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  • Day 9

    A Fitz Roy day

    March 6 in Argentina ⋅ ☁️ 8 °C

    Ein großer Tag - heute habe ich mir mit Luzia, der Slowakin vom Perito Moreno-Gletscher, vorgenommen zur Laguna de Los Tres zu wandern, um den Fitz Roy zu bewundern. Bestenfalls, denn dafür muss das Wetter mitspielen.
    Um 7.30 Uhr geht es los, den Sonnenaufgang im Rücken laufen wir durch beginnend herbstlichen Wald. Schon früh kommt der erste Aussichtspunkt - und der Fitz Roy präsentiert sich unbedeckt von Wolken in seiner ganzen Pracht. Begeistert schießen wir die ersten 100 Fotos. Ein anderer Wanderer berichtet, dass ab 11.30 Uhr die Wolken am Fitz Roy aufziehen. Und damit entfacht er völlig den Irrsinn in uns - jetzt wird gelaufen als gäbs kein Morgen mehr.
    Im German Stechschritt rasen wir den Weg entlang, lassen Aussichtspunkte links liegen und haben nur ein Ziel vor Augen - die Laguna de Los Tres erreichen und den Fitz Roy ohne Wolken sehen. Pausen machen wir lediglich, um Fotos zu schießen, ansonsten wird weder gegessen, noch getrunken, noch irgendwie anders unnötig Zeit verplempert. Wir sind besessen.
    Und so schaffen wir es in 3,5 Stunden die 11 km und ca. 1000 Höhenmeter hinter uns zu bringen - Letztere knubbeln sich gefühlt im letzten Anstieg und dieser ist eine Qual. Aber wofür geht man wandern, wenn nicht um sich zu quälen?!
    Doch - es lohnt sich und wir erreichen unser Ziel - die Lagune ist noch (fast) menschenleer und der Fitz Roy beeindruckt in voller Pracht. Und nun gönnen wir uns auch eine Pause am Ufer des türkisen Gletscherwassers. Hier verbringen wir tatsächlich etwa zwei Stunden damit die Aussicht zu genießen bis die Sonne hinter einer großen Wolke verschwindet und es etwas kalt wird.
    Nebenbei bemerkt - verrücktes Wetter! Im einen Moment ist es angenehm warm und man spielt mit dem Gedanken die Jacke auszuziehen, im nächsten wehen einem eisige Winde entgegen und man wünscht sich Skikleidung herbei.
    Dann steigen wir wieder ab, was gar nicht so leicht ist, da sich nun Massen an Leuten hochquälen. Nach einiger Zeit - und wir haben schon ein gutes Stück des Abstiegs geschafft - fällt Luzia auf, dass sie ihre Cappie oben liegen gelassen hat. Und sie will nochmal hoch, um sie zu holen. Die ist doch verrückt! In der Zeit hüte ich die Rucksäcke und warte, habe jedoch glücklicherweise mein Buch dabei und kann somit in der Sonne sitzend bei schönster Aussicht etwas lesen.
    Irgendwann kommt sie zurück und war nicht mal erfolgreich - die Cappie ist weg. Oh man.
    Wir laufen weiter und erreichen irgendwann eines der Camps, die wir schon auf dem Hinweg passiert haben. Nun laufen ein paar Vögel zwischen den Zelten entlang - sie bewegen sich wie Hühner und picken auch genauso herum, sehen jedoch aus wie Adler. Wir nennen sie liebevoll chicken-eagles und gehen schließlich weiter, sobald wir uns von ihrem Anblick gelöst haben.
    Dann laufen wir noch einen extra Schlenker, um uns vom Mirador el Pilar aus eine weitere Lagune samt Gletscher anzusehen. Laut Luzia liegt diese nur 2 km weit weg, nach ca. 3 km haben wir sie jedoch noch immer nicht erreicht.
    Uns kommt ein Wanderer entgegen und wir fragen ihn, wie lange es noch dauert. Er schätzt etwa 20 Minuten und entsetzt gehen wir weiter. Und dann - kommen wir nach genau 3 Minuten an.
    Schon vorher hatten wir uns darüber unterhalten wie schlecht wir selbst darin sind Zeiten zu schätzen, wenn uns jemand fragt, aber das war mal eine komplette Fehlschätzung! Wir hoffen sehr für ihn, dass er dachte wir wollen woanders hin, ansonsten hat er mutmaßlich ein schwieriges Leben. Doch die Fehlschätzung heitert uns auf und wir machen munter Witze damit.
    Der Ausblick ist wieder mal schön, dann geht es zurück und nun wird es zäh - es liegt auf der Hand, dass die Motivation (der Irrsinn) des Morgens nun weg ist und zu allem Überfluss laufen wir den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Also braucht es eine neue Motivation und so fangen wir an uns auf eine heiße Dusche und ein Steak zu freuen.
    Dennoch zieht sich der Weg und wir sind froh irgendwann wieder in El Chaltén anzukommen. Das waren: 33 km und 1000 Höhenmeter!
    Nun gibt es erst mal die ersehnte Dusche (im Übrigen ohne jegliche Privatsphäre hier) und dann treffen wir uns für unser Steak. Heute gibt es zur Feier des Tages ein bife de lomo und das ist so unglaublich zart - lecker. Natürlich dazu wieder ein (mehr als gut gefülltes) Glas Rotwein.
    Wir nutzen die Annehmlichkeiten des Restaurants voll aus (wie gut funktionierendes Internet) und gehen schließlich satt und glücklich in unsere Hostels zurück.
    Das war ein guter Fitz Roy day!
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