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  • Day 10

    Harnas Wildlife Foundation

    January 16, 2023 in Namibia ⋅ ⛅ 30 °C

    Montag. Neue Woche. Ich bin topfit, super motiviert und fühle mich sicher in sämtlichen Abläufen, Aufgaben und Routinen. Der Tag kann kommen!
    Dass Arbeit mit Tieren, vor allem im Tierschutz niemals Routine ist, wird meine heutige Lektion werden. Das weiß ich aber jetzt noch nicht. Ich sitze am Frühstückstisch mit meinen Katzen Buddies und stärke mich für den Tag.
    Beim Morgenmeeting erfahre ich dann, dass am Abend fünf neue Volunteere aus Deutschland, Holland und Frankreich dazu kommen. Da ich nun zum alten Eisen gehöre, werde ich mit Alina zum Teamlead befördert und somit auserkoren die Newbies anzuleiten.
    Einarbeiten? Kann ich!
    Die Neuen kommen allerdings erst abends an, also arbeiten wir heute noch in unserem bestehenden Team. Die Aufgabe diesmal, die Zäune der Aussengehege kontrollieren und Löcher von Aus- oder Einbruchsversuchen an den Zäunen der Gehege stopfen. Mit Schaufeln bewaffnet düsen wir wieder auf der Ladefläche des Transporters entlang der Aussengehegezäune und buddeln alle Löcher wieder zu die in der Regel von wild lebenden Tieren unter den Zäunen entlang gebuddelt werden, da diese zum Futter innerhalb der Gehege gelangen wollen.
    Mit Abstand ist das der härteste Job bisher, bei 33 Grad in der prallen Sonne ständig von der Ladefläche auf- und absteigen, Löcher wieder zu schaufeln, 10 Meter weiter fahren und wieder von vorne. Wenn ich heute keine Muskeln bekomme, dann nie.
    Umso mehr genieße ich die kurzen Strecken zwischen den Gehegen in denen wir uns auf der Ladefläche bei voller Fahrt den Wind durch‘s Gesicht pusten lassen.
    Bei einer dieser kurzen „Entspannungs“-Fahrten passiert es dann. Nur einen kurzen Moment nicht aufgepasst, nach unten geschaut, weil eine Trinkflasche über die Ladefläche gerollt ist. Und mir knallt ein fetter Ast quer über‘s Gesicht. Meine linkes Augenlid hat einen fetten Cut und fängt sofort an zu bluten, über die Augenbraue zieht sich ein Riss der Scar aus König der Löwen alle Ehre macht. Am Augenrand ist ein zweiter Cut der sofort anschwillt. Da ich tatsächlich keine schlimmen Schmerzen habe und wir mit den Zäunen noch nicht durch, stoppe ich die Blutung durch Abdrücken mit einem Taschentuch und bringe den Job mit meinen Volunteerkollegen zuende. Im Ressort wieder angekommen suche ich aber dann doch direkt Chiara, meine Volunteerkollegin aus der Schweiz. Chiara arbeitet in einer Apotheke und hat eine Krankenpflegerausbildung. Also werde ich erstmal nach europäischen Standard erstversorgt. Desinfiziert, die Wunden geklebt und Pflaster drauf. So verbringe ich dann den Rest des Tages, während mein Auge nach und nach zuschwillt und eine wunderschöne, strahlende Violett-blaue Farbe annimmt. Willow, meine amerikanische Kollegin, sieht mich und sagt nur „Peggy, you are badass.“ Ich nehm‘s mal als Kompliment.
    Am Nachmittag sind wir wieder für‘s Caretaking eingeteilt, bevor wir dann auserkoren werden eine Kobra auszusetzen. Diese wurde beim Reinigen des Löwengeheges im Wasserloch gefunden und gesichert. Nun suchen wir einen geeigneten Platz um sie wieder in die Freiheit zu entlassen und sie vor dem erneuten Ertrinken zu bewahren. Ich sitze also mit Lene und Alina und einer Kiste mit einer Kobra drin auf der Ladefläche und wir düsen fast 20 Minuten durch die namibische Wildnis.
    Schlangen sind mein Endgegner. Kobras sind zudem hochgiftige Schlangen. Jeder kann sich jetzt denken wie unfassbar gut ich mich auf dieser Ladefläche mit der Kiste gefühlt habe. NICHT!
    Am Ende finden wir einen geeigneten Platz weit weg vom kompletten Harnas Wildlife Gelände und entlassen Frau Kobra in ihr neues Leben. Gern geschehen! Komm bitte nicht wieder!
    Im Ressort zurück bin ich noch für den Dogwalk eingeteilt, d.h. alle 9 Hunde einsammeln und die einmal durch die Wildnis jagen. Ich helfe danach noch bei der Fütterung der Hunde und entschließe mich dann das Abendessen auszulassen und direkt unter die Dusche zu springen. Mein Kopf schmerzt nach diesem Tag dann doch ganz gut, sodass ich mir noch eine Aspirin gönne und früh zu Bett gehe.
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