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  • Day 25

    General Victorianio Huerta

    February 3 in Mexico ⋅ 🌬 29 °C

    11 Stunden lang ruckelt mich der Nachtbus an mein neues Ziel - Puerto Escondido. Hier angekommen tut mir alles weh, nie war ich mir meiner Gelenke mehr bewusst als jetzt und alles was nicht wehtut (<1%) ist taub. So schleppe ich mich steif und schwitzend zu meiner neuen Unterkunft. Dort stelle ich erst mal meine Sachen ab und gönne mir ein obstreiches Frühstück im angrenzenden Café. Danach geht es zum Check in und ich darf mein Zimmer beziehen - es ist in einem Surfhouse der Surf und Spanisch-Schule, bei der ich Stunden gebucht habe, hat eine eigene Außenküche und ein eigenes Badezimmer, soweit ganz schick.
    Der Geruch im Zimmer weckt jedoch diffus unangenehme Erinnerungen in mir und dann entdecke ich ihn - den halbtoten General Victorianio Huerta. Wobei nein, nicht wahr, die Cucaracha, die hier vor mir liegt, hat noch alle Beine. Ich nenne sie Hubert, in der Hoffnung, dass sie ein Männchen und kein trächtiges Weibchen war. Jetzt erkenne ich auch den Geruch - Anti-Kakerlaken-Mittel. Absolut verständlich, dass an einem Ort, der so nah am Draußen ist auch eine Kakerlake zu finden ist - aber ich hasse es!
    Einige Zeit gehe ich an Hubert vorbei - nicht ohne ihn nicht jedes Mal eines angeekelten Blickes zu strafen - irgendwann finde ich aber doch es ist Zeit für ihn zu gehen. Nun ist allerdings das Leben als starke unabhängige Frau vorbei - ich laufe zu einer der Putzfrauen und bitte sie um Hilfe. Die kennt da zum Glück nichts und will Hubert am Beinchen heraustragen. Daraufhin zappelt er, sie sagt überrascht "oy!" und trägt ihn schließlich an beiden Fühlern heraus. Ich fühle mich etwas albern, hauptsächlich bin ich aber erleichtert, dass Hubert nun weg ist. Und hoffe der Rest seiner Familie wohnt draußen...
    Bei der unvermeidlichen anschließenden, paranoiden Zimmerinspektion fällt mir außerdem eine Spur auf dem Bett auf - da war wohl noch ein tierischer Besucher hier. Das stört mich aber deutlich weniger als Hubert.
    Danach gehe ich einkaufen und lerne mein Wohnviertel kennen - und es gefällt mir leider nicht - sehr amerikanisch, breite Wege, kaum ein Fußgänger, nur Autos und Scooter, viel Dreck, wenig Liebe. Auch der Markt ist kein Ort zum Wohlfühlen und so bin ich froh, wenn das erledigt ist, freue mich jedoch mal wieder ein wenig frisches Obst und Gemüse zu mir nehmen zu können, genauso wie ich mich freue, dass mich morgen mal wieder eine Tasse Kaffee im Pyjama erwartet.
    Zum Glück habe ich für die Woche viel Programm und werde so bestenfalls weder vom Ort, noch von den Huberts in spe viel mitbekommen. Vamos a ver!
    Abends gibt es natürlich noch den ersten Sonnenuntergang am Pazifik und schon ist der Tag rum und (wenn auch nicht für Hubert) überlebt.
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