Satelital
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  • Día 24

    ... und Teil 3

    2 de febrero, Mexico ⋅ ⛅ 28 °C

    Viernes: heute hab ich schulfrei - denn es geht zum Kochkurs! Vorher checke ich aus meinem Hotel aus und mache mich dann auf den Weg zum Restaurant La Olla. Dort angekommen treffe ich bereits meine ersten Mitstreiter - Jürg und Arlette aus der Schweiz, beide im Urlaub und im großen Ganzen in Rente. Dann trudeln nach und nach alle anderen ein - Lory - berentet aber rüstig, aus San Francisco - und Linda und Carol - ebenfalls berentet, das Laufen fällt bereits etwas schwer, aus Massachusetts. Und bei Carol ist der Name irgendwie auch Programm.
    Trotz des insgesamt nicht niedrigen Altersdurchschnitts sind alle in Spazierlaune und so machen wir uns mit Diego - dem gelangweilten Kochlehrling - auf den Weg zum Markt, während Pilar, die Chefin, mit dem Auto fährt. Es folgt eine Runde über den Markt - und wenn das damals beim Kochkurs auf Bali schon irgendwie etwas unangenehm war als Gruppe von Weißbroten über einen lokalen Markt zu schlendern, ist der Ausflug mit einer Gruppe Grauhaar-Weißbroten next level. Nicht, dass ich etwas gegen graue Haare hätte, eines Tages erwischt es mich ja auch und ich hoffe dann auch im langen Leinenkleid über einen Markt in Oaxaca zu spazieren. Dennoch fühle ich mich etwas deplatziert.
    Danach fahren wir zu Pilar nach Hause, wo der Kochkurs stattfindet, und Pilar scheint sich zu freuen mit mir ein bisschen Spanisch sprechen zu können.
    Ihr Zuhause ist schön und in diesem schönen, sehr mexikanischen Stil eingerichtet - eine hohe Galerie mit viel surrealer Kunst, die Decke aus durchsichtigem Plastik, ein kleiner Dschungel in der Mitte, drei Hunde, zwei Katzen und überall wunderschöne Keramik, wovon vieles Gesichter hat. Natürlich hecke ich direkt aus mir davon auch noch etwas zuzulegen - perfektes Backpacker-Souvenir son schwerer Keramik-Pott.
    Dann wird gekocht, wobei wir den Star des Tages natürlich nicht selber herstellen - die Mole negro. Zum Kochen (oder eher Rollen, Schnibbeln und Rupfen) gibt es ein Corona-Bier, dann folgt ein prä-prandiales Mezcal-Tasting (gute Idee das vor dem Essen zu machen), es folgen die Aperitivo-Tacos und schließlich das Menü (Kaktus-Salat - uh, schleimig -, zweierlei Tamales - gefüllte Zucchini-Blüten und Tamales gefüllt mit Huhn und mole negro - und Mango-Sorbet). Es schmeckt köstlich, vor allem die Mole negro, viel besser als alle anderen ihrer Sorte die ich bisher probiert habe. Oder es war bei den bisherigen einfach nicht genug Mezcal vor dem Essen.
    Schließlich ist der Kochkurs vorbei, hat Spaß gemacht, gut geschmeckt und einen beruhigenden Ausblick auf mein Rentnerinnendasein eines Tages ermöglicht. Und zum Schluss will Linda auch noch Handynummern austauschen, damit ich mich melden kann, wenn ich mal in New York bin. Irgendwie ja auch ganz süß und sofort stelle ich mir vor, wie ich Tee trinkend mit ihr auf ihrer Veranda in Massachusetts hocke.
    Und so mache ich mich - mit einer neuen New Yorker Freundin im Telefonbuch (ja, Papa, wie früher auf dem Spielplatz) - auf den Weg zum Keramikladen. Zum Glück finde ich hier nicht DIE Tasse und gehe somit in zweierlei Hinsicht erleichtert zurück zum Hotel - einerseits ideeller Natur, da ein schwerer Keramik-Pott im Rucksack natürlich Ärgernis-Potenzial für die weitere Reise geboten hätte, andererseits rein physischer Natur, da ich im Geiste bereits das Gewicht der Tasse auf meinen Schultern gespürt habe.
    Den restlichen Tag lungere ich in alter Manier schmarotzerisch in den Annehmlichkeiten meiner ehemaligen Unterkunft herum und lese mein Buch weiter. Kurz vor Abreise spricht mich die Hotelbesitzerin plötzlich an, um mir eine Postkarte und eine Brosche zu schenken und mich zu bitten beim nächsten Aufenthalt nicht über Booking sondern direkt über das Hotel zu buchen. Ich schrecke hoch - begleite ich geistig doch gerade Haschisch- und Koks-Transporte über das Mittelmeer. Dann werden mir ihre Absichten klar und völlig in der Welt bestochener Polizisten, Regierungsmitglieder usw. fühle ich mich plötzlich auch unglaublich korrupt. Ja, ich gebe zu, wird Zeit, dass ich das Buch bald auslese.
    Und so mache ich mich auf den Weg Richtung Pacífíco! Und überlebe nun auch korrupt und vermutlich 30 Kilo schwerer die Tage 20-24.
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