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  • Day 6

    Harnas Wildlife Foundation

    January 12, 2023 in Namibia ⋅ ☀️ 32 °C

    Mein Morgen beginnt wieder mit meinem frisch aufgebrühten Kaffee, den ich mir samt Espressokocher aus Deutschland mitgebracht habe. Magdalena die uns Volunteere jeden Morgen mit Stärkung für den Tag versorgt, beobachtet mich heute wieder fasziniert wie ich meinen Kaffee zubereite. Hier wird wenn überhaupt tatsächlich nur Instantkaffee getrunken.
    Mit Kaffee und Müsli genieße ich den Blick aus unserer Laapa, wie die Aufenthaltsräume hier genannt werden und sehe am Wasserloch bereits die erste Kudu Herde vorbei ziehen.
    Bei der morgendlichen Aufgabenverteilung erfahre ich mit Freude, dass wir im Outside Feeding sind, also diesmal quasi die Morgenrunde übernehmen und Frühstück bringen.
    Beim Vorbereiten und Verladen des Futters bin ich zum ersten Mal seitdem ich hier bin etwas nachdenklicher. Vor mir liegen tatsächlich 7 komplette Pferdeköpfe, ich kann quasi fühlen wie sich die Nüstern, Augen und Ohren noch am Vortag angefühlt haben müssen, bevor diese Tiere ihrer Bestimmung als Futter zugeführt wurden. Mit diesen Tieren bin ich groß geworden und sie sind während des ersten Teil meines Lebens der Hauptbestandteil meines Alltags gewesen. Deswegen haben Pferde für mich einen besonderen Stellenwert. Nun muss ich ausgerechnet diese von mir so geschätzten Tiere an Löwen verfüttern. Nachdem der erste Pferdekopf über den Zaun geflogen ist, begreife ich zum ersten Mal real den Kreislauf des Lebens und verstehe für mich, dass alle Tiere denselben Wert haben unabhängig davon ob ich sie mehr mag als andere.
    Im weiteren Verlauf landen noch alle anderen Pferdeköpfe in hungrigen Löwen- und Leopardenmäulern und ich entscheide mich dafür, dass Pferdeköpfe über Zäune schleudern definitiv das intensivere Workout ist, als Obstkisten stapeln.
    Einer der ganz Hungrigen ist Hellboy, der schönste Leopard den ich je gesehen habe und auch einer der seinem Namen alle Ehre macht. Kaum werfen wir das Futter über den Zaun, springt Hellboy mit einem Wahnsinnssprung aus dem Stand genau auf Höhe des Zaunes. Für einen kurzen Moment schliesse ich mit meinem Leben ab bis unser Ranger Jeremie versucht uns zu beruhigen indem er erklärt, dass Hellboy auch locker über den Zaun springen könnte. Tut er aber nicht, weil er nicht weiß, dass er’s kann. Ich komme zu dem Schluss, dass mich das nicht überzeugt, vertraue dem erfahrenen Ranger an dieser Stelle aber einfach mal. Bleibt mir auch nix anderes übrig.
    Nachdem Geparden und Affen auch versorgt sind, kehren wir zum Reservat zurück und bereiten die Mahlzeiten für die Nachmittagsfütterung vor. Wir schneiden also aus riesigen Stücken Pferdehals und Flanke kilogenau den Bedarf eines jeden Raubtieres zurecht und lagern diese bis zum nächsten Tag im Kühlraum.
    Der Rest des Tages wird dann weniger spektakulär. Wir müssen am Nachmittag erst noch eine Pflichtschulung hinter uns bringen, die das namibische Gesetz für Volunteering vorschreibt und für die wir bisher noch keine Zeit gefunden hatten. Im Anschluss sind die meisten Arbeiten bereits erledigt, sodass ich noch die Aufgabe bekomme alle 9 Hunde im Reservat zu duschen und zu shampoonieren. Da von Handtaschenhund bis Dogge alles dabei ist, wird das tatsächlich ein Riesenspass. Am Ende riechen alle Hunde nach Vanille und auch ich bin 9-mal komplett geduscht.
    Zum Abschluss des Tages nimmt uns die Volunteer Leitung auf einen kleinen Nature Drive außerhalb der Reservatgrenzen mit. Wir beobachten das Wasserloch mit all den Kudus, Oryx, Straußen und Springböcken und finden sogar eine Giraffenfamilie mit Baby.
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