumkarren verdienen kann? Das ist nämlich hauptsächlich der Grund für meine Erschöpfung. Seit einer Woche bin ich auf dem Hof von Anne-Kathrin, einer gebürtigen Deutschen, etwas außerhalb von Sydney. Sie lebt seit 10 Jahren in Australien und hat sich in den letzten Jahren unter dem Motto „German Riding Ponies“ eine kleine Reitschule aufgebaut. Ans Haus angrenzend befindet sich ein kleiner Stall mit sieben Endmaß-Ponys, einem Hengst, und einer tragenden Stute. Und ich bin für die nächsten Wochen der Stallboy. Vorbei ist‘s mit dem Lotterleben in Kapstadt! Hier herrscht deutsche Genauigkeit!

    Mein Tag beginnt um kurz vor 6 Uhr. zuerst Heu füttern, dann mich, solange die Pferde fressen, dann Kraftfutter füttern, Wassereimer auffüllen, Decken abnehmen, Pferde raus bringen, Schubkarre und Mistgabel schnappen und alle Boxen säubern - täglich. Zwischendurch wenn Reitschüler kommen das entsprechende Pferd wieder einfangen, putzen, satteln, weiter misten. Nach der Stunde Pferd in Empfang nehmen, absatteln, wieder auf die Wiese zurück. Etwa alle zwei drei Tage zusätzlich noch die Paddocks abäppeln. Da kommt echt viel Mist (und das meine ich in seiner wahrsten Bedeutung) zusammen! Manchmal fühle ich mich wie ein Goldgräber beim Misten. Die Boxen werden mit Reisschalen eingestreut, die beim Schälen von Reis entstehen. Ich gehe mit der Mistforke durch die Box und will die Äppel absammeln. Aber die Ponys machen so kleine Äppel, dass sie leicht durch das Raster fallen. Ich nehme also immer Reisschalen und Äppel auf, schüttel dann vorsichtig den Reis raus und hoffe, dass die Äppel nicht mit abrutschen, was sie eben doch oft tun. Erinnert mich daran, dass wir als Kinder manchmal Gold aus dem Sand gesiebt haben. Tatsächlich wird aus der Scheiße zumindest ein bißchen Gold. In Plastiksäcken abgefüllt (von wem wohl?) können sich die Leute für 2 Dollar das als Dünger mitnehmen. Manchmal kommen auch welche mit dem Pickup und laden sich den voll. Immerhin. Von dem Geld sind wir mal Kaffee trinken gegangen.

    Wir beiden Mädels schmeißen hier also den Laden, und wir verstehen uns dabei gut. Am Wochenende waren wir tanzen und mussten aber wieder um 6Uhr raus. Eine von uns hat das auch tatsächlich geschafft - ich war es leider nicht...

    Einen freien Tag habe ich pro Woche und den habe ich genutzt, um nach Sydney rein zu fahren. Natürlich wollte ich unbedingt die Oper sehen, das berühmte Wahrzeichen! Ich war aber von der ersten Woche so erschöpft, dass ich mich nur so dahingequält habe. Also bin ich erstmal in den angrenzenden botanischen Garten gegangen und habe mich auf der nächstbesten Bank ausgestreckt, mein mitgebrachtes Lunchpaket vertilgt und dabei auf die Oper geschaut. Habe bestimmt zunächst zwei Stunden dort gelegen. Konnte mich dann aufraffen und mich einer Stadtführung anschließen.

    So, jetzt noch ein kurzer Nachschub aus Kapstadt, sozusagen eine kleine Anekdote off topic, die mir irgendwie vor ein paar Tagen wieder eingefallen ist und seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht: wir hatten einen Abend mal so zwei Südafrikaner kennengelernt, die als Programmierer in Kapstadt arbeiten. Vormals Kollegen bei einer Finanzapp, hatte einer inzwischen bei einer Datingapp für Schwule angeheuert. Unter anderem hatte er dort einen Algorhytmus entwickelt, der Penisbilder herausfiltern sollte. Die darf man nämlich nicht als Profilbilder hochladen (was später in den privaten Chats verschickt wird, ist wiederum eine andere Sache!). Da der Algorhytmus aber nicht 100%ig zuverlässig ist - ich mein, ist ja auch bestimmt nicht leicht, es gleicht ja wahrscheinlich kein Ei dem anderen - werden verdächtige Bilder nochmal einer menschlichen Kontrolle unterzogen. Und diesen, sagen wir mal skurrilen Job, erledigt eine alte Thai Lady, die extra dafür angestellt ist, sich all diese Bilder anzusehen und auszusortieren. Was sagt man dazu?
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