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- Jul 25, 2024
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- Altitude: 8 m
IcelandSiglufjordur Airport66°8’53” N 18°54’48” W
Anbeißen erwünscht: Hering goes Museum

„Ich glaube, wir sollten uns bei den Footprints mehr auf die Bilder konzentrieren. Viele lesen die langen Texte gar nicht so gerne!“, sagte Beate schon vor einiger Zeit und ich gab ihr Recht. Island ist voll von Naturwundern und man kommt aus dem (visuellen) Staunen nicht heraus. Was liegt also näher, möglichst viele Eindrücke unserer Reise eben als Bilder hier zu zeigen und sich bei den Texten eher kurz zu halten.
Als Meister des Prologs (Spoileralarm: das hier ist ein solcher Prolog) kann ich aber manchmal nicht umhin und muss einfach ausholen und mehr schreiben. Denn es gibt neben Vulkan, Wasser, Eis, Wind noch etwas anderes, was ich von nun an ganz ganz fest mit Island verbinde: Die Museumskultur.
Museum, so sagt Wikipedia, kommt von altgriechich „μουσεῖον“ (mouseîon) und bedeutet so viel wie ein Heiligtum der Musen, für uns ist es eine der Öffentlichkeit zugängliche Sammlung von Kulturgütern.
Das trifft auf Island zu, denn wir haben das Gefühl, dass die Museen den Isländern heilig sind und uns haben die dort präsentierten Kulturgüter wirklich fasziniert. Unsere Reise auf dieser Insel ist noch nicht zu Ende und wir waren bereits in einem Walmuseum, einem Wahrsagermuseum, einem Seemonstermuseum, einem Polarfuchsmuseum und nach unserer Reise nach Grimsey in Siglufjördur nun in einem Heringsmuseum.
Hering + Museum + Kind = „Oh neee, echt jetzt! Ich mag nicht!“
Beate parkte Gonzo dann aber geschickt direkt neben dem (überall vorhandenen) „Dorf-Pillow“, einem großen aufblasbarem Luftkissen, mit dem man Kindern die Energie aus dem Körper hüpfen lassen kann. Wir nutzten dann auch die erste kleine Erschöpfungswelle, um mit Greta die 500m zum Heringsmuseum zurückzulegen. Und kaum waren wir drin, schlug das kindliche Pendel mit einem Mal in die Gegenrichtung um. Greta war begeistert.
In einer eigens für das Museum errichteten Lagerhalle wurden mehrere alte Heringskutter begehbar ausgestellt. Der Kniff war, dass man erst die Schiffe platziert hatte - inklusive Steg, Gleisen und kompletter Hafenatmosphäre und danach die Halle drumherum gebaut hat. Detailreich wurde man problemlos in der Zeit zurückversetzt und konnte sich vorstellen, wie die Arbeit damals an Bord so eines Kutters und später im Hafen gewesen sein musste.
Da Siglufjördur bis in die 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts eine blühende Stadt des Heringsfangs war, gab es hier zeitweise 12 große Fabriken zur Herstellung von Konserven, Fischöl und Fischmehl. Und genau so eine Fabrik war originalgetreu in einer zweiten Halle nachgebaut worden. Für die Kinder gab es wie immer was zum Anfassen und Greta war von den großen schweren Werkzeugen angetan, mit denen die Schlosser seinerzeit die riesigen Maschinen in Gang hielten.
In einem weiteren Gebäude konnte man dann die Arbeit nachvollziehen, die die vielen Frauen verrichten mussten, wenn es darum ging, den Hering in Fässern für den Weitertransport haltbar zu machen. Bezahlt wurde dabei nicht die Arbeitszeit, sondern das Kontingent, dass die Frauen leisteten. Und das Leistung-zu-Lohn-Verhältnis war denkbar schlecht. Es wurde aber auch nicht darauf verzichtet auch das übrige Umfeld einer solchen Fabrik zu zeigen und so hatten wir auch Einblick in die Büro- und Wohnräume der Angestellten und Arbeiter. Bis ins kleinste Detail war man in einer völlig anderen Zeit und die wirklich perfekte Präsentation ließ uns noch sehr lange Staunen. Greta schwärmt immer noch vom Heringsmuseum - unglaublich.
Aber so ist es - und damit will ich den Kreis zu meinem Prolog schließen - die Isländer können Museum und sie können jedes Thema so nahbar aufarbeiten, dass es weder zu abstrakt noch zu überzogen oder gar billig/peinlich rüberkommt. Wir waren immer wieder skeptisch, wenn in einem Reiseführer ein solches Museum in einem vielleicht 50 Einwohner zählenden Dorf als „spektakulär“ beworben wurde und letztlich waren wir nie enttäuscht sondern eher geflasht. Die liebevolle, oftmals familiäre und heimelige Atmosphäre der verschiedenen Museen ist eine wunderbare Art die Isländische Kultur sehr schnell und begreifbar kennenzulernen.Read more
Traveler Tolle Fotos und natürlich ein schöner Bericht dazu 😉
Traveler Also ich les eure Berichte gern! Wenn man mal drin ist... S ist fast wie ne Sucht bei ner TV Serie. Man will immer wissen wie es weiter geht. Das Lesen ist mir oft ein schöner Tagesbeginn oder Abschluss. Grad schad, dass irgendwann zu Ende ist. Viel Freude noch!